Hallo, Ciconia
In drei Szenen erzählst Du die Geschichte von Bodo und Maren, letztere erscheint noch nicht einmal persönlich.
Basisplot:
Liegt relativ klar auf der Hand – Drama.
Eine merkwürdig geartete Beziehung ... endet abrupt.
Story:
Die einleitende Szene macht uns mit den Figuren vertraut. Da ist zunächst Bodo, er wird sympathisch gezeichnet, romantisch und geduldig. Maren erscheint scheu und zurückhaltend, etwas ängstlich (der eifersüchtige Gatte) aber zuverlässig.
In der zweiten Szene verdeutlicht sich ihre Ängstlichkeit auch in der Form, mit der sie die Trennung einleitet. Kein persönlicher Kontakt, nur per Brief. Bodo erkennt, dass es vorbei ist, steckt den Brief zunächst nur ein.
In der Schlussszene spaziert Bodo alleine am Strand, erkennt, dass die Beziehung vorbei ist, zieht selbst einen Schlussstrich und verbrennt den Brief, ohne ihn zu lesen. Er will keine Begründung wissen.
Randbemerkung:
Abgesehen von der „Frechheit“ (

), dass Du die Geschichte für mich als Leser nicht vollständig auflöst, verstehe ich nicht, warum es sich um ein Stück Kurzprosa handeln sollte. Für mein Empfinden ist es eine vollständige Kurzgeschichte:
Einleitung – Charaktervorstellung, Background und Szenensetting
Der Weg zum Höhepunkt – Trennungsszene, unaufgeregt und nüchtern.
Ausklang – Strandspaziergang und gedanklicher Abschluss.
Fazit:
Das Besondere an diesem Stück ist tatsächlich die nicht aufgelöste Trennung, der Leser erfährt in dieser Hinsicht faktisch gar nichts.
Die kurze gemeinsame Zeit zwischen Bodo und Maren verlief anscheinend recht harmonisch, nach erster Lesung hatte ich auch spontan den Gedanken: simples Hoppe-Hoppe-Reiter-Spiel.
Davon ist aber nicht die Rede – wenn das Absicht war, hast Du mit den Vorurteilen Deiner Leser gespielt. Ein alleinstehender Mann, eine junge Frau mit eifersüchtigem Gatten, alleine an einem schönen Ort – da kann doch nur ...
Und dann rieselte bei mir langsam die Überlegung durch – wie haben die sich kennengelernt? Wieso ist Bodo alleine, dieser sympathische Mann, wieso war Maren alleine an diesem Ort?
Was ist das für ein Ort?
Und dann reflektierte ich im Zusammenhang mit eigenem aktuellen Begebenheiten aus meinem Umfeld:
Bäderschiff – es scheint sich um einen Kurort (Nord- / Ostsee) zu handeln. Vielleicht eine Psychosomatische Kurklinik.
Bodo – alleinstehend ... vielleicht verwitwet? Hat seine Frau an den Krebs verloren, war nach einem Zusammenbruch zur Kur.
Maren – hat den Krebs besiegt, aber weiterhin massive Angstzustände, dass der Krebs zurückkehren könnte.
Maren und Bodo haben sich in der Kur kennen- und schätzen gelernt. Sie konnten sich gegenseitig stützen, gaben sich halt.
Maren war für Bodo ein Lichtblick in seiner Einsamkeit, gerne hätte er eine nähere Bindung an Maren gefunden, vielleicht in einer trüben Stunde einmal mit ihr telefoniert.
Auf der anderen Seite fand Maren eine Stütze in Bodos scheinbarer Zuversicht, ihr eigener Mann war nur eifersüchtig, kein echter Gesprächspartner für ihre Sorgen und Nöte.
Regelmäßig, jeden ersten Mittwoch im März, treffen sich Bodo und Maren, seit sieben Jahren.
Und jetzt hat Maren Schluss gemacht.
Vielleicht, weil ihr Krebs wieder gekommen ist.
Vielleicht, weil sie Bodo ersparen möchte, noch einmal mitzumachen, dies alles zu erleben.
Welch ein Drama ...
Vielleicht hattest Du aber auch nur eine platonische Freundschaft im Sinn.
Es wird kein konkretes Alter genannt, nur dass Maren und Bodo zwanzig Jahre auseinander liegen. Maren könnte früh ihren Vater verloren haben und sieht in Bodo nichts als einen väterlichen Freund ...
Es gibt bestimmt noch ein paar passende Möglichkeiten, die ohne das übliche Hoppe-Hoppe-Reiter-Spiel auskommen.
Aber wie um alles in der Welt kommst Du darauf, der Text sei verbrannt?
Verbrannt ist er nur, wenn Du es zulässt. Soll der Meisterkritiker seine Pauschalitäten doch mal konkretisieren – Du merkst schnell, dass es nur ein wenig Flugasche ist, die auf deinem Werk liegt. Einmal kräftig pusten ...
Aufmunternde Grüße
Frank