Abbruch der Beziehungen

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Abbruch der Beziehungen
Ein kurzer Abriss des Himmels
von Matthias Nowak

Stellt man die Schrift, überrascht man sie in den dunklen Regalen der Buchhandlungen, in den düsteren Sackgassen der Bibliotheken, wie sie ihrem Verbrechen nachgeht, heißt das nicht, dass der Schriftsteller über jeden Zweifel erhaben ist. Äußerlich mag er ein gutes Werk vollbracht haben und weitere Verbrechen verhindert haben. Innerlich hat er sich schon lange von der Schrift korrumpieren lassen. Er macht gemeinsame Sache mit ihr und deswegen kann man dem Schriftsteller grundsätzlich nicht glauben, wenn er von Verbrecherjagd spricht. Blumig etikettiert er seine tiefen Verletzungen und Seelenkrater und umgarnt seine Leser und Kritiker mit den Einzelheiten seines ask?ethischen! und Ent Bäh Run GSG Neun Reich Gottes, um sich zum Opfer seines Berufes hoch zu stillem Ross Irisieren. Wie ein Tatort-Kommissar.

Ganz ruhig! Ganz ruhig! Still ruht die Starre auf dem Gesicht einer Puppe. Nur ihre Augenblicke und rasenden Puppenillen verraten die Hektik in ihrem Kopf. Ihr Haupt ruht auf der Verkehrsstraße der Innenstadt. Sieben Uhr dreißig im Stau. Seit Monaten drängeln sich alle um diese Zeit an einer Baustelle vorbei, die sich eines Tages grundlos auf die Straße gesetzt hat, um sie zu blockieren. Sie will auf die Arbeit. Der Wille, ein Trieb im Schoppen haut er Sinne, wird hier herunter gedrückt wie der Knopf in der Autotür. Verschlossen, verpackt, eingeengt, fährt sie, die sich Nina nennt, zur Arbeit.

Schimanski trug immer einen grauen Trenchcoat. Ich trage immer unvollständige Gedanken, die zu nichts führen, außer Abriss Reifen Sätzen. Mir fehlt die Geschichte zum Erfolg oder der Erfolg zur Geschichte. Ich höre unverkäuflich durch die Straßen, die sich wie Regale in einem Kellerarchiv für deutsche Hektoliter auf Tour aneinander reihern und schmiegen, auf der Suche nach der einen bedeutsamen Geschichte, die mir Erfolg bringt.

Schaufelblatt bricht in Kies ein. Splitter fliegen umher. Staub pudert Nebel über den Untergrund unter der Teerschicht. Acht Uhr dreißig. Heiße Sonnenstrahlen fließen über seinen Rücken und seinen Hinterkopf. Schweiß bricht den Hautdamm und das Tropfenheer fällt auf seinem Körper ein wie mordsüchtige Reiterhorden. Es wird ein unangenehmer Tag. Er ist das Erdmännchen. Mit einer Schaufel bewaffnet, gräbt das Erdmännchen seinen massigen Leib in die Unterschicht ein. Seit fünfunddreißig Jahren schuftet er für Gott, Vaterland und die Familie. Der Zweck heiligt das Leben. Gott+Vaterland+Familie=heilige Dreifaltigkeit des Nichts. Gleichung ohne Inhalt. Bruchstücke durch Null dividiert. Die Schweiß Raider horten den Sinn ohne Vers Tand.

