15 (Kriminalnovelle) - 15. Aufklärung

xavia

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15. Aufklärung

Inzwischen sind fast fünfzehn Jahr vergangen. Sina umarmt vor dem D?j?, wo sie gemeinsam ihr Aikido-Training haben, ihre Freundin, Meike Randau-Kammann. »Oh, ich bin froh, dass du so früh da bist! Spann' mich nicht auf die Folter, sag' mir, was du 'rausgefunden hast«, sprudelt es aus ihr heraus.
[ 5]»Wenn du mich zu Wort kommen lässt, gerne«, versucht Meike, sie zu beruhigen. »Ich muss dich aber leider enttäuschen: Die Suche nach deinem Vater über die DNA-Datenbank der Polizei wird dich auch nicht mit ihm zusammenbringen.«
[ 5]»Das wäre ja auch zu schön gewesen. Oder auch nicht. Wahrscheinlich wäre er dann ja ein Verbrecher, vielleicht auch im Gefängnis, wie meine Mutter. Ach, ich weiß auch nicht, was ich mir gewünscht habe. Ich wollte nur endlich Klarheit, vor allem jetzt, wo ich ein Baby erwarte.«
[ 5]»Wolltest du nicht vielleicht auch einen Vater, weil du deine Mutter abgeschrieben hast?«
[ 5]»Ja, vielleicht auch das«, räumt Sina nachdenklich ein. Nach allem, was sie getan hat, bringe ich es immer noch nicht über mich, sie zu sehen. Und nun wird sie bald entlassen.
[ 5]»Aber Klarheit kannst du haben: Ich habe einen Treffer!«
[ 5]»Oh, du gemeines Miststück, nun sag' doch, wer es ist! Wo ist der Haken bei der Sache? Warum sagst du es mir nicht?«
[ 5]»Er ist tot.«
[ 5]»Oh.«
[ 5]»Es ist Rutger Attinson, der Physiker.«
[ 5]»Mein Alf? – Er war mein Vater? – Nein!!! – Meine Mutter hat meinen Vater ermordet?« In Sinas Kopf dreht sich alles. Sie muss sich setzen.
[ 5]»Meinst du, dass sie es gewusst hat? Sie hätte es doch auch einfach sagen können, als sie ihn sah. Wieso ist sie so ausgerastet?«, fragt Sina mehr sich selbst, als sie wieder einigermaßen bei sich ist.
[ 5]»Darüber habe ich auch nachgedacht. Und es gibt einen Hinweis: Die Übereinstimmung ist zu groß für eine Vaterschaft. Er ist dir ähnlicher gewesen, als er sein sollte.«
[ 5]»Wie kann das sein?«
[ 5]»Eine mögliche Erklärung wäre, dass sie mit ihm verwandt war«, stellt Meike fest.
[ 5]»Das kann nicht sein. Ich habe in den letzten Jahren so viel Ahnenforschung betrieben, weil ich wissen wollte, wer mein Vater war. Ich habe unseren Stammbaum so weit aufgebaut, wie ich konnte und zu Rutger Attinson gab es keine Verbindung, außer …«
[ 5]»… außer er war auch der Vater deiner Mutter: Der Mann, über den du nichts herausgefunden hast!«
[ 5]»Mein Großvater??? – Meinst du, meine Mutter wusste das?«
[ 5]»Damals wohl nicht, da reichte das Wiedersehen mit dem Vater ihrer Tochter aus, um sie in Wut zu bringen. Aber als der Fall durch die Medien ging, muss ihre Mutter ihn wiedererkannt haben. Ich denke, beide wissen Bescheid.«
[ 5]»Meine Mutter ist meine Halbschwester? Mein Freund war mein Großvater und mein Vater?« Sina kann es nicht fassen. »Oh nein, und mein Baby ist voll von seinen Genen! Wenn ich das gewusst hätte, ich hätte doch nie im Leben …«
[ 5]»Das haben sich deine Mutter und deine Großmutter sicherlich auch gedacht. Sie haben geschwiegen, damit du ein normales Leben führen kannst.«
[ 5]»Na, du hast gut reden, deine Zwillinge haben anständige Polizisten-Gene von deinem Nils. Aber was soll aus meinem Baby werden? Ein Kinderschänder?«
[ 5]»Er war ein intelligenter und erfolgreicher Mann. Und so weit bekannt ist, hat er sich nichts zuschulden kommen lassen außer …«
[ 5]»… außer zwei Fünfzehnjährige zu schwängern und sich dann an die dritte ranzumachen – na besten Dank!«
[ 5]»Aber denk doch an eure gemeinsame Zeit! Du hast ihn geliebt! Und ich glaube, er dich auch. Mach deinen Frieden mit ihm. Und mit deiner Mutter.«
[ 5]»Sie hätte es mir sagen müssen! Oder Sabrina. Auch sie hat all die Jahre geschwiegen!«
[ 5]»Ich kann sie verstehen«, wendet Meike ein. »Was wäre in deinem Leben anders gelaufen, wenn du es gewusst hättest?«
[ 5]»Ich hätte gewusst, dass ich niemals eine ganz normale Familie haben kann, hätte es gar nicht versucht.« Tränen rollen ihr über die Wangen.
[ 5]»Siehst du? Das wollten sie verhindern. Das haben sie verhindert. Ich kann sie verstehen. Sie haben ein großes Opfer gebracht, indem sie geschwiegen haben. Petras Anwältin hätte auf Totschlag plädieren können, aber sie hat so getan, als hätte sie den Mann nicht gekannt, den sie getötet hat.«
 

