Abenteuer in der Savanne letzter Teil

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Die Geier dachten, sie hätten sich verhört. "Der ist ja vielleicht mutig. Steht so einer Übermacht gegenüber und schwingt noch große Reden," meinte der eine, und der andere antwortete: "Mutig? Hast du etwa mutig gesagt? Ich glaube eher er ist nicht mehr ganz richtig im Kopf. Wenn die anderen es darauf anlegen würden, hätte dieser Haufen hier keine Chance. So eine Hauerei fehlte gerade noch. Sollen sie doch froh sein, dass alles noch einmal so glimpflich abgegangen ist. Von mir aus kann sich die ganze Gesellschaft jetzt auflösen, mir reicht es. Schließlich bin ich nicht mehr der Jüngste, und soviel Aufregung schadet nur." "Du hast recht," bekam er zur Antwort, "noch mehr halten meine Nerven auch nicht aus. Oh je, ich glaube es geht zur Sache, schau mal." Als die Elefanten die freche Rede des Ältesten vernahmen, rannten sie drohend nach vorne. Die Erde dröhnte unter ihren Füßen. Kurz vor den Löwen, denen es jetzt doch etwas mulmig wurde, blieben sie stehen. "Du wagst es tatsächlich dein Maul so weit aufzureißen, "trompetete ihr Anführer und seine riesigen Ohren schaukelten vor Erregung hin und her." Unwillkürlich duckte sich das Löwenrudel. "Passt nur auf, wir hätten nicht übel Lust, euch einen Denkzettel zu verpassen, den ihr so schnell nicht mehr vergeßt. Meine Leute sind ganz wild darauf, ich kann sie kaum noch zurückhalten." Und zustimmend stampften und trompeteten seine Gefährten wütend. Spätestens jetzt begriffen die Löwen den Ernst der Lage in der sie sich befanden. Sie hielten den Atem an. "Schon gut, schon gut," wiegelte der Älteste ab, " hab's ja nicht so gemeint." "Merkt euch für die Zukunft eines," sagte der Elefant donnernd, "wer sich an unseren Freunden vergreift, der bekommt es mit uns zu tun. Und du Großmaul, halte dich zurück mit deinen frechen Äußerungen." Dann wandte er sich an die buntgemischte Herde: "So meine Freunde, das wär's wohl. Laßt uns wieder zurücklaufen. Unsere Rettungsaktion ist beendet und alles ist gut ausgegangen."
Hörbar atmeten die Geier aus. "Uff, japste der eine, "hab die Luft so angehalten, dass ich fast erstickt bin. Ging ja noch mal so eben gut," und sein Kumpel antwortete: "Ja, das war knapp, und wenn ich jetzt nicht endlich mal zur Ruhe komme, falle ich vom Baum."

Als sie das Lager der Löwen schon weit hinter sich gebracht hatten, drehten sich einige der Elefanten um und meinten bedauernd: "Eigentlich schade, dass wir nicht draufhauen durften, wäre eine schöne Abwechslung gewesen." Gemächlich liefen alle weiter, denn man hatte es ja nicht mehr so eilig.
Nach einer Weile verabschiedeten sich die Giraffen von ihnen: " Macht's gut Leute," riefen sie ihnen zu, "das war eine aufregende Geschichte. Das Mitkommen hat sich wirklich gelohnt." Und lachend jagten sie auf ihren langen Beinen davon. Kurz darauf verließen die Zebras sie auch wieder: "Lebt wohl Kameraden, so einen aufregenden Tag hatten wir noch nie, werden den anderen viel zu erzählen haben," sagten sie, ehe sie in die Weite der Savanne rannten.

Allmählich näherte sich die Truppe wieder dem Rastplatz der Antilopen. Schon von weitem erblickte sie die alte Ohreneule und sie rief aufgeregt: "Oh, da sind sie wieder und wie es aussieht, sind sie vollständig zurückgekehrt. Auch das Junge ist unter ihnen, wie schön, sie haben es tatsächlich geschafft." Sie schlug mit den Flügeln und hüpfte ausgelassen auf ihