1. An kalten Tagen (Trümmerfelder)

Raskolnikov

Mitglied
Die Erinnerung hat sich in mir eingebrannt und wird nicht verheilen. Ich sitze gerade im Zug und starre auf die vorbeifliegende Landschaft, doch sie wird nie mehr real für mich, denn in mir leben andere Bilder.

Man hatte uns schon auf einiges vorbereitet und eh man sich versieht wird es zur Normalität.
Wir lagen mit unserer Batterie an der Südwestgrenze. Die Landschaft war eben, durchsetzt mit kleinen Waldinseln, Wiesen und Ansammlungen von Häusern aus Backstein.
Unsere Haut war schon trockengebrannt vom Sommer. Die Nächte waren mild u. salzig von den aufsteigenden Briesen der Küste. Es war bisweilen sehr angenehm in dieser Zeit, wir tranken Wein, saßen zusammen in großer Runde und hatten nur gelegentliche Einsätze , die im Hintergrund als großes Abenteuer oder Wagnis lockten.
Man kehrt zu ursprünglichen Motiven zurück, das Drumherum verliert seine Form.
Unsere Unterstände waren in die Erde gehauen und es war ein mühseliges Stück Arbeit diese in Schuss zu halten.
Die Beweggründe waren verschieden, doch im wesentlichen hatten wir eines gemeinsam:
Wir waren jung, unerfahren und glaubten an etwas, so erscheint es mir heute. Fast denke ich darüber könnte ich lachen, aber irgendwie verkrampfe ich bei dem Gedanken.
Das Klima wurde rauer, der Herbst brach langsam ein und mit ihm die ersten kalten Nächte.
Die Spannung war fast schon zu spüren, es breitet sich Unruhe und Nervosität allmählich schleichend aus. Einzelne wurden ruhig sagten kein Wort, andere schrieen um so mehr.
Der blutige Geschmack war nicht mehr zu leugnen, sanft grub er seine Konturen in die Gesichter fest ein.
Der Schlaf wurde weniger, der Feind rückte näher und die Bilder wurden grausiger.
Granaten zerrissen Menschen in Stücke, nur noch ein lebloser Klumpen aus Blut, Fleisch und Knochen. Ein Gesicht im Moment des Aufschrei, der Hoffnungslosigkeit, erhärtet zu einer schaurigen Fratze. Wir rückten näher zusammen, denn der Winter nahte.
 
... entschuldige guter rasko,
aber ich antworte nicht auf deinen text, sondern lediglich auf deinen nick. immer wenn ich durch dieses forum streife und deinem nick erspähe, denke ich an klaus kinski !!!

das erste vorgetragene mp3 was ich mir vor einem jahr aus dem internet sog, war eines das klaus kinski vorgelesen hat.
es war meiner nach: "der traum des raskolnikovs !!"
ich weiss es nich mehr genau, aber klaus kinski hatte mich sehr beeindruckt und das stück auch !!!
meine frage an dich: "hat dich diese kurzgeschichte auch so sehr beeindruckt, das du dich nach ihr benannt hast ????"

alles gute dir und
grüsse aus w.
fjl°
 

Raskolnikov

Mitglied
Ich bin zwar auch ein Fan von K. Kinski, doch ich muß dich leider enttäuschen mein Synonym enstammt einen Roman von Dostojewskij "Schuld und Sühne", aber wahrscheinlich besteht da eine Verbindung.Gruß Raskolnikov
 
J

Jasmin

Gast
Das ist hier...

keine Kurzgeschichte.
Aber trotzdem interessant.
 

Raskolnikov

Mitglied
Danke für dein Lob, aber deine Kategorisierung bezüglich meiner Geschichte kann ich nicht richtig nachvollziehen. Meiner Ansicht nach gibt es die sogenannten die klassischen Formen in Poesie oder Prosa nicht mehr, da dies auch zu sehr einengen würden. Entwicklungen wie die des Expressionismus haben dort schon einige wichtige Barrikaden aus den Weg geräumt. Gruß Raskolnikov
 
L

LE

Gast
hi raskolnikov,

ich mußte eher an hemingway als an dostojewski denken, genauer gesagt an eine seite, die man aus einem buch von h. herausgerissen hat.
gültigkeit der formen hin und her; ich halte es für eine skizze. eine geschichte ist es nicht. für eine skizze allerdings gibt`s von mir 9 punkte. die bilder passen fast immer.

ps: kennst du die aufzeichnungen aus einem totenhaus?
 
