Nur ein Feldbrand

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Die Straße zwischen den Feldern,

Ich fahre langsam und schaue nach rechts.

Die Ernte, der satt reife Weizen, er brennt lichterloh

Und Schwarze Rauchschwaden steigen auf.



Ich halte an und steige aus.

Ich habe so etwas noch nie gesehen.

Ich rufe mit dem Handy die Feuerwehr.



Weitere Wagen halten an.

Staunend und fasziniert schauen die Menschen zu,

Einige filmen das Geschehen.

Ein wenig traurig steige ich wieder ein und fahre weiter.







Die Straße zwischen den Feldern,

Ich fahre langsam und schaue nach vorn.

Alles ist schwarz und sonst sehe ich nichts.

Ich fahre einfach nur weiter.
 

sufnus

Mitglied
Hey StM!
Wie schön, wieder von Dir zu Lesen! Ich hoffe, Dir gehts gut!
Dieses Gedicht gefällt mir auf alle Fälle sehr. Vermutlich ein Gelegenheitsgedicht im besten (also dem geheimrätlichen) Wortsinn, nämlich eines, das einer Gelegenheit abgelauscht wurde, die dem Autor gedichtgerecht vor die Füße fiel. :)
Miniverbesserungsvorschläge:
- Ich würd den Zeilenabstand verringern, nach meinem Liking läse es sich jedenfalls etwas weniger weitzeilig flüssiger.
- Den schwarzen Rauch in Strophe 1 würd ich streichen, an der Stelle kann das Gedicht m. E. ein bisschen Tempo und daher eine gewisse Knappheit der Beschreibung vertragen.
- Das "und sonst sehe ich nichts" in der letzten Strophe ist hoffentlich nur als rhetorische Übertreibungsfigur zu verstehen und bedeutet nicht, dass das lyrische Ich seine Fahrt bei Nullsicht fortsetzen musste. Ich find das aber hier ein bisschen zu viel und würd es eher streichen. Also nur: "Alles ist schwarz" (was ja auch eher als rhetorischer Ausdruck zu lesen ist und nicht wörtlich) mir würde das an der Stelle reichen.

Sehr gerne gelesen und

LG!!!

S.
 
Hi Sufnus,
danke Dir für den spontanen Kommentar und es freut mich auch sehr, ein Wiedersehn nach längerer Zeit. Mir gehts gut, im Ruhestand sollte es einem ja auch gut gehen ;). Ja, aber die Zeit die ich mir fürs Schreiben erträumt hatte, die ist leider doch nicht so vorrätig. Aber vielleicht wirds ja noch.
Ich hoffe Du bist auch wohl auf! Bist ja hier sehr aktiv, das will ich jetzt auch wieder versuchen. Und da sins wir schon beim Thema. Bin im Moment ein wenig stärker auf der pol. Schiene unterwegs, versuche es zumindest. So auch beim Ferldbrand ... der ja glücklicherweise noch kein Flächenbrand ist. Mit dem Zeilenabstand hast Du vollkommen recht, das hätte ich nachkorrigieren müssen, aber die vorgeschlagenen Streichungen kann ich nicht so einfach akzeptieren. Die gehören meines erachtens doch eher zur Symbolik dazu, wenn das ganze als Metapher der momentanen Situation wahrgenommen werden soll.
Der Schluss ist diesbezüglich dann auch sehr düster, aber diese Übertreibung sei mir gestattet. Man weiß nicht was noch kommt ...
Ich werde gleich mal noch ein anderes einstellen auch wenn dort die Metrik sicherlich zu wünschen übrig lässt.
Aller besten Dank und Grüße
StM
 

sufnus

Mitglied
Hah!
Dann ist hiermit meine wohlgemut verkündete Deutung - jedenfalls bei einer Betrachtung aus der Perspektive des Autors, der hier natürlich über ein unschlagbares Insiderwissen ob der Beweggründe für dieses Gedicht verfügt, wer weiß noch wie der Satz losgegangen ist? - offiziell aber mal so was von widerlegt.
Mit weniger mäandrigen Worten: Die These, dass dies ein "Gelegenheitsgedicht" (sufnus) sei, ist hiermit als total blödsinnig entlarvt. :)
Zu meiner (schwachen!) Verteidigung: Die politische Lesart kann ich jetzt natürlich nachvollziehen ("schaue nach rechts" usw.) - aber da wär ich im Traum nicht drauf gekommen und eigentlich gefält mir persönlich das Gedicht als eine ganz "uneigentliche" Beschreibung eines Feldbrandes immer noch besser denn als Metapher des politischen Seelenlebens. Und das nicht, weil die Desolatio des lyrischen Ichs für mich nicht nachvollziehbar wäre, das ist sie sehr wohl, sondern weil ein Feldbrand so viel mehr Schwingungsebenen "bedienen" kann als eine politische Auslotung.
Nichtsdestotrotz: Da hab ich mit meiner Lesart mal total daneben gelegen. Eine wichtige Lektion in Demut. :)
LG!
S.
 

sufnus

Mitglied
P.S.:
Schön zu hören, dass es Dir gut geht! Und als Du vor Jahr & Tag die Erwartung vermehrter Dichtaktivität mit Eintritt in den (Un)Ruhestand geäußert hast, hab ich zwar vorfreudig geschwiegen, aber doch einen leisen Zweifel verspürt, ob diese Einschätzung nicht von der Realität des vielbeschäftigten Ruhestanddaseins konterkariert wird.
Na... hauptsache, Du lässt es Dir gut ergehen! :)
LG!
S.
 