FrankK

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Hallo, Xavia
Es bleibt nicht mehr viel zu tun, die losen Fäden müssen nur noch endgültig miteinander verknüpft werden. Dafür wendest Du drei Szenen auf.

Erzählperspektive:
Konstant „personal auktorial“ aus der Sicht von Sina.

Figuren:
Eine neue altbekannte Figur taucht auf: Meike Randau, die Forensikerin aus dem Prolog.

Sprache:
Ich merke es diesem Abschnitt an – er ist nachgebastelt und wirkt beschleunigt, fast so, als wolltest Du „endlich“ zum Ende kommen.

Spannungsbogen:
Durch den Zeitsprung haust Du eine gewaltige Kerbe in den Spannungsbogen – es soll ja auch auf eine Versöhnung am Entlassungstag hinauslaufen. Die Tochter, die ihrer Mutter den Mord an ihrem Freund vergibt. Der letzte Funken „poetische Gerechtigkeit“.

Szenendetails:
+ Szene 1: Vorgespräch
Eine Aufklärungsszene für den Leser, damit dieser erfährt, dass Sina nach ihrem Vater forscht.

+ Szene 2: Vater und Großvater
Sie erfährt, wer ihr Alf wirklich war.

+ Szene 3: Ringen um Verständnis
Meike kann sich recht gut in die Situation hineinversetzen und zeigt Empathie für das Verhalten von Sinas Mutter und ihrer Großmutter.

Allgemeines:
Solltest Du meiner Empfehlung über Anpassungen in der Szene vor Rutger und der Schlussszene von Rutger folgen, müssten in dieser Sequenz:
»Meinst du, dass sie es gewusst hat? Sie hätte es doch auch einfach sagen können, als sie ihn sah. Wieso ist sie so ausgerastet?«,
noch kleinere Änderungen vorgenommen werden.

Erbsenzählerei:
Winzig:
»Das wäre ja auch zu schön gewesen. [blue][strike]Oder auch nicht.[/strike][/blue] Wahrscheinlich wäre er dann ...
Dieses „Oder auch nicht.“ braucht es nicht. Verwirrt höchstens. Die „alternative“ formuliert Sina im Anschluss doch noch etwas genauer.


Abschließende Bemerkung:
Netter Kunstgriff, etwas zu Zufällig – aber durchaus noch machbar. Bedenke aber, dass Meike und Sina dann schon sehr dicke Freundinnen sein müssen. Meike riskiert, so denke ich, mit diesem Dienst mehr als nur ihren Job – da dürfte noch ein deftiges Disziplinarverfahren ...
Allerdings tritt hierdurch auch ein kleines Problem auf: Sollte Meike nicht verpflichtet sein, allein schon aus moralischen Gründen, diese neuen Erkenntnisse den ermittelnden Beamten zukommen zu lassen?

„Meike Randau-Kammann“ - schräge Idee, nettes kleines Gimmick.
Kleine Bitte: Im Prolog sollten Nils und Meike dann etwas mehr Interaktion zeigen.


