... und alles wimmelnde Getier ...

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Mazirian

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... und alles wimmelnde Getier ...​

In fünfhundert Metern Höhe, am Fallschirm seines Rettungssitzes baumelnd, hatte Miles Brandon geradezu einen Logenplatz, als die Pandora sich in die Felsabstürze einer nahen Bergkette bohrte und in einem grellen Lichtblitz verging.
Brandon war weit genug entfernt, um vor der Druckwelle und umherfliegenden Trümmern sicher zu sein, aber er krächzte einen ordinären Fluch, als ihm klar wurde, dass es dort nichts mehr zu bergen geben würde. Zu weiterem Nachdenken kam er zunächst nicht, denn er näherte sich rasch dem Boden.
Er zappelte mit Händen und Füßen, als könne er so seinen Fall bremsen. Denn er wollte nicht dort hinunter. Nicht auf diesen Planeten! Doch es ging nicht mehr darum, was er wollte. Sein Sitz raste unaufhaltsam dem Boden entgegen und grub sich in die Flanke einer weißen, weichen Düne.
Er hörte das Krachen der Gurte, die sich tief in sein Fleisch schnitten, bevor sie barsten und er kopfüber in den Sand geschleudert wurde. Augenblicklich war er wieder auf den Beinen spie taumelnd einen Mund voll Sand aus und schaute fassungslos zu den Bergen hinüber wo die Explosionswolke auf den Fallwinden wie eine schwärzliche Lawine zutal strömte.
Verdammt, er war zu früh hier unten - ganze 5 Tage zu früh!
Mit fahrigen Fingern tastete er über sein Gesicht, untersuchte die Haut seiner Hände und Unterarme. Gott sei Dank, da war nichts Auffälliges, alles sah normal und gesund aus. Seufzend ließ er sich wieder in den Sand sinken. Die Killer-Enzyme waren als schon abgebaut worden.
Er hatte sagenhaftes Glück gehabt: punktgenau hatte er den einzigen schmalen Sandstreifen entlang der ganzen Küste erwischt. Alles andere war nackter schwarzer Fels, der sich in mächtigen, ausgewaschenen Terrassen weit in die See vorschob, gleich einer titanischen Treppe, die vom Meer her zum Land aufstieg. Nur ein paar Meter weiter und er hätte sich sämtliche Knochen gebrochen.
Der erste leichte Schock des Aufpralls war abgeklungen und seine Prellungen und Zerrungen begannen sich bemerkbar zu machen. Er musste in Bewegung bleiben, wenn er vermeiden wollte, dass der Schmerz ihn bewegungsunfähig machte. Und wenn er nicht verdursten wollte. Wasser war im Notvorrat seines Rettungssittzes nicht enthalten. Es war einfach nicht genug Platz, etwas hinein zu packen, wovon man jeden Tag mindestens zwei Liter brauchte.
Ächzend richtete er sich auf und begann, sich um sein Überleben zu kümmern.
Es zeigte sich, dass er sich zumindest wegen des Wassers keine Sorgen zu machen brauchte. Am Fuß der Felsterrassen fand er mehrere flache Becken, welche von kleinen Rinnsalen gefüllt wurden, die von den Stufen herabrieselten. Glasklares Süßwasser. Nur in einigen der kleinen Teiche, die von der Flut erreicht wurden, schmeckte es brackig. Flutmarken auf den Felsen bewiesen ihm aber, dass zuweilen auch alle anderen Tümpel vom Meer überflutet wurden.
Schließlich wandte er sich seinem halb in den Sand gebohrten Rettungssitz zu holte den Koffer mit dem Notvorrat heraus und breitete alles vor sich im Sand aus. Es war nicht viel. Eine kleine Schachtel mit Medikamenten, eine Thermodecke, Aluminiumrohre und Folie, um ein behelfsmäßiges Zelt zu errichten, einige Meter grellgelber Folienbahnen und fünf große Dosen mit einer blassen teigigen Masse.