Jörg starrt auf Veronikas Lippen. Volle Fleischwülste, gut durchblutet, wie feine Rotwurst in der Auslage des Metzgers, genauso pökelsalzig, genauso bewegungslos. Dass Frühstück ist der Vogel fängt den Wurm, ohne Wurm und Kaffee, the Cross Saint, Murmel lade und hartgekochtem Ei beginnt der Tag ohne einen rechtswirksamen Anfang. Der Urlaub ist die Verhandlung. Jörg, der Angeklagte, wird von Veronika in ein stummes Kreuzverhör genommen. Sie will etwas sagen, ihn fragen, vielleicht, was er denkt oder denken könnte, ob er ansonsten eventuell wirklich morgens auf die Arbeit geht, ob er jemals daran gedacht habe, sie wirklich lieben zu können, auch wenn sie ihm kein Nachwuchs gebäre. Die Gebärde fehlt, mündlich, gestisch. Deswegen wartet er darauf, dass ihre Lippen sich bewegen, sich formen, auftürmen, bis sich aus ihrer tiefen Kehlenschlucht ein riesiger Sturm erhebt, der ihn erfasst, der ihn glauben lässt, dass sie nicht die Staatsanwältin, sondern die Zeugin der Verteidigung sei, die endgültig den über ihn gebrochen Stab wieder flickt und ihn in den Stand der Menschen erhebt. Der Mensch muss wissen, wo er hingehört. Jörg hat gehört, dass er nichts hört und deswegen nirgendwo hingehört. Fehl am Platze.

Der Schriftschuft schuftet den ganzen Tag, die ganze Nacht, unsichtbar in seiner Kopf K Lause, unter den Fair Laus T N Haaren. Arbeit, die nicht bezahlt wird, die keinen N-Wert hat. Er entkernt seine wahllosen zufälligen Begegnungen, liest in den Gesichter und Körpern, seine Pfannenamnesie erschafft den Rohbau und er füllt sie an mit Geschichten, denen er Bedeutung beimisst. Der erfolgreiche Schriftsteller findet das richtige Maß eines möglichst großen Leserteigs, der bereitwillig gärt und wächst und wie ein Hefeteig bei ausreichender Temperatur überall festklebt. Findet man das Maß, indem man die Wirklichkeit kopiert oder mit der Lüge kopuliert? Das Geld ist das Maß des Erfolges. Ist der Erfolg erfolgt, mir gefolgt, wenn ich Wahrheiten erkenne? Wer bezahlt mir die Wahrheit? Wollen wir nicht alle B-logen werden? Ich sitze in der Fußball Drogengang Ostzone und lutsche an meinen Lippen, um den bitteren Geschmack des Kaffees und meiner Ex-Konsistenz Weck zu B-kommen. Weckt mich ein Gesicht? Kann ich es entkernen, ihm eine Geschichte zuordnen? Niemals, niemals, niemals finde ich die Wahrheit. Ich bin nur ein Ordner, mit einem Schild auf dem Rücken, der meinen Inhalt beschreibt: Auf der Suche nach einer Geschichte inmitten der Stadt, um ruhmsüchtig mit der Lüge Unzucht zu betreiben. Darunter in Klammern: und dann auch noch Wahrheit und Erkenntnis zu heucheln. Bezahle mein Kaffee und gehe fort. Ich folge dem Er folg.

Singsang eines fund Affen mentalen Ei-Fahrers:“Gott ist überall. Sein Sohn Jesus hat uns diese Boot schaft überbracht. Rette sich, wer kann. Senioren und Wohlhabende zuerst.“

Nie nach dem Woher und Wohin fragen.

Nie nach den Händen fragen, die geschickt Pullover, T-Shirt und Hosen in eine imaginäres G-Stell packen, in Form bringen.

Nina schickt ihre Hände, beauftragt, entmächtigt sie und fragt nicht nach ihnen. Gottvertrauen in die Fähigkeit der Hände. Als könnte den Händen nichts passieren, als könnten sie ewig befreit von Sünde Pullover, T.Shirts und Hosen in das Imaginäre packen. Ihren Kopf hat sie schon lange vernachlässigt. Alle ihre Horror Mormone, M-Otionen, G-Danke sagen der Mami, auch wenn es schwer fällt, schwappen in der Hirnschale umher wie in einer Sektbowlingkugel, die ein Schlafwandler auf dem Dachfirst seiner Träume balanciert. Kann es so etwas geben?

Ver Ronika hat die Tür zu ihrem Herzen Ver riegelt. Viel leicht hat er ihn aus Ver sehen weggeworfen. Viel schwerer ist es, den Punkt zu benennen, an dem er die Kontrolle verloren hat.

