[SF/F] Arbeitstitel: Far Worlds - Leseprobe

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Ronin

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Mein erster umfangreicherer Roman "Far Worlds". Dies ist der Anfang meiner Geschichte (inklusive Tippfehler;) ). Bin schon sehr gespannt auf Eure Kritik.

<B>Sargon, der grüne Planet auf dem alles begann</B>

Meine Geschichte beginnt auf einem kleinen grünen Planeten, weit weg von unserer guten alten Erde. Grüner Planet wird er deshalb genannt, weil über 70% der Planetenoberfläche überzogen sind mit der herrlichsten Flora die man sich nur vorstellen kann. Hier wachsen orchideenähnliche Gewächse in den schillernsten Farben und den ausgefallensten Formen. Bäume, gegen die, die Mammutbäume in Kanada wirken wie kleine Sträucher und ein sattes, grünes Grasland zieht sich über den gesamten Planeten wie ein Teppich, der nur teilweise unterbrochen wird von einigen kleinen Seen und ein paar Hügeln und Bergen. Hier und da sieht man auch ein schlecht ausgebautes Wege- und Strassennetz und ein paar Felder, die darauf hindeuten, das auf diesem Planeten intelligentes, aber schlichtes Leben vorhanden ist.

Die Einwohner, die in diesem Paradies leben, nennen ihren Planeten Sargon.
Sargons Entwicklungstufe kann man vergleichen mit der Entwicklungsstufe der Erde des späten Mittelalters. Die Gebäude auf Sargon wurden aus gemauerten Steinen erbaut und ihre Form und Struktur wirkt doch eher einfach.
In jeder der größeren Städte gibt es ein recht modernes Kanalsystem, aber das ist auch die einzigste Entwicklung, die die Sargonianer in den letzten einhundert Jahren gemacht haben.
Doch trotz diesem einfachen Leben sind die Einwohner sehr glücklich auf ihrem Planeten und sie vermissen nichts. Es macht ihnen auch nichts aus, das sie für Reisen in andere Städte mehrere Tage benötigen, denn woher sollten sie auch wissen, das es andere Kulturen auf anderen Planeten gibt, die Strecken für die sie zehn Tage benötigen, diese in 10 Minuten zurücklegen können?
Sie sind auch ein sehr friedliches Volk. Natürlich gab es in der Vergangenheit hin und wieder Geplänkel zwischen vereinzelten Städten, weil sie sich zum Beispiel darum gestritten haben, wer denn nun das beste Jamra-Fest veranstaltet (Eine jährliche Veranstaltung, die vergleichbar ist mit den Festen die auf unserer Erde auf dem Land gefeiert wurden. Der Höhepunkt des ganzen Jahres auf Sargon. Kurz nach diesem Fest stieg die Geburtenrate rapide an im Vergleich zu dem restlichen Jahr.). Diese Veranstaltung wanderte jedes Jahr von einer Stadt zur Nächsten. Es gab vor langer Zeit auch mal einen Bürgerkrieg auf Sargon, aber warum und wieso dies geschah, das weiß heute keiner mehr so genau und wie gesagt...Es war vor sehr langer Zeit und seitdem kennen die Sargonianer auch kein Haß oder Neid mehr. Macht und Gier sind Fremdworte in ihrem Wortschatz.
Besucher werden immer stets mit offenen Armen empfangen und man verwöhnt sie über alle Masse und versucht ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Selbst dann noch, wenn Besuch länger bleibt, als man eigentlich will und es einem lieb ist. Aber man wird niemals das Gefühl zu spüren bekommen, das man nicht mehr willkommen ist bei seinem Gastgeber.

Einer dieser Städte auf Sargon ist Kalondra, welches im Sindatal liegt. Im Sindatal wachsen übrigens die größten und leckersten Okuta-Früchte auf ganz Sargon. Sie sind auch der Hauptexport-Artikel den Kalondra bietet.
Kalondra ist eine sehr schöne Stadt. Misst man sie an den anderen Städten und Dörfern auf Sargon und bewertet sie, so kann man sagen, es ist schon eine Großstadt.
Viele Einwohner haben sich hier niedergelassen und ständig werden neue Häuser um den riesigen Marktplatz gebaut, um die wachsende Anzahl an Neubürgern aufnehmen zu können, die täglich in die Stadt einreisen.

Marktveranstaltungen gibt es in Kalondra mittlerweile täglich, seitdem die Stadt so eine Größenordnung erreicht hat. Viele Händler strömen aus den direkt benachbarten Ortschaften in die Stadt und auch viele Händler von sehr weit entfernten Städten wie zum Beispiel aus Benderan wo man mehrere Wochen unterwegs ist um nach Kalondra zu gelangen. Diese Händler kommen meist nur wegen der genannten Okuta-Früchte, denn dort wo Benderan liegt, gibt es meilenweit keine Gegenden, in denen diese Früchte wachsen könnten. Vielleicht denkt jetzt der eine oder andere nach, das ja dann die Okuta-Früchte faul werden, wenn die Händler ihre Rückreise nach Benderan antreten würden. Nun, Okuta-Früchte können nach dem Ernten gut drei bis vier Monate gelagert werden, ohne das sie schlecht werden, oder an Geschmack verlieren. Praktisch. Nicht wahr?

Es war einer dieser wunderschönen Sommertage auf Sargon, als auf Lorc ein gigantisches Abenteuer wartete. Doch von all dem wußte er noch gar nichts und seinen Tag begann er, wie jeden anderen Tag mit dem verkaufen von Okuta-Früchten. Lorc war einer der Händler, die jeden Morgen auf dem Marktplatz standen und ihre Waren den Einwohnern und den Stadtbesuchern anboten.

Achja, vielleicht sollte ich euch die Sargonianer und vor allem Lorc noch ein wenig beschreiben.
Die Sargonianer sehen den Menschen sehr ähnlich aus. Sie haben, so wie wir, zwei Arme, zwei Füße, einen Rumpf und einen Kopf. Der einzigste Unterschied ist die Größe, denn Sargonianer werden maximal nur 1.60 Meter groß, aber das sind auch schon die Riesen unter ihnen und anstatt fünf Finger an jeder Hand haben sie nur vier Finger. Ihre Ohren sind auch ein klein wenig größer als bei uns, aber das waren auch schon die Unterschiede zwischen ihnen und den Menschen.

Lorc zu beschreiben ist recht einfach. Er ist ein doch recht stattlicher Sargonianer. Er ist 1.57 Meter groß, schlank, hat dunkelbraune Augen und ein recht verschmitztes Lächeln, das sehr oft sein kleines Gesicht ziert. Seine Kleidung ist die eines Kaufmanns typisch. Er trägt dunkelbraune Wildlederstiefel und hat den dazu passenden dunkelbraunen Umhang um seine Schultern. Dazu trägt er ein dezent gelbes Hemd mit einer ebenfalls braunen Weste darüber. An seinem Schlapphut, den er auf seinem Kopf trägt, der ebenfalls dunkelbraun ist, hat er am Hutband eine große Adlerfeder angesteckt. Wie alle Händler trägt er seitlich an seinem breiten Hosengürtel einen dicken Beutel für sein Wechselgeld und seine Tageseinnahmen.
Händler sind immer schick, aber eher schlicht und meist in Brauntönen gekleidet. Sie sind oft sehr lustig und auch sehr redsam. Nunja, das müssen sie ja auch sein in ihrem Beruf. Lorc dagegen unterscheidet sich da aber ein klein wenig von seinen Kollegen. Er ist zwar auch ein sehr humorvolles Wesen, doch ist er eher ein ruhigerer, in sich gekehrter Zeitgenosse. Er wollte in seinem Leben schon immer mehr als nur ein Händler sein. Er war sehr ehrgeizig und war niemals zufrieden mit dem was er hatte. Er träumte sehr oft davon in einer anderen Welt zu leben, in der es ein wenig interessanter ist als hier auf Sargon. Es war nicht so, das ihm sein Planet nicht gefallen würde, doch er wollte mehr erleben als tagtäglich nur auf dem Markt zu stehen und mit seinen Stammkunden zu plauschen.
In seinem Kopf malte er sich große Abenteuer aus. Leider konnte er mit niemandem seine Träume teilen, denn die anderen Sargonianer hätten ihn wahrscheinlich für einen Spinner oder einen Träumer gehalten und das wäre wiederum nicht gut für sein Geschäft gewesen.
Also lebte er weiter, so wie man es von ihm verlangte und er floh in seine Traumwelt, wann immer es ihm zeitlich möglich war. Nur so konnte er doch einigermassen glücklich sein.

