Perspektiven

Ein Mann fühlte sich das ganze Leben lang wie ein Zwerg

Eines Tages kam ihm der Gedanke „ich besteige mal einen Berg“

Er wollte sich die Welt von oben anschauen

Vielleicht wie die Anachoreten leben und sich dort oben eine Hütte bauen

Als er den Gipfel fast erklommen hatte schaute er sich kurz um

und warf einen Blick zurück ins Tal

Alles dort unten erschien winzig klein und er fühlte sich groß wie ein Pottwal

Lange hockte er auf einem Fels und dachte nach

Der Abendnebel schob sich schon langsam über das Tal wie ein Dach

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit fiel ihm eine Erkenntnis in den Schoß

Es ist doch nicht entscheidend ob klein oder groß

Auf die Perspektive kommt es an

So lebte er weiter in seinem Dorf im Tal als erfüllter und zufriedener Mann
 

sufnus

Mitglied
Hi Sichtbare Gedanken!
Dass Dein Text keinerlei musikalischen Vortragsrhythmus zulässt, stört mich nicht, ja ich finde sogar, dieser unrhythmische Duktus wird derartig konsequent durchgehalten, dass der Effekt in der Kombination mit Endreimen nicht uninteressant ist.
Was aber schon meinen Lesegenuss trübt, ist die etwas betuliche Erzählhaltung, diese Kombination aus relativ naiver Rede und einigermaßen nichtssagenden Allgemeinplätzen. Das Statement "auf die Perspektive kommt es an" ist letztlich eigentlich eine leere Aussage und das einzige, was man daraus praktisch ableiten könnte, wenn man versuchte diesen Satz als philosophischen Lebensleitfaden zu nutzen, wäre eine achselzuckende Daseinsgrundwurstigkeit, die jedoch keinerlei positive Entscheidungshilfe bei real-world-Problemen bietet.
Auch auf der sprachlichen Seite bietet der Text nicht sonderlich viel Originelles oder in irgend einer Weise sprachschön gestaltete Wendungen.
Für diese Kombi aus eher spärlichem Gehalt und überschaubarem sprachlichen Mehrwert ist der Text nun wiederum ganz schön lang.
Ich finde das ginge kürzer.

Blick vom Berg,
das Dorf ist schlumpfig:
Unten Zwerg,
hier oben trumpfig!

Doch da unten liegt die Liese
lockend auf der grünen Wiese,

Dank der Braut:
Berg ist OUT,
Tal ist IN,
nix wie hin.

LG!

S.
 

Tula

Mitglied
Hallo
Ich finde dieses und das andere durchaus witzig in der Idee, handwerklich auf den ersten Blick 'kindisch', aber beim genauerer Betrachtung hat es seinen Reiz und gedanklichen Tiefgang.
Bei diesem allerdings ist mir die Pointe ein wenig zu flach.

LG
Tula
 



 
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