20 endlose Sekunden

Sensiro

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Gewiss war der Pfad, den er ging. Voller Gefahren für ihn und andere. Hatte er Angst davor? Ja, hatte er. Angst davor, zu versagen. Nicht in ihn gesetzte Hoffnungen zu erfüllen. Er versuchte immer wieder diese Gedanken von sich abzuschütteln und sich abzulenken, aber die Stille, die ihn die letzten Sekunden umgab, machte dies unmöglich. Es wurde im Gegenteil nur noch schlimmer, weil sich in dieser Stille eine Spannung aufbaute, die all seine Muskeln anspannen ließ. Die Gedanken drehten sich wie in einem Karussell in ihm, immer schneller. Aber jäh wurde es gestoppt, denn es fiel ein Schuss. Der Beginn seiner Reise. Er wusste, dass keiner der seinen Rücksicht auf ihn und sein Schicksal nehmen würde. Von nun an war er auf sich alleine gestellt. Und es ging ihm immer wieder das gleiche durch den Kopf: 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 – kick. Das war alles, worum er sich nun sorgte. Vergessen waren alle Ängste. Er spürte, wie ihn nun eine unsichtbar Welle trug. Immer vorwärts, Schritt für Schritt. Und immer schneller, wenn auch die Hindernisse ihn aufzuhalten wollten. Doch eines nach dem anderen ließ er sie hinter sich in gewohnter Eleganz – gazellengleich. Je mehr Hindernisse er hinter sich ließ, um so größer wurde der Sturm, der sich rund um ihn aufbaute. Blitze zuckten rund um ihn, alle auf ihn gerichtet. Doch davon nahm er kaum Notiz, nicht mehr als ein Fisch das Wasser wahrnimmt, in dem er schwimmt. Nur der eine Gedanke brachte ihn vorwärts: 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 – kick. Er spürte es gar nicht richtig, als der Blitz, der von unsichtbarer Hand gesteuert wurde und ihn ihm einschlug. Der ihn zu Fall brachte. Nur langsam spürte er, wie dieser Blitz die Gewalt über seinen Körper gewann und ihn dazu zwang, seinen Gedanken abzubrechen. Aber er wusste genau was zu tun war, auch wenn er seine Hände zur Abwehr des Geschehens gar nicht richtig steuerte. Dennoch fingen sie die Gewalt ab, die ihn so jäh dahinriss. Nun spürte er den ersten Schmerz, den der Blitz verursachte und er hörte die Stille, die nun für einen winzigen Moment einsetzte, in die der Sturm, den er zuvor kaum bemerkte, umgeschlagen war. Dieser Schmerz kam deutlich spürbar von seinem rechten Fuß und seinen Beinen her. Doch langsam baute sich der eigentliche Schmerz auf. Der Schmerz, den er so gefürchtet hatte vor seiner Reise. Der aus dem Inneren kam und ihn übermannen sollte. Vergessen war der erste Schmerz, der wie ein Kratzer wirkte. Dieser Schmerz ließ ihn auf dem Boden liegen. Ganz alleine, obwohl so viele um ihn waren. Tränen liefen seine Wangen herab. Alle Befürchtungen waren eingetroffen, alle Gefahren verwirklicht. Und wieder beherrschte nur ein Gedanke: Alles umsonst! Kein Gold! WARUM???
 



 
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