J

Jasmin

Gast
Ursprünglich veröffentlicht von Raskolnikov
Danke für dein Lob, aber deine Kategorisierung bezüglich meiner Geschichte kann ich nicht richtig nachvollziehen. Meiner Ansicht nach gibt es die sogenannten die klassischen Formen in Poesie oder Prosa nicht mehr, da dies auch zu sehr einengen würden. Entwicklungen wie die des Expressionismus haben dort schon einige wichtige Barrikaden aus den Weg geräumt. Gruß Raskolnikov

Mag sein. Es ist nur so, dass ich mich viel mit der Theorie der Kurzgeschichte beschaeftigt habe und ich versuche, wenn ich eine schreibe, mich an gewisse Regeln zu halten, bezueglich Handlung, Figuren, Schauplatz.
Aber wie gesagt, ich finde deinen Text interessant, was hier in der Rubrik bei mir nicht oft vorkommt.

Liebe Gruesse

Jasmin
 
J

Jasmin

Gast
Nachtrag

Ras,

mir faellt noch ein: Dieser Text ist keine Geschichte. Er ist der Anfang, das Setting zu einer Geschichte. Dann kann es losgehen. Versuche doch, das hier weiterzufuehren.
Mich erinnert dieser Text an eine Geschichte von Carl Zuckmayer - "Geschichte einer Geburt."
 

Raskolnikov

Mitglied
Wahrscheinlich hast du mit deiner Einschätzung bezüglich der Geschichte recht, es sollte auch eher nur ein Kapitel darstellen, mal sehen vielleicht kann ich diesem weitere beifügen und Lücken füllen. Freut mich, dass dir meine Homepage gefallen hat. Gruß Raskolnikov
 
K

kaminzu

Gast
Vom Kriege

Ich finde das durchaus intensiv beschrieben, da ich jedoch annehmen muss, dass dem Ganzen kein subjektiv erlebtes Geschehen zugrunde liegt, erinnert es mich fatal an Ernst Juenger oder Celine, und die, mein lieber Jung, haben das doch noch weitaus besser beschrieben.
kaminzu
 

Raskolnikov

Mitglied
Mit Ernst Juenger hast du natürlich Recht, was Inspiration aber auch seine eindrucksvolle Beschreibung der damaligen Ereignisse angeht, die im wesentlichen davon zehren, dass er selbst in beiden Kriegen Beteiligter war. Ich habe auch gar nicht die Absicht mich mit ähnlichen Kaliber zu messen, da dies durch die subjektive Authenzität der Beschreibung auch nicht möglich ist. Es soll vielmehr eine vorsichtige Annäherung darstellen, ein Versuch dieses abstrakte Grauen in Bilder zu fassen. Gruß Raskolnikov
 
T

Therre

Gast
an kalten tagen

"irgenwie verkrampfe ich mich bei dem gedanken", das könnte literatur in den fußstapfen von dostojewski sein...
 

Raskolnikov

Mitglied
Entkrampf dich mal mein Lieber. Ich habe hier sicherlich nicht den Anspruch gestellt irgendwenn nachzueifern, schon gar nicht Dostojewskij, da solche Vergleiche sowieso überheblich wären und dies bei diesem Kontext auch keine Rolle spielt, da ich nicht bewußt darauf abziele irgendein Plagiat zu erstellen. Ich denke dies sollte doch sehr klar erkennbar sein, nur weil ich ein Bewunderer seiner Literatur bin, heißt das noch lange nicht, dass ich "verkrampft" versuche seinen Schreibstil zu kopieren.
Gruß Raskolnikov
 



 
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