Auch heute war es so, das wieder einige seiner Stammkunden und Stammkundinnen vorbeikamen und bei ihm die leckeren Okuta-Früchte kauften. Gerade die jüngeren Frauen kauften sehr gerne bei Lorc, denn Lorc war sehr beliebt bei den Damen, weil er eine sehr charmante Art an sich hatte und die Damen waren entzückt von seinen wunderschönen, aber auch ernst gemeinten Komplimenten die er ihnen machte.

[...]
 

Renee Hawk

Mitglied
Hallo und ein herzliches Willkommen in der Lupe,

ich mag die schreibweise des Textes und würde gern wissen was passiert. Der Prolog ist für mich ok, aber die Adlerfeder passt nicht in die Geschichte. Was hälst du von einer "Reladfeder"?

liebe Grüße
Reneè
 

Mazirian

Mitglied
So weit so gut

ist als Leseprobe vielleicht ein bisschen kurz, weil noch sehr wenig erkennbar ist in welche Richtung es gehen soll. Es ist daher schwierig zu sagen, das wird was oder nicht. Aber es soll ja wohl ein längeres Werk werden. Es sieht jedenfalls erst mal nicht schlecht aus.
Wenn du mir sagst, ob es SF oder Fantasy werden soll (ist ja wichtig wg. des Stils) werd ich dir gern eine ausführliche Kritik schreiben (Vorsicht - das wird dann auch meine erste ;))

schönen Gruß
Achim
 

Ronin

Mitglied
An Renee Hawk:

Danke für die nette Begrüßung.
Zu Deiner Frage was passiert... Hmm, schwierig in aller Kürze zu antworten. Lorc, der Held meiner Geschichte, der auf einem Planeten wohnt, wo Technik ein Fremdwort ist, lernt durch seine Neugier zwei neue Freunde kennen, die ihn zwangsweise mit auf ein Abenteuer nehmen müssen. Sie sind auf der Suche nach einer Karte die aus vier Teilen besteht, die in der gesamten Galaxie verstreut sind. Lorc lernt fremde Welten kennen, gemeinsam haben sie eine Menge Abenteuer zu bestehen. Liebe, Schmerz und Tod werden ihn erwarten, bevor er an das Ende seiner Reise gekommen ist.

Danke für Deinen Rat mit der "Reladfeder". Werde ihn beherzigen.

An sunufatarungo:

Damit liegst Du sogar ein wenig richtig. Als ich im vergangenen Sommer anfing zu schreiben, war ich gerade wieder dabei Herr der Ringe zu lesen. Es hat wohl etwas abgefärbt auf den Beginn meiner Geschichte und ganz sicher kommen in einigen Passagen (die Phantasy sind) Ähnlichkeiten herüber was Wesenszüge oder vielleicht landschaftliche Bedingungen betrifft, doch ist mein Werk eine Mischung aus Phantasy/Science Fiction. Allerdings komme ich ohne Ringe und Hobbits aus ;)

An Mazirian:

Siehe vorher aufgeführten Kommentar. Es ist schwierig zu sagen, da SF und F ineinanderschmelzen, da Far Worlds eine unendliche Galaxie mit so unterschiedlichen Planeten ist. Einige sehr technologisch aufgebaut (SF), andere eher Mittelalterlich (F). In allen Welten gibt es Abenteuer um eine Mission zu erfüllen.
Ich werde demnächst noch ein Stück mehr veröffentlichen. Derzeit umfasst Far Worlds 200 Din A5-Taschenbuchseiten und ich bin knapp bei der Hälfte für das erste Buch.
 

Mazirian

Mitglied
Hallo Ronin,

Ich hatte dir ja noch eine ausführliche Kritik versprochen. Hat ein bisschen gedauert, weil ich wie gesagt noch keine Erfahrung im Lektorieren habe. Nimm's mir deshalb nicht krumm wenn manches ein bißchen kleinkariert aussieht.

Was mir besonders auffiel, ist, dass du dazu neigst, Beschreibungen und Begründungen mehrfach zu geben, oft sogar in ein und dem selben Satz oder eine Aussage zu machen, die durch den vorhergehenden Text eigentlich schon getroffen ist. Ein paar Besipiele dafür hab ich im Text markiert.

Es schadet auch nichts, wenn du bei den Beschreibungen etwas mehr ins Detail gehst. "Herrlichste Flora" und "ausgefallenste Formen" lässt der Fantasie des Lesers zwar viel freien Raum, ist aber zu minimalistisch um ein charakteristisches Bild zu zeichnen. Auch solltest du mehr die (interessanten) Unterschiede zu beispielsweise der Erde und den Menschen herausarbeiten. Auch bei uns gibt's Leute mit großen bzw. kleinen Ohren, welche sind bei dem Vergleich gemeint? Gib den Leuten ein paar Eigenschaften, die sie interessant und wiedererkennbar machen. Vier Finger ist schon ganz OK, daraus können sich eine Menge unterhaltsamer Verwicklungen ergeben.

Gebäude aus gemauerten Steinen Ok, aber welche? gebrannte Ziegel?, Kalkstein, Schieferplatten? Gibt es regionale Unterschiede? Kann es sein, dass die Leute von Kalondra nach Bendaran gehen um dort polierte Marmorplatten zu kaufen? Man muss einen Text nicht mit Beschreibungen überladen, aber hin und wieder ein bisschen schafft Atmosphäre.

Grüner Planet wird er deshalb genannt, weil über 70% [red]Zahlen in Prosatexten immer ausschreiben, wie wär "gut zwei Drittel"?[/red] der Planetenoberfläche überzogen sind mit der herrlichsten Flora die man sich nur vorstellen kann.

sie zehn Tage benötigen, diese in 10[red]zehn (s.o.)[/red] Minuten zurücklegen können?

Besucher werden [red][strike]immer[/strike][/red] stets mit offenen Armen empfangen und man verwöhnt sie über alle Masse[red]n[/red] und versucht ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Selbst dann noch, wenn Besuch länger bleibt, als [red][strike]man eigentlich will und[/strike][/red] es einem lieb ist. Aber man wird niemals [red][strike]das Gefühl[/strike][/red] zu spüren bekommen, das man nicht mehr willkommen ist bei seinem Gastgeber.

Einer dieser Städte auf Sargon ist Kalondra, welches im Sindatal liegt. Im Sindatal wachsen [red][strike]übrigens[/strike][/red] die größten und leckersten Okuta-Früchte auf ganz Sargon. benachbarten Ortschaften in die Stadt und auch [red][strike]viele Händler[/strike][/red] [red]aus[/red] sehr weit entfernten Städten wie zum Beispiel aus Benderan [blue]von wo aus[/blue]man mehrere Wochen unterwegs ist [red][strike]um nach Kalondra zu gelangen[/red][/strike].

denn Sargonianer werden maximal nur 1.60 [red]s.o.[/red] Meter groß, aber das sind auch schon die Riesen unter ihnen und anstatt fünf Finger an jeder Hand haben sie nur vier [red][strike]Finger[/strike][/red]. Ihre Ohren sind auch ein klein wenig größer als bei uns, aber das waren auch schon die Unterschiede zwischen ihnen und den Menschen.

Lorc zu beschreiben ist recht einfach. Er ist ein doch recht stattlicher Sargonianer. Er ist 1.57 [red]s.o.[/red] Meter groß, schlank, hat dunkelbraune Augen und ein recht verschmitztes Lächeln, das sehr oft sein kleines Gesicht gekleidet. Sie sind oft sehr lustig und auch sehr redsam[red]redselig, redegewandt?[/red] . Nunja, das müssen sie ja auch sein in ihrem Beruf.

Auch heute war es so, das/[red]dass[/red] wieder einige seiner Stammkunden und Stammkundinnen vorbeikamen und bei ihm die leckeren Okuta-Früchte kauften. Gerade die jüngeren Frauen kauften sehr gerne bei Lorc, denn [red][strike]Lorc[/strike] er[/red]war sehr beliebt bei den Damen, weil er eine sehr charmante Art an sich hatte und [red][strike]die Damen[/strike] sie[/red] waren entzückt von seinen wunderschönen, aber auch ernst gemeinten Komplimenten [red][strike]die er ihnen machte[/strike][/red].


Noch zwei drei Ungereimtheiten:

Wenn auf ganz Sargon Sommer ist, dann hat seine Planetenachse keine Neigung, d.h. es ist immer Sommer und die Leute wüssten gar nicht, was Jahreszeiten sind. Wenn es aber Jahreszeiten gibt, dann ist niemals auf dem ganzen Planeten Sommer - geht einfach nicht. Ausser man überlegt sich komplizierte astronomische Konstellationen mit mehreren Sonnen

Dass kurz nach den Feiern (zwei drei Wochen?) die Geburtenrate steigt, dürfte allenfalls bei Insekten möglich sein. Bei Lebewesen von der Größe der Sargonianer sollte die Tragzeit schon ein paar Monate betragen.;)

Dass man Früchte drei Monate lagern kann, ist nichts ungewöhnliches, das geht mit Äpfeln auch - neuerdings sogar mit Tomaten ;) Beschreib doch, warum die Okuta-Früchte so beliebt sind. Ihren Geschmack z.B, oder weil sie ohne gekeltert werden zu müssen Alkohol entwickeln oder so...

Wenn das Jamra-Fest wirklich durch alle Städte eines Planeten wandert, kann es Jahrtausende dauern, bis eine Stadt mal wieder dran ist. Städte halten normalerweise nicht so lange und ich glaube, ohne Telefon und Internet wäre das auch gar nicht zu verwalten. Das gleiche gilt für den Bürgerkrieg. Du solltest immer dran denken wie die Bewohner denn planetenweite Aktivitäten durchführen wollen, wenn sie schon in die nächste Stadt 10 Tage brauchen. Ich würde sowieso eher damit rechnen, dass sich auf einem Planeten mit mittelalterlicher Zivilisation hunderte von kleinen Reichen bilden, die zum großen Teil gar nichts voneinander wissen (können!)

So, ich hoffe, es hilft dir ein bisschen weiter und ich hab dich jetzt nicht erschreckt oder Schlimmeres. Wie gesagt, vieles an deinem Ansatz (und nur den kenne ich ja bis jetzt) gefällt mir auch sehr gut und wenn du ihn nochmal bearbeitest wird es sicher eine sehr farbige interessante Geschichte werden.

schönen Gruß

Achim
 

Ronin

Mitglied
Hallo Mazirian,

Neeee. Werde Dir nichts krumm nehmen oder es als kleinkariert ansehen. Ich fand Deinen Post Weltklasse, denn er war mehr als nur umfangreich und hilfreich.
Hat mich zum Nachdenken gebracht und ich werde es auf jeden Fall noch nachbearbeiten.
(Bin Dir auch dankbar für die Korrekturen das/daß usw. Grammatikalisch bin ich manchmal noch viel kreativer als in meinen Geschichten selbst. *g)

Du schreibst, ich solle bei meinen Beschreibungen mehr ins Detail gehen. Hmmm, das ist ein Punkt, wo ich feststellte das sich die Geister scheiden. Ein paar meiner besten Freunde durften mein halbfertiges Werk schon lesen, weil ich um ihre Meinungen bat. Ich habe schon sehr oft umgestrickt, was gerade die Beschreibungen betrifft. Der eine Teil sagt:"Schreibe nicht so detailliert. Es gibt nichts schlimmeres, wenn eine Person, ein Objekt oder eine Landschaft eine ganze oder mehrere Seiten lang beschrieben wird. Das ist langweilig.", andere wollen gerade das. Bestes Beispiel Tolkien. Dieses Problem empfinde ich als größte Schwierigkeit beim Schreiben.

Ich bin daher sehr froh das ich durch einen dummen Zufall die Leselupe gefunden habe, denn "Fremde" beurteilen härter, bzw. kritischer als Freunde und Bekannte, selbst wenn man ihnen noch so oft sagen kann:"Ehrliche Meinung. Kein Blatt vor den Mund. Sag, wenn du irgendwo der Meinung bist du verstehst etwas nicht, weil ich es einfach voraussetze das ich dem Leser nie einen Schritt voraus sein könnte."


Die Ungereimtheiten

Zu den Sommertagen/Jahreszeiten...Jetzt wo Du das ansprichst, stelle ich fest, das ich mir da gar nicht bewußt war, das bei einem "Es war einer dieser wunderschönen Sommertage auf Sargon" der Leser meinen könnte, das dieser Sommertag auf den gesamten Planeten zutreffen könnte.
Gedacht war eigentlich, das dieser Sommertag über Kalondra herrschte und es auf Sargon ganz normale Jahreszeiten gibt, genauso wie es Temperaturschichten auf dem gesamten Planeten gibt.

Die Geburtenrate...;) Das bezieht sich darauf, das Männlein und Weiblein halt durch die ausgelassene Stimmung der Feier halt viel lieber dumdidum machen als an den anderen Tagen des Jahres und das halt somit mehr Nachwuchs nach ein paar Monaten geboren wird, wenn das Fest beendet ist. Fast so wie auf der Erde. In warmen Monaten haben, glaube ich zumindest, mehr Menschen Geburtstag als in kalten Monaten. Was wohl sicher daran liegt, das bei 42 Grad im Schatten kaum einer Lust dazu hat sich zu vermehren;) (Ok, ich gebe zu, der Vergleich hinkt ein klein wenig. *g)

Das wandernde Jamra-Fest...Hmm. Ich bemerke so langsam, das ich wirklich nicht darum herumkomme, mehr Seiten für detailliertere Beschreibungen zu machen oder ein Schlagwortregister am Ende des Buches anzubringen, denn Sargon ist eigentlich sehr viel kleiner als die Erde und es gibt nur sehr wenig Dörfer und Städte auf Sargon. Natürlich gibt es Bereiche, die die Sargonianer (in diesem Falle die aus Kalondra oder Benderan) nicht kennen und das kommt etwas später im weiteren Verlauf heraus, aber die Städte die sie kennen, werden von den Veranstaltern des Festes jährlich aufgesucht. Ähnlich wie Zigeuner, die von Ort zu Ort weiterziehen.

Werde auf jeden Fall in den kommenden Tagen den Anfang nochmal überarbeiten und danke Dir nochmal ganz herzlich für Deine Kritik.

