9-kleine-Häuser

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Carlo Ihde

Mitglied
Ich kenn ein Haus am Wiesengrund.
Na und?

Und auch das Haus am Waldesrand
ist kaum bekannt.

Das kleine Haus am Wegessaum
das sieht man kaum.

Das süße Haus auf weiter Flur
es steht da nur.

Das Häuschen an der Kiefernschonung
hat keine Wohnung.

Der Katen an der Schnellbahntrasse
ist nicht 1. Klasse.

Dem kleine Haus auf grüner Lichtung
fehlts an Dichtung.

Die Hütte an des Bächleins Quelle
brennt nieder schnelle.

Die Scheune dort am Wegesrand:
längst abgebrannt.
 

mitis

Mitglied
ich lese es so:
wir bauen und bauen und bauen, und am ende verfällt/verbrennt alles...
kann man auf häuser beziehen oder auch auf sonstige dinge.
amüsant, wie es formuliert ist.
ich hätte nur das bedürfnis gehabt, in der jeweils 2. zeile exakt den selben rhythmus zu lesen, das würde die beliebigkeit der einzelnen häuser noch unterstreichen.
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Ich könnte noch einiges nachfragen, hab aber ehrlich gesagt keine Lust dazu. Deine Antwort passt zum Gedicht.

VG Thomas
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
@mitis
man kann immer irgendwas lesen.
Aber erfahren? Das ist was anderes.
Lyrik sollte Gedanken transportieren. Das sehe ich hier nicht.

Vg Thomas
 

mitis

Mitglied
@sta.tor

einen gedanken sehe ich schon, wenn ich denn überhaupt richtig liege.
ich habe das gefühl, dass es hier das "haus am wiesengrund" gab, und dazu einen gedanken, und dann ein relativ unausgereiftes oder schnell-schnell spiel mit reimen.
wobei ich dann schon wieder das gefühl hätte, dass der gedanke und der aufbau des gedichtes (was mich an sich amüsierte) einen genaueren umgang mit der sprache verdienen würde.
meinen entsprechenden vorschlag betreffend die 2. zeilen habe ich gemacht. nur als idee. es ist völlig unklar, ob diese idee eine echte verbesserung bringen kann.
und ob der autor überhaupt etwas ändern will oder damit zufrieden ist.
naja, es hat mich trotzdem amüsiert, mehr aber auch schon wieder nicht.
lg mitis
 

Carlo Ihde

Mitglied
Ihr habt alle Recht. Wem's nich so gefällt, weil das Gedicht ohne Gedanken auskommt, der hat Recht. Wer die Unregelmäßigkeiten in den Rhythmen der zweiten Zeilen etwas bemängelt hat auch Recht.

Ich wollte, vielleicht radikal und zärtlich zugleich, das verniedlichende "Besingen" oder "Bedichten" kleiner pittoresker Häuschen persiflieren. Mehr oder weniger nützt es dem Ich nicht, dass es die Häuser kennt, davon weiß, sie stehen sieht: entweder liegen sie an einer Schnellbahntrasse, oder sie enthalten keinen Wohnraum, oder ihnen fehlt es an "Dichtung" also man kann nichts ehrenhaftes-ruhmreiches mit Bestand über sie sagen.
Am Ende dann das Verbrennen: die Häuser werden unbrauchbar. Menschenleer war das Gesamtbild ja vorher schon. Aber nun die Paradoxie in der letzten Strophe: kann man eine Scheune noch als Scheune bezeichnen, wenn sie schon lange abgebrannt ist? Ist sie eigentlich noch da? Liegt da nur noch ein Haufen Kohle? Oder ist der ebenfalls schon weggeräumt? Vielleicht steht da gar nichts mehr. Aber die Erinnerung lässt uns sagen: die Scheune (die dort früher stand) ist abgebrannt. Und dabei guckt man ins Leere.
 