Er dachte an die gestrandeten Astronauten in den Abenteuergeschichten, die viele Monate lang von einer Handvoll sogenannter Nahrungsmittelkonzentrate überlebten. Gequirlter Schwachsinn - das konzentrierteste Nahrungsmittel war reines Fett. Mehr Kalorien ließen sich in ein vorgegebenes Volumen nicht hineinpacken, egal wie sehr man es konzentrierte. Die Standardkonzentrate bestanden denn auch aus fast reinem Fett, versetzt mit ein paar Vitaminen, Mineralien und essentiellen Aminosäuren. Und damit man das Zeug nicht gleich wieder rauskotzte, waren noch Emulgatoren und Schaumbildner enthalten. Wenn man es mit Wasser anrührte, entstand so ein Mousse-artiger Brei, denn man halbwegs hinunterwürgen konnte.
Fünf Kilodosen hatte er von dem Zeug. Machte alles in allem 45.000 Kilokalorien. Bei einer Minimalversorgung von 1000 Kilokalorien am Tag würde das Zeug also anderthalb Monate reichen. Bis dahin musste irgend jemand hergekommen sein und ihn abgeholt haben.
Er suchte nach dem Hyperfunkgerät. Eigentlich hätte es sich seitlich am Rettungssitz befinden müssen, aber er fand nur den ausgefransten Rest des Gurts, mit dem es befestigt gewesen war. Verdammt, das hätte nicht sein dürfen. Ohne das Funkgerät war die Chance, dass man ihn hier fand tausend Milliarden zu eins. Der Planet lag lichtjahreweit entfernt von allen befahrenen Routen. Niemand würde ihn hier suchen, geschweige denn finden - nicht in tausend Jahren.
"Du wirst hier nicht mehr wegkommen", flüsterte er sich selber zu und zum erstenmal kroch eine Angst in ihm empor, so schwarz und grausam, dass es ihn würgte. "Du wirst hier sterben ... allein …".
Es war dieses "allein", das ihm solche Angst machte.
Aber noch war es nicht so weit. Noch hatte er viele Tage Zeit, irgendetwas zu tun, um den Tod auf Distanz zu halten und dafür zu sorgen, dass man ihn bemerkte, falls der Zufall tatsächlich ein zweites Schiff herführen sollte. So kletterte er die Felsterrassen hinauf, hinter denen sich eine graue Ebene bis zum Horizont erstreckte, und legte dort die Folien zu einem großen gelben Kreuz aus. Das war alles, mehr konnte er nicht tun. Holz für ein Feuer würde er nicht finden, nicht einmal trockenes Gras, und es wurmte ihn gewaltig, dass er selber schuld daran war. Zum Teufel, warum hatte er sich nicht einfach aus dem Staub gemacht, nachdem der Schlamassel passiert war? Die OmniSpace verteilte schließlich keine Orden für Pflichterfüllung.
Brandon war freier Prospektor. Sein Auftrag war es gewesen, Planeten mit abbauwürdigen Erzvorkommen zu entdecken und für die OmniSpace-Gesellschaft registrieren zu lassen. Eigentlich kein ungewöhnlicher Job - aber er hatte die Enzym-Bombe dabei. Die Gesellschaft hatte darauf bestanden, Planeten mit ausschließlich niederem Leben vor der Registrierung zu sterilisieren. Doch etwas war schief gelaufen. Die Bombe hatte sich selbständig gemacht, noch bevor die Biosphärenanalyse beendet war.
Die tödlichen Enzyme der Bombe waren um den Planeten gerast wie tobsüchtige Rattenwölfe [1]. Getragen vom Wind und von den Meereströmungen, verbreitet von befallenen Lebewesen und in die Tiefe des Bodens gesogen von den Kapillarkräften. Sie hatten alles Leben vernichtet, indem sie es in seine Grundbausteine zerlegten und in feinen grauen Staub verwandelten. Die Enzyme griffen gesättigte Kohlenstoffbindungen an, brachen sie einfach auf und ließen Fleisch und Holz zerfallen wie trockenen Zunder.
Brandon hatte beschlossen, die sechs Wochen, bis die Enzyme sich wieder abgebaut hatten, im Orbit zu warten. Dann, fünf Tage zu früh, hatte etwas – ein Meteor wohl – die Pandora getroffen, aus der Bahn geworfen und ihn zum Schiffbrüchigen gemacht.
Bald begann es zu dämmern. Zwei kleine rote Monde stiegen über dem Horizont auf, wie ein Paar entzündete Augen. Er baute das Zelt neben einem der Süßwasserteiche auf, um sicher zu sein, dass die Flut ihn nicht erreichen konnte. Dann kroch er hinein und schlief fast augenblicklich ein - in dem sicheren Gefühl, dass ihm auf dieser Welt zwar nichts helfen, ihn aber auch nichts bedrohen konnte, außer schlechtem Wetter.

***

Obwohl er sicher war, nichts Brauchbares mehr zu finden, unternahm er am übernächsten Tag eine halbherzige Exkursion zu der Stelle, wo die Pandora niedergegangen war. Er hegte die schwache Hoffnung, unterwegs vielleicht doch noch irgendwelche Reste von organischem Material zu finden, die ihm als Nahrung dienen konnten. Aber von der Biosphäre des Planeten war nicht eine lebende oder tote Zelle übriggeblieben. Die Enzym-Bombe hatte außer feinem Staub und flüchtigen Gasen nichts übriggelassen. So war sie erdacht und gebaut worden; sie konnte nichts übersehen und keine Ausnahmen machen.
Tatsächlich fand er unterwegs nicht einen einzigen dürren Halm und am Grab der Pandora gab es auch nicht mehr zu sehen, als einen flachen Krater und von der Explosion glasierte Felsen. Immerhin entdeckte er einige Gesteinsproben, die auf reiche Erzlagerstätten schließen ließen. Sollte er also doch noch gerettet werden, würde er der reiche Mann sein, der er immer hatte sein wollen.
Als er sich gerade auf den Rückweg machen wollte bemerkte er unter einem kleinen Felsstück ein silbriges Glänzen. Hastig hob er den Brocken auf. Sein Funkgerät lag darunter, das Display zerfetzt und die Frontplatte eingebeult. Einige Drähte baumelten aus aus dem geplatzten Kunststoffgehäuse. Er warf das Ding in hohem Bogen weg und wollte den Felsbrocken hinterher werfen. Aber da war etwas Seltsames auf dessen Oberfläche. Brandon sah genauer hin. Da war deutlich eine Versteinerung erkennbar: ein kurzes Stück Wirbelsäule und eine flache Schädelplatte mit leeren Augenhöhlen, die sich halb aus dem Stein heraushob.
Verdammt, er hatte nicht nur Algen und Flechten vernichtet. Das Leben auf diesem Planeten war hochentwickelt gewesen und das schon vor vielen Millionen Jahren. Er würde nicht nur reich sein, wenn man ihn hier fand, sondern auch für den Rest seiner Tage in den Bau gehen.
Und das war noch nicht alles. Auf dem Rückweg fand er einen weiteren Beweis dafür, dass die Bombe zwar alles Leben annihilierte, nicht aber seine Spuren. Es waren einige Dutzend kleiner Lehmkuppeln, kaum größer als halbe Melonen. Sie lagen in einer kleinen Kuhle, neben einem Tümpel. Sicher, es konnten natürlich die Bauten niederer Tiere sein, auch Termiten und Wespen errichteten ja komplexe Strukturen, in denen sie lebten. Aber die kleinen dunklen Löcher sahen zu sehr nach Fenstern und Eingängen aus, als dass dieser Vergleich sein Gewissen hätte beruhigen können.
Auch die hellen Streifen zwischen den Kuppeln sahen eher den regelmäßigen Straßen einer Modelleisenbahnanlage ähnlich, als zufällig entstandenen Trampelpfaden. Eine unbestimmte Scheu hielt ihn davor zurück, eine der Kuppeln aufzubrechen und sich das Innere anzusehen. Er schluckte, presste die Lippen zusammen und ging rasch weiter.
„Ich war es nicht“, knurrte er. „Nicht ich. Die Bombe war es … reingelegt haben sie mich.“ In seinem Kopf kochte und brodelte es …

… ach was, Brandon, niemand verlangt von Ihnen, hochentwickelte Zivilisationen zu vernichten. Die Bombe ist intelligent, sie könnte das gar nicht. Sie ist… sagen wir, ein High-Tech-Kammerjäger. Wir sind keine Unmenschen, aber wir haben abzuwägen, zwischen den berechtigten Interessen unserer Investoren und ethischen Prinzipien, berechtigten ethischen Prinzipien!“
„Was wären den unberechtigte ethische Prinzipien?“
„Solche, die sich selbst im Weg stehen. Wissen Sie, unsere Gesellschaft wäre letztes Jahr fast den Bach runtergegangen, und warum? Ich sage es Ihnen: wir hatten einen vielversprechenden Planeten gefunden. Reiche Erzlager, unermessliche Ölvorkommen und ein hochinteressanter Genpool. Keine Spur von intelligentem Leben. Wir haben investiert, Gelder beschafft, Kredite aufgenommen, viele Milliarden. Und dann kamen diese Ethikfritzen vom Außenminsterium mit einer hanebüchenen Geschichte von angeblich intelligenten Schnecken. Intelligent, weil sie seltsam geformte Kriechspuren in den Sand zogen, die man für eine Form der Kommunikation hielt. Das Ergebnis: wir mussten das Projekt abblasen, alle Anlagen wieder abbauen und den Planeten verlassen. Lächerlich! Verstehen Sie Brandon, das ist genau der Punkt. Wir werden nicht wieder zulassen, dass unsere Anleger ihr sauer Erspartes verlieren, nur weil auf einem Planeten das Ungeziefer andersrum krabbelt als anderswo …“
„Natürlich nicht Mr. Harbinger…“


Den Abend verbrachte er damit, am Strand zu sitzen, den Horizont anzustarren und dem Wind zuzuhören. Zwischen seinen Fingern drehte er unablässig das kleine Fossil, wie ein Betender den Rosenkranz.
Auch an den folgenden Tage tat er kaum etwas anderes. Es schien, als sei mit dem Besuch der Absturzstelle jegliche Aktivität in ihm erloschen. Er bewegte sich kaum ein paar Meter vom Zelt fort, kletterte nur hin und wieder in den nahen Felsen herum.
Die einzige Beschäftigung zu der er sich aufraffen konnte, war es, dreimal am Tag eine Handvoll seiner Konzentrate anzurühren und sie dann mit mechanischer Langsamkeit zu verzehren. Oder er verteilte das Konzentratpulver aus den noch vollen Dosen gleichmäßig auf jene, die schon leer waren. Schüttelte sie, stieß sie auf, bis das Pulver eine perfekt ebene und glatte Oberfläche bildete.
Zuweilen badete er stundenlang in einem der Süßwassertümpel, plantschte mit den Füßen im Wasser und setzte sich wieder an den Strand, wo er den Wellen zuhörte und über seine Träume grübelte. Seltsame Träume hatte er in der letzten Zeit …

… er lief auf schmalen Pfaden durch einen seltsamen Wald. Grüne Stämme, glatt und astlos, die sich im Wind wiegten. Er lief schnell! Irgendetwas war geschehen und er rannte irgendwohin, um zu sehen ob dort alles in Ordnung war. Immer schneller, stolpernd, keuchend. Seine Herzen schlugen fünfhundertmal in der Minute. Dann teilte sich der Wald; er geriet auf einen breiten Weg aus weißem Sand. Links und rechts wuchtige Kuppeln aus Lehm mit leeren Fensterhöhlen. Er schaute sich atemlos um, er hatte Angst und wusste nicht wovor. Überall lagen graubraune, schüttere Haufen reglos auf den Wegen. Sie schienen seltsam formlos und der Wind löste große zerstiebende Fetzen von ihnen ab. Auf einem davon lag eine Kette aus kleinen roten Kieseln. Sie gehörte seiner Tochter. Aber wo war sie? Warum lagen ihre Sandalen zwischen den Haarbüscheln des selben Haufens?
Obwohl die Sonne hell im Zenit stand fühlte er eine plötzliche Kälte. Er schaute an sich herab und sah, wie der Wind sein Fell von der Haut löste und davontrug. Das Fleisch darunter war graurosa und wäßrig - schien sich zu verflüssigen. Es tropfte in schleimigen Fäden auf seine Füße und versickerte im Boden. Etwas geschah mit seinen Augen … sie platzten einfach und ihr Inhalt lief aus den Höhlen über seine Wangen …


Brandon war von einer Sekunde zur anderen hellwach, schwitzend, fröstelnd und zuckend. Er stank. Öliger Schweiß überzog seine Haut und ließ sein Shirt wie ein Abziehbild am Körper kleben. Mit einem trockenen Krächzen wuchtete er sich hoch, stürmte aus dem Zelt und ließ sich in den kleinen Tümpel fallen. Das Wasser fühlte sich eiskalt an, egal – nur fort aus aus diesem Traum! Weg mit diesen Bildern!
Als sein Atem sich wieder beruhigt hatte, setzte er sich auf und holte eine Handvoll feinen Sand vom Grund des Tümpels. Er musste sich waschen - den Schweiß und diese Nacht mit ihrem Traum wegspülen.
Während er seine Haut mit dem feinen weißen Sand abrubbelte, fiel ihm ein etwas an einem der halb im Wasser liegenden Steine auf. Da war kleiner, grünlich schillernder Fleck. Als er sich bückte und mit dem Finger darüber fuhr, fühlte es sich glitschig und schleimig an.
Algen! Das mussten Algen sein. Irgendwo in seiner Kleidung, in seinem Haar, unter seinen Fingernägeln oder sonstwo mussten ein paar Sporen mit ihm gereist und hier gestrandet sein.
Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer, als er für einen Moment daran dachte, dass man Algen essen konnte. Doch die Ernüchterung kam augenblicklich als er sich die Antwort selber gab: sie würden nicht schnell genug wachsen. Es war längst zu spät. Seine Konzentrate gingen zur Neige und würden aufgebraucht sein, lange bevor sich genug Algen gebildet hatten, um ihn auch nur für einen Tag zu ernähren. Vorsichtig löste er das winzige grüne Fadenknäuel vom Stein und schob seinen Finger in den Mund. Nichts. Es war zu wenig, um es auf der Zunge zu spüren, geschweige denn, etwas zu schmecken.
Als er kurz darauf am Strand saß, hatte er den kleinen grünen Fleck längst wieder vergessen. Es kostete Kraft, sich zu viele Gedanken zu machen. Kraft, die sein Gehirn nicht mehr aufbieten konnte und darum ein sparsames Eigenleben entwickelte. Es konnte einen einzigen kurzen Gedanken stundenlang in seinem Kopf kreisen lassen, wie eine Roulettekugel, ohne ihn zu Ende zu denken. Es scheute sich davor, denn schon das Denken an das Zu-Ende-denken bereitete ihm Unbehagen. Doch manchmal lebten auch seine Gedanken ihr eigenes Leben - dachten sich einfach ganz von alleine:

- wer spricht da? hat jemand etwas gesagt?
- nur wir.
- wer ist wir?
- der sand, der wind, die brandung …
- blödsinn, ich bin alleine hier.
- wie recht du hast … allein mit deiner schuld.
- schuld? Es war nicht meine schuld. die bombe hat mich verraten. diese bügelfaltenkretins. ich bin belogen worden.
- wolltest du nicht belogen werden? ohne dich wäre sie nie hergekommen.
- und wenn - es ist zu spät. nicht mehr zu ändern. es gibt nichts mehr zu tun.
- falsch. du hast deine aufgabe noch nicht erfüllt.
- es gibt keine aufgabe. ich werde nur noch sterben.
- aber du bist noch nicht gestorben, ist das nicht seltsam?
- zufall.
- zweck!
- welcher zweck?
- buße … wiedergutmachung … sühne
- es gibt nichts wieder gut zu machen. niemand ist hier, der mir vergeben könnte. auf dieser welt ist selbst gott vernichtet worden. seid jetzt still!
- geh in dich
- …
- nimm’s leicht
- …
- füg dich
- …
- büße
- …

