"Der hauseigene Neger" (Urbi et Orbi - Vatikanische Bauernregel)

Waltero

Mitglied
„Der hauseigene Neger“ („Urbi et Orbi“ - Vatikanische Bauernregel)

Ein fast schon philosophischer Gedanke beschäftigt mich zurzeit ständig. Als wir vor ca. 20 Jahren das erste Mal auf Koh Tao auftauchten, kostete unsere Billighütte, inklusive American Standard Sitztoilette, sage und schreibe 350 Bath. Heute, ein ganzes Dackelleben später, kostet die gleiche Hundehütte immer noch 350 Bath. Selbstverständlich ist die Kloschüssel noch dieselbe und die Matratze kommt mir auch irgendwie bekannt vor. Doch die Frage, die mich lange Zeit beschäftigt hat, war:
Wie kann man die Mietpreise über die Jahre hinweg auf diesem niedrigen Niveau halten?
Dass die Jugend dieser Welt, auch die der westlichen Welt, meistens nicht allzu viel Kohle in der Tasche hat, ist an sich irgendwie logisch! Doch diese Tatsache allein erklärt die Stagnation der Preise auf diesem niedrigen Level bei Weitem nicht. Es gibt hier etwas ganz Besonderes, was die Preise auf indischem Niveau hält.
Auf Koh Tao haben etliche Thais ihren "hauseigenen Neger“!
Natürlich würde ich so eine sozial unkorrekte Aussage niemals zu Papier bringen, aber ich weiß nicht, wie ich es anders formulieren könnte.
Da sich der kleine Siamese schon aus traditionellen Gründen nicht gern unnütz bewegt, hatte er eine geniale Geschäftsidee. Um die Lohnnebenkosten niedrig und sich selbst ruhig zu halten, holt sich Klein Thai seine Vettern und Cousinen aus Birma auf die Insel. Der Burmese ist in Thailand in etwa das, was für den deutschen Bauunternehmer der Albaner, der Rumäne oder der Bulgare ist. Es sind meistens einfache, fleißige Leute, die von diesen Halsabschneidern, natürlich nur aus reiner Menschenfreundlichkeit, ausgebeutet und versklavt werden. Es ist schon erstaunlich, wie einfach man acht Weißrussen und vier Ukrainer in einem Baucontainer unterbringen kann, ohne dass einer von ihnen über Platzangst klagen würde. Aber der Burmese ist noch um einiges flexibler in der Lagerhaltung. Ähnlich wie Weinflaschen, kann man die Burmesen im Regal auf und nebeneinander lagern. Erstaunlicherweise kommen die allermeisten von ihnen dabei nicht ins Kippen. Dieses abartige Stapelsystem macht es möglich, dass es einige Ferienanlagen auf Koh Tao gibt, deren gesamte „Manpower“ aus Burma stammt. Obwohl das Wort „Manpower“ eigentlich nicht wirklich passt, da der Burmese, ähnlich wie sein thailändischer Blutsbruder, auch nicht gerade zur Hyperaktivität neigt. Seine Begeisterung für körperliche Bewegung hält sich ebenfalls in Grenzen. Dafür bewegt sich die Burmesin mindestens fünfmal schneller als ihr männlicher Landsmann.
Der entscheidende Vorteil beim Burmesenimport liegt natürlich im Großeinkauf. Es gibt Rabatte ohne Ende auf dem Burmesenmarkt. Überall stehen unsichtbare Verkaufsschilder auf denen geschrieben steht: „Nimm 3, aber bezahle nur 2!“ Bequeme Ratenzahlung möglich! Du bekommst ein Dutzend Burmesen zum Preis von zwei thailändischen Arbeitskräften.
Und der Burmese schreit nicht nach Gewerkschaft, Betriebsrat, Mindestlohn, 38,5-Stunden-Woche oder Pendlerpauschale. Blöd „Verdi“ sein, sagt sich der Burmese. In diesem Fall ist er biegsam wie ein Bambus und das schätzt der kleine Siamese an seinem Vetter. Ich habe auch noch nie davon gehört, dass ein Burmese vor ein thailändisches Arbeitsgericht gezogen wäre, um seinen Arbeitgeber wegen Ausbeutung und illegaler Sklavenhaltung zu verklagen. Natürlich würde die Justiz in einem solchen Fall mit aller Härte erbarmungslos zuschlagen. Allerdings nur auf den kleinen Burmesen! Das kleine Männlein würde sehr wahrscheinlich nach einem Standgericht nie wieder gesehen und seine Stelle durch einen anderen Burmesen besetzt werden. „Advokat