Viele Grüße,
Michael
 
Nichts ist schlimemr als Fontanes Beschreibungen in Effi Briest, wenig ermüdender als Tolkiens endlose Landschaftsskizzen. Aber dort, wo Tolkien sich etwas kürzer faßt, da geben die Beschreibungen der ganzen Geschichte nicht nur den letzten Schliff, sondern einen wesentlichen Charakterzug. Was wäre Bruchtal ohne seine ausführliche Darstellung? Wären Lothlorien und die weiten Ebenen von Rohan so magisch? Wohl kaum! Nicht an Negativbeispielen orientieren. Gib den Lesern ruhig Einstiegsmöglichkeiten, Wegweiser und Anhaltspunkte.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Zu deiner Unentschlossenheit, ob es SF oder F werden wird, gebe ich folgendes zu bedenken: In der Fantasy muss man nicht zaubern – in der SF darf man es nicht.
Das heißt: Nicht die Agrar-Kultur oder Industriegesellschaft bestimmen, ob ein Text SF oder F ist, sondern das magische Element. Wenn dein Held auf seiner Reise echtem Zauber begegnet, ist das GANZE Fantasy.
 

Mazirian

Mitglied
Zauberei

Hm, Arthur C. Clarke hat sinngemäß mal gesagt:
"Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist für den Uneingeweihten von Zauberei nicht zu unterscheiden."
Insofern gibt es sicher gewisse Grauzonen. Ich denke aber auch, dass es in einer SF-Geschichte immer jemanden geben muss, der WEISS, dass es sich um Technologie handelt.

schönen Gruß

Achim
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Willkommen in der Lupe!

Zu den Dingen, die schon gesagt wurden, möchte ich gern noch dies uns jenes hinzufügen. Es ist eine ganze Menge und du brauchst wahrscheinlich ein dickes Fell, um es nicht als Meckerei zu sehen.

Im Grund sind es zwei Haupt-Kritik-Punkte: Einerseits mangelhafte Detail-Logik und der Umgang mit vermeintlichem Wissen und andererseits viel zu viele Klischees. Während das Erstere beim Nachbearbreiten zu beheben ist, ist das Klischee-Problem schon ernster: Natürlich beruft sich jedes Genre auf die ihm eigenen Klischees – der Fantasy-Autor kann nicht jedesmal anfangen zu erklären, wie ein Agrar-Dorf und eine fantasy-typische Stadt aussieht. Du aber tust genau das: Die Klischees und das "friedlich-harmonische Normal" beschreiben – das aber mit ständiger Berufung auf eben diese Klischees. Du verschwendest unglaublich viel Schreib- (und Lese-)Energie auf das Übliche, statt zu zeigen, was an deiner Geschichte anders als anderen ist.

Doch zu einigen Details:

„Meine Geschichte beginnt …"
Wessen Geschichte? Wenn man so beginnt, muss es einen literarischen Erzähler geben – eine Art Märchenonkel oder Augenzeuge. Wenn es so gemeint ist, muss aber rasch nach den Beginn gesagt werden, wer der Typ ist. An diesem Problem krankt der ganze Anfang dieses Textes. Bitte kläre für dich selbst, wer da erzählt – ob es ein literarischer Erzähler ist (der näher definiert werden muss) oder ob du als Autor die Geschichte "nur" aufschreibst.

"Hier und da sieht man auch ein schlecht ausgebautes Wege- und Strassennetz..."
Man sieht ein paar Wege und Straßen – das NETZ sieht man entweder nur von weit oben (wer fliegt denn da? :) ) oder man weiß um die Existenz des Netzes.

"... die darauf hindeuten, das auf diesem Planeten intelligentes, aber schlichtes Leben vorhanden ist."
Intelligentes Leben ist eine andere Sinn-Kategorie als schlichtes Leben. Das eine ist eine so zu sagen biologische Kategorie (vernunftbegabte Spezies), das andere ist eine Kultur-Einschätzung (schlichte Lebensweise). (Wobei "ein paar Felder" nicht wirklich ein Hinweis auf „schlichte Lebensweise“ ist.)

"Sargons Entwicklungstufe kann man vergleichen mit der Entwicklungsstufe der Erde des späten Mittelalters."
Erstens: Dies ist wieder so ein typisches Erzähler-Standpunkt-Problem. Das klingt, als berichte ein Erdling einem Erdling über einen andern Planeten. Es ist nur nicht klar, wer wem berichtet und in welcher Situation.
Zweitens: Solche Formulierungen sind Stimmungstöter – man muss aus der Geschichte aussteigen, seine Geschichtskenntnisse rauskramen und dann abhaken: Dies ist so wie es bei uns war, dies ist anders, dies ist wieder so…und aus diesen INFORMATIONEN muss man sich dann selber wieder ein Bild zusammensetzen. Das Bild aber sollte der Autor "liefern". (Abgesehen davon: WIE sah es denn zum späten Mittelalter auf der Erde aus? WEIßT du es oder hast du nur so eine Vorstellung, wie man sie eben hat von Bauern und Adligen und Rittern? Wenn ja: Bist du sicher, dass der Leser das gleiche über diese Epoche WEIß wie du?)

"Die Gebäude auf Sargon wurden aus gemauerten Steinen erbaut ...."
Man mauert MIT Steinen, nicht DIE Steine. Meinst du "gebrannte Ziegel"?

"In jeder der größeren Städte gibt es ein recht modernes Kanalsystem, aber das ist auch die einzigste Entwicklung, die die Sargonianer in den letzten einhundert Jahren gemacht haben."
Erstens: Einzig ist nicht steigerbar – entweder ist es die einzige Entwicklung oder sie ist es nicht.
Zweitens: Modern in welchem Vergleich? Modern fürs Erd-Mittelalter? Modern für New York 1800? Modern für Mars-City 2589?

"Es macht ihnen auch nichts aus, das sie für Reisen in andere Städte mehrere Tage benötigen, denn woher sollten sie auch wissen, das es andere Kulturen auf anderen Planeten gibt, die Strecken für die sie zehn Tage benötigen, diese in 10 Minuten zurücklegen können? "
Was hat das Wissen um die Möglichkeit anderer damit zu tun, ob man mit den eigenen Möglichkeit zufrieden ist? Ich weiß, dass „WIR“ HEUTE HIER gern/oft unser Zufriedensein davon abhängig machen, was andere können – aber ist das denn ein universelles Gesetz? Wohl eher nicht – warum sollte es mir zum Beispiel nur dann nichts ausmachen, nicht Leistungssport betreiben zu können zu sein, wenn ich nicht weiß, das es andere können?

"Natürlich gab es in der Vergangenheit hin und wieder Geplänkel zwischen vereinzelten Städten, weil sie sich zum Beispiel darum gestritten haben, wer denn nun das beste Jamra-Fest veranstaltet (Eine jährliche Veranstaltung, die vergleichbar ist mit den Festen die auf unserer Erde auf dem Land gefeiert wurden. Der Höhepunkt des ganzen Jahres auf Sargon. Kurz nach diesem Fest stieg die Geburtenrate rapide an im Vergleich zu dem restlichen Jahr.). "
Erstens: NIE Klammern im erzählenden Prosa-Text (Versuch mal, die vorzulesen… :) Sich einen Text VORzulesen ist übrigens immer eine recht brauchbare Qualitätsprüfung).
Zweitens: Vergleich zu "hier" – Wie kann man denn EIN Fest mit den vielen Tausenden völlig verschiedener Feste verGLEICHen, die in Europa, Afrika, Asien, Nord- und Südamerika und Australien von Deutschen, Franzosen, Italienern, Iraki, Kongolesen, Maya, Apachen, Eskimos, Hindus, Tibetern, Aboriginies, … gefeiert werden und wurden?

"Es war vor sehr langer Zeit und seitdem kennen die Sargonianer auch kein Haß oder Neid mehr. Macht und Gier sind Fremdworte in ihrem Wortschatz. "
VORSICHT! Das sind schön klingende Schlagworte, die NIEMALS wirklich stand halten. (Vor allem nicht, wenn es in der Spezies sowas "mal gab".) Außerdem: Warum willst du dich selbst der Möglichkeiten berauben, wirklich interessante Stories zu erzählen? Denn was bleibt denn an interessanten Themen, wenn du Hass, Neid, Macht und Gier ausklammerst? Selbst Liebe wird dann fad, weil nur Friede-Freude-Eierkuchen oder "einfache" Trauer übrig bleiben.