Es gab Momente, da fühlte er, wie der Wahnsinn von ihm Besitz zu ergreifen versuchte und es gab welche, da fühlte er es nicht. Dann kroch er auf die Felsnase oberhalb seines Zeltes, erhob sich auf die Knie und schrie den Himmel an; brüllte den Sternen seine Rechtfertigungen entgegen. Die Rechtfertigungen eines armen Würstchens, das seine Chance gesucht hatte. Das nur die Anordnungen anderer befolgt und die Schuld anderer auf sich geladen hatte, und das nun von Weinkrämpfen geschüttelt um Vergebung bettelte.
Aber diese Momente wurden immer seltener. Je matter sein Körper, je lethargischer sein Geist wurde, desto mehr wurde der Felsen zu einem fernen unerreichbaren Land, das allein in seiner Erinnerung existierte.
Nur noch die immer kleiner werdenden Konzentratmahlzeiten waren wichtig. Und das Waschen. Seit seinem Traum hatte er nicht wieder damit aufgehört, sich mehrmals täglich gründlich zu waschen und mit Sand abzuschrubben. Manchmal so lange, bis die Haut durchgerieben war und der Schmerz ihn zwang aufzuhören.
Schließlich aber drang der Schmerz nicht mehr in sein abgestumpftes Bewusstsein. Dann stand er oft da, bis zu den Hüften im Wasser, und starrte teilnahmslos auf den feuchten Sand, der sich in seiner Hand zu einer roten Paste verwandelt hatte.
Erst als die letzten Konzentratkrümel aufgezehrt waren, zwang ihn die Schwäche, auch das Waschen aufzugeben. Er blieb ganze Tage lang im Zelteingang liegen und starrte zum Himmel hinauf oder kroch unter stundenlangen, zähen Anstrengungen zum Tümpel, wälzte sich ins seichte Wasser und dämmerte dahin, bis die Kälte ihn wieder ins Zelt trieb.
Ein rasselnder Husten stellte sich ein, nachdem er einmal im Wasser eingeschlafen war, seine Gelenke wurden steif und die Muskeln hart wie Holz. Er schien zu versteinern, noch bevor das Leben ihn verlassen hatte.

***

Es war der letzte Tag. Brandon wusste das, denn sein Körper hatte es ihm gesagt. Er würde noch einmal die Sonne dieser Welt sehen, aber die Nacht die dann kam, würde seine eigene sein.
Ein letztes Mal kroch er zum Tümpel und schob sich ins Wasser, bis sein Körper bedeckt war und nur noch sein Kopf herausragte. Es war schon Mittag, die Sonne hatte das Wasser erwärmt und es fühlte sich angenehm an, wie eine leichte glatte Decke, aber schwer genug, um ihn an jeder weiteren Bewegung zu hindern. Er lag lange so da und schaute in den Himmel, bis seine Augen der Sonne nicht mehr folgen konnte.
Dann sank sein Kopf zur Seite und sein Blick fiel auf einen kleinen Stein mit schillernden grünen Flecken. Er war zu schwach, um zu nicken, aber noch stark genug für ein verstehendes, einwilligendes Lächeln.
Nein, seine Aufgabe war noch nicht beendet. Sie begann erst, und es war die größte Aufgabe, die je einem Menschen aufgetragen worden war.
All die kleinen wimmelnden Wesen, die in und von seinem Organismus lebten - sie würden noch lange weiterleben, bis der letzte Rest von Miles Brandon aufgezehrt war. Lange genug vielleicht, um sich an ein Leben ohne ihn zu gewöhnen. Lange genug, um den Weg ins Meer zu finden und dort zu überleben.
Das Meer würde kommen und gehen und jedesmal würde es ein kleines bisschen seiner Sühne mit sich nehmen, ein Stück unvergänglicher Sühne ...
Die Finsternis kam und Brandon lächelte sie an ...


(c) 2003 by Achim Hildebrand


[1] Rattenwölfe
Im Mittelalter wurden die Deiche an den Küsten Nordeuropas häufig von Ratten unterwühlt und dadurch brüchig gemacht. Zur Abhilfe fing man einzelne Ratten und ließ sie so lange hungern, bis sie zu kleinen, wahnsinnigen Bestien wurden. Diese setzte man dann wieder in die Rattengänge in den Deichen, wo sie unter ihren Artgenossen wahre Blutbäder anrichteten.
 

jon

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Teammitglied
Top!


Gedanken zum Inhalt:
…sicher wird die Fragwürdigkeit einer solchen Bombe durch die Häuser sehr deutlich (und ist für die Spannung interessant) und sicher ist der Umstand, dass die Bombe sich selbstständig machte und noch vor der exakten Erkundung hochging, für die Glaubwürdigkeit des Plots gut. Aber: Was, wenn beides nicht zuträfe? Was, wenn tatsächlich "nur" nichtintelligentes Leben (wo immer man die Grenze ziehen wollte) vernichtet worden wäre? Käme der moralische Aspekt nicht noch deutlicher zum Tragen?
 