Die Hände haben keine Pause. Sie sind Sklaven am Gängelband zweier Arme, die die Befehle ihrer Herrin R-barmungslos weitergeben und ihre Ausführung überwachen. Die Hände sind dressiert, darauf abgerichtet ihr Handy in die Hand zu nehmen und mit verwinkeltem Daumen verzweifelte Nachrichten in den Himmel zu senden.

Verflixtes Erdmännchen hört nicht auf seinen Polier. Sofort Aufhören! Der Bagger soll sich in die Erdwunde graben, die das Erdmännchen mit schweren Armen und gebeugten Oberkörper müh selig sind die geistig Armen, denn ihnen ist das Erdreich, im Himmel so auf Erden, für den Bagger vorbereitet hat. Die Zeit rennt weg. Der Polier steht am Rand des Erdloches und schreit unverständliche Hiebe hinein. Keiner kann das Erdmännchen leiden. Der Chef, ein Philadelphia Frischkäse Trophy, hält an ihm fest, kann den alten Mann nicht in Rente schicken. Der alte Mann braucht Geld. Zuhause erwarten ihn eine schiefe Alte und die Armut. Dem Polier ist das egal. Er hat Termine einzuhalten. Er weist den Baggerfahrer an, die Schaufel seines Arbeitsgerätes genau über das Erdmännchen zu heben. Das Erdmännchen spürt den Luftzug nicht, riecht den Schatten nicht. Das Schaufelblatt kratzt unermüdlich am Kies. Er wird erst wach als ein Tyrannosaurus Rex sich zu ihm herabsenkt und ihn anblafft. Die Dinosaurierschaufel hebt sich über ihn und er fällt in den Staub zu Staub, Asche zu Asche.

DENKST DU AN TEMIN

HEUTE ABENT UM 17.00 BEI MEINE KOSMETIK IM HINTERHOF NICH VERGESEN DEIN SCHNUZI

OH….HAT MICH VATGESEN: MELDEST DICH NICH. SCHNUZI IS :(

Der Ei-Fahrer hat ein Sing-Sang Problem. Möchte er doch klingen wie ein Mönchschor in einem Dom. Es kommt nur Räuspern und Katztratenbrei.
„See Licht sind die, die Gottes Wort hören und B-Waren.“ Nicht nur Gottes Wort ist eine Ware, denke ich, als der Ei-Fahrer mit seinem selbstgebastelten Schild wie ein Knappe des Himmels mit seiner Stand Arte an mir zum drittenmal am dem selbigen Morgen vorbei schreitet. Mein Produkt sind die eigenen Worte, herausgeschält aus dem Hirnkasten, verbreitetet wie ein Giftgas, unbegreiflich und nur mit Gasmaske zu ertragen. Hat mein Therapeut nicht gesagt, ich solle nicht so schlecht über mich und mein Produkt reden?

MELDE DCHI BR ACHE DOCH DIHC.

WAS IS LOS HASTE MUFFE WOLLTEN ZUSAMEN MACKEN.

Meine Macke: Zehr breche an den Klippen der Mittelmäßigkeit und G-wöhnlichkeit. Klebe am Fels und will sie B-Steigen, mich aufschwingen, mich nicht gewöhnen, wähne mich im Olymp und bin doch nur ein Sterblicher. Brauche doch nur die eine Geschichte, die ich aus dem Steinbruch der Gesichter, die mir begegnen, herausbrechen muss.

BRAUCHE DICH BEI MIR. MELTE DICH.

Trottet auf dem Trottoire in seinem gleichmäßigen Trott wie ein Dromedar, die Hände auf den Rücken gebunden, hinter seinem D-Plazierten Wünschen her. Veronika hat seit Stunden seine Gegenwart geleugnet, durch kurze Seufzer und Selbstgespräche, die auch an ihn hätten gerichtet sein können, seine Existenz auf die eines Geistes reduziert. Reduziert wie ein Sonder angeln im Boot. Wenn es so ist, wie es ihm vorkommt, er wie ein Gespenst über den Konsumpfad der Stadt wandeln muss, hat er doch eine einzige Machtoption. Jörg entwirft sich neu, baut aus den Ab G rauchten Ruinen einen neuen Jörg. Schluss mit dem Betsy ungS BomB Appartement. Raus aus dem Bombodrom der nicht vollzogenen Liebe. ER kann sich retten, indem ER handelt. Veronika wird nur schmollen. Bis ans Ende ihrer Tage.

Es gibt Hoffnung am Ende des Schachtes. Das Mittagslicht brennt ihm auf das schüttere graue Haar. Zeit für Mittagspause. Er arbeitet weiter, pflicht b-wußt, um die Rückstände aufzuholen. Nein, nein, nein, um den anderen keinen Anlass zu einem Gespräch über ihn zu geben. Er will seinen Kollegen beim Essen nicht begegnen. Ihre schadenfrohen Augen, ihr jungen Gesichter, sollen seiner nicht angesichtig werden und sich bemüßigt fühlen, ihn mit Häme zu überschütten. Das machen sie bei jeder Gelegenheit. Wenn aus Empathie Mitleid und aus Mitleid Arroganz wird sieht man die dunkle Seite des Mondes, die Abscheu und düstere Wahrheit über das Menschliche zum dem ein Un gehört. Ein Paar a doxon. 2 Dinge, die 1 sind!!

Unerhört findet Nina sein SMS-Schweigen. Heute Abend war der Zeitpunkt Komma Strich fertig ist das Mondgesicht, das größte Ereignis, der große Test. Hält er den Schmerz aus, den sie aushalten muss, um zu sein, wie er es will. Wie eine Puppe mit Porzellangesicht, starre Miene, schön anzusehen, innen leer. Der Feigling.

Enthaarung der Intim Zoo Nee, bitte nicht füttern, verstehen schon, ist ein Liebesbeweis und der Anlass altmodische Rituale auszulösen, wie z.B. ein Bund der Ehe man es sich versieht, vor Gottes Antlitz, das man vergessen hat, wie die Toten auf dem Friedhof, dem man sich dann auch aussetzt, wenn er später einmal stirbt und die Frauen leben nun einmal länger. 1 Schmerz mehr auf der Rechnung, die einen Preis ausweist, den er für seine Vorteile bezahlen soll. Aber er prellt die Rechnung und ihr Gemüt.

Höre zu: „Du musst ihr direkt ins Gesicht sagen, dass sie Scheiße gebaut hat. So ein Verhalten kann man unter Kollegen nicht dulden. Du gehst ja nicht auf die Arbeit, um dich fertig machen zu lassen.“ Mann und Weib mit Zwei Hosenscheißern und eine Frau, augenscheinlich die Freundin des Weibes, sitzen neben mir und trinken ihren Kaffee. Die Kinder toben um sie herum. Das ist das Leben und keine Geschichte. Die Überschrift in kleinen Buchstaben, grau unterlegt, fast zärtlich ins Papier gepumpt: Streit mit Kollegin wird mit bester Freundin beim Mittagessen zelebriert. Zerebrale Bewegungsstörungen werden durch Hirn-Schädel-Traumata und Hirnblutungen erworben. Erworben wie ein Schulabschluss, Schwimmabzeichen oder ein Auto. Erwerbsunfähigkeit führt nicht automatisch zur Abwesenheit von Dingen oder Abschlüssen. Ich schweife ab, schweife aus und vorbei. Das ist keine Geschichte. Höre zu:“Wenn nicht, musst du zu deinem Chef gehen, der muss als weisungsbefugter Vorgesetzter deiner Kollegin zurechtweisen. Kennt der nicht die Paragraphen des AGG?“ Überschrift:“Ich, mein Anwalt und meine Rechtschutzversicherung.“ Diesmal pingelig aneinander gereihte Buchstaben in a whiter shade of pale. Mein Lauschangriff beende ich und verlasse die Cafeteria des Kaufhauses.