"Viele Einwohner haben sich hier niedergelassen und ständig werden neue Häuser um den riesigen Marktplatz gebaut, ......"
Der Marktplatz wächst wohl mit? Spätestens nach der vierten oder fünften Häuserreihe wird es verwegen, zu behaupten, sie stünden AM Markt.

"Vielleicht denkt jetzt der eine oder andere nach, das ja dann die Okuta-Früchte faul werden, wenn die Händler ihre Rückreise nach Benderan antreten würden. Nun, Okuta-Früchte können nach dem Ernten gut drei bis vier Monate gelagert werden, ohne das sie schlecht werden, oder an Geschmack verlieren. Praktisch. Nicht wahr?"
Wer fragt das wen?

"Achja, vielleicht sollte ich euch die Sargonianer und vor allem Lorc noch ein wenig beschreiben.
Die Sargonianer sehen den Menschen sehr ähnlich aus. Sie haben, so wie wir, zwei Arme, zwei Füße, einen Rumpf und einen Kopf. Der einzigste Unterschied ist die Größe, denn Sargonianer werden maximal nur 1.60 Meter groß, aber das sind auch schon die Riesen unter ihnen und anstatt fünf Finger an jeder Hand haben sie nur vier Finger. Ihre Ohren sind auch ein klein wenig größer als bei uns, aber das waren auch schon die Unterschiede zwischen ihnen und den Menschen."
Frage zum Bedenken: Wird es irgendwann wichtig, dass die Sargonianer den Menschen bis auf diese Details gleichen? Wenn nicht, dann lass es. Durch ihre Kultur sind sie schon anders genug als "wir".

"Händler sind .... sind oft sehr lustig und auch sehr redsam. Nunja, das müssen sie ja auch sein in ihrem Beruf. "
Böses Klischee! Spaßvogel und Plappertasche zu sein ist NICHT Voraussetzung dafür, erfolgreich Handel zu treiben.

Zum Schluss noch was zu Lorc: Seine Charaterisierung ist so mit Klischee-Vorstellungen überladen, dass er unglaubwürdig wird. Du versuchst zu krampfhaft, ihn als normal und zugleich ungewöhnlich darzustellen. Trau dich, dem Helden Charakter zu geben! Lass ihn – wenn er unglücklich mit seinem Beruf ist – unglücklich sein! Lass ihn – wenn er ein Frauenheld ist – ein Frauenheld sein oder – wenn er sich um die schönen Augen, die ihn gemacht werden, nicht kümmert – ihn keinen Blick für (diese) Frauen haben. Lass ihn – wenn er ein Träumer ist – ein Träumer sein. Lass ihn schüchtern ODER redselig sein.
Übrigens: Woher kommt seine merkwürdige Abenteuerlust eigentlich?

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Und noch etwas in meiner Eigenschaft als Moderator: BITTE keine "Entschuldigung" für Rechtschreibfehler in den Werken! Entweder es ist nach deinem Ermessen rechtschreiblich druckreif (dann darf es ins Werke-Forum) oder es sind nach deinem Wissen (noch erwähnenswerte) Fehler drin, dann bitte jemanden um Hilfe (Lektoren der LL).
 

Ronin

Mitglied
Willkommen in der Lupe

Hi jon,

erstmal Danke für Deinen Comment. Und keine Sorge....Hab ein ziemlich dickes Fell, sonst hätte ich nicht um (ehrliche) Kritik gebeten. ;)
Und auch ein dickes Sorry das ich Dir erst so spät antworte und gerade weil Du Dir so eine Mühe gemacht hattest so ausführlich zu antworten, aber die letzten Wochen waren so stressig das ich kaum Zeit für irgendwas hatte.

Zu den Klischees: Klischees gehören einfach dazu finde ich. Mehr oder weniger sind sie doch in jedem Roman vertreten. Einge stehen darauf (ich auch, sonst wären nicht so viele enthalten), andere halt nicht. Nenne mir einen Roman der ohne Klischees auskommt. Gerade SF und F sind voll davon.
In meiner Geschichte gibt es nichts, was anders wäre als in anderen Geschichten die sich in diesen Bereichen abspielen. Dies halte ich meiner Meinung nach auch für vollkommen unmöglich, denn das würde bedeuten, es wären Dinge enthalten, Aktionen, Reaktionen die für 90% der Leser so absurd wären, das sie es als konfus abstempeln würden.
So ist es dann halt wie in allen Geschichten: Ein Ablauf, der sich vielleicht anderen gelesenen oder gesehen Abläufen ähnelt und dann irgendwann einmal endet. Happy-End nicht ausgeschlossen.

Zu einigen anderen Punkten wie zum Beispiel das Strassennetz bin ich der Meinung Du widersprichst Dir. Du sagst, ich würde viel Schreibenergie aufbringen um Klischees zu beschreiben, andererseits wärst Du der Meinung, ich müsse dem Leser erklären wie ich darauf komme das mehrere Strassen nunmal ein Strassennetz ergeben. Zwei oder mehr Strassen sind schon ein Netz. Ob ich sie von oben jemals gesehen habe oder nicht macht doch keinen Unterschied. Es ist ein Netz. Wenn ich das auch noch alles erklären müsste, dann bräuchte ich 2.500 Seiten um bis an das Ende meiner Geschichte zu gelangen. Ich weiß nicht, aber ich bin der Meinung ich setze einen gewissen Grundintellekt voraus um meine Geschichte lesen zu können. Oder verlange ich zuviel?

In einem Kommentar vorher schriebst Du, das SF und F nicht von Umgebungen (Agrar-Kultur - Industrielle, hochtechnisierte Gesellschaft) abhängig macht.
Ein Raumschiff zwischen Kühen, Pferden, Ställen, Äckern, Schlössern, Burgen usw. hab ich bisher weder in einem Film noch in einem Buch gesehen oder gelesen. Das wäre auch höchst unglaubwürdig, wenn man noch nicht mal Elektrizität hat, aber dafür mit nem Angriffskreuzer über den Nachbaracker donnert.
Und ich meine jetzt nicht, das dieser Planet von irgendwelchen Aliens besucht wird die dieses tun, sondern die gesamte Geschichte darauf spielt und die Einwohner das tun würden.
Zaubern kann man auch in der Zukunft. Du schreibst:
Wenn dein Held auf seiner Reise echtem Zauber begegnet, ist das GANZE Fantasy

Jetzt stellt sich mir die Frage was wäre, wenn folgendes Szenario zutrifft. In welches Genre würdest Du das packen?
Ein Mensch des 16. Jahrhunderts wird per was auch immer in die Zukunft (25. Jahrhundert beispielsweise) katapultiert. Er sieht dort Dinge die er nicht versteht. Für ihn ist es Magie da sein Wissen so stark begrenzt ist und sein Glaube an die Mythologie viel zu groß ist. Alleine die Tatsache, das es Lampen gibt, die per Knopfdruck angehen.... Könnte man nicht sagen, das diese Person das als echten Zauber empfindet? Somit wäre es Fantasy und kein Science Fiction, auch wenn er in der Zukunft ist.
Also wo will man die Grenze ziehen? Drache = Fantasy – Monster (könnte auch Drachenähnlich sein) = science Fiction, Leuchtender Stein der Glück bringt = Fantasy – Leuchtstab der auf ungefährlicher Energieeinspeisung mittels Uran leuchtet = Science Fiction.
Wenn ich Deine Definitionen aus dem Forum-Board lese, so kann ich nach wie vor nicht sagen, wohin ich es einordnen würde, da diese „Grenzen“ ineinander verschmelzen.