Grüßend
Frank
 

xavia

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15. Aufklärung

Inzwischen sind fast fünfzehn Jahre vergangen. Sina umarmt vor dem D?j?, wo sie gemeinsam ihr Aikido-Training haben, ihre Freundin, Meike Randau-Kammann. »Oh, ich bin froh, dass du so früh da bist! Spann' mich nicht auf die Folter, sag' mir, was du 'rausgefunden hast!«, sprudelt es aus ihr heraus.
[ 5]»Wenn du mich zu Wort kommen lässt, gerne«, versucht Meike, sie zu beruhigen. »Ich muss dich aber leider enttäuschen: Die Suche nach deinem Vater über die DNA-Datenbank der Polizei wird dich auch nicht mit ihm zusammenbringen.«
[ 5]»Das wäre ja auch zu schön gewesen. Aber wahrscheinlich wäre er dann ja ein Verbrecher, vielleicht auch im Gefängnis, wie meine Mutter. Ach, ich weiß auch nicht, was ich mir gewünscht habe. Ich wollte nur endlich Klarheit, vor allem jetzt, wo ich ein Baby erwarte.«
[ 5]»Wolltest du nicht vielleicht auch einen Vater, weil du deine Mutter abgeschrieben hast?«
[ 5]»Ja, vielleicht auch das«, räumt Sina nachdenklich ein. Nach allem, was sie getan hat, bringe ich es immer noch nicht über mich, sie zu sehen. Und nun wird sie bald entlassen.
[ 5]»Aber Klarheit kannst du haben: Ich habe einen Treffer!«
[ 5]»Oh, du gemeines Miststück, nun sag' doch, wer es ist! Wo ist der Haken bei der Sache? Warum sagst du es mir nicht?«
[ 5]»Er ist tot.«
[ 5]»Oh.«
[ 5]»Es ist Rutger Attinson, der Physiker.«
[ 5]»Mein Alf? – Er war mein Vater? – Nein! – Meine Mutter hat meinen Vater ermordet?« In Sinas Kopf dreht sich alles. Sie muss sich setzen.
[ 5]»Meinst du, dass sie es gewusst hat? Sie hätte es doch auch einfach sagen können, als sie ihn sah. Wieso ist sie so ausgerastet?«, fragt Sina mehr sich selbst, als sie wieder einigermaßen bei sich ist.
[ 5]»Darüber habe ich auch nachgedacht. Und es gibt einen Hinweis: Die Übereinstimmung ist zu groß für eine Vaterschaft. Er ist dir ähnlicher gewesen, als er sein sollte.«
[ 5]»Wie kann das sein?«
[ 5]Ich habe lange darüber nachgedacht. Es sieht fast so aus als wenn sie Geschwister gewesen wären. Hatte denn deine Mutter einen Bruder?«
[ 5]»Nein, das kann nicht sein. Ich habe in den letzten Jahren so viel Ahnenforschung betrieben, weil ich unbedingt wissen wollte, wer mein Vater war. Ich habe unseren Stammbaum so weit aufgebaut, wie ich konnte und zu Rutger Attinson gab es keine Verbindung, außer …«
[ 5]»… außer er war auch der Vater deiner Mutter: Der Mann, über den du nichts herausgefunden hast!«
[ 5]»Mein Großvater? – Meinst du, meine Mutter wusste das?«
[ 5]»Damals wohl nicht, da reichte das Wiedersehen mit dem Vater ihrer Tochter aus, um sie in Wut zu bringen. Wir kennen nicht die Umstände deiner Zeugung, aber sie ist erst fünfzehn gewesen, vielleicht war es eine Vergewaltigung? Wenn sie dann den Mann, der ihr das angetan hat, als Freund ihrer Tochter wiedererkennt, kann das ihr Ausrasten erklären. Als nach der Tat der Fall durch die Medien ging, muss auch ihre Mutter ihn wiedererkannt haben. Ich denke, inzwischen wissen beide Bescheid.«
[ 5]Beide Frauen starren nachdenklich vor sich hin. Nach einer Weile wundert sich Meike: »Wenn es Vergewaltigung war, hätten sie abtreiben können, Sabrina ebenso wie Petra. Beide haben es nicht getan.«
[ 5]»Hätten sie es doch getan!«, bricht es auch Sina hervor
»Meine Mutter ist meine Halbschwester. Mein Freund war mein Großvater und mein Vater.« Sie kann es nicht fassen. »Oh nein, und mein Baby ist voll von seinen Genen! Wenn ich das gewusst hätte, ich hätte doch nie im Leben …«
[ 5]»Das haben sich deine Mutter und deine Großmutter sicherlich auch gedacht. Nachdem sie sich einmal dazu entschlossen haben, ihre Babies zur Welt zu bringen, haben sie sich beide entschieden, zu schweigen, den Vater zu vergessen.«
[ 5]»Und so konnte der weiter sein Unwesen treiben. Deine Zwillinge haben anständige Polizisten-Gene von deinem Nils und intelligente Ärzte-Gene von deinen Eltern. Aber was soll aus meinem Baby werden? Ein Kinderschänder?«
[ 5]»Na, na, dein Robert ist ein anständiger Kerl. Und Attinson war ein intelligenter und erfolgreicher Mann. Und so weit bekannt ist, hat er sich nichts zuschulden kommen lassen außer …«
[ 5]»… außer zwei Fünfzehnjährige zu schwängern und sich dann an die dritte ranzumachen – na besten Dank!«
[ 5]»Aber denk doch an eure gemeinsame Zeit! Du hast ihn geliebt! Und ich glaube, er dich auch. Mach deinen Frieden mit ihm. Und mit deiner Mutter.«
[ 5]»Sie hätte es mir sagen müssen! Oder Sabrina. Auch sie hat all die Jahre geschwiegen!«
[ 5]»Ich kann sie verstehen«, wendet Meike ein. »Was wäre in deinem Leben anders gelaufen, wenn du es gewusst hättest?«
[ 5]»Ich hätte gewusst, dass ich niemals eine ganz normale Familie haben kann, hätte es gar nicht versucht.« Tränen rollen ihr über die Wangen.
[ 5]»Siehst du? Das wollten sie verhindern. – Das haben sie verhindert! Versuch' doch, sie zu verstehen. Sie haben ein großes Opfer gebracht, indem sie geschwiegen haben. Petras Anwältin hätte auf Totschlag plädieren können, aber deine Mutter hat so getan, als hätte sie den Mann nicht gekannt, den sie getötet hat, hätte einem Fremden aufgelauert und ihn vorsätzlich ermordet.«
 

