...und noch ein Haiku (gelöscht)

kauz

Mitglied
die hohe kunst des filigranen

hallo.

ich wollte nur meine bewunderung zum ausdruck bringen, dass du dich an diese ungemein schwierige art des japanischen gedichts rantraust und das mit diesem für mein empfinden nicht gerade schlecht.

viele grüsse

kauz
 
R

rilesi

Gast
slyfly

hallo
gefällt mir gut, verblüffend der schluss mit dem ertrunkenen licht. gibt mir gute eindrucksvolle bilder.

beim nachdenken / nachklang jedoch frage ich mich (ich bin keine grosse haiku-kennerin) ob man in haikus punkt und doppelpunkt setzt. der bezug am schluss von leuchtfeuer zu licht, feuer und licht ist etwas anderes und lässt mich etwas ratlos zurück.

zurück bleibt mir das blubb blubb des ertrindenden lichts im meer, das langsam auf den meeresboden sinkt. zurück bleibt der salzgeruch auf meiner haut dunkler himmel und eine nasse feuerstelle.
 
M

mako

Gast
Hallo, slyfly,

auch ich bin etwas ratlos. Die Bilder sind eindrucksvoll, da stimme ich rilesi zu.

Allerdings fehlt mir in der dritten Zeile die überraschende Lösung, die ja so ein Haiku ausmacht. Warum ist das so? Ich finde, das von Dir verwendete Leuchtfeuer in der ersten Zeile beinhaltet bereits mehr, als eben ein einfaches Feuer am Strand. Es soll ein Schiff leiten, den richtigen Weg zu finden, ein Licht sein in der Dunkelheit, Sicherheit geben. Das gleiche empfinde ich in der dritten Zeile bei der Verwendung des Lichts, drückt dasselbe aus (zumindest für mich).

Dazu vielleicht ein Zitat aus den Seiten der Deutschen Haikugesellschaft:

Um der Gefahr reiner Bildbeschreibung oder gedankenlyrischer Kommentare zu entgehen, bedarf es in diesem so kleinen Gedicht einer spürbaren Bewegung. Diese wird erreicht durch den Gebrauch von Verben in der Gegenwartsform und durch die Gestaltung von zwei Polen die in einer gewissen Spannung zueinander stehen (z.B. Eis – Wasser).
nachzulesen auf:
http://new.heimat.de/home/haiku-dhg/Kurzlyrik/haiku.htm

So, nach dem Nörgeln ;) sollte ich auch einen konkreten Vorschlag für die dritte Zeile haben, nicht?

Hier mal ein Versuch, der aber sicher die Aussage Deines Haiku total verändert, nimm es somit einfach als Vorschlag:

Leuchtfeuer am Strand,
gelöscht von stürmischer See.
[blue]Die Nacht kehrt zurück.[/blue]
Vielleicht erhälst Du ja noch Anmerkungen unserer Haiku-Experten in der LL (Hallo Thomas, hallo coco), diese runden das Bild sicher ab.

Gruß
Mako

PS: Statt des Doppelpunktes könntest Du vielleicht einen Bindestrich einfügen, als Gedankenpause, ist zumindest geläufiger bei Haiku.

PPS: Drei Zeilen nur und dann folgt eine so riesige Anmerkung. Ich habe mich somit wirklich intensiv mit Deinem Haiku auseinandergesetzt, lieber slyfly, da kannst Du nicht meckern. ;)
 

slyfly

Mitglied
wow...

Moin zusammen,

erst einmal vielen dank für Eure ausführliche Kritik!

Wie das mit den Satzzeichen in Haiku(s oder Haiki?) ist, kann ich leider noch nicht einmal beantworten - ich setz mich mit dieser Literaturform erst seit kurzer Zeit auseinander... aber der Bindestrich ist eine gute Idee!

Rilesi, Feuer und Licht sind ganz sicher unterschiedliche Dinge, aber ich habe das ganz bewusst so eingsetzt: Das Leuchtfeuer empfinde ich eben nicht nur als Licht, sondern auch als Spender von Wärme und Geborgenheit. Das ertrunkene Licht am Schluss, bedeutet für mich auch den erloschenen Schein, denn dass so ein Feuer Sicherheit gibt, erweist sich durch die stürmische See ja als schöner Schein.