Zu Lorc:
Lorc ist beides. Normal und zugleich ungewöhnlich. Er hat Character doch hat er zuviel erlebt, als das es ihm möglich wäre sein wahres Ich vor anderen auszubreiten, denn sie würden ihn gar nicht verstehen (wollen). Er hat gelernt sein wahres Ich hinter einer Maske zu verstecken und so zu sein wie ihn jemand anderer oder die Gesellschaft ihn gerne sehen wollen und wie man es von ihm verlangt. Lustig sein wenn andere es wollen, reden wenn andere ihn was fragen, sagen das es ihm gut geht, auch wenn es ihm gar nicht gut geht, glücklich nach außen zu strahlen und im Inneren seinen Schmerz vor anderen verstecken. Wenn Du der Meinung bist, all das wäre Klischeevorstellung, dann lebe ich in einer realen Welt und bin behaftet voller Klischees. *g


Zum Abschluß nochmal....

Ich bedanke mich wirklich sehr für Deinen Comment. Werde sicher noch so einiges ändern und über Deine Ratschläge nachdenken, doch recht wird man es niemals allen machen können. Der eine möchte dies, der andere möchte das, dem einen fehlt hier ne Erklärung, dem anderen ist diese oder diese zu viel und/oder vollkommen überflüssig, ein anderer meint, das hätte man so schreiben können, oder auch so. Es würde immer etwas geben zum ab- oder umändern.
Ich werde versuchen von all Euren Comments das herauszufiltern was mir noch wichtig erscheint und was ich mit meinem Schreibstil vertreten kann, denn ich glaube, wenn man anfängt seinen Schreibstil anderen Leuten anzupassen, dann ist das viel Schlimmer als in Klischees zu leben, bzw. zu schreiben.

Abschließend zu den Rechtschreibfehlern....Hmmm. Ich habe gesucht und gesucht, aber eine Stelle in der ich mich für Rechtschreibfehler entschuldige hab ich nicht gefunden???

Viele Grüße,
Ronin
 

Mazirian

Mitglied
Hi Ronin,

wollte mich kurz noch mal melden, weil wir alle viel über Klischees gesprochen haben, und den Begriff dabei sehr unscharf gelassen haben. Ich glaube so kommt man schwer auf einen Nenner. Deshalb möchte ich versuchen es etwas genauer zu definieren.
Wenn du argumentierst, dass Klischees in allen SF/F/M-Geschichten vorkommen hast du insofern recht, als man "Klischees" auch durch "Versatzstücke" ersetzen können. Versatzstücke der SF/F sind sicherlich Raumschiffe, Zeitmaschinen, Aliens, magische Schwerter, Zauberer und abtrünnige Götter. Die kommen immer wieder vor, gehören da hin und das Genre lebt von ihnen ("sense of wonder" hat Brian Aldiss das mal genannt... glaub ich :)). Es liegt allein an der Kreativität des Autors, diese Versatzstücke so auszugestalten und einzusetzen, dass sie immer wieder in einen neuen Kontext gesetzt und mit überraschenden Eigenschaften ausgestattet werden.
Aber Jon hat absolut recht, wenn sie mit Klischees Schablonenhaftigkeit, Eigenschaftslosigkeit und fehlende Charakterisierung meint.
Du gestattest, dass ich auf ein paar Beispiele aus deinem Text zurückgreife (und auch, dass ich dabei ein bisschen polemisch werde - hab heut meinen Weissbier-Abend ;))

-Häuser aus Steinen gemauert - naja, wie's so ist.
-Grasland, teilweise unterbrochen von kleinen Seen und ein paar Hügeln und Bergen - eine solche Landschaft könnte aus dem Zufallskartengenerator von Age of Empires stammen, Einstellung: "Hügelland"
-sie sind oft sehr lustig - manchmal auch nicht. Das geht wohl 99,9 % aller Leute so.
-Die Beschreibung von Kalondra trifft in ähnlicher Weise auch auf Frankfurt zu (aus der Sicht der Frankfurter :))
Lorc zu beschreiben ist recht einfach - das ist es nicht!- und darf es auch nicht sein. Allein sein innerer Zwiespalt, seine Erfahrungen, sein gespaltener Charakter sollen ja ( vermute ich mal) das treibende Element für den ganzen Roman sein.

Es ist ja nicht so, dass du zu wenige Beschreibungen gibst, da haben deine Freunde recht. Wichtig ist, dass du das Wesentliche, das Aufregende beschreibst. Beispiel Straßennetz: Natürlich gibt es Strassen oder zumindest Wege zwischen den Siedlungen, dass muss man nicht als Eigenschaft anführen, das ergibt sich ganz zwanglos, wenn Lorc das nächste Mal in die Nachbarstadt reist. Eben weil du bei deinen Lesern einen gewissen Grundintellekt voraussetzen kannst
Lorc ist charmant - ok. Lass ihn irgendwas charmantes sagen und die Lady kichernd erröten, dann kannst du die Beschreibungen "aus zweiter Hand", die viel zu allgemein sind, weglassen. Und wenn sein Spruch humorvoll ist, muss auch kein Erzähler darauf hinweisen, dass Lorc Humor hat.
Oder anders gesagt: Man muss eigentlich überhaupt keine großartige Beschreibung aller möglichen Umstände voranstellen. Das Bild im Kopf des Lesers entsteht, wenn du die Personen handeln lässt, wie es in ihrer Welt möglich ist und es ihren Eigenschaften entspricht.
Die Aussage "intelligentes aber schlichtes Leben" ist z.B. überflüssig, sobald du einen Protagonisten mit einem Holzlöffel essen lässt.
Was immer du in der vorgeschalteten Beschreibung darstellst - lass es die Sargonianer einfach TUN! - ... und dein erstes Kapitel hat sich verflüchtigt *grins*. Aber du weißt was ich meine: wenn Lorc einen Freund besucht und dabei über die Maßen verwöhnt wird, weil es so üblich ist, muss man das nicht besonders hervorheben, dann erschafft sich deine Welt ganz von selbst.

Du schreibst, dass in deiner Geschichte nichts ist, was man nicht in jedem beliebigen SF-Text findet. Genau das ist der Punkt. Interessant, spannend und aufregend ist das, was anders, neu und einzigartig ist. Oder auf bisher nicht dagewesene Weise Allgemeinmenschliches neu darstellt. Sei ruhig ehrgeizig, experimentiere, gehe Risiken ein und nimm dir vor, den ungewöhnlichsten Fantasy-Roman aller Zeiten zu schreiben. Du wirst es sicher nicht schaffen, aber wenn du von vorneherein planst, nur etwas durchschnittliches zu liefern, wird dir nicht einmal das gelingen.

Obacht: Von wegen ein Raumschiff zwischen Kühen und Pferden.... Hier irrst du dich, die alten Space-Operas aus den 30/40 er Jahren sind voller solcher barocker Kontraste ("Bringt die Pferde an Bord!") und ziehen daraus einen nicht geringen Reiz (den ich hoffe, im zweifachen Ansatz deiner Geschichte [SF/F] wiederzufinden). Dass die derzeitigen Sci-Fi-Endlos-Serien (Sci-Fi ist was anderes als Science Fiction!!!!!!!) so was nicht kennen, halte ich für ein schweres Defizit ;)

Das Problem mit dem Erzähler sehe ich auch als essentiell. Wenn du ihn wegließest und die Welt einfach aus der Sicht ihrer Protagonisten beschriebest (s.o.), könntest du einer Menge Probleme aus dem Weg gehen und müsstest dich nicht selbst an die Leine legen, indem du Vergleiche mit der Erde bemühst, die deine Welt nur als sekundär dastehen lassen. Ein Baum der 100 Mannslängen hoch ist, ist schon verdammt hoch, auch ohne Kanada.
Der Erzähler sollte auch keinen Dialog mit dem Leser beginnen ("praktisch, nicht wahr?"). Was, wenn der Leser anderer Meinung ist ? Oder wenn er über etwas ganz anderes reden möchte?

