radiomeldung

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auf dem hochsitz an meinem fenster

heben meine sinne nichts ins licht
wolken verhangen das gelbgrün
der wenigen buchen am abgeholzten hang
ein reh flüchtet über frisch gegüllte wiesen

die geschlossenen rolladen am nachbarhaus
zeugen vom osterurlaub an der ägäis
hat keinen dieb bisher interessiert
bin als wachsamer nachbar kaum geeignet

zwei motorradfahrer legen sich
in kurven der steilen straße zum friedhof
zwischen love songs und verkehrsberichten meldet
der westdeutsche rundfunk unruhen in athen

ein rentner zündete sich an
wollte nicht in armut sterben
 

Kaleidoskop

Mitglied
Hallo Karl,

ein solcher Hochsitz lädt zum Fallen ein.

Auch für deine Leser hältst du kein Kissen bereit,
das den Aufprall mildern würde.

Ich wünsche dir ein lichtes Wochenende.

lg,
Kalei
 
A

AchterZwerg

Gast
Lieber Karl.
ich freue mich immer, wenn du mal was Neues wagst, so auch jetzt.
Ich sehe veränderte Umbrüche, längere Verse, vielleicht insgesamt mehr Schmiegsamkeit.
Und das steht diesem Gedicht gut. Verdammt gut gelungen ist der Kontrast zwischen den Ägäis-Urlaubern und dem brennenden Rentner. - Häufig wird das griechische Dilemma ja der Faulheit der Bevölkerung zugeschrieben. - Wie viele Menschen duch die teilweise absurden und gleichzeitig wirkungslosen Sparmaßnahmen schon ins Elend gestürzt worden sind, interessiert dabei kaum jemanden.
Herzliche Grüße
Heidrun
 
Liebe Heidrun,
danke für deine lobenden Worte. Sie tun mir gut. Und das, was du über Griechenland schreibst, kann ich als Griechenlandliebhaber nur voll und ganz unterstreichen.
Ich wünsche dir wundervolle Ostertage
Karl
 



 
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