2:07

3,80 Stern(e) 8 Bewertungen
hallo papalagi,

wenn ich dieses kleine werk als eine momentaufnahme stehen lassen kann, kann ich mich dafür begeistern. für diesen einen moment - 2:07 eben - ist die athmospäre sehr dicht, ist sie alles und nichts zur gleichen zeit. aber das ist sie nur, weil ich weiß, was du meinst. da es vage bleibt und es eher ein ahnen ist, als alles andere, lässt es für den leser alles offen, was er an eigenen interpretation hinein legen kann und will. es verweist in keine richtung und gibt keinen anhaltspunkt. es ist schwerelos, ist bewohner zweier welten - nicht vorhanden durch sein vorhandensein und die art und weise, wie es vorhanden ist. wenn das absicht war - wovon ich jetzt ausgehe - ist es dir sehr gut gelungen :)

gruß
 

Montgelas

Mitglied
hallo papalagi,


sofort beim Lesen fiel mir john cage ein.
sein werk "4,33". in diesem werk der stille,
wo kein geräusch absichtlich zu hören ist
und zeit nur wirkt als moment
in kurzer, stiller scheinbarer
bewegungslosigkeit,und für den ("nicht")Hörer
jeder spielraum offen bleibt.

dein text lässt dem leser ähnliche offenheit.

so wie er da steht, schwebt er..

dir eine gute zeit

montgelas
 

Jongleur

Mitglied
Zwei Uhr sieben, eine Außenzeit wird Innenzeit. Ein festgefrorener Augenblick. Können wir sagen: alles ist möglich? Mir scheint eher: nichts ist möglich. Allenfalls positiv mag die Ruhe des Augenblicks sein. Suggestiv wird die Uhrzeit wiederholt. Und das Empfinden, dass die Zeit für das Lyrische Ich für immer auf diesem Augenblick fixiert bleiben wird.
Gefällt mir sehr.

In der letzten Zeile, das "einfach" - ist in meinen Augen ein entbehrliches Füllwort.

Grüße vom Jongleur
 

Svalin

Mitglied
Hallo Papalagi,

Was mich ein wenig irritiert, ist, dass 2:07 für mich sehr nach einer digitalen Anzeige aussieht, wohingegen der Text eine altmodische Standuhr mit Zifferblatt und Pendeln nachzubilden scheint. Das ist interessant! Mal angenommen, das steht da nicht zufällig so, könnte man denken, dass der Versuch des lyrischen Ichs, die als Zählwerk empfundene Zerstückelung in sich mit einem größeren, lebendigen Kreislauf zu synchronisieren, hier ins Stocken gerät. Warum aber und mit welcher Konsequenz würde dann jedoch unklar bleiben.
Die Schreibweise 2:07 birgt übrigens in sich weitere Lesarten und Verknüpfungspunkte. Es könnte genaussogut auch für ein Spielergebnis, eine Quote oder Maßstabsverhältnis stehen. Denkt man dort weiter, hättest du ausreichend Stoff vielleicht sogar eine Reihe von weiteren Minutentexten zu schreiben. Das könnte sehr interessant werden:

23 : 17
in mir
die Zeit zu Gast
und noch
ist nichts
entschieden

23 : 17
für mich
heute und jetzt

Das Leben:
ein ewiges Heimspiel.

Am Ende
verliere ich
jeden Tag.


Viele Grüße
Martin
 



 
Oben Unten