Abenteuer Bahn Teil I

Abenteuer Bahn Teil I

Sind sie schon mal mit der Bahn gefahren?

Mit der DB sprich Deutsche Bahnen.

Sollten sie aber tun. Das ist ein Überlebenstraining für unerschrockene Frauen und Männer.

Also es soll ja auch mal vorkommen, daß alles glatt läuft. Dann ist es eben nichts mit dem Erlebnis der „Wildnis Bahn“, man hat nur den teueren Fahrpreis bezahlt. Kommt es aber doch mal zu einem für die Bahn nicht v o r h e r s e h b a r e n Zwischenfall (und davon gibt es scheinbar viele) dann ist Bahnfahren ein Erlebnis nach dem Motto:

Kommst du heute nicht mehr heim
könnt es vielleicht morgen sein:

Und da hält die Bahn dann was sie verspricht:
Deutsche Bahnen
Wir kommen an.
(aber wann)

18:05 Uhr München Ostbahnhof

Ein stürmischer Tag im bayerischen Land. Der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, will wie jeden Tag um 18:11 Uhr mit dem Interregio von Salzburg bis Karlsruhe nach Hause fahren. Im Bahnhofsuntergeschoß schaut er, der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, schon 18:00 Uhr. Also schreitet der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, zielstrebig zum Bahnsteig mit den Gleisen 5-6 und steigt zwei Stufen auf einmal nehmend zum Bahnsteig empor.

Ein Blick auf die Anzeige läßt ihn, den Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, zusammenzucken, kein Zug angezeigt. Es steht nur auf der Anzeige: Bitte Durchsage beachten! Und das gleich dreimal. Der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, wartet nun statt auf den Zug auf eine Durchsage.

Auf dem Nachbarbahnsteig mit den Gleisen 7-8 stehen ebenfalls Leute und warten. Warten auf eine Durchsage. Sie wollen ja nur vielleicht bis Rosenheim.

Der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, zuckt zusammen. Im Lautsprecher hat es geknackt. Dann erschallt eine freundliche, weibliche Stimme, „Verehrte Fahrgäste. Der Eurocity aus Mailand fährt heute über Holzkirchen direkt zum Hauptbahnhof. Dort können sie ihn erreichen. Wir bitten um ihr Verständnis.“

Häh, wieso erreichen, der hat doch am Hauptbahnhof Endstation.

Der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, kratzt sich am Kopf. Auf den Zug wartet er, der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde. Aber, so denkt er, der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, sich, wenn der Eurocity direkt zum Hauptbahnhof fährt, wird der Interregio ihm dies gleichtun. Was bleibt dem Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, letztlich anderes übrig, als sich zum Hauptbahnhof auf den Weg zu machen. Treppen runter, Treppen rauf zum Bahnsteig mit den Gleisen 1-2. Von hier fährt die S-Bahn, mehr oder weniger pünktlich, zum Hauptbahnhof. Er, der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, setzt sich in die nächste S-Bahn Richtung Hauptbahnhof. Und, oh Wunder, die S-Bahn fährt tatsächlich.

18:23 Uhr München Hauptbahnhof

Der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, benutzt die Rolltreppe und erblickt das Licht des Hauptbahnhofes. Er, der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, marschiert geradewegs zur Mitte des Bahnhofs, da sich der Service Point zentralisiert mittig im Bahnhof befindet. Darüber ist, intelligenter weise, die Anzeigetafel für die abfahrenden Züge angebracht. Wobei die Anzeigetafel für abfahrende Züge schon viel länger existiert als der Service Point.

Auweia! Viele Züge verspätet oder ganz entfallen.

Nun, Gleis 17, der Interregio ist angezeigt, aber keine Bemerkung wie: ca. 5 Min. verspätet (was letztlich 20 - 30 Minuten bedeuten kann). Er, der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, erinnert sich sehr gut daran, als vor etwa 4 Wochen da stand - ca. 20 Min. verspätet -. Das waren dann 75 Minuten, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, wendet sich dem Bahnsteig mit dem Gleis 17 zu.

18:25 Uhr München Hauptbahnhof Gleis 17

Der Zug sollte stehen. Tut er, der Zug, aber nicht. Auch keine Anzeige hinsichtlich einer Verspätung. Nun denkt sich der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, dann wird er, der Zug, ja gleich eintreffen. Der Bahnsteig ist voller Leute. Pendler, die auch nach Hause wollen.

Ergo denkt sich der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, gehe ich doch bis an das Ende des Bahnsteiges. Dort, wo sich dann die Spitze des Zuges befindet, finde ich sicherlich einen Sitzplatz.

An dieser Stelle sollte vielleicht erwähnt werden für die unter den geschätzten Lesern, die dies nicht wissen, München Hauptbahnhof ist ein Kopfbahnhof. Der Zug fährt vorwärts rein und genaugenommen rückwärts wieder raus. Aus der Luft sähe der Bahnhof mit seinen Gleisen wie eine riesige Mistgabel mit zu vielen Zacken aus. Die Zacken, die den Bahnbeamten aus der Krone gefallen sind, als sie sich mal bemühten, nett zu sein.

Nach guten 200 m Fußweg erreicht er, der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, das Ende der Bahnhofshalle, aber noch nicht das Ende des Bahnsteiges. Der Rest ist zwar überdacht, bietet aber bei starkem Wind auch nicht sehr viel Schutz.

18:52 Uhr München Hauptbahnhof Gleis 17

Der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, zuckt zusammen. Die Lautsprecher haben wieder geknackt, diesmal allerdings am Hauptbahnhof. „Verehrte Fahrgäste. Aus technischen Gründen fährt der verspätete Interregio nach Karlsruhe heute vom Gleis 27. Er wird dort in wenigen Minuten eintreffen. Bitte begeben sie sich zum Gleis 27. Wir bitten um Verständnis“.

Nun es freute den Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, sehr, daß man die Ansage so rechtzeitig gebracht hatte, daß noch eine gewisse Möglichkeit bestand, den Interregio zu erreichen.

Man gönnt sich ja sonst nichts, sportlich gesehen, warum jetzt nicht die 200 m zurück, die 100 m nach links, dann wieder 200 m nach vorn, und das in Bestzeit von 4 Minuten 25 Sekunden 10 Hundertstel.

Die Masse der Pendler pendelt im Sauseschritt, sowie laut schimpfend, zum Gleis 27. Im Vorbeihasten ein Blick auf die Anzeigetafel. Immer noch keine Verspätung angezeigt. Demzufolge ist die Verspätung nicht real. Warum rennen dann alle?

Um 18:58 Uhr kommt er, der Zug, auf den er, der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, wartet. Endlich bewegen sich die Menschenmassen. Erst die, die den Zug verlassen, weil sie ihr Ziel erreicht haben. Dann die, die in den Zug einsteigen, weil sie ihr Ziel noch nicht erreicht haben. Er, der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, hat mit seiner Überlegung, vorne im Waggon mit der Ordnungsnummer 5 einzusteigen und einen Sitzplatz zu finden, denkbar richtig gelegen. Hier drängeln recht wenig Pendler in den Zug. Um 19:06 Uhr verließ der Interregio München Hauptbahnhof. Der Fahrgast, übrigens zahlender Bahnkunde, war glücklich, mit nur 35 Minuten Verspätung daheim angekommen zu sein.

Und die Moral von der Geschicht,
Fahr mit der Bahn und du kommst pünktlich an
(oder auch nicht).
 



 
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