In der ganzen Stadt Baustellen, Löcher, Gräben, herausgerissene Kabel und Rohre, die wie ausgeblutete Adern aus dem Fleisch der Stadt ragen. Eine gute Infrastruktur ist die Grundbedingung für eine funktionierende Zivilgesellschaft. Nur dann können sich Rechtsstaat und Demokratie entfalten. Weil in einer gesunden Infrastruktur die Wege kurz, die Vernunft angebracht, die Information verfügbar, die Existenzbedürfnisse befriedigt sind. Geteerte Bahnen und grauer Beton schaffen Struktur und machen die Wege frei zu den Herrschaftssitzen des Volkes. Es thront und dröhnt in den Supermärkten, den Einkaufszentren und Kaufhäusern, Ladenketten und bevorzugten Geschäftslagen. Dort hat das Volk die Macht über sich selbst. Indem es konsumiert, schafft es Wachstum und Wachstum schafft Arbeitsplätze und Arbeitsplätze schaffen Wohlstand, Frieden und Ruhe. Jörg weiß das. Er hat diese Einsichten als Kind mit der Muttermilch aufgesogen. Aufgezogen haben ihn die Lehrer, das Fernsehen und der kleinste gemeinsame Nenner. Und jetzt mit Ende dreißig, kinderlos, gottlos, bloß, ohne Los mit Hauptgewinn, versteht er, dass er nicht zum Volke gehört. Niemand gehört zum Volke. Irgendwie hat das alles mit Politik zu tun, denn die Politik schafft durch Gesetze die Komplexität in dem seine Verzweiflung über die Jahre hinweg prächtig gedieh. Auf Gedeih und Verderb musste alles mehr werden und er fühlte sich immer schuldig, weil nichts mehr wurde, sondern weniger. Seine Emotionen, seine Ausgeglichenheit, sein Engagement, seine Freude, alles wurde weniger. Der Bundesrepublik Deutschland hat er aber versprochen, dass es mehr wird. Jetzt, am Minimum angekommen, erkennt er seine wirklichen Potentiale als Potentat. ER hat die Macht über sich zurückgewonnen und spinnt sein unsichtbares Netz, dass er über seine Mitmenschen werfen wird, um sie zu beeinflussen, um sie zu Taten anzustiften, die sie glücklich machen und am Schluss wird Veronika von ihm beglückt. ER wird sie zum Lachen und Sprechen bringen.

Der Irre irrt durch die Irrenabteilung. Vorbei an schwarzen Anzügen, bunten Hemden und blauen Jeans. Alles für die irren Herren. Hier gibt es nur Leben. Keine Geschichten. Vampire, Massenmörder, Zombies, Psychotiker, Zauberlehrlinge, Blut, Schlachtfleisch, Verwestes auf dem Tisch des Gerichtsmediziners, das sind Geschichten, die Geld und Ruhm bringen. Ich kann aber darüber nicht schreiben. Ich kann kein Grauen Fun Da Zieren, Pro Du Zieren. Ich habe kein geeignetes Produkt für den Markt. Egal, was mein Therapeut mir einflüstert. Aus lauter Frust, greife ich nach einem in Zellophan gepacktes Hemd und gehe an die Kasse, um es mir zu kaufen. Ich habe noch nicht einmal nach der Größe geschaut. Größe ist unbedeutend. An der Kasse überrasche ich die Kassiererin, die mit flinken Fingern auf ihrem Handy herumhackt. Sie schaut mich an. Ihren Schrecken kann ich nicht erkennen. Zu starr blicken ihre Augen an meiner Seele vorbei. Das Zellophan verschwindet in einer Plastiktüte, ich reiche meine Plastikkarte zum Bezahlen. Nein, es ist keine Kundenkarte und ich will auch keine. Auf ihrem Namensschild steht Nina. Sie dreht sich sofort weg. Ich habe sie ertappt. Sie ist keine Geschichte. Nur das Leben, wie es ist.

