Abend...

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coco

Mitglied
Abend...



Leise fällt ein Blatt vom Baum
Langsam sinkt es nieder
Wie ein Stück verlorner Traum
Niemals kehrt er wieder

Sanft verschließt sich Tür für Tür
Erinnerungen gehen
Stillen Hauch noch im Gespür
Bevor sie ganz verwehn

Zarter Nebel legt sich bald
Fast wie ein Schleier - fein -
Klang des Denkens ist verhallt
Das Licht verliert den Schein

Lautlos senkt sich nun die Nacht
Trägt die Gedanken fort
Dein Gefühl hat noch die Macht
Doch sinnlos ist das Wort

Allmählich haucht das Leben
Dir Kälte ins Gesicht
Die Seele möchte schweben
Ins warme, helle Licht

Endlich fällt das letzte Blatt
Die Türen sind nun zu
Deine Kerze flackert matt
Das Leben geht zur Ruh​
 

Nachtigall

Mitglied
wunderschön

Hallo Coco,

ein wunderschönes Gedicht.
Vorletzte Strophe, letzte Zeile das Wort "wärmenden" stört meinem Empfinden nach etwas das schöne melodische Klangbild. Mit "warmen" komme ich besser hin.

Begeistert
Alma Marie
 

eni

Mitglied
Hallo coco,

ich schliesse mich der Meinung von Nachtigall an; ein wunderschönes Gedicht!

Beim ersten Lesen erschien es mir so als ob du vom Tod schreiben würdest, wäre da nicht der Titel "Abend"...

Eine persönliche Empfindung von mir, kam mir so in den Sinn... völlig falsch??

Liebe Grüsse
eni
 

coco

Mitglied
hallo nachtigall

danke für dein feedback.
"wärmendes" hat einen "härteren" klang als "warmes" licht, da hast du recht, nur wenn ich es ändere stimmt die silbenzahl nicht mehr. sind noch ein paar sachen drin, die ich im klang nicht ganz getroffen finde, aber ich hab jetzt so lange dran gearbeitet, dass ich es jetzt für "fertig" empfunden habe.

hallo eni

hast recht mit deinen gedanken. ich wollte den "lebensabend" in anlehnung an die natur beschreiben. aber nicht den tod an sich, sondern das langsame abschiednehmen eines (alten) menschen, der sich durch altersdemenz oder die alzheimer krankheit (hab grad ein wenig erfahrung damit gesammelt) immer mehr zurückzieht und nicht mehr am "realen" leben teilnimmt oder teilnehmen kann.
deshalb die zeile : Dein Gefühl hat noch die Macht, doch sinnlos ist das Wort.


liebe grüsse an euch von coco
 

coco

Mitglied
hallo lisa1

vielen dank auch dir für dein feedback. freut mich, dass es dir gefällt.

liebe grüsse von coco
 

Cassiopeia

Mitglied
Hi coco ;o),

ehrlich gestanden, war ich überrascht, weil ich, wenn ich mich recht erinnere, selten was mit Reimen von dir gelesen habe. Aber nun zum Text:

Die erste Strophe ist perfekt. Locker und leicht liest sie sich. Der Rhythmus ist genau eingehalten, es gibt ein Reimschema und eine sich wiederholende Silbenzahl.

Dann geht es allerdings los. :-/ Du hälst zwar die Silbenzahl durch, aber nicht den Rhythmus. Ich würde lieber auf die genaue Silbenzahl verzichten, aber den Rhythmus halten. Du weißt ja, ich bin da krümelkackrig. *fg*

Ein paar Vorschläge:
(NUR Vorschläge)

So würde ich es machen: (Wort)
und das wegnehmen [Wort]


Abend...


Leise fällt ein Blatt vom Baum
Langsam sinkt es nieder
Wie ein Stück verlorner Traum
Niemals kehrt er wieder

Sanft verschließt sich Tür für Tür
(die) Erinnerungen gehen
Stillen Hauch noch im Gespür
(Bis)[Bevor] sie (schließlich) ganz verweh(e)n

Zarter Nebel senkt bald <----zweimal senkt sich??
Fast wie ein Schleier - fein – <---fein/schein in dieser Satzkonstruktion finde ich ungünstig. Da findet sich womöglich Besseres. Vielleicht worauf er sich niederlegt?
Des Denkens Stimme ist verhallt <--- hier hakt es auch.
Licht verliert den ganzen Schein.

(Vielleicht so?
Zarte Nebel fallen bald
über dir herein
Laut des Denkens ist verhallt
Licht verliert den Schein.)

Lautlos senkt sich nun die Nacht <---zweimal senkt sich??
Trägt [die] Gedanken fort
Dein Gefühl hat noch die Macht
[Doch] Sinnlos ist das Wort

(Sacht und leise) [Allmählich) haucht das Leben
Dir (die) Kälte ins Gesicht
(Deine) [die] Seele möchte schweben
Hin zu[m] warmen, (reinen) Licht

Endlich fällt das letzte Blatt
(alle) [die] Türen sind nun zu
Deine Kerze flackert matt
(Und) das Leben geht zur Ruh


Sonst ist es wunderschönes Gedicht, dass, so glaube ich, diese Aufmerksamkeit verdient.

Liebe Grüße
~Cassiopeia~
 

eni

Mitglied
Hallo coco,

dann habe ich es ja doch richtig verstanden... ich wollte nur vorsichtig nachfragen ob es wirklich mit dem Tod, oder dem Weg bis dorthin, zu tun hat. Du hast das sehr schön formuliert. Glückwunsch!

LG
eni
 

coco

Mitglied
hallo cassiopeia

vielen dank für die intensive auseinandersetzung mit meinem text. erst dadurch hab ich gemerkt,dass ich die "falsche" erste version des gedichts hochgeladen habe. das mit dem 2mal "senkt" und dem "klang des denkes" hatte ich in der 2ten version schon geändert. ein paar kleinigkeiten sind jetzt noch dazu gekommen. ich denke, jetzt nach der veränderung klingt es um einiges besser als vorher. hast mal wieder den richtigen riecher bewiesen, dank dir.

stimmt schon, dass ich weniger reimtexte schreibe als andere gedicht, aber 5 oder 6, die ich ins forum gesetzt hab sind es schon. kennst sie vielleicht nicht alle. aber wie schon an anderer stelle gesagt, ich finde es sehr schwer ein gutes reimgedicht zu schreiben und dabei noch den textfluss richtig einzuhalten. wenn dann noch die thematik gut getroffen ist....aber davon bin ich noch welten entfernt, mindestens 2 *g*

liebe grüsse von coco
 

coco

Mitglied
hallo Michael

...dass du diesen "alten schinken" noch gefunden hast...

freut mich aber sehr, dass ein text von mir auch nach so langer zeit noch gelesen wird und gefällt.

danke dir :)

liebe grüsse von coco
 



 
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