24 Stunden: Von Musik, Kindern und exotischen Tieren

nisavi

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Ich versuche, den Tango langsamer zu spielen. Schneckentempo. Als Vögel im Dunst vorbeifliegen, gerate ich aus dem Takt.

Die zwei Stühle sind endlich frei geworden. Ich überlege, ob eine Verbeugung angemessen ist.

Musik am Meer. Das Grammophon knarzt. Nur der Schimmel schaut zu und scheint die Tanzschritte zu kennen.

Wenn man sich anstrengt, kann man Schneewolken am Horizont erahnen.

Sein Geheimnis: er beugt den Kopf immer ein wenig nach vorn und stützt ihn mit der Hand. Als könne er nicht glauben, dass er selbst Stille hört.

Es hatte geschneit. Große Würfel, Halmafiguren und Schellen liegen vor dem Haus. Das Kind scheint nichts Seltsames daran zu finden. Ich kratze mich am Kopf und erwarte, verrückt zu werden. Ob eine Verbeugung angemessen ist?

Ein Löwe wohnt in unserem Haus. Die Fenster sind in der Zwischenzeit vergittert worden. Ich denke, ich werde einen gebührenden Abstand halten.

Der Mond leuchtet uns auch dann heim, wenn wir unser Zuhause verlassen. Selbst dann, wenn wir uns in der Nacht verlieren, nachdem wir eine Zeitlang im Schneckentempo aufeinander zugelaufen sind.

Wir hier – mit unseren gelben, hungrigen Augen. Und da drüben – eure Köpfe, in den Himmel gereckt. Dazwischen: Schnee, Eis und Dunst. You can’t always get what you want.

Es ist anstrengend, alle Bücher auf den Kahn zu laden. Aber nur dann kann man erleben, ob die Kapitel, die Sätze und Wörter tragen.

Kinderstaunen.

Der Mann mit dem weißen Gesicht steht direkt hinter mir. Er verschränkt seine Arme. Wir sehen in eine Richtung. Verrückt.

Elefanten laufen durch dichtes Schneetreiben. Das Grammophon knarzt.

Möwenschwärme bedunkeln den Himmel.

Der Koffer geht nicht mit auf die Reise. Ich halte den Vater im Arm. Ganz klein ist er geworden. Das Bettzeug ist frisch bezogen. Die Decken sind aufgeschlagen und duften nach Stärke und Kindheit.

Der Löwe hat sich vom Sockel gelöst. Er wandert auf die andere Seite. Nur bei Vollmond tut er das. Ich halte meinen Vater im Arm. Ich höre die Stille. Wir haben unser Zuhause verlassen.

Die Schreibmaschine ist mit einer Plastikplane abgedeckt, das Glas umgedreht. Ob die Kapitel, die Sätze und Wörter tragen? Der Stuhl lehnt am Tisch. Ein Zettel an der Tür. You can’t always get what you want.

Schneeschippen am Morgen. Jemand tippt mir auf die Schulter. Ich wage nicht, mich umzudrehen.

Nur die Kirchturmspitze ragt noch aus dem Schnee.

Kinderstaunen. Die Schafe drängen sich aneinander.

Die Gans legt ihren Kopf auf den Schneehaufen und schaut mich fragend an. Das Grammophon knarzt. Ich weiß nicht, was ich auf keine Frage antworten soll.

Er spielt eine Sonate auf der Violine. Nur bei Vollmond tut er das.

Wir halten das Buch wie einen Schirm über unsere Köpfe. Es schützt uns vorm Sturm. Das Kind scheint nichts Seltsames daran zu finden.

Esel laufen über die Klippen. Ich versuche, den Tango langsamer zu spielen. Schneckentempo.
 



 
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