Erdmännchen krabbelt in seinen Bau. Weg von der Sonne. In die schattige Gruft. Seine Schaufel zertrümmert den festen Untergrund und legt eine weiße Schicht frei, die matt Perlen Mutter Farbig, wie Elfen Bein zwischen dem Kies schimmelt. Nieder G-beugt, hinab G-senkt kratzt er mit seinen stumpfen Patina Fingernägel den Staub zwischen Kies und weißer Schicht weg. Er legt ein G-Lenk frei und buddelt sich ein paar Zentimeter in die Tiefe. An dem Knorpelkopf hängt ein ganzer Knochen. Unter- Oberarm, Schenkel irgendetwas. Zwischen unfreiwilliger Grabschändung und zufälliger Archäologie findet er keinen Gedanken und keine Worte, die sein mulmiges Gefühl hätten B-Schreiben können. B-Eil Ungerecht ist die Welt, die Gott geschaffen hat.

ICH WILL NICHT MEHR. MACHE SCHLUSS. HOLE HEUTE ABEND MEINE SACHEN.

Un Zähl igitt Spinnenfeten hat er in den freien Raum gewoben. Die Enden wie weise Punkte an den Extremitäten vieler Menschen klebend und alle mit seinem übermächtigen Gehirn verbunden. Für ihn sichtbare Leitungen, die ER mit unsichtbaren Befehlen beschickt, um diese in die Hirne fremder Menschen zu pflanzen. Sie bewegen sich, wie ER es ihn B-Fohlen stehen auf der Wiese und warten auf den Cowboy, der sie mit dem Lasso fangen will. ER zwängt ihnen wie eine Zwangs Kacke seinen Willen auf. Es brennt in seinem Kopf. Wilde Striche, zuckende Glieder zerstückeln den Raum in kleine Hours d`ouvre.

Ninas Hände arbeiten prächtig. Füllen Regale mit Zellophan, schieben Hosen über Bügel, fassen Jacken am Revers, schieben sie auf die Stangen. Doch sie schlummert in den welthassenden Traum einer depressiven A Theis Tim schlägt über die Stränge und verteilt Kirschsaft auf seiner Kinderbibel. Erst zum Feierabend liest sie die Nachricht auf ihrem Handy. Ihre Hände zittern, erledigen die Trauerarbeit für sie. Ihr Gesicht bleibt im Regen stehen. Jeder Muskel, der zucken könnte, lässt sie die Wassertropfen auf ihrer Haut spüren.
Eine Tüte voller kalkiger staubiger Knochen liegt neben Erdmännchen. Ein Schädel kommt Vorschein. Ecce Hommo,! Er blättert in einem ausgefransten, angefressenen Dokument, das er unter den Knochen gefunden hatte. Feste grüne Pappe, darauf die ausgeblichenen Goldränder eines Bundesadlers. Der Vogel aus der alten Bundes Reh Po blickt Erdmännchen in die Abgründe der Geschichte, die einem Mörder die Gelegenheit gegeben haben, in einer Baugrube eine Leiche zu entsorgen. Das Passfoto zeigt das Antlitz eines jungen Mannes. Die Mode: ein gelber Pullunder, karierte Schultern. Die Frisur: Scheitel nach links, Haare überwuchern strähnig die Stirn. Ein Student, der nachts besoffen in die Baugrube gefallen war. Am nächsten Morgen hat keiner gemerkt, dass er dort lag und hat ihn unter eine Schicht aus Dreck, Kies und Erde lebendig begraben. Alles Geschichten, die er nicht denken mochte. Erdmännchen warf den BPA in die Tüte und schlich mit der Tüte aus der Grube.

Ich schreibe einen Abriss. Einen Abriss über den Abriss des Himmels. Die Abrissbirne schiebt sich langsam in die Mauern des Paradieses und stürzt Steine ins Verderben. Abbruch, ich breche ab, ich erbreche meine Schriftstellertätigkeit, ich breche mit meinen Idealen. Die Ideale meines Himmels. Die Vorstellung, ich könne Ruhm mit billigen Schreibertricks ernten, könne auf einer Erfolgswelle in mein höchstpersönliches Paradies surfen, gebe ich auf. Die Stahlbirne versenkt sich in meiner Birne und stürzt mich in das Leben, das ich nun anerkennen will, weil es keine Geschichten mehr gibt. Schluss mit dem Himmel. Planierte Flächen, Panierte Erdkrummen. Unter den Pflastersteinen kein Erbarmen. Es gibt keine Geschichten unter den Lebenden. Ich habe Kopfschmerzen.