Mazirian

Mitglied
Hallo Ulrike,
"Top" gefällt mir! Hab mir auch echt Mühe gegeben und zum erstenmal das Gefühl, was "Richtiges" geschrieben zu haben ;) Danke!
Was deine Gedanken zum Inhalt betrifft: Versteh ich richtig, dass du eine Situation meinst, in der die Bombe eine Welt mit Moosen und Flechten (z.B) sterilisiert? Hm, warum denkst du, dass dann der moralische Aspekt noch stärker zum Tragen käme? Woran würdest du das festmachen?
Ich meine, Brandon ist ja nicht gerade ein Sensibelchen. Wie soll man die Eskalation seines Wahnsinns referenzieren, wenn, kaltherzig gesehen, eigentlich nicht viel passiert ist und wenn es nichts gibt, womit er sich identifzieren kann (kleine intelligente Lebewesen unbekannten Aussehens). Wie könnte man sein Schuldgefühl und seine Zwangsneurosen begründen, wenn er nur getan hätte, was er ohnehin sollte und auch akzeptierte? Das Fossil, als Symbol für das einheimische Leben, das sich an ihm rächt, indem es sein Entkommen vereitelt, würd ich auch sehr ungern aufgeben - es ist das Schlüsselmotiv überhaupt.
Der moralische Aspekt ist eigentlich sekundäres Anliegen. Klar, dass man sowas nicht tut. Und er wird ja auch nicht NUR bestraft. Es ging mir sehr um Brandons Psyche und die Eskalation seines Wahnsinns; und auch, wenn du so willst, die religiösen Metaphern - Apokalypse, Genesis und Erlösung (eigentlich sollte es eine Weihnachtsgeschichte werden, hab's aber erst jetzt rundgekriegt *seufz*).

Aber schreib mal, was du genau gemeint hast, vielleicht denk ich ja zu kurz.

schönen Gruß
Achim
 

jon

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Teammitglied
Sicher ist die Dramatik so besser nachvollziehbar und sicher würde sich Brandon durch den Verlust von Flechten und Moosen nicht beeindrucken lassen. Andererseits: Hätte es das Grünzeug noch, wäre seine Überlebenschance größer – in seiner Situation immer noch ein sehr starkes Argument. Sein Absturz und Stranden ist m.E. schon Extremsituation genug für den Plot…

Ich treibe solche Fragestellungen nun mal gern auf die Spitze. Wenn es um die Auslöschung intelligenten Lebens geht, ist die Frage nach der moralischen Rechtfertigung dafür sofort beantwortet: Es ist verwerflich.
Gespaltener fällt das Urteil schon bei höherem aber (nach gängigem Maßstab) nichtintelligentem Leben auf – Wale und Affen haben es immerhin schon „geschafft“, dass ihr Überleben in breiten Gesellschaftsschichten als anstrebenswert gilt, über den Verlust von Kröten, Insektenarten oder gar Kräutlein und Moosen "jammern" heutztage doch nur Umwelt-Generalisten.
Ich kann die Frage, wie weit die Rücksicht den Menschen auf nichtmenschliches Leben gehen muss, nicht für jeden einzelnen Fall (Extrembeispiel Viren) gültig beantworten. Aber ich stell Lesern gern die Frage, wo sie die Grenze ziehen. Oder besser: Ich möchte, dass der Leser sich die Frage stellt, wo er die Grenze zieht…

Beim Elstercon im vorigen Jahr las jemand eine Geschichte, bei der – kurz gesagt – der Held sich dadruch retten sollte, dass er ein Menschenleben beendete. Um es einfacher für ihn zu machen, wählte der "Verführer" Leben, die ohnehin im nächsten Moment ausgelöscht würden – und zwar auf grausame Weise. Zweimal zögerte der Held, beim dritten mal – seiner letzten Chance – tötet er den "Verfüherer" und siehe da: zu Recht, denn dieses Leben ging weiter. Aber: Wäre es auch so "rechtens" gewesen, wäre auch das dritte Leben ohnehin beendet gewesen…?

Sicher: Zuspitzungen dieser Art haben zwar den Reiz, die Antwort nicht vorzugeben, andererseits setzt dies einen Leser voraus, der die Frage findet.
In deinem Fall könnte leicht geschehen, dass (bei dem Verzicht auf das Fossil) die Geschichte nur als "unglückliche Fügung" gelesen würde – was zwar den Aspekten Genesis und (in gewissem Maße) Erlösung Raum böte, die Apokalypse aber sehr schmälern würde und den (wenn auch nicht explizit gewollten aber doch vorhandenen) Hinweis auf den moralischen Aspekt der Bombe ganz verdürbe.
Ohne das Fossil müsste alle Kraft der Geschichte nur aus dem Innern Brandons kommen – das ist nicht nur sehr schwer zu machen, es fordert auch vom Leser eine über die Grundbereitschaft, sich auf den Text einzulassen, hinausgehende Offenheit und Konzentration…

PS: „…zum erstenmal das Gefühl, was "Richtiges" geschrieben zu haben“ – Na da unterschätzt du dich aber!
 

