jetzt müsste wer anrufen

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petrasmiles

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Ich rätsel noch, wer das LyrI ist ... und warum es Überdruss zu empfinden scheint. Entweder jemand zelebriert seine Lust, oder er/sie ist angeödet. Das kann ich nur dann nachvollziehen, wenn das 'altrosa summstumm' zu oft im Einsatz war, weil die Qualität der Orgasmen aufgrund mechanischer Reize in der Wiederholung eher nachlässt und das Gegenteil von Gelöstheit erzeugen kann.
Aber ist das eine Mitteilung wert?

LG Petra
 

fee_reloaded

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Iiiiih....wer hat denn heute noch Vibratoren in altrosa? Das waren die "Massagestäbe" aus dem Otto-Katalog, oder? Die, die sich die Damen immer so dezent an die Wange hielten (hat mich als Kind immer fasziniert, ich bekam aber nie vernünftige Antworten von den Erwachsenen).

Ich lese den Text so, dass zwei Personen anwesend sind und das altrosa Hilfsmittel inzwischen unentbehrlich geworden ist, weil das Originalteil eben nicht mehr in Gang zu bringen ist (oder nicht ausreichend). Sehr gelungen finde ich, dass der Text es dem Leser völlig offen lässt, ob die Beschreibung der Szenerie nun eher trist, resigniert oder pragmatisch zu interpretieren ist. Es geht alles.

Die Zigarette zwischendurch deutet - so möchte ich es jedenfalls lesen - auf noch vorhandene Aktivität im Bett hin.
Leise Traurigkeit - ja. Aber man(n) hat sich arrangiert. Resignation - vermutlich auch ein wenig. Der Tonfall und die Pechkiefer mit dem galgenhumorig-ironisch lustigen Schattenspiel deuten für mich darauf hin. Der Sex insgesamt - nicht mehr das, was er mal war. Aber besser so als gar nicht.

Jetzt, wo die Zeit der Amorelisierten Adventkalender-Werbungen schon wieder über uns hereingebrochen ist, sollte wohl auch LyrIch auf die Idee kommen, sich vom altrosa Modell zu verabschieden und mehr Farbe zurück ins Schlafzimmer zu bringen (vorausgesetzt, die Situation ist nicht schon total verfahren und verkrampft - auch das wäre eine mögliche Interpretation). Noch herrscht dort Tristesse - oder zumindest Teilresignation - und die ist großartig beschrieben, Kristian!

Und als Einheit mit dem genialen Titel bekommt es doch den leicht humorigen Touch, der das Ganze zur kleinen Tragikomödie à la Tristesse macht.
Es ruft doch normalerweise immer genau dann jemand an... :cool:

Sehr gerne gelesen!

LG,
Claudia
 
Es ist eine Art nature morte réduite, in jedem Fall ohne lyrisches Ich, eine Beschreibung des Wenigen, das sich zeigt. Auch der Autor weiß nicht so recht, wie dieses Bild zu lesen ist. In seiner Kargheit an Edward Hopper erinnernd. Zentrum des Stilllebens ist ein Nachttisch mit Lampe, Aschenbecher, Zigarettenschachtel und einem stummen Sexspielzeug. Diese Trostlosigkeit findet Atem einzig durch den sich kräuselnden Zigarettenqualm auf dem kalten Dielenboden (pitch pine). Links außerhalb des Bildes könnte man ein Fenster vermuten, rechts außerhalb das Bett - oder umgekehrt. Ich weiß es nicht. Ob es einen Mitteilungswert hat, weiß ich nicht. Es ist ja oft alles so tot, eben morte. Wie schön wäre es jetzt, angerufen zu werden ...

Witz und Sarkasmus haben sich somit erledigt.
Den beiden Frauen herzlichen Dank für das tiefere Hineinschauen!


Kristian
 

petrasmiles

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Ein Stillleben, ja, aber anders als bei einem Gemälde ist der Betrachter auf Deine Worte angewiesen - und dieses 'nichts mehr in Gang bringen' entzieht sich einer Betrachtung, sondern manipuliert, anders als die eigenen Augen ... intellektuell finde ich die Vorgehensweise interessant, aber dieses Ergebnis überzeugt mich nicht.
Liebe Grüße
Petra
 

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Ich find den Vergleich mit einem Hopper Gemälde ziemlich treffend, wenn es um Kolorit und Trostlosigkeit geht. So in etwa ab ich den Text durchaus empfunden beim Lesen. Bzw. glaube ich zu wissen, was du mit dem Vergleich meinst.
Spannend, wie viele mögliche Unterschiede es in der Wahrnehmung doch geben kann. Für die einen funktioniert das, was man selbst versucht, zu transportieren. Für die anderen nicht. Da müssen schon immer beide Seiten zusammenpassen.
 



 
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