xavia

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Hallo Frank,

nun habe ich auch hier deine Anmerkungen eingearbeitet.

Was den Verstoß gegen Datenschutz durch Meike Randau angeht: Du würdest dich wundern, wie viel Missbrauch in der Hinsicht unter Freunden getrieben wird! Mich gruselt es jedes Mal, wenn ich davon erfahre.

Ja, sie könnte dieses Wissen weitergeben an ihren Ehemann, wahrscheinlich tut sie das auch noch. Aber das finde ich nicht mehr wichtig.

Dankend und grüßend
Xavia.
 

xavia

Mitglied
15. Aufklärung

Inzwischen sind fast fünfzehn Jahre vergangen. Sina umarmt vor dem D?j?, wo sie gemeinsam ihr Aikido-Training haben, ihre Freundin, Meike Randau-Kammann. »Oh, ich bin froh, dass du so früh da bist! Spann' mich nicht auf die Folter, sag' mir, was du 'rausgefunden hast!«, sprudelt es aus ihr heraus.
[ 5]»Wenn du mich zu Wort kommen lässt, gerne«, versucht Meike, sie zu beruhigen. »Ich muss dich aber leider enttäuschen: Die Suche nach deinem Vater über die DNA-Datenbank der Polizei wird dich auch nicht mit ihm zusammenbringen.«
[ 5]»Das wäre ja auch zu schön gewesen. Aber wahrscheinlich wäre er dann ja ein Verbrecher, vielleicht auch im Gefängnis, wie meine Mutter. Ach, ich weiß auch nicht, was ich mir gewünscht habe. Ich wollte nur endlich Klarheit, vor allem jetzt, wo ich ein Baby erwarte.«
[ 5]»Wolltest du nicht vielleicht auch einen Vater, weil du deine Mutter abgeschrieben hast?«
[ 5]»Ja, vielleicht auch das«, räumt Sina nachdenklich ein. Nach allem, was sie getan hat, bringe ich es immer noch nicht über mich, sie zu sehen. Und nun wird sie bald entlassen.
[ 5]»Aber Klarheit kannst du haben: Ich habe einen Treffer!«
[ 5]»Oh, du gemeines Miststück, nun sag' doch, wer es ist! Wo ist der Haken bei der Sache? Warum sagst du es mir nicht?«
[ 5]»Er ist tot.«
[ 5]»Oh.«
[ 5]»Es ist Rutger Attinson, der Physiker.«
[ 5]»Mein Alf? – Er war mein Vater? – Nein! – Meine Mutter hat meinen Vater ermordet?« In Sinas Kopf dreht sich alles. Sie muss sich setzen.
[ 5]»Meinst du, dass sie es gewusst hat? Sie hätte es doch auch einfach sagen können, als sie ihn sah. Wieso ist sie so ausgerastet?«, fragt Sina mehr sich selbst, als sie wieder einigermaßen bei sich ist.
[ 5]»Darüber habe ich auch nachgedacht. Und es gibt einen Hinweis: Die Übereinstimmung ist zu groß für eine Vaterschaft. Er ist dir ähnlicher gewesen, als er sein sollte.«
[ 5]»Wie kann das sein?«
[ 5]Ich habe lange darüber nachgedacht. Es sieht fast so aus als wenn sie Geschwister gewesen wären. Hatte denn deine Mutter einen Bruder?«
[ 5]»Nein, das kann nicht sein. Ich habe in den letzten Jahren so viel Ahnenforschung betrieben, weil ich unbedingt wissen wollte, wer mein Vater war. Ich habe unseren Stammbaum so weit aufgebaut, wie ich konnte und zu Rutger Attinson gab es keine Verbindung, außer …«
[ 5]»… außer er war auch der Vater deiner Mutter: Der Mann, über den du nichts herausgefunden hast!«