Mazirian

Mitglied
Hmmm...

...ich weiß nicht, ob die Frage nach der "Höhe" oder Intelligenz von Leben überhaupt sinnvoll beantwortet werden kann

Ein Evolutionsbiologe wird "höher" mit der Enge der genetischen Verwandtschaft zum Menschen definieren, ein Plutokrat danach, ob sich damit Geld verdienen lässt, oder ob es seine Geschäfte beeinträchtigt (wie in der Geschichte); einem "Umweltgeneralisten" wird's egal sein, er sieht jedes Leben als potentiell wichtigen Faktor in einem hyperkomplexen Netzwerk gegenseitiger Abhängigkeiten (wer weiß wozu die Kröten gut sind)... oder er möchte einfach Gutes tun und drüber reden. Die Buddhisten find ich noch am sympathischsten, indem sie auf menschliche Kategorien verzichten und jedes Leben gleichermaßen achten.

Ist es "wissenschaftlich" alles nichtmenschliche Leben als instinktgesteuert zu bezeichnen und das menschliche als vernunftgesteuert? Nur weil das menschliche Instinktmuster komplexer ist und wir eben nicht anders können, als mit unseren eigenen Begrifflichkeiten zu messen?
Intelligenztest-Designer definieren Intelligenz manchmal als die Fähigkeit, sich mit der Umwelt erfolgreich auseinanderzusetzen. Diese Definition find ich gut. Viren sind sehr erfolgreich und haben nicht mal einen Stoffwechsel. Hm, nein, auch Erfolg ist ein zutiefst anthropozentrischer Begriff, mit dem man nicht wirklich weiter kommt *seufz*

Die Elstercon-Geschichte durchschau ich noch nicht so ganz. War es nur "rechtens", weil ein vollwertiges (weitergehendes) Leben gegen ein anderes vollwertiges getauscht wurde? Ich glaube, dann wäre die Moral der Geschichte eher fragwürdig. Denn was wäre "unrechtens" wenn er eines der ersten beiden Leben genommen hätte? Das Unbefriedigtsein des Helden darüber, dass er sein Leben nur gegen ein eh schon fast beendetes "tauscht"? Die Befriedigung des Verführers darüber, den Helden moralisch kompromittiert, sein Wertesystem zerschossen zu haben?
Ich meine, seine Entscheidung ist in dem Moment, wo er vom Verführer mit dem Tod bedroht wird, der Frage nach recht oder unrecht enthoben. Im Unrecht sehe ich da eigentlich nur den Verführer, der ihn zum einen bedroht und zum anderen die Opfer liefert. Aber natürlich ist die dritte Lösung "am rechtesten", weil sie sich gegen den richtet der den Helden bedroht... aber wie du schon sagst: die Antwort ist nicht vorgegeben, sie liegt in den metaphysischen Begrifflichkeiten dessen, der die Frage findet.
Naja, ich will mal hoffen, dass ich nie in so eine Situation komme. Ich brauch einfach zu lange zum Nachdenken...;)
So, ich hoffe, das fällt noch nicht unter "Plauderei", aber ich find solche Fragen ausgesprochen spannend.

schönen Gruß

Achim
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Grins…
Das meine ich mit Fragen auf die Spitze treiben: Instinktiv schlägt man sich auf die Seite des Vor-die Wahl-gestellten. Ein anderer Instinkt sagt: Menschen zu töten ist falsch. Und wieder einer sagt: Aber wenn es doch ums eigene Überleben geht?
Wenn einer sich bei Strafe seines eigenen Todes für das Du-darfst-nicht-töten-Prinzip entscheidet, hat er unsere Sympathie. Dann „darf“ er – kurioser Weise – das selbe Prinzip verletzen, indem er den Peiniger tötet. Die Geschichte nun gibt diesem Helden auch noch explizit Recht, indem sie das letzte Opfer überleben lässt. Was, aber, wenn es nicht so gewesen wäre? Dann hätte einer mehr überlebt…

Ein Diskussionsbeitrag monierte übrigens, dass der Held den Verführer tötet und damit Gewalt mit Gewalt beantwortet…

Dass die Geschichte genau so gemacht werden musste, wie sie eben gemacht worden war, hatte am Ende mit was ganz anderem zu tun: Sie war Teil eines Zyklus. Aber davon abgesehen: Das Dilemma, in dem der Held steckt, ist der Literatur würdig, oder?
 

majissa

Mitglied
Lieber Achim,

du hast das Gefühl, mit dieser Story endlich mal „was Richtiges“ geschrieben zu haben? Nun, ich hab zwar nicht alles von dir gelesen, aber was mir bisher von dir in die Finger fiel (zuletzt „Byzanz so fern“; einfach köstlich!), lag immer weit über dem Durchschnitt. Du reihst schon mit einer gewissen Konstanz einen guten Text neben den anderen. Aber jetzt zur aktuellen Story:

