etagere

5,00 Stern(e) 3 Bewertungen

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Mitglied
Das ist sehr schön, lieber Kristian!

Eine Lebens-Etagere von Generationen mit einer Basis gefüllt mit der Wärme von ganz viel Liebe aus vielen Leben. Darüber - und weil auf dieser Wärme ruhend - die Möglichkeit und Zeit für Versöhnung (mit sich selbst, mit dem Vater, dem Leben) und das Erkennen der wahren Werte. Und das Ganze gekrönt von Leichtigkeit im Miteinander und neuer Lebendigkeit.

Das ist so fein gemacht in seiner Offenheit und umfasst und benennt dennoch alles, worauf es ankommt. Wenn die behütende Umhüllung sich zum Buch ohne Zitat entknittert, die Altersspuren behutsam glättet und nichts mehr schwer wiegt oder beim Namen genannt werden muss, was war, dann ist die Etagere reichst gefüllt und wird niemals leer.

Sehr sehr gerne gelesen!
LG,
Claudia
 
Immer wieder erstaunlich, mit welchem Tiefgang Du an eine Gedichtsbesprechung herangehst.
Dafür ganz herzlichen Dank, liebe Claudia!

Vielleicht ein wenig zu hoch bewertet (was mich natürlich kein bisschen stört). Ich werde das Gefühl nicht los, als fehlte noch eine winzige vierte Ebene ...


Grüße v.
Kristian
 

sufnus

Mitglied
Hi Kristian!

Ja - große Freude! Kein Sternchen von Fee zu viel!

Das muss zwar nicht heißen, dass man nicht noch dran herumwerkeln könnte (immer natürlich mit der imminenten Gefahr der Verschlimmbesserung), aber auch so wie es ist, find ichs klasse!
Bzgl. "vierter Ebene", die Du angesprochen hast, Kristian: Ich für meinen Teil fänd eine vierte Etage dann zu viel des sehr Guten, das wäre doch Völlerei. ;) Will heißen: Es würde nach meinem Gefühl entweder zu viel verdeutlichen oder gar irgendwie kommentieren und dem Text Beweglichkeit nehmen oder es würde den Text mit weiteren Bilder überladen.

Bei der Bildtransformation in der ersten "Etage" (oberste Strophe), also der Metamorphose des dem warm gefüllten, ausgebeult-reißfesten "Etwas" (ist der Vater selbst gemeint?) zu einem "Buch ohne Zitat" bin ich noch nicht ganz sicher, ob diese beiden Bildwelten so richtig zahnradmäßig ineinandergreifen, dass sie sich wechselseitig verstärken, aber das ist eine wirklich nur mü-mäßige Bruchlinie für mich, die wiederum auch nicht ganz ohne Reiz ist. Wegen der letzten Etage, dem wirklich beglückenden Höhepunkt des Textes, braucht es natürlich das Buch. Hm... wie wärs mit irgendwas in der Art:

.
ausgebeult hatte er an
wärme sogar zugenommen
blieb immer reißfest gefüllt
mit unseren geschichten und
schwer von all den jahren ent-
knittert war er beschreibbar
wurde zum buch ohne zitat

Unabhängig von diesen meinen, reichlich unfertigen Detailüberlegungen: Vielen Dank für den Lesegenuss! :)

LG!

S.
 
Hallo sufnus,

herzlichen Dank für Deinen kommentierenden Besuch!

Die Idee einer vierten Ebene ist wohl passé, sie entsprang einem Gefühl des Ungenügens, das nicht selten nachhallt, wenn einem etwas noch nicht als beendet erscheint, das bereits Abschluss gefunden hat - da muss dann irgendwas noch kommen ...

Deinem Änderungsvorschlag der ersten Strophe stehe ich skeptisch gegenüber, nicht nur wg. des Wortbruches ent/knittert. Zeilenbrüche sind hingegen völlig i.O.
Dein Vorschlag besitzt allzu große Abgeschlossenheit, liest sich zwar gefällig, findet nun aber recht schwer den Bezug zur zweiten Strophe/Ebene. Denn eines ist ja noch nicht geklärt: Wer/was ist eigentlich "er"? Vielleicht ein vom Sohn weitergetragenes Erbstück, das zum Lebensbuch wird, aus dem man sich nun vorliest. Ist das zweite "er" vom ersten abgespalten, etwas anderes? Was sagt unsere Fantasie dazu?


Gruß auch an Chandrian!


Kristian
 

sufnus

Mitglied
Hi Kristian,
meine manierierte Ent-knitterungs-Zweiteilung war auch irgendwie ein bissel daneben ... da versteh ich Deine Skepis voll ... war halt mal ein Versuch ;)
Die zu große Abgeschlossenheit kann ich noch nicht ganz einsortieren: Meinst Du rein formal, weil ich das letzte "Enjambement" (entknittert er ... sich zum Buch) aufgelöst habe? Oder sind Dir "geschichten" und "beschreibbar" statt "leben" und "horizont" zu nah an der Buchmetapher dran? Da hatte ich mich gerade dran gestört (naja... zu großes Wort), dass das Buch etwas unvermittelt auftaucht. :)
Für mich sind die drei Etagen in Deinem Gedicht ja nur relativ locker miteinander verknüpft (eigentlich vor allem die 1. mit der 3.), was mich aber gar nicht stört.
Das ist, finde ich, wirklich wie bei einer Etagere, wo Gurkensandwiches, Mini-Scones und kleine Millionaire's Shortbreads serviert werden, ein großer Nacheinandergenuss und es gibt auch irgendsowas wie einen roten Faden, aber kleine Sprünge von einer Etage in die nächste (und blicke übern Tellerrand) sind erwünscht. :)
LG!
S.
 



 
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