1. Roy Raperpotz und das verbotene Tor

tirasrapkeve

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1. Roy Raperpotz und das verbotene Tor

Roy war ein kleiner schüchterner Junge mit blonden strubbeligen Haaren und einer seltsamen schwarzen Strähne darin, die ihn jeden Morgen beim Kämmen dermaßen ärgerte, daß er länger als all die anderen Jungen im Badezimmer brauchte um fertig zu werden. Doch so sehr er sich auch anstrengte, er konnte diese Strähne nicht besiegen. Sie stand ab von seinen Haaren wie ein störrischer Esel, der nicht hören will. All die anderen Kinder, besonders Greg, der größte Junge im Waisenhaus St. Jones, lachten ihn aus deswegen. Und gerade heute war diese Strähne noch widerspenstiger als sonst. So sehr er sich auch mühte, so oft er auch versuchte sie flach an seinen Kopf anzuschmiegen, immer wieder stellte sie sich auf und trotzte jeder Bewegung seines Kammes, als ob sie sich heute ganz besonders hervor tun wollte, als ob es heute einen ganz besonderen Grund dafür gäbe.
Von außen pochte bereits Greg an die Tür. „He, Raperpotz! Roy Raperpotz! Wenn du nicht gleich raus kommst, dann kannst du für immer drin bleiben.“
Um seine Worte zu betonen stieß er noch einmal kräftig mit dem Schuh gegen die Tür. „Hast du mich verstanden, Raperpotz?“
Roy packte hastig seine Sachen zusammen. Er haßte es so genannt zu werden. Immer wieder hänselten ihn die Kinder wegen seines Namens. Raperpotz. Roy Raperpotz. Dies war wirklich ein sehr seltsamer Name. Roy Raperpotz. Doch solange er denken konnte hieß er schon so. So lange er denken konnte lebte er schon in diesem Waisenhaus, weit außerhalb der Stadt, zusammen mit all den anderen Kindern, die kein zu Hause mehr hatten. Er wußte nicht wer seine Eltern waren, noch wußte er wo er hingehörte. Keiner hier konnte ihm das sagen, und keiner wußte wie er eigentlich in dieses Waisenhaus gekommen war, nicht einmal Direktor Finlox.
Roy öffnete die Tür und schaute vorsichtig hinaus. Von der Seite packte ihn Greg und zog ihn aus dem Bad. „Raperpotz. Du siehst aus wie ein Strubbelpeter. Was hast du eigentlich die ganze Zeit da drin getrieben?“ Er stupste ihn in die Seite. “Wegen dir werden wir noch alle zu spät zum Frühstück kommen.“
Danach schob er Roy zur Seite und ging lauthals brüllend ins Bad.
Im Frühstücksraum waren bereits alle Kinder versammelt. Der Direktor, Herr Finlox, ein finsterer rein blickender knorriger Mann, schritt vor den Kindern entlang. Bei jedem hatte er etwas auszusetzten.
„Steck dein Hemd richtig rein, Peter. Kopf hoch, Martin. Michael, putz deine Schuhe.“
Kurz vor Roy stoppte er seinen langsamen und schleppenden Gang und schüttelte mit dem Kopf. „Raperpotz, Raperpotz. Du wirst es wohl nie lernen. Schau dich an. Weißt du wie du aussiehst? Wie ein Kind von der Straße. Was soll nur aus dir werden?“
„Aber..“, versuchte Roy sich zu verteidigen.
„Nichts aber.“, unterbrach ihn Finlox. Jeden morgen hast du die gleiche Ausrede. Du gehst sofort in den Keller zu Morella und läßt dir deine Harre schneiden, ist daß klar?“
Die Kinder im Saal verstummten. Jeder fürchtete sich vor Morella. Sie war eine alte seltsame Frau, die im Keller von St. Jones hauste und nur selten ins Haus, geschweige denn in den Garten kam. Einige behaupten sogar sie wäre eine Hexe und hätte schon so manche kleine Kinder verhext. Alle Kinder, sogar Greg hatten Angst vor ihr und jeder in dem Saal war froh, nicht an Roy’s Stelle zu sein.
Finlox stand wartend vor Roy und musterte ihn scharf. Roy drehte sich um und verließ den Frühstückssaal. Was sollte er tun? Was sollte er sagen? Er mußte sich fügen. So hungrig er auch war, er mußte sich fügen. Und da er zwar klein und schüchtern, aber keinesfalls feige war, schritt er die kalten Stufen hinunter in den Keller zu Morella. Doch eigenartigerweise, je tiefer er kam desto weniger Angst hatte er. Ja und obwohl er im Halbdunkel nicht viel sah, so kam ihm die Umgebung sogar irgendwie bekannt vor. Nur ein oder zwei mal war er in diesem Keller und so richtig konnte er sich gar nicht mehr daran erinnern, auch nicht an Morella, doch er spürte dieses eigenartige Gefühl, schon sehr oft hier gewesen zu sein. Er konnte es sich nicht erklären. Unten angekommen betrat er einen Raum, der durch ein im Kamin brennendes Feuer hell erleuchtet war, so daß er an den Wänden Regale mit seltsam anmutenden Gläsern sehen konnte. In der Mitte stand ein großer hölzerner Tisch, um den herum vier Stühle gestellt waren.
