Anstatt Text:
Friseurbesuch. Nur eine Kundin wird außer mir noch behandelt. Es ist also wunderbar ruhig. Die Friseurin versucht ein Gespräch mit mir zu beginnen, aber ich rede nicht gern dort. Gebe nur einsilbige Antworten, was den gewünschten Effekt auslöst - sie schweigt auch. Dann vertiefe ich mich in meine Lektüre.
Doch dann taucht X auf. Die Fachfrau für Farben. Ich habe sie schon länger nicht gesehen, hatte gehört, dass sie krank ist.
Und nun ist es mit der Ruhe vorbei. X betrachtet den Kopf der Kundin, empfiehlt Strähnchentechniken, Farben, Varianten und legt los. Während sie Strähne für Strähne die Haare erblonden lässt, erzählt sie. Ununterbrochen. Laut.
Nach einer Viertelstunde, gefühlt zwei Stunden, weiß ich alles. Alles über sie. Welche Therapie sie machen muss. Wie sie Weihnachten verbringt. Wie ihre Ex sich verhalten hat. Das Schlimmste an ihr war, dass sie immer so laut geredet hat, vor allem an Weihnachten beim Familienbesuch.
Ach, die auch?
Und weiter geht es. Was sie über ihre Mitbewohnerin denkt. Was die macht. Oder nicht macht.
Ich überlege. Soll ich beim Bezahlen zu ihrer Kollegin sagen, schön, dass ich jetzt alles über das Privatleben von X weiß?
Ich bezahle. Ich sage nichts. Ich hoffe einfach, beim nächsten Mal ist sie nicht da.