"Zu den Waffen!"

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„Zu den Waffen!“




Beim ersten Mal warst du noch weich
Und deine Tore standen offen
Du ließest mich in deinem Ententeich
Schnorcheln, tauchen, schwimmen
Ich zog so lässig meine Bahnen
In dir mein Regenwasser
Das dich mit wehend, weißen Fahnen
Zum Überlaufen brachte

Und plötzlich Krieg

Alle deine Waffen pfiffen mir um die Ohren
In meinem Schützengraben war ich verloren
Ich musste raus!
Ich musste all meinen Mut zusammennehm´
Und dir entgegengehn

Doch deine Mienen krachten: BAM, BAM!
Ich rannte los, ich sprang
Ich war ein Schiff und du mein Untergang
Und als ich schließlich deinen Graben nahm

Im Siegestaumel keuchend brüllte
Sah ich plötzlich dein Gesicht
Vom Kampf erschöpft und stöhnend fahl
Dein Lächeln wie Polarsternlicht
Dein Blick ein Wind, der meine Segel füllte

Dann
Waffenstillstand

Deine Küsse wie Parlamentäre
Aufgereiht auf einer Schnur
Ein einzig Wort, ein Flüstern wäre
Nur
Von diplomatischem Belang
Wir sind Soldaten, du und ich
Und geboren für den Krieg
Du fässt mich an, du streichelst mich
Du sagst: „Komm, greif mich an.“

Dein Graben ruft und riecht nach Sieg.
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Marcus,
ich versuche mal Dein Gedicht zu verstehen.
Da ist also jemand, der nach anfänglichem "Blümchen-Sex"
sich offenbart und anderes will. Nicht den einfühlsamen
Mann und Liebhaber, sondern den, ich sage es unter Vorbehalt: "Den richtigen Mann" will, den Kämpfer. Und der nur unter diesen Bedingungen Befriedigung erleben kann und will. Ich weiß nicht, ob ich es richtig verstanden habe,
wenn aber doch, dann hast Du es gut gemacht. Dann habe ich die Bilder nachvollziehen können;)

Einen schönen Tag Dir
und liebe Grüße:)
 
Hi Klopfstock.

Man kann Sexualität immer auch als Kampf verstehen, als Schlacht. Das Durchbrechen der feindlichen Linien, die Eroberung jenes besagten Hügels, den Einsatz aller erlaubten Mittel - auch verbotener Kampfstoffe(ich gehe hier mal nicht ins Detail).
Eigentlich geht es darum, daß eine Beziehung langsam intensiver wird, kraftvoller - mächtiger.
Eine Schlacht geht hier einher mit der Epochalität einer Beziehung.
Das Wort Blümchensex ist hier vielleicht nicht ganz der korrekte Terminus, ist aber ganz gut, um die erste Strophe zu beschreiben. Die erste STrophe steht für das gedankenlose Spielen auf fremden Wiesen, wie ein Kind, sitzt man da und läßt seine Bälle springen. Man hat den anderen Menschen noch nicht genügend kennengelernt - man schnorchelt noch, taucht und sucht.
Aber dann - BAM, BAM - überkommt es einen plötzlich wie Krieg,
wie Bomben schlagen Küsse ein.

Ein netter Gedanke, finde ich.

Gruss, Marcus
 
K

Klopfstock

Gast
Ein sehr netter Gedanke,
doch die Liebe ist mir lieber - wegen der aufbauenden
Kraft;)

Liebe Grüße:)
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Marcus,

ein kolossales Schlachtengemälde mit einem wunderbar durchgezogenem Bild! Alle Achtung.
Und lustig.
"Ententeich" ist klasse! Polarsternlicht ist auch ein sehr treffendes Bild. Kann ich mir exakt vorstellen.
Hingegen
Eigentlich geht es darum, daß eine Beziehung langsam intensiver wird, kraftvoller - mächtiger.
Eine Schlacht geht hier einher mit der Epochalität einer Beziehung.
nicht.
Eher lese ich das ganze als einen Akt. Von erster hungriger Begierde bis hin zum zweiten langsameren und gemeinsameren Gang.

Und den letzten Satz hätte Luke Skywalker bei seinem zweiten Anflug auf den ersten Todesstern nicht treffender formulieren können!

Möge die Macht mit Dir sein
lap
 
Hi lapismont,
ich sehe, du spührst die Kraft, die in diesem Gedicht ist.
Wie man es am besten deutet, sei mal dahingestellt. Schließlich gehört es nur solange mir, wie es nur in meinem Kopf ist - ist es aufgeschrieben, fliegt es davon.

Danke für deine aufmunternden Worte.
Gruss Marcus
 



 
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