Aber das zu vermitteln ist mir wohl nicht so ganz gelungen ;-)

mako, vielen dank für das Zitat und den Link - ich lerne noch! Das hier ist einer meiner ersten Versuche, dem Haiku näher zu kommen und insofern hast Du absolut recht mit dem fehlenden überraschenden Moment.

Dein Vorschlag klingt gut, auch wenn er die Aussage total verändert! Aber ich werde auch noch mal grübeln, wie ich die letzte Zeile ändern kann, ohne den eigentlichen Gedanken zu verlieren.

Also nochmals vielen dank, Ihr habt mir gute Ansätze zum Nachdenken gegeben!

Viele Grüße

slyfly
(Michaela)
 

coco

Mitglied
hallo an euch,

mako, es ehrt mich schon gewaltig, dass du mich als haiku-expertin bezeichnest. ich selbst würde mich aber eher nicht so bezeichnen. ich grossen respekt vor den "alten meistern" und würde es nicht wagen mich mit ihnen gleichzusetzen. ausserdem bin ich mir selbst oft nicht schlüssig, ob einer meiner texte nun ein echtes haiku ist oder nicht.

aber ich geb gern auch meine eindrücke zu slyfly´s haiku ab:
ich denke, es ist ein haiku und kein senryû, denn das aufgewühlte wasser des meeres durch einen sturm ist ja ein naturereignis. ich würde diesen text den herbststürmen zuordnen, die in dieser jahreszeit oft über die erde jagen, somit wäre sogar die regel erfüllt, dass ein haiku sich mit den jahreszeiten beschäftigen sollte, wobei es natürlich viele haiku gibt, die sich nicht streng an diese regeln halten und trotzdem als ein solches bezeichnet werden.
aber ob nun haiku oder senryû, manchmal lässt sich das wohl wirklich nicht ganz genau definieren.

die dritte zeile unterstreicht die aussage der ersten beiden zeilen noch einmal und somit bringt sie nichts neues.
aber ich verstehe, was du damit ausdrücken willst, slyfly. du denkst, wie in deiner antwort schon beschrieben, nicht nur an den "naturmoment", sondern vergleichst ihn in deinen gedanken mit der kälte, die manchmal die wärme besiegt.
vielleicht als letzte zeile :
wieder siegt die Nacht...​
oder du versucht das ganze in einem tanka unterzubringen, dann hättest du zwei weitere zeilen frei, um auf deine gedanken näher einzugehen und sie dem leser nahezubringen.

aber wie gesagt, nur eine kleine anregung von mir, es ist dein text und im grossen und ganzen ist er von dem bild her, das sich dem leser auftut, doch schon gut gelungen.

liebe grüsse von coco
 

Schakim

Mitglied
Hallo, slyfly!


Ob Haiku oder Senryû - sie regen zu neuen an ...

Die Gischt schäumt dunkel.
Ruheloses Leuchtfeuer
gibt dem Sturm die Hand.​


Ich wünsche Dir noch viele neue Ideen und einen schönen Tag!
Schakim
 
S

Samoth

Gast
Hallo slyfly,

ich fand gerade hier her zu Deinem Haiku. Darum will ich auch hier etwas dazu posten :)

Vom Inhalt ist Dein Haiku gelungen. Eventuell könntest Du die Zeilen 2 und 3 tauschen? Ist nur ein Vorschlag von mir:

Leuchtfeuer am Strand
im Sturm der Nacht erloschen-
ertrunken im Meer


Das ist natürlich nur ein kleiner Beitrag von mir... Es ist Dein Haiku!

@lieber Mako

jetzt machst Du mich ganz verlegen mit Deiner Aussage. Ich glaube, daß ich noch sehr weit entfernt bin vom Haikuexperten! Mir geht es da genauso wie coco. Oft weiß ich nicht, ob es sich um einen echten Haiku/ Senryu handelt oder ob der Gegenpol in Zeile 3 zu Zeile 1 nicht so klar rüberkommt...

Vor einem Jahr fing ich an mit dem Versuch- Haiku (Senryu) zu schreiben/ zu erzeugen und hier in der Leselupe wurde ich durch coco aufmerksam. Und Haiku/ Senryu machen absolut süchtig...;)

Ihr Lieben,

ich wünsche euch allen eine gute Nacht und einen wunderschönen Tag

liebe Grüße
sendet Thomas
 
S

Samoth

Gast
Ps.:

@Sly

meine Wertung laut Leselupe lautet:

Dieses Werk ist flüssig und mit Freude zu lesen

Servus
Thomas
 



 
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