Obwohl Science Fiction für mich nicht so der Bringer ist (es sei denn, sie ist außergewöhnlich gut gemacht), bin ich von deiner Geschichte wirklich fasziniert. Zum einen liegt das an der durchweg spannenden Handlung, in die du nach und nach auch philosophische Aspekte einbringst, zum anderen am Verzicht auf Klischees, die das Lesevergnügen erheblich schmälern würden. So aber ist nichts vorhersehbar, alles kann geschehen und – vielleicht freut es dich, das zu hören – nichts lenkt den Leser davon ab, sich voll und ganz auf Brandon, seine nächste Handlung, sein langsames Abgleiten in den Wahnsinn, zu konzentrieren. Hierbei die Spannung zu halten – denn nach dem Absturz lebt die Story ja mehr von Selbstreflektion denn von Aktion - halte ich für eine beachtliche Leistung. Respekt!

Etwas Kritik:

Etliche Flüchtigkeitsfehler, nun ja...:)

Im ersten Drittel holpert es zuweilen arg. Da könntest du nochmal rüberschauen, evtl. Füllworte streichen.

Kann man nach einem derart heftigen Absturz tatsächlich gleich wieder aufspringen? Trotz etlicher Zerrungen? „Schock“ wirst du sagen...hm?

Irgendwann findet Brandon sein zerstörtes Funkgerät. Er ärgert sich, sagt mal kurz „verdammt“ und wirft es fort? Nee, das erscheint mir doch unlogisch. Selbst, wenn es pulverisiert wäre, würde ich es in solch einem Ausnahmezustand behalten bzw. zusammenkratzen. Wenn auch nur zum Troste, weil es als Symbol für das steht, was hätte sein können: Rettung. Einsame Menschen in Extremsituationen reagieren so. Nun ja...vielleicht ist ist dein Protagonist da einfach cooler.

Liebe Grüsse
Majissa

P.S. Was macht dein "Brachiales"?
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Hallo majissa,

wenn Mazirian gestern den Text auf deine Anmerkungen hin korrigiert hat, dann lies nicht weiter, aber wenn nicht – was meiner Erinnerung nach der Fall ist – hilf mir mal bitte: Was sind das für FÜLLwörter, die im ersten Drittel gestrichen werden sollten oder gar könnten?
Was das "Holpern" angeht: Das ist womöglich Geschmackssache und vielleicht könnte es ab und an ein wenig straffer, runder sein – aber holpern tut da m.E. gar nichts.
Zum Aufstehen nach der Landung: Er landete in einer explizit als weich beschriebenen Sanddüne.
Zum Funkgerät: Er ist im ersten Moment wütend – da macht man so was schon mal. Brandon ist auch sonst nicht unbedingt der sentimentale Typ. Jedenfalls nicht der Brandon, den ich in dem Text gesehen habe…
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Das Funkgerät findet Brandon relativ kurz nach dem Stranden, der Einkrampf dagegen ereilt ihn nach etlichen Tagen Aufenthalt (inklusive dieses bedrückenden Fundes) – da hat er sich schon ziemlich verändert.

Alles andere: Meinetwegen…
 

majissa

Mitglied
Besser spät als nie...

Lieber Mazirian,

bitte entschuldige meine verspätete Antwort. Ich habe mir deinen Text nochmals durchgelesen und schließlich fiel mir auf, warum mir das erste Drittel holprig erschien: Es liegt weniger an Füllworten (die ich übrigens auch nicht fand), als am häufigen Wechsel zwischen sehr ausführlichen und äußerst knapp gehaltenen Sätzen, was zu einem eigenwilligen Rhythmus führte. Zwei Beispiele:

„Augenblicklich war er wieder auf den Beinen, spie taumelnd einen Mund voll Salz aus und schaute fassungslos zu den Bergen hinüber, wo die Explosionswolke auf den Fallwinden wie eine schwärzliche Lawine zutal strömte.“

Gleich darauf: „Verdammt, er war zu früh hier unten- ganze 5 Tage zu früh!“

„Am Fuß der Felsterrassen fand er mehrere flache Becken, welche von kleinen Rinnsalen gefüllt wurden, die von den Stufen herabrieselten.“

Gleich dahinter: „Glasklares Süßwasser.“

Beim Lesen empfand ich es so, als würde ich plötzlich ausgebremst.

Nach nochmaligem Lesen hatte ich mich jedoch schon an diese Wechsel und den sich daraus ergebenden Leserhythmus gewöhnt. Bevor es aber zu Mißverständnissen kommt, möchte ich noch erwähnen, dass es hier nur um meinen eigenen, subjektiv empfundenen Eindruck beim Lesen ging.

Ja, das „Brachiale“ ist mir in Erinnerung geblieben. Du erwähntest auch etwas von einem schweren Logikfehler bei Tolkien. Neugierig, wie ich bin, warte ich jetzt auf das „Blasphemische“. ;)

Liebe Grüße
Majissa
 



 
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