Vor dem Kamin stand gebückt eine Frau mit grauen wallendem Haar. „Komm ruhig näher, Roy Raperpotz. Ich habe schon auf dich gewartet. Du solltest eigentlich schon längst hier unten sein, schon vor Wochen. Was hat dich aufgehalten?“
Roy wußte nicht so recht was er erwidern sollte. „Direktor Finlox hat mich eben erst hier herunter geschickt. Sie sollen mir meine Haare schneiden.“
„Finlox, dieser Trottel.“, erwiderte Morella empört, ohne sich vom Kamin weg zu drehen. „Haare schneiden. Ist das sein einziges Problem? Haare schneiden? Der hat keine Ahnung von dem, was hier vor sich geht. Setz dich Roy.“
Neugierig schaute sich Roy in dem Raum um. Als er sich setzte und wieder zum Kamin schaute war Morella jedoch plötzlich verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Er schaute in jede Richtung und in jede Ecke, doch er konnte sie nicht mehr sehen. Er war ganz alleine. Dort saß er nun und wartete und wußte nicht was er tun sollte. Es saß dort bestimmt bis Mittag, doch es geschah nichts. Morella war verschwunden und kam auch nicht wieder zurück, und so wartete er weiter bis es schon fast dunkel war, denn Direktor Finlox hatte ihm eindeutig erklärt, daß er ohne einen neuen Haarschnitt nicht aus dem Keller zu kommen brauchte. Zum Glück fand er ein paar Äpfel und einen Kanten Brot in einem der Regale, so daß er seinen Hunger stillen konnte, und er leerte einen Krug Wasser, der auf dem Tisch stand. Doch allmählich begann er sich Sorgen zu machen, daß Morella heute gar nicht mehr zurück kommen würde, als plötzlich eine leise, schnurrende Stimme erklang. „Euer Majestät! Ein Glück, daß ich dich gefunden habe.“
Roy schaute sich um. Es war niemand zu sehen. In der Ecke saß nur ein schwarzer Kater mit ein paar weißen Harren an der Kehle und schaute ihn mit freundlichen Augen an. Sonst war niemand weiter da. Aber woher kam dann diese Stimme, diese Stimme, die ihn mit Majestät ansprach.
„Du kannst dir nicht vorstellen wie lange ich dich gesucht habe, Euer Majestät. Endlich habe ich dich gefunden.“
Tatsächlich. Es war dieser Kater, der da zu Roy sprach. Roy konnte kaum seinen Augen und Ohren trauen. War dies hier wirklich eine Hexenküche mit sprechenden Tieren?
„Du mußt mir helfen. Du bist meine letzte Hoffnung. Du bist unsere letzte Hoffnung.“
„Bist du das, der da zu mir spricht?“, fragte Roy ungläubig den Kater.
„Ja, natürlich. Ich bin es. Erkennst du mich denn nicht?“
„Nein. Wer bist du?“, fragte ihn Roy erstaunt.
„Ich bin’s, Racket. Dein ergebener Diener. Aber ja, ich hätte es mir denken müssen. Du kannst mich nicht erkennen in diese Gestalt. Ich vergesse immer wieder, daß ich ein Kater bin.“
„Sollte ich dich kennen?“, fragte Roy immer erstaunter.
„Oh, ja. Natürlich. Wir sind die besten Freunde. Erinnerst du dich nicht? Du mußt dich doch erinnern. Wir waren jeden Tag zusammen. Du weißt schon, damals in Traumania. Bis dieser große Regen kam, und unsere Welt zu zerfallen begann.“
„Wovon sprichst du da? Ich kann mich an keinen Regen erinnern.“
„Du weißt wirklich nichts davon? Du hast alles vergessen Roy. Oh, wir müssen uns beeilen. Wir müssen zurück in unsere Welt bevor es zu spät ist, wenn es jetzt nicht schon zu spät ist. “
Roy war sehr aufgeregt. „In unsere Welt? Du weißt woher ich komme?“
„Ja, natürlich weiß ich es.“, schnurrte Racket. „Du bist Roy Raperpotz. Der jüngste Sproß der königlichen Familie von Traumania.“, Racket verneigte sich tief vor Roy. „Und seit dem Regen hast du diese schwarze Strähne, die dir übrigens sehr gut steht, meint zumindest Romy. Naja. Da kann man wohl geteilter Meinung sein.“
„Romy?“, fragte Roy erneut sehr aufgeregt, denn nun schien er sich doch an etwas zu erinnern.
„Sag bloß, du haßt auch Romy vergessen? Oh, wir müssen uns wirklich beeilen. Komm mit!“
Racket lief zu einer Seitentür in der hinteren dunklen Ecke des Raumes, die Roy vorher gar nicht wahrgenommen hatte, und plötzlich standen sie mitten im Garten hinter dem Waisenhaus. Er lief weiter bis hin zu der Hecke mit den großen Büschen am anderen Ende des Gartens. Als Racket unter der Hecke hindurch schlüpfen wollte stockte Roy.