Zu meiner (schwachen!) Verteidigung: Die politische Lesart kann ich jetzt natürlich nachvollziehen ("schaue nach rechts" usw.) - aber da wär ich im Traum nicht drauf gekommen und eigentlich gefält mir persönlich das Gedicht als eine ganz "uneigentliche" Beschreibung eines Feldbrandes immer noch besser denn als Metapher des politischen Seelenlebens
Mir auch. Schön, dass es noch jemand genau so sieht.

Lieber Stephanus,

ich hatte schon woanders kommentiert, deswegen wiederhole ich meinen ursprünglichen Kommentar hier nicht. Du kennst ihn ja :)

LG SilberneDelfine
 
Schade, aber kein Problem, dazu sind Diskussionen ja da. Ich bin der Meinung, Kunst muss auch politisch sein können, zumindest in schwierigen Zeiten. Kunst um der Kunst willen ... ja, geht auch, aber manchmal muss Kunst, respektive Lyrik auch Haltung zeigen, ob versteckt oder offen, das ist gleich.
Besten Dank für Eure Auseinandersetzung mit dem Gedichtchen und einen schönen Restsonntag, sonnig ist er ja wieder.
StM
 

sufnus

Mitglied
Schade, aber kein Problem, dazu sind Diskussionen ja da. Ich bin der Meinung, Kunst muss auch politisch sein können, zumindest in schwierigen Zeiten.
Oja! Ganz unbedingt! Und ich sähe in der Lupe sogar gerne noch mehr politische Lyrik! Das spezifische Lupenproblem (aus meiner Sicht) ist, dass politische Gedichte für mein Liking allzu leicht ins Forum Lupanum rutschen und (spätestens) dann meist die Textarbeit aufhört und der Stammtisch beginnnt.
Mein Einwand, dass mir das explizite Feldbrandgedicht besser gefällt, als das implizite politische Gedicht, bezieht sich also nur auf diesen konkreten Text.
LG!
S.
 

fee_reloaded

Mitglied
Das spezifische Lupenproblem (aus meiner Sicht) ist, dass politische Gedichte für mein Liking allzu leicht ins Forum Lupanum rutschen und (spätestens) dann meist die Textarbeit aufhört und der Stammtisch beginnnt.
Das sehe ich etwas anders, lieber sufnus.

Das Problem - ganz allgemein - ist, dass unter politischen Gedichten so gut wie nie auch nur der Ansatz von Textarbeit zu finden ist, sondern gleich der Stammtisch beginnt. Und dann ist quasi zu einhundert Prozent wahrscheinlich, dass irgendwann - meistens eher früher als später - die Diskussion ins Lupanum gehört.

Aber ich bin unhöflich, lieber @stephanus mall ,

erstmal (wenn auch noch unbekannterweise) ein liebes "Heimkehrer-Servus!" hier von mir auf der Lupe.
Ich gestehe, den Blick nach rechts habe auch ich nicht als politische Aussage erkannt und dein Gedicht als Naturgedicht gelesen (,das aber auch ohne den Rechtsblick schon politisch ist, möchte ich meinen). Was mir da gefällt, ist, dass du gänzlich auf "sprachliche Stimmungsmache" verzichtest und die Bilder und Beobachtungen für sich sprechen lässt. Dadurch wirkt das Geschilderte durch seine ganz eigene "Gewalt" und diese lässt die Vernichtung, die Gaffer, die nichts tun, um noch irgendetwas zu retten zu versuchen, die Schwärze und Aussichtslosigkeit nur umso intensiver ins Blickfeld rücken. Die Sprache spiegelt also, was die gewählten Bilder zeichnen. Das finde ich richtig gut gemacht.

Man könnte jetzt zu diskutieren beginnen, ob nicht einiges noch sprachlich gestrafft oder etwas eleganter daherkommen könnte...aber letztlich würde ich damit nur sagen, wie ich das Gedicht geschrieben hätte. Und darum geht's ja nicht. Außer du bist explizit an Textarbeit interessiert. Dann natürlich gerne. Aber vorerst übe ich mich in vornehmer Zurückhaltung. :cool:

Sehr gerne gelesen und viel dabei genickt.

Liebe Grüße,
fee
 
Lieber fee,
ich danke Dir erst mal, ja, ich habe mich mal wieder versucht. Mir ist aufgefallen, dass ich mit meinen Anspielungen offensichtlich so zart gewesen bin, dass so gut wie niemand die beabsichtigte Aussage entschlüsselt hat, auch in andren Foren nicht und auch nicht in meinem Schreibzirkel wo ich es vorgestellt hatte. Vielleicht steckt da noch so ein wenig die Überlegung zur Herangehensweise aus der DDR-Zeit drin, da hat man ja sehr vorsichtig agiert, aber da haben die Leute auch mehr darauf gespitzt etwas herauslesen zu können. Jetzt wo man alles offen sagen kann ist man wahrscheinlich garnicht mehr so konditioniert. Ja, ich wollte das ganze in dieses Naturbild verpacken, freut mich aber, dass viele das Gedicht in seiner unverschlüsselten Form trotzdem gut gefunden haben s.o.

Dank gilt auch an @sufnus und @SD.

Ja lieber fee, an Textarbeit bin ich schon sehr interessiert, das ist es ja was wir eigentlich hier wollen. Freue mich noch von Dir zu hören.
Beste Grüße StM
 



 
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