Ciconia
Mitglied
Ein Lebenslauf
Ein Leben voller Stolpersteine,
geführt mit starker Disziplin und Liebe.
Oft ließ das Schicksal dich alleine,
als aufgeriebnes Rädchen im Getriebe.
Ein Arme-Leute-Kind zur Kaiserzeit,
und das Jahrhundert ist wie du sehr jung.
Der erste Weltkrieg scheint unglaublich weit -
da bleibt vom Vater nur Erinnerung.
Dein erster Freund – im Krieg vermisst auf See,
schon wieder hat das Schicksal zugeschlagen.
Auch diesmal tut dein Herz entsetzlich weh,
zum zweiten Mal musst du Verlust ertragen.
Du ignorierst der Welten Kapriolen,
genießt bald Ehe und auch Mutterglück.
Du widersetzt dich Willkür und Parolen -
dann bröckelt dieses Leben Stück für Stück.
[ 8][ 8]Schöne Tage - nicht weinen, dass die vergangen,
[ 8][ 8]sondern lächeln, dass sie gewesen.
Denn plötzlich geht es nur ums Überleben,
der Luftschutzkeller wird Normalität.
Von blanker Todesangst bist du umgeben,
dein Mann im Feld; ein Kind, das schon versteht.
Aus Trümmerbergen, Bombennächten
gibts keine andre Möglichkeit als Flucht.
Du haderst mit den bösen Mächten,
hast dir das enge Dorf nicht ausgesucht.
[ 8][ 8]Und immer wenn du denkst es geht nicht mehr,
[ 8][ 8]dann kommt von irgendwo ein Lichtlein her.
Ein langes Jahr musst du in Sorge warten,
dann kommt dein Mann vom schweren Weg zurück.
Nach Hungerwinter, vielen Suchdienstkarten
gelingt ein kurzes familiäres Glück.
Auf Arbeitssuche irgendwo im Westen
ereilt den Mann ein mörderischer Überfall.
Du fragst: Warum nur trifft es stets die Besten?
So endet deine Ehe mit Pistolenknall.
[ 8][ 8]Doch alle Schuld rächt sich auf Erden.
Die guten Zeiten hast du oft beschworen,
die alte Heimat blieb für immer fern,
doch niemals deinen Lebensmut verloren,
du sangst und lachtest trotz des Kummers gern.
[ 8][ 8]Dort wo man singt, da lass dich ruhig nieder,
[ 8][ 8]denn böse Menschen haben keine Lieder.
Noch viele Jahre hast du durchgestanden,
trotz Krankheit, Geld- und großer Seelennot,
bis deine Kräfte mit fast neunzig schwanden.
Was du mir gabst, trag ich im Herzen bis zum Tod.
(für Lotte)
Ein Leben voller Stolpersteine,
geführt mit starker Disziplin und Liebe.
Oft ließ das Schicksal dich alleine,
als aufgeriebnes Rädchen im Getriebe.
Ein Arme-Leute-Kind zur Kaiserzeit,
und das Jahrhundert ist wie du sehr jung.
Der erste Weltkrieg scheint unglaublich weit -
da bleibt vom Vater nur Erinnerung.
Dein erster Freund – im Krieg vermisst auf See,
schon wieder hat das Schicksal zugeschlagen.
Auch diesmal tut dein Herz entsetzlich weh,
zum zweiten Mal musst du Verlust ertragen.
Du ignorierst der Welten Kapriolen,
genießt bald Ehe und auch Mutterglück.
Du widersetzt dich Willkür und Parolen -
dann bröckelt dieses Leben Stück für Stück.
[ 8][ 8]Schöne Tage - nicht weinen, dass die vergangen,
[ 8][ 8]sondern lächeln, dass sie gewesen.
Denn plötzlich geht es nur ums Überleben,
der Luftschutzkeller wird Normalität.
Von blanker Todesangst bist du umgeben,
dein Mann im Feld; ein Kind, das schon versteht.
Aus Trümmerbergen, Bombennächten
gibts keine andre Möglichkeit als Flucht.
Du haderst mit den bösen Mächten,
hast dir das enge Dorf nicht ausgesucht.
[ 8][ 8]Und immer wenn du denkst es geht nicht mehr,
[ 8][ 8]dann kommt von irgendwo ein Lichtlein her.
Ein langes Jahr musst du in Sorge warten,
dann kommt dein Mann vom schweren Weg zurück.
Nach Hungerwinter, vielen Suchdienstkarten
gelingt ein kurzes familiäres Glück.
Auf Arbeitssuche irgendwo im Westen
ereilt den Mann ein mörderischer Überfall.
Du fragst: Warum nur trifft es stets die Besten?
So endet deine Ehe mit Pistolenknall.
[ 8][ 8]Doch alle Schuld rächt sich auf Erden.
Die guten Zeiten hast du oft beschworen,
die alte Heimat blieb für immer fern,
doch niemals deinen Lebensmut verloren,
du sangst und lachtest trotz des Kummers gern.
[ 8][ 8]Dort wo man singt, da lass dich ruhig nieder,
[ 8][ 8]denn böse Menschen haben keine Lieder.
Noch viele Jahre hast du durchgestanden,
trotz Krankheit, Geld- und großer Seelennot,
bis deine Kräfte mit fast neunzig schwanden.
Was du mir gabst, trag ich im Herzen bis zum Tod.
(für Lotte)