Die Wirklichkeit zerfällt. Veronika bleibt. Ihr Gesicht zeigt sich in seinem Blickfeld. Ihre Haare fallen auf seine Nasenspitze. Watte umschließt seinen Körper. Seine Nase müsste jucken. In Folge müsse er sich an die Nase packen und sich kratzen.

Veronikas G-Sicht drückt B-Sorgniserregung aus. Die Spinnenfäden sind verschwunden. Die Menschen gehen wieder ihre eigenen Wege. Das ist nicht schlimm. Er hat sein Ziel erreicht und Veronikas Auf Merk Sam spricht in das Handy und B-Stellt einen Krankenwagen. Jörgs Lider fallen wie schwere Kunststoffroll Läden haben schon geschlossen und öffnen erst am nächsten Morgen. Keine Macht mehr für niemand.

Es wurde dunkel. Noch nicht schwarz. Eher dämmernd rotglühend. Der aufgerissene Himmel lag wie eine kochende Erdspalte über seinem Schädel. Erdmännchen läuft gemeinsam mit einer blauen Mülltüte durch den Park. Die Arbeitsstelle hat er verlassen, so verlassen, wie er verlassen war, ohne Vorankündigung, Angabe eines Grundes oder Urlaubsschein oder Krankenschein. Er fühlt sich bedroht. Vom sterbenden Himmel, der unablässig Hitze abstrahlt, von dem jungen Mann, dessen Knochen er in der Tüte herumschleppt. Seine Einsamkeit vergrößert sich, schwärmt aus ins Ewige. Er kann nicht bis ans Ende aller Tage mit diesen Knochen unter dem erbarmungslosen menschenfeindlichen Himmel herumlaufen.

Nina läuft ihrem Termin entgegen. Die Reinigung der Intimzone. Entfernung der Haare, Zerstörung der Natur. Das muss sein. Alles zeigen. Auch ohne Freund, ohne B-Weis ohne B-Stätig rinnt die Wut aus ihrem Leib in ihre Hände. Sie hat sich das Recht auf Liebe R-Arbeitet. Der Himmel schickt ihr einen Blitzableiter. Eine junge Frau, unscheinbar, hochgeschlossen, den Kopf mit einem rosa Seiden Tuch verhüllt. Man hört ja allenthalben, dass ein unausgesprochenes Vermummungsverbot auf den Straßen gilt, das es nicht gut ist, nichts zu zeigen. Diese Frauen wollen nicht dazugehören, sie wollen das Spiel nicht mitspielen, haben keine Rechte, sind religiöse Fanatiker. Ninas Hände, als ihr Werkzeug, reagieren auf den persönlichen Angriff einer gegenwärtigen Gefahr. Es ist nicht gut, nicht schön sein zu wollen. Ninas Hände packen die Frau, reisen ihr das Tuch vom Kopf. Sie werfen die Frau zu Boden. Nina schaut nach Pelz, schwarzem Flaum im Gesicht der Frau. Obwohl sie verpackt ist, missgönnt Nina ihre Frei Heidentum. Keine Einengung durch die oberflächliche Erfüllung gesellschaftlicher Normierungsschönheit. Ninas Hände schlagen zu.

Veronika spricht mit dem Arzt. Der Arzt erzählt wie ein Priester in der katholischen Messe von lateinischen Wundern und Wunden in Handflächen und Köpfen. Wunden, die nicht bluten, deren Herkunft keiner kennt. Er sagt, es kann immer wieder kommen, Anfälle epileptischer Natur. Der Arzt schließt den Mund, schlägt seine Augen und Jörgs Zukunft nieder. Veronika dreht sich um und geht. Sie verlässt die lateinische Messe ohne etwas verstanden zu haben, aber entschlossen, nie wieder zu kommen.

