Ciconia
Mitglied
Margarete von Bargen beugt sich weit über die Balkonbrüstung, um die Biegung des Flusses besser überblicken zu können. Eine dunkle Silhouette schiebt sich gemächlich von Westen heran. Unzählige Lichter geben dem hoch aufragenden Schiff in der Morgendämmerung einen festlich anmutenden Glanz - die sehnsüchtig erwartete „Queen“ läuft ein.
Der graue Strom scheint stillzustehen. In etwa zwölf Stunden, beim Auslaufen mit der nächsten Flut, wird Margarete an Bord sein. Jahrelang hat sie von dieser Kreuzfahrt geträumt, doch ihr Theo hasste Schiffsplanken. Sein Erbe reicht nun für viele Reisen.
Nervös trippelt die alte Dame hin und her. Endlich gleitet das stolze Schiff unterhalb der Seniorenresidenz vorbei. Welch ein majestätischer Anblick! Angestrengt hält sie sich am Geländer fest und versucht die gebuchte Kabine auf Deck 6 auszumachen – unmöglich bei all den beleuchteten Fenstern und den vielen Passagieren, die die Einfahrt an Deck stehend verfolgen. Dabei hat sie den Decksplan wochenlang immer wieder studiert.
Sie harrt eine weitere Viertelstunde aus, dann ist die „Queen“ im Hafen verschwunden. Margarete zittert vor Kälte und Anspannung. Jetzt heißt es Geduld haben, bis ein Taxi sie am frühen Nachmittag zum Kreuzfahrtterminal bringen wird.
Durchgefroren hüllt sie sich im Zimmer in ihre geliebte blaue Kuscheldecke, ein Geschenk ihres Mannes. Regierungsdirektor Theodor von Bargen lächelt schmallippig von einem Foto auf der Kommode. Margarete weiß plötzlich, was sie vergessen hat. Ihr Koffer steht noch unverschlossen neben der Couch. Sie verstaut den silbernen Bilderrahmen sorgfältig zwischen gepackten Kleidungsstücken und zieht den Reißverschluss entschlossen zu.
„Keine zehn Pferde kriegen mich jemals auf ein Schiff“, hört sie Theo im Geiste sagen.
Der graue Strom scheint stillzustehen. In etwa zwölf Stunden, beim Auslaufen mit der nächsten Flut, wird Margarete an Bord sein. Jahrelang hat sie von dieser Kreuzfahrt geträumt, doch ihr Theo hasste Schiffsplanken. Sein Erbe reicht nun für viele Reisen.
Nervös trippelt die alte Dame hin und her. Endlich gleitet das stolze Schiff unterhalb der Seniorenresidenz vorbei. Welch ein majestätischer Anblick! Angestrengt hält sie sich am Geländer fest und versucht die gebuchte Kabine auf Deck 6 auszumachen – unmöglich bei all den beleuchteten Fenstern und den vielen Passagieren, die die Einfahrt an Deck stehend verfolgen. Dabei hat sie den Decksplan wochenlang immer wieder studiert.
Sie harrt eine weitere Viertelstunde aus, dann ist die „Queen“ im Hafen verschwunden. Margarete zittert vor Kälte und Anspannung. Jetzt heißt es Geduld haben, bis ein Taxi sie am frühen Nachmittag zum Kreuzfahrtterminal bringen wird.
Durchgefroren hüllt sie sich im Zimmer in ihre geliebte blaue Kuscheldecke, ein Geschenk ihres Mannes. Regierungsdirektor Theodor von Bargen lächelt schmallippig von einem Foto auf der Kommode. Margarete weiß plötzlich, was sie vergessen hat. Ihr Koffer steht noch unverschlossen neben der Couch. Sie verstaut den silbernen Bilderrahmen sorgfältig zwischen gepackten Kleidungsstücken und zieht den Reißverschluss entschlossen zu.
„Keine zehn Pferde kriegen mich jemals auf ein Schiff“, hört sie Theo im Geiste sagen.