Geh einfach mal in Gedanken in deine Welt (Sargon), auf den Markt, nach Benderan, rede mit den Leuten, versuche in die nächste Stadt zu gelangen, usw. dann wirst du sehr schnell merken, ob deine Welt funktioniert oder Ungereimtheiten aufweist. Du musst nur sehr penibel beobachten.
Ich denke, das sind alles Dinge, die deinem Stil, den ich in Ordnung finde und auch um Gottes Willen nicht beeinflussen möchte, nicht im Weg stehen.

Und noch was Allgemeines: Ich weiß nicht wie's andere Autoren halten, aber in Fantasytexten verwende ich niemals Fremdwörter (DEZENT gelb, CHARMANTE Art, HauptEXPORT-ARTIKEL, RAPIDE, KANALSYSTEM, FLORA, MINUTEN, SCHICK, PRAKTISCH) Charmant ist nun mal französisch und das können die Sargonianer nicht kennen, ebensowenig wie Latein. Es gibt immer eine passende Ersetzung für Fremdwörter. Wenn mir keine einfällt, guck ich in ein Fremdwörterbuch.

Man täuscht sich auch häufig über den Bekanntheitsgrad historischer Namen. "Sargon" ist nun mal vorbelegt als assyrischer König. Nicht dass das wirklich wichtig wäre, aber wenn sich ein Autor eigene Namen ausdenkt sieht es eher so aus, als ob er sich "Mühe" gegeben hätte. "Sorgan" wäre genug Mühe :).

Zum Schluss nochmal das gleiche wie letztes Mal: Ich schreib mir bestimmt keinen Wolf um deine Geschichte zu zerreißen oder dich zu ärgern. Ich find's klasse, dass mal jemand auch mit sehr "kritischer" Kritik umgehen kann und an produktiver Textarbeit interessiert ist - und den Atem hat, 200 Seiten zu schreiben! Ich würde mich auch freuen, wenn du das Gleiche mit meinen Sachen machst.
Poste einfach mal die Fortsetzung, dann sehen wir weiter ;). Bin gespannt, wie du mit der Ambivalenz SF/F umgehst.

schönen Gruß

Achim
 
Ähm, ist ja klar, dass Aliens Latein und Französisch nicht kenn können... aber Deutsch?!? Entschuldige, aber nach diesem Maßstab keine Fremdwörter einzusetzen macht keinen Sinn... denn in einer Sprache muss die Geschichte ja nun erzählt werden.
 

jon

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Teammitglied
Das letzte zu erst:
Mein erster umfangreicherer Roman "Far Worlds". Dies ist der Anfang meiner Geschichte (inklusive Tippfehler ).
…was ist das anderes als eine Vorabentschuldigung für Rechtschreibfehler?

Zum Thema Klischees:
Mazirian hat das Wichtigste gesagt: Man muss die genretypischen Klischees verwenden, aber mandarf sich nicht darauf ausruhen. Und: Genretypische Klischees (z.B. Fantasy: Der Ritter trägt eine Rüstung und hat mindestens ein Schwert.) sind nötig – Klischees wie der ewig plappernde Frisör oder (wie hier) der allen etwas aufschwatzende Händler sind – wenn es nicht gezielt für Wirkung benutzt wird – fad, ja sogar schädlich (so nach dem Motto: Kann der Autor sich denn keine "echten" Menschen ausdenken?). Wenn es ein EXTREM plappernder Frisör ist oder ein EXTREM aufschwatzender Händler, dann kann das für die betreffende Figur gezeigt werden – sind die beiden es "im Rahmen des Üblichen" (innerhalb des immer mitgelesenen Klischees) dann ist die Betonung überflüssig. Tabu, weil an der Realität vorbei, ist es, bestimmte Personengruppen ausdrücklich mit so einem Klischee zu charakterisieren und das auch noch mit so einer Scheinbegründnung, wie es dir bei den Händlern passiert ist.

Thema Originalität
Niemand kann – vor allem innerhalb eines mehr oder weniger exakt definierten Genres – etwas von A bis Z Neues schreiben. Es ist sogar ganz legitim, die uralten Genre-Geschichten noch mal zu erzählen. Nur muss klar werden, warum diese …zigste Variante lesenwert ist. Das wird sie durch eine neue, überraschende Komposition oder (was ich am liebsten habe) durch ungewöhnliche, interessante Charaktere.

Thema SF oder F:
Erstens: SF ist nicht an das Auftauchen von Raumschiffen gebunden (so wenig wie Agrarkultur gleichbedeutend mit F ist).
Zweitens: „Man darf in der SF nicht zaubern“, heißt nicht, dass der/die Protagonist/en nicht an Zauberei glauben dürfen. Allerdings muss der Leser wissen, dass es "nur" Technologie ist. Der Drache allein ist kein Definitions-Element für Fantasy – aber der Drache, der mittels Magie besiegt wird ode mittel Magie die Leute terrorisiert, ist eines. Der "Leuchtende Stein des Glücks" ist so lange Fantasy, wie er tatsächlich ganz unerklärlicherweise Glück bringt und solange niemand – auch nicht der Leser – auf die Idee kommt, es sei „nur“ (um man bei deinem Beispiel zu bleiben) ein Leuchtstab, der auf ungefährlicher Energieeinspeisung mittels Uran leuchtet.
Ob etwas SF oder F ist, hängt also nicht davon ab, was die Protagonisten denken, sondern was der Autor dem Leser mitteilt.

Und noch mal: Man kann SF in die Nähe der F rücken, aber wenn auch nur EINMAL "richtig" gezaubert wurde, ist es F, die in die Nähe der SF gerückt wurde. Und umgekehrt: Man kann F in die Näher der SF rücken – aber sobald in Frage gestellt ist, dass die Magie „echte“ Magie ist, ist es SF, die in die Nähe der F gerückt wurde. (Und dann gibt es noch die „echten“ Grenzfälle, wo ein Rest Zweifel – ist es Magie oder nicht? – übrig bleibt.)

Lorc:
Er hat Character doch hat er zuviel erlebt, als das es ihm möglich wäre sein wahres Ich vor anderen auszubreiten, denn sie würden ihn gar nicht verstehen (wollen)
…und genau hier zeigt sich eines der Hauptprobleme: Die Beschreibung von Lorc gibst du als allwissender Erzähler – vor dir KANN er sich nicht verstecken und den Normalo spielen. Und also kann es das auch nicht vor dem Leser, der dir ja in dieser Position folgt. Und wieder stimmen die Klischees nicht: „Er ist humorvoll“ und „Er ist in sich gekehrt“ erzeugen beim Leser zwei völlig verschiedene Bilder (eben weil es klischeehafte Formulierungen sind). Du „vergisst“ nun, die Klischees zu brechen und zu zeigen, wieso beides möglich sein kann oder welche der beiden Aussagen nicht wirklich dem Klischee entsprechen. „Er war ehrgeizig“ ist ein Klischee (eines, das nicht nur den Wunsch sondern auch die Taten zur Wunscherfüllung beinhaltet)– „Er lebte also wie man es verlangte“ ist das diametral entgegengesetzt Klischee dazu. Sinnvoll wird diese Kombination erst, wenn man weiß, was der allwissende Erzähler über Lorc weiß (das verschweigt er aber gemeinerweise).
Du vermischt die Sicht der anderen Sargonianer (Lorc = Normalo) mit der Sicht des „Allwissenden“ (Lorc = ungewöhnlich) und versuchst zugleich, nicht allzuviel über dieses „Ungewöhnlich Sein“ zu verraten.

Das selbe Problem – die Frage des Erzählerstandpunktes – ist auch das mit dem Straßennetz: Als allwissender Erzähler und Leser WISSEN wir natürlich, dass Straßen ein Netz bilden – du aber nimmst hier den Erzählstandpunkt eines Besuchers ein, in dem du auf "hier und da" (ist eine Straße) einschränkst und dabei etwas sagst, was nur "im großen und ganzen" (alle dieses Straßen bilden ein Netz) gesehen werden kann.

Das zweite (mit dem ersten durchaus gekoppelte) Problem ist, dass du jede Menge sagst und erklärst und einfach zu wenig zeigst. (siehe Mazirians Kommentar). Nun mag das nicht jedermanns Stil sein, aber versuch doch einfach mal, das ganze als FILM abzuspulen: Beobachte Lorc dabei, wie er – ganz normal – seinen Geschäften nachgeht. Und dann die Kamera ganz dicht draufhalten und zeigen, wie – wenn sich der Kunde umdreht – Lorc wieder in Gedanken versinkt – hier kannst du dann in eine „innere Kamera“ wechseln und zeigen (oder „hörbar“ machen) was er da denkt. Oder beobachte, wie ihn eine Dame anstrahlt und er höflich aber unverbindlich bleibt oder wie er ihr ein ehrliches Kompliment macht und ihr dann NICHT hinterhersieht. Irgendwie sowas…

Ein abschließende Bemerkung zu den Fremdworten:
Man kann (auch „Antik-“ oder Mittelalter-“)Fantasy im „heutigen“ Stil (also mit alle den Altags-Fremdworten) schreiben. Das kann recht reizvoll sein (, filmisch ist sowas ähnliches in den Serien wie Hercules, Xena und Robin Hood realisiert). Andererseits ist das eine hohe Kunst, denn man darf dabei nur Worte und Wendungen verwenden, die zwar heute benutzt werden aber nicht auf heutiger Technik/Gesellschaft fußen. So darf Lorc durchaus charmant (es ist eben nicht ganz das selbe wie liebenswert oder liebenswürdig) sein und Stammkunden haben – Wildlederstiefel (obwohl das nun kein Fremdwort ist) sind aber unsinnig, denn es gibt kein Lack- oder Kunstleder (wohingegen Lederstiefel aus der Haut von Wild statt Schwein/Rind durchaus ein Zeichen von Luxus sein können). Oder: Kollegen sind Leute, die mit einem am selben Projekt (auch im weitesten Sinn – also auch am „Erfüllen der Aufgabe der Firma“) arbeiten – mithin sind die anderen Händler nicht Lorcs Kollegen. Sie sind vielmehr seine Konkurrenten (oder ganz neu: Mitbewerber). Es ist zugegebenermaßen schwierig, solche alltäglichen Worte als „modern“ oder „modisch“ zu erkennen. Je jünger man ist, desto größer ist das Problem, da man ja mit den „neuen Worten“ aufgewachsen ist. Deshalb ist es sicher einfacher, sich des „altmodischen“ Tons zu bedienen – da kommt man nämlich gar nicht erst in die Versuchung, „Kollege“ zu sagen oder man denkt darüber nach, ob Lorc wirklich „sein Planet gefällt“ (gibt es einen Begriff für „Planet“ überhaupt in seiner Welt?). Dann überlegt man sich, ob das Jamra-Fest wirklich eine Veranstaltung (wie ein Konzert, eine Tagung oder eine PR-Tour) ist…

Aber – ich wiederhole das gern – bis auf die Frage des konsequenten Erzählerstandpunktes (und die damit verbundene Plastizität der Bilder) ist alles andere auch im Nachhinein korrigierbar.
 

jon

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Da ist es, das Poblem: Heute interpretiert jeder „Wildleder" mit jener Oberflächenbeschaffenheit und hat gleichzeitig die Gegenteile Glatt-Leder, Lackleder etc. im Kopf.
Aber:
Am Anfang waren alle Leder mehr oder weniger rau – ob Wild oder Kuh oder Schwein: So kam es bei der Verarbeitung (per Hand) eben raus – manche Stellen blieben nach dem Gerben rau andere wurden glatt. Kuh und Schwein neigten besonders stark zu "blanken Stellen" und galten – auch deshalb – als minderwertig.
Dann wurde Leder maschinell verarbeitet: Es wurde (glatt)gepresst, poliert und lackiert. Die preiswerten Kuh- und Schweinehäute wurden so auf einheitlichen Look getrimmt – keiner sah mehr die Fehler.
WILD allerdings wurde echter Luxus – so wie Handgearbeitetes Luxus wurde. Und in einer Zeit, wo alle Glattleder oder gar mit Farbschicht "getarntes" Leder trugen, wurde der Look des rauen („naturbelassenen") WILD-Leders zum Ausdruck von Wohlhabenheit.
Um diesen Luxus billiger zu bekommen, wurde Rind und Schwein etc. nun auch wieder zu RAUleder verarbeitet (noch immer kostbarer, weil nur ausgesuchte Stücke verwendet werden können und die Prozedur etwas mehr Kow-How verlangt). Und weil Wildleder so eine guten Klang (nach Luxus) hatte, heißt dieses Rauleder (im Volksmund, nicht in Fachkreisen!) bis heute sehr werbeträchtig „Wildleder“.

Zurück zur vorindustriellen Gesellschaft: Dort hat dieser ganze Prozess nicht stattgefunden. Dort ist WILD kein Synonom für RAU.

Natürlich kann Lorc auch dort Wildlederstiefel tragen – nur sind das dann (in dieser Kutltur denkend) keine Raulederstifel sondern Stiefel aus Wildleder. Das aber wiederum liest der heutige Leser nicht: Der liest (weil das sein Wortschatz ist) „Rauleder“.

Streiten wir uns nicht um diese Stiefel: Wenn es nicht irgendwann wichtig wird, woraus die bestehend, ist dieses Missverständnis leicht zu verschmerzen. Aber es zeigt das Problem: Wir (und auch ich – ich bin ja nicht im entwicklungsfreien Raum aufgewachsen) haben jede Menge solche festen Begriff-Sinn-Verbindungen im Kopf, die wir als unverrückbar voraussetzen. Manchmal aber (und das sieht man erst an „der Jugend“ oder wenn man es gezeigt bekommt) stecken in diesen "einfachen Worten" ganze Weltgebilde. Man muss – wenn man andere Welten als „Heute & Hier“ beschreibt – immer mit sowas rechnen.
Ein äußeres Achtungszeichen dafür sind natürlich immer die Fremdworte: Sind sie zu uns gekommen als echte Bereichung des Sinn-Schatzes (wozu ich charamant zählen würde – aber das ist streitbar)? Sind sie zu uns gekommen mit neuer Technologie und Lebensweise? Sind sie einfach nur modern? Das muss der Autor sich schon ab und zu fragen.
Aber es gibt eben auch "deutsche" Worte, die mit diesem Risiko behaftet sind: Zitronengelb ist nur sinnvoll auf einer Welt, auf der es Zitronen gibt. dito: Apfelbäcken und Kirschmund. Von der schon erwähnten Adlerfeder mal ganz zu schweigen.

Oder – um nochmal ganz kleinkrämerisch zu werden: Bürgerkrieg. Heute heißt das: Ein Krieg zwischen Bevölkerungsschichten. Im Mittelalter waren die „Bürger“ aber mitnichten die Bevölkerung, sondern die freien (und anfangs auch nur die reicheren davon) Stadtbewohner.
Ein Bürgerkrieg auf einer mittelalterlich strukturierten Welt bedeutet also (z.B.): „Da bekriegen sich so ein paar Geldsäcke in der Stadt“. Auf keinen Fall sind darin freie Bauern, Adlige, Ritter, Leibeigene, fahrendes Volk oder die Burschen der in der Stadt arbeitenden Handwerker beteiligt.

…wollt ich nur mal so zu Bedenken gegeben haben…
 



 
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