Das Erdmännchen ist wieder in die von Gott und seinen Kollegen nach Feierabend verlassene Baugrube zurück G-Krochen. Knochen hat er in den Fluss der Zeit löst sich alles auf. Dort treibt eine blaue Tüte in die Welt des Glaubens. Einer wird sie finden und das Volk spekulieren lassen. Nicht mit Aktien und Deri Vater kommt nicht mehr nach Hause, sondern mit der Biographie der Menschenknochen. Die Preise werden in Höhe schnellen und ein Mann, der schreiben und lesen kann, wird ein Roman darüber schreiben und damit viel Geld verdienen. Ein versöhnliches Ende für das Erdmännchen.

Der Ei-Fahrer hat seine Schilder mit den göttlichen Botschaften auf den Gepäckträger seines Fahrrads gepackt. Sein Gesang ist verklungen. Ich begegne ihm auf dem Nachhauseweg und einen Moment bleibe ich stehen. Es ist schwer, ein Ende für eine Geschichte zu finden. Vielleicht sollte ich mich mit dem Mann Gottes unterhalten. Ein Medium, der anscheinend Eigentümer tiefer Einsichten und Schildern ist, die mir einen neuen Weg weisen. Der Mann grüßt mich mit einer tiefen vollen weltlichen Stimme. Auch er hat Feierabend. Er möchte nicht mit mir reden, sondern nach Hause gehen. Anstatt tiefe Einsichten, tiefe Enttäuschung.
 

raineru

Mitglied
Lieber Matthias Novak

M.R.R. hat immer auf die neue Deutsche Literatur gewartet.
Nun isseda?

Kann sein.
Doch bitte bedenke, dass James Joyce auch nur überlebt hat, weil er gut lesbare Bettelbriefe verfassen konnte.
Ulysses hat man sich erst ungelesen ins Regal gestellt, als
Herr Joyce W g war.

in diesem Sinne

Sagt der A braham zum
B braham.
Schad dass mer ka C bra ham (altes bayrisches Sprichwort)

raineru
 
Lieber Raineru,

danke für dein Kommentar.

Joyce habe ich gelesen, auch den Gagateil in der Mitte von Ulysses. Bettelbriefe muss ich keine schreiben. Habe ein Job, der mich nährt. Auf eine neue deutsche Literatur können wir gemeinsam drauf warten, bis wir den Stift abgeben und unsere Texte ungelesen im Datennirvana verschwinden.

Trotzdem hätte ich gerne einmal von Dir als Leser gewußt, was von dem Text bei Dir angekommen ist, außer meine Wortverfremdungen?

Vielen Dank im Voraus

Mit freundlichen Grüßen
Matthias Nowak
 

raineru

Mitglied
Hallo Kaspar

was ich druch, wirklich schwieriges Stotterlesen und -immer- wieder- drei -Worte-zurück-MÜSSEN, gesehen habe, ist eine Gesellschaftskritik, in der "Nochmensch" keine Chance sieht, der allmächtigen Manipulation zu entkommen und sich also fügt.
Man gewöhnt sich an alles.
MUSS sich gewöhnen an das Nichts und das "Funktionieren"
sonst Doppelnull.
Das war sicher ein Haufen Arbeit mit wirklich sehr guten,
für meinen Geschmack, teils zu kurzen Sätzen und Formulierungen.
Das sind Schreie?

Aber es kommt bei mir wie eine Stolperstein-Landschaft.


rainer
 
Hallo Rainer!

Vielen Dank für deine Beschreibung des Textes. Wow, hätte ich niemals so in drei Sätzen zusammenfassen können. Ich hatte mit meiner Stolpersteinästhetik beabsichtigt, den Inhalt zu verstärken. Der dekonstruierte "Nochmensch", wie du es so schön nennst, bedarf einer Beschreibung mittels zerhackter, zerbröselnder Sprache, die seine fragmentierte zerissene Welt widerspiegelt.


Grüße
Matthias (Kaspar)
 



 
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