[ 5]»Mein Großvater? – Meinst du, meine Mutter wusste das?«
[ 5]»Damals wohl nicht, da reichte das Wiedersehen mit dem Vater ihrer Tochter aus, um sie in Wut zu bringen. Wir kennen nicht die Umstände deiner Zeugung, aber sie ist erst fünfzehn gewesen, vielleicht war es eine Vergewaltigung? Wenn sie dann den Mann, der ihr das angetan hat, als Freund ihrer Tochter wiedererkennt, kann das ihr Ausrasten erklären. Als nach der Tat der Fall durch die Medien ging, muss auch ihre Mutter ihn wiedererkannt haben. Ich denke, inzwischen wissen beide Bescheid.«
[ 5]Beide Frauen starren nachdenklich vor sich hin. Nach einer Weile wundert sich Meike: »Wenn es Vergewaltigung war, hätten sie abtreiben können, Sabrina ebenso wie Petra. Beide haben es nicht getan.«
[ 5]»Hätten sie es doch getan!«, bricht es aus Sina hervor
»Meine Mutter ist meine Halbschwester. Mein Freund war mein Großvater und mein Vater.« Sie kann es nicht fassen. »Oh nein, und mein Baby ist voll von seinen Genen! Wenn ich das gewusst hätte, ich hätte doch nie im Leben …«
[ 5]»Das haben sich deine Mutter und deine Großmutter sicherlich auch gedacht. Nachdem sie sich einmal dazu entschlossen haben, ihre Babies zur Welt zu bringen, haben sie sich beide entschieden, zu schweigen, den Vater zu vergessen.«
[ 5]»Und so konnte der weiter sein Unwesen treiben. Deine Zwillinge haben anständige Polizisten-Gene von deinem Nils und intelligente Ärzte-Gene von deinen Eltern. Aber was soll aus meinem Baby werden? Ein Kinderschänder?«
[ 5]»Na, na, dein Robert ist ein anständiger Kerl. Und Attinson war ein intelligenter und erfolgreicher Mann. Und so weit bekannt ist, hat er sich nichts zuschulden kommen lassen außer …«
[ 5]»… außer zwei Fünfzehnjährige zu schwängern und sich dann an die dritte ranzumachen – na besten Dank!«
[ 5]»Aber denk doch an eure gemeinsame Zeit! Du hast ihn geliebt! Und ich glaube, er dich auch. Mach deinen Frieden mit ihm. Und mit deiner Mutter.«
[ 5]»Sie hätte es mir sagen müssen! Oder Sabrina. Auch sie hat all die Jahre geschwiegen!«
[ 5]»Ich kann sie verstehen«, wendet Meike ein. »Was wäre in deinem Leben anders gelaufen, wenn du es gewusst hättest?«
[ 5]»Ich hätte gewusst, dass ich niemals eine ganz normale Familie haben kann, hätte es gar nicht versucht.« Tränen rollen ihr über die Wangen.
[ 5]»Siehst du? Das wollten sie verhindern. – Das haben sie verhindert! Versuch' doch, sie zu verstehen. Sie haben ein großes Opfer gebracht, indem sie geschwiegen haben. Petras Anwältin hätte auf Totschlag plädieren können, aber deine Mutter hat so getan, als hätte sie den Mann nicht gekannt, den sie getötet hat, hätte einem Fremden aufgelauert und ihn vorsätzlich ermordet.«
[ 5]»Wirst du es Nils erzählen?«
[ 5]»Ich glaube nicht – eine Frau braucht ihre kleinen Geheimnisse« lächelt Meike spitzbübisch.
 



 
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