geerbt

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Mitglied
In wenigen Zeilen quasi hinterrücks ein ganzes Kapitel über den Wandel des Gebrauchs von Ressourcen gepackt, lieber Kristian -
das mag ich!

Die auf dem Heizkörper gewärmten Kohlebriketts - ein Bild so widersprüchlich wie die Menschheit selbst, wenn es um den Umgang mit Mutter Erde und ihren Ressourcen geht. Da ist schon klar, dass hier um weit mehr getrauert wird als um den Nachbar angesichts des "geerbten" Umgangs mit fossilen Brennstoffen und anderen unnachhaltigen Ressourcen...

Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, wo wir bei uns daheim die Kohlebriketts direkt vom Lieferwagen in die Keller gekippt bekamen und einen offenen Kamin als einzige Heizquelle in der Mietwohnung hatten...das war immer die gruselige, schwärzer als schwarze Ecke ganz hinten im ohnehin gruseligen Keller...

Gern gelesen.

LG,
Claudia
 
Ich danke Dir, liebe Claudia, für die sehr interessante Interpretation. Du hast die aktuellen Aspekte der natürlichen Ressourcen angesprochen. Das erweitert das Gedicht um eine weitere Zeitlänge - sehr gut! Es ist ja ein Gedicht der gewaltigen Sprünge nach hinten und wieder nach vorn, Gas wird ebenso wie die Briketts auf dem Heizkörper zur jeweils eigenen Metapher.
Die zum Teil verdeckte Todesfrage darf nicht unterschätzt werden (vergasen/Nachbar), ebenso der (nicht ausgesprochene) Begriff Temperatur als Zustandsbeschreibung unseres sozialen Daseins. Kälte wäre das richtige Wort; dass die für Wärme zuständigen Briketts darunter 'leiden' und ihrerseits er/gewärmt werden müssen, ist zugegebenermaßen ein kühnes Bild. Und der Höhepunkt des Gedichts!

(Mein senryû 'Feuer' in Feste Formen spricht die [gesellschaftliche] Kälte an. Dieses Gedicht wurde kaum gelesen, also in seiner extremen architektonischen Erstarrung gar nicht verstanden. Na ja, was soll's ...).


Schönen Tag
Kristian
 



 
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