„Wir dürfen nicht hinter diese Hecke. Direktor Finlox hat uns streng verboten hinter diese Hecke zu gehen.“
„Vergiß Direktor Finlox, Roy. Wir werden bald zu Hause sein. Komm!“
Aus irgendeinem Grunde, wenn sie sonst auch überall durch das Gelände strohmerten, so hielten sich doch alle Kinder aus dem Waisenhaus St. Jones fern von dieser Hecke, und es ist ihnen nie in den Sinn gekommen dieses Verbot zu mißachten. Auch jetzt beschlich Roy ein ungutes Gefühl, das er nicht so recht beschreiben konnte. Da er jedoch ein mutiger Junge war folgte er dem Kater, der sich Racket nannte, und das unangenehme Gefühl wich schnell einem neuen, wunderbaren Gefühl, so wie er es noch nie zuvor erlebt hatte, doch aufgrund vieler Bücher die er gelesen hatte sofort erkannte. Es war das Gefühl der Heimat, das Gefühl nach Hause zu kommen. Und mit pochendem Herzen rann er hinter Racket her, der durch ein Loch unter der Hecke schlüpfte.
Hinter dem letzten großen Busch verborgen lag ein kleiner Pavillon. Die Mauern waren bereits vergilbt und der Putz bröckelte von den Wänden. Der Eingang war gerade groß genug, so daß Roy problemlos hindurch gehen konnte. Racket tippte mit seiner Pfote gegen einen Stein in der Wand und ein seltsames Licht erstrahlte plötzlich und erhellte den gesamten Pavillon. Fast im selben Augenblick erklang eine tiefe Stimme direkt vor ihnen.
„Wer stört die Ruhe des Wächters des verbotenen Tores?“
„Miau. Ich bin es, Racket.“, hauchte sanft der Kater ehrerbietungsvoll.
„Ach du bist es schon wieder. Du wirst es wohl nie aufgeben. Hast du das Rätsel gelöst?“
„Nein.“, antwortete Racket etwas verärgert. „Aber ich habe einen Freund mitgebracht, ein Mitglied der königlichen Familie, siehst du? Es ist Roy Raperpotz.“
„Hm. Ja. Ich sehe. Es ist wirklich Roy Raperpotz. Er trägt die schwarze Strähne im goldenen Haar. Hm. Trotzdem muß auch er das Rätsel lösen, um durch das Tor zu gehen.“
„Ja, ja.“, erwiderte Racket eifrig. „Stell ihm die Frage. Er wird sie beantworten. Er wird es wissen. Ich weiß es.“
„Also gut.“, ertöne die Stimme, jetzt sogar noch tiefer als vorher. „Höre mir aufmerksam zu mein junger Freund: Es ist ein Ort, den alle Menschen kennen.
Ob gut, ob böse, sie alle ihn Ihr eigen nennen.
Es ist ein Ort, an dem sich jeder Wunsch erfüllt,
ein Mantel, in den man sich des Nächtens hüllt,
dort wo Erwachs‘ne wie die Kinder tollen,
und nie mehr von dort gehen wollen.
Ein Ort, an dem es keine Grenzen gibt,
an dem nur eins, der eigne Wille siegt,
zu dem man geht mit Freuden fort.
Sag mir, was ist das für ein Ort?
„Kennst du die Antwort Roy Raperpotz? Sag sie mir schnell, und ich öffne dir mein Tor.“
Roy dachte angestrengt nach. Ein Ort, den alle Menschen kennen? Ein Mantel, in dem man sich des Nächtens hüllt und wo sich jeder Wunsch erfüllt? Was konnte das nur sein?
Von der Seite störte ihn Racket beim Nachdenken. „Weißt du es Roy? Du weißt es doch, nicht wahr? Sag es dem Wächter. Du mußt es doch wi....“
Doch plötzlich erlosch das Licht an der Mauer und Racket sprang blitzartig durch eine Seitentür aus dem Pavillon. Von der anderen Seite kam Direktor Finlox in den Pavillon herein gepoltert.
„Raperpotz, Roy Raperpotz. Was machst du hier? Du solltest dir doch deine Haare schneiden lassen, du Lümmel. Wo hast du den ganzen Tag gesteckt?“
Er packte Roy am rechten Ohr und zerrte ihn aus dem Pavillon. „Ihr werdet es wohl nie lernen. Ihr solltet doch nicht hier hinter diese Hecke gehen. Habe ich euch das nicht tausendmal gesagt? He?“
Noch immer hielt er Roy fest am Ohr, so das der Arme Junge vor Schmerzen sein Gesicht verzog und zerrte ihn ins Haus.
„Wir werden morgen weiter darüber reden. Jetzt aber ab ins Bett! Los!“
Er schubste ihn in sein Zimmer, in dem Greg schon hemmungslos schnarchte und schloß die Tür. Roy stieg leise in sein Bett. Doch immer wieder mußte er an Racket und an diese geheimnisvolle Welt denken von der er ihm erzählte hatte, und an das Rätsel, dessen Lösung ihnen das verbotene Tor zu dieser Welt öffnen sollte, zu einer Welt die angeblich seine eigene sein soll. Doch dann plötzlich wußte er die Lösung des Rätsels und zufrieden und voller Erwartungen an den nächsten Tag schlief Roy todmüde unter seiner warmen und kuschligen Decke ein.
 

