"Schreibschulen"

Olsen

Mitglied
Wie ist bei den Beteiligten dieses Forums denn die Erfahrung mit Instituten, die Fernkurse im Schreiben anbieten? (z.B. ILS, Axel-Andersson-Akademie)

Ich habe vor Jahren einen zweijährigen Fernkurs bei der AAA (das sind nicht die Anonymen Anti-Alkoholiker, sondern oben genannte Akademie) mitgemacht. Klar, das hat einen Haufen Geld gekostet und der "Abschluss" bringt einem überhaupt nichts, aber ich habe (zumindest meines Erachtens) viel gelernt.

Ich war nur ein wenig überrascht, dass mich mein Studienleiter bei nahezu jeder Hausaufgabe über den grünen Klee gelobt hat.

Mich würde interessieren, ob auch schon andere Forumsteilnehmer in dieser Hinsicht Erfahrungen gemacht haben. Ist es dort üblich, mächtig dolle gelobt zu werden (schließlich zahlt man denen ja einiges an Kohle)? Oder spricht hier nur mangelndes Selbstwertgefühl aus mir? Das heißt, kann man das Lob für bare Münze nehmen?

Wie ist der Ruf solcher Fernkurse in Verlagskreisen? Macht es Sinn, bei Manuskriptangeboten im Anschreiben von dem Fernkursus zu erzählen oder macht man sich damit eher lächerlich?

Bin für jeden Beitrag dankbar!!!

Olsen
 

strolch

Mitglied
lacht

hier hat man mich dann auseinander genommen, mit diesen texten!!!

hab hier mehr gelernt, als dort
brigitte
 
Ich schlage vor: Geld sparen und lieber einmal – was jetzt die Prosa betrifft – Texte wie die der wichtigen Wettbewerbe durchlesen. Siehe Thread Ingeborg-Bachmann-Preis.

http://www.leselupe.de/lw/showthread.php?threadid=57068

Hier bekommt ihr UMSONST einige der interessantesten aktuellen Texte geboten. Ihr bekommt dazu Diskussionen und Porträts. Es ist sehr hilfreich, aber offenbar ist das Interesse an solcher Literatur unter manchen LL-Autoren nicht sehr ausgeprägt. Lieber lassen manche sich von ihren immerzu wohlmeinenden „KollegInnen“ auf die Schulter klopfen und drehen sich künstlerisch im Kreis, dass den Zuschauern schwindelig wird. Denn gerade das Lob verführt dazu, zu glauben, man gefalle mit seinem Schreiben, aber auf dem Markt hat man mit solch einer von der eigenen Clique hochgelobten Schreibe keine Chance.

Man erfährt auf der angebenen Seite, was die Juroren an Texten kritisieren und kann sich hochrechnen, wo die eigenen Schwächen liegen. Man erfährt in den Porträts wie andere Autoren zum (erfolgreichen) Schreiben kamen.

Für Krimi- und Thrillerautoren mögen Fernkurse ja hilfreich sein. Ich glaube aber, die meisten und besten Autoren sind ohne Lehrgänge ganz gute Autoren geworden. Wenn Lehrgänge, dann doch solche mit anerkannten Autoren, aber nicht mit selbsternannten Schreibpädagogen.

Letzte Empfehlung: Haruki Murakami: Das Fenster.
Dies ist eine Geschichte, die das Thema Schreiblehrgänge zum Thema hat.

Viel Erfolg
Monfou
 

Zinndorfer

Mitglied
Wiederum ein heroischer Post. Wenn die Texte hier so frei und mutig kritisiert würden, wie unter dem angegebenen Link, wär´s spannender. Aber hier macht man sich zu viel Sorgen darüber, dass man eine Eins auf den eigenen Text verpasst bekommt. Eingeschlafene Grüße, Zinndorfer
Postskriptum. Definitiv nicht diesen Lehrgang erwähnen. Ebensowenig wie "Buch 1997 erschienen im Eigenverlag". Der Lektor, der dann noch den ersten Satz des Manuskripts läse, wäre auch heroisch.
 

Antaris

Mitglied
Geld sparen

Hi allerseits,

Fast alle Autoren, von denen ich weiß, dass sie einmal einen Schreibkurs belegt haben, waren hinterher enttäuscht, weil der Kurs nicht das gebracht hat, was sich die Leute erhofft haben. Ob sie überhaupt etwas bringen ausser ein leer geräumtes Konto scheint stark von der Betreuung abzuhängen. Wer hochliterarische Vorbilder hat und an eine genreorientierte Lektorin gerät holt sich nichts als Frust. Das in den Kursen vermittelte theoretische Wissen gibt es in diversen Autorenratgebern ohnehin viel billiger.

Im Grunde genommen hilft nur Lesen, Lesen, Lesen,und zwar bevorzugt Texte aus der Stilrichtung (oder des Genres) in der du selbst schreibst. Ganz aufschlussreich sind für mich immer misslungene Texte gewesen, und ehrlich gesagt, ist die Leselupe da eine richtige Fundgrube! Die herunter gepunkteten Texte darauf hin zu analysieren, was schief gegangen ist, kann sehr aufschlussreich sein.

Pragmatische Grüße

Antaris
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Ich habe den Lehrgang bei ILS gemacht und hab es nicht bereut.

Es hat zwar eine Menge Geld gekostet und der Theoretische Kram war zwar recht wissenswert aber nur am Rande beim Schreiben selbst umsetzbar, doch die "Hausaufgaben" waren wunderbar (, nicht die Texte, die ich da machte). Sie waren es deshalb, weil ich das Komplett-Paket (vom Gedicht bis zum Journalismus) gekauft hatte und dadurch gezwungermaßen querbeet alles mal gemacht habe (außer Journalismus, hihi, die Hausaufgaben hab ich lieber für mein Buch genutzt). „Auftragsarbeiten“ sozusagen – das schult ungemein.

Was man m.E. erwarten kann bei solchen Kursen:
* Ein paar Brocken Theorie, die "Hinterland" schaffen und Horizonte verschieben.
* viele Übungsmöglichkeiten (, vor allem solche, bei denen man sich aus Mangel an eigentlichem Themen-Interesse ganz auf Handwerk statt den Inhalt konzentrieren kann)
* arbeiten lernen (klingt hart, ist aber eines der schwersten Dinge beim Schreiben: durchhalten, dranbleiben, auch ohne "Lust" oder wenn "der Dampf" des Die-Geschichte-Erspinnens „raus“ ist)

Was man nicht erwarten kann:
* unabhängige Bewertungen (inklusive "Abzeichen" wie "Meisterfedern" in Bronze, Silber oder Gold" – zu den besten einer Schreib-(Fern-)Schulklasse zu gehören sagt eher etwas über die Klasse satt über die Besten aus…)
* (oft – odergar meist?) keine detailierte Hilfe (, wie es gute Lektorate wären)


Soll man's erwähnen? Nein. So wie es auch nicht hilfreich ist, sich mit Büchern, die man im Selbst- oder Quasi-Selbstverlag (z.B. Druckkostenzuschussverlag) veröffentlcht hat, zu "dekorieren".
 

Olsen

Mitglied
Da sind sich ja wirklich alle einig, dass man es nicht erwähnen soll!
So etwas in der Art habe ich mir auch gedacht.
Ich danke euch für eure vielen Äußerungen.

Oli
 



 
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