Walther

Mitglied
Carlo,

wenn man's so schrieb:Ich kenn ein Haus am Wiesengrund.
Was solls, na und?
Und auch das Haus am Waldesrand
ist kaum bekannt.

Das kleine Haus am Wegessaum
das sieht man kaum.

Das süße Haus auf weiter Flur
es steht da nur.

Das Häuschen an der Kiefernschonung
hat keine Wohnung.

Der Katen an der Schnellbahntrasse
ist 2. Klasse.

Dem kleinen Haus auf grüner Lichtung
fehlt es an Dichtung.

Die Hütte an des Bächleins Quelle
brennt nieder schnelle.

Die Scheune dort am Wegesrand:
längst abgebrannt.
, wär's nicht nur lustig, sondern auch im Metrum.

Aber: warum 9 und nicht 10? :D
Die Kirche auf der Bergspitz,
Die traf der Blitz.
Oder so ähnlich. :)

Gruß W.
 

Carlo Ihde

Mitglied
Ich ließe mich ein auf:

Die Villa an der Promenade
verkauft, wie schade.
Ansonsten ist es so, lieber Walter, dass auch bei deinem Vorschlag die jeweils zweiten Verse alternieren zwischen viersilbig und fünfsilbig. Ich hatte verstanden, dass gerade das das Problem sei und man da Kontinuität reinbringen sollte. Oder?



Das Fachwerkhaus am Altstadtmarkt:
voll zugeparkt.
Das Landhaus nah beim Stoppelfeld:
nicht wert sein Geld.

Schöne Grüße :)
 

Walther

Mitglied
Hi Carlo,

bin mit Deinen Varianten mehr als einverstanden, das Dutzend wäre jetzt voll. :)

Zur Silbenzahl: Das ist nicht ganz richtig. Das Metrum tickt wie folgt: xXxX(x) Und so paßt das dann auch zu xXxXxXxX(x), dem Versmaß des langen Verses.

Was keiner glaubt: Versmaß und Reimen sind eine Kunst, bei der es auf mehr ankommt als auf Silbenzählen. :D

Grüße W. 8)
 

Carlo Ihde

Mitglied
Das "Deutsche Wörterbuch" der Sprachforscher Jakob und Wilhelm Grimm (auch einsehbar über http://germazope.uni-trier.de/Projects/) nennt auch das Genus Maskulinum für "Kate", was besonders im Mecklenburger Niederdeutsch Usus ist. Und ich wohn ja bekanntermaßen in Rostock. Demzufolge benutze ich ganz selbstverständlich "der Katen".

Find ich toll, dass es noch Unterschiede gibt. Is ja sonst alles ständig am Verschwinden und so...
;)
 
Hallo Carlo,
der Katen war mir so fremd, dass ich, bevor ich es verbessern wollte, im Duden nachgeschlagen habe. Dort fand ich ich nur die Kate.
Du weißt es sicher besser.
Wenn ich in deinem Kommentar auf ''Hier klicken'' klicke, erscheint ''Site error''.
Deine Spielerei mit den Reimen gefällt mir übrigens gut.
Gruß
Marie-Luise
 

arle

Mitglied
Ist doch wunderbar. Ich bin bei "Wiesengrund - na und" hängen geblieben und hatte Spaß bis zum Ende. Die Gartenlaube fällt mir ein. Die "Rasenbank am Eltanjrab". Und mehr will das Gedicht doch gar nicht als eine Persiflage auf diese "Ach, mein Häuschen am Waldesrand"-Schmonzetten abgeben.

Hab ich jedenfalls so verstanden und hoffe, nicht ganz so falsch damit zu liegen.

Ich fand s sehr nett.

arle
 

arle

Mitglied
Na, da bin ich aber jetzt erleichtert!

Würde gerne sagen, dass das Elterngrab von mir ist, ist es aber nicht. Sondern von meinem allergeliebtesten Meister Kurt Tucholsky.

Arle ist ein Frollein und freut sich jetzt (c;
 



 
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