flammarion

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wird das

ein neuer henri potter? liest sich gut, aber einige kleine stilistische änderungen würde ich vprnehmen. vor allem ist es unlogisch, daß roy im keller alleingelassen wird. außerdem hast du etliche tippfehler in deinem werk, im 1. kapitel sind es 33, in den anderen hab ich nicht gezählt. es sind im wesentlichen fehlende kommas. lieben gruß
 

flammarion

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ja.

aber entschuldigung, es war schon sehr spät und ich habe harry mit henri verwechselt. solltest du nun auch harry potter nicht kennen, so darf ich dir sagen, daß gegenwärtig ganz berlin von diesem zauberlehrling spricht, der, ähnlich wie dein protagonist, eine besondere hochgestellte persönlichkeit ist. geschrieben wurde seine geschichte von joanne k. rowling, in vielen bänden erschienen im Carlsen Verlag GmbH, Hamburg. man braucht hier nur "harry potter" zu sagen, und schon sind alle menschen frohgemut. der harry liest sich gut und hat sehr viele heitere elemente. sorry, wenn ich dich jetzt etwa vollgelabert haben sollte. lieben gruß
 

tirasrapkeve

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Vielen Dank für Eure Kritik.
Auf den ersten Blick mag einiges vielleicht unlogisch erscheinen. Aber denkt daran, Roy Raperpotz ist ein Junge aus dem Land der Träume und der Rätsel. Keiner weiß so richtig woher er eigentlich kommt, dieser Roy Raperpotz, auch Direktor Finlox nicht. Es sind Mächte am Werk, die Roy leiten und führen auf seinem Weg. Mächte, die auch den Direktor beeinflussen und Roy alleine in diesem Keller warten lassen. Mächte, die stärker sind als Logik. Und alles beginnt in diesem Keller.
 

flammarion

Foren-Redakteur
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ja,

für mich hört sich das genauso an, als wolle jemand die geschichte von harry potter noch einmal schreiben. is nich bös gemeint von mir. lieben gruß
 

tirasrapkeve

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Wieviele Geschichten gibt es über kleine Jungen, die Waisen sind, über Prinzen und über ferne Königreiche. Wieviele Märchen fangen an mit: "Es war einmal...". Sind es trotzdem immer die selben Geschichten? Natürlich hat Harry Potter die Kinder begeistert, und auch die Erwachsenen. Natürlich inspiriert er ihre Phantasie und auch die meine. Aber die Geschichten von Roy Raperpotz sind andere, als die von Harry Potter. Überzeugt euch selbst.
PS: An flammarion: Würde mich über einen persönlichen Kontakt freuen: tiras-rapkeve@gmx.net.
 



 
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