und dein Anwalt hilft“, aber nicht überall und auch nicht jedem, würde Novalis an dieser Stelle wohl anmerken. In Deutschland arbeitet diese Art von Tagelöhner oft schwarz, aber in Siam arbeiten die Burmesen bis sie schwarz werden. Während der Albaner auf einer Baustelle in Deutschland immerhin 30 Euro Cash am Tag einschiebt, zumindest wenn er an demselbigen 12 Stunden ohne Pause arbeitet, steckt der Burmese diesen astronomisch hohen Betrag im Monat ein. In seltenen Fällen bekommt der kleine Burmese einen noch kleineren „Bangladeschi“ zur Seite gestellt. Das ist der Mann fürs Grobe! Dieser kleingewachsene Spezialist wird überwiegend im Sanitär- und im Rohrreinigungsbereich erfolgreich eingesetzt. Mit seinen feingliedrigen Händen befreit er wirklich jede Abwasserleitung von Verstopfungen aller Arten. Mit der Anstellung eines „Bangladeschis“ spart sich der Siamese auch das Geld für eine Motorspirale, eine Saugglocke und all das andere teure Werkzeug, das der Rohrreiniger normalerweise so braucht. Denn wie gesagt, die Zauberkraft des Sanitärspezialisten liegt in seinen schmalen Händen! Wenn die Kacke aber wirklich am Dampfen ist, dann greift auch dieser kleine Mann auf eine ganz spezielle Geheimwaffe zurück:
Auf seine Frau!
Die anmutige „Bangladeschi-Frau“ steht auf der untersten Stufe der Arbeiterhierarchie und verflucht insgeheim die „anderen“, die sie dort unten abgestellt haben. So schließt sich der Kreislauf des Lebens wieder einmal in der untersten Schublade im Kasten des Systems. Sperrt man einen Europäer in die unterste Lade des Lebens ein, dann fäll er wahrscheinlich in eine nicht enden wollende Dauerdepression. (Warum ausgerechnet ich? Warum nicht jemand anders? Wieso? Weshalb? Warum?)
Der Asiat ist anders. Er sieht Licht am Ende des Tunnels. Denn auch er hört eine innere Stimme, die ihm leise zuflüstert: >Hast du in diesem Leben schlechte Karten, dann musst du auf das Nächste warten!< (Asiatische Bauernregel)
In der westlichen Welt wurde für den gemeinen Bauern die „Urbi et Orbi"-Regel erfunden. Auf beiden Seiten des Globus erschuf die geistige Oberschicht diese nützlichen Lebensregeln für die gemeine Unterschicht in ihrem Land. In einfachen Worten ausgedrückt möchten die Erfinder dieser Lebensweisheiten zum einfachen Mann auf der Straße sagen: >Halt dein Maul, denk nicht nach, und mach gefälligst was wir dir sagen! <
Gemäß der hinduistisch-buddhistischen Vorstellung von der Wiedergeburt ist auch für die Unterschicht im Lande noch nicht alles verloren. In einfachen Worten ausgedrückt:
Wer in diesem Leben die Arschkarte gezogen hat, der bekommt im nächsten Leben ein besseres Blatt. Und so träumt die „Bangladeschi-Frau“ davon, als „Bangladeschi-Mann“ zu reinkarnieren, die Frau des Burmesen wünscht sich ebenfalls eine Geschlechtsumwandlung fürs nächste Leben und ...!
Dieses an sich männliche Prinzip sorgt dafür, dass in diesem Leben alles beim Alten und der Asiat in seiner Grundeinstellung optimistisch bleibt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese „Im nächsten Leben wird alles besser“-Philosophie von denjenigen, die in diesem Leben schon alles haben, sehr geschätzt und gefördert wird. Zu den glühendsten Verfechtern dieser im Hinduismus wurzelnden Glaubenslehre gehören in erster Linie Geschäftsleute, Großgrundbesitzer, Politiker und Männer im Allgemeinen! Obwohl ich ein vollwertiges Mitglied der zuletzt genannten Gruppe bin, lehne ich diese realexistierende, speziell von Männern gelebte Lebensphilosophie entschieden ab. (Meine Frau übrigens auch!)
Das ist zumindest unsere Sicht der Dinge. Doch was ich eigentlich damit sagen wollte, ist:
Auch Siamesen haben mitunter ihren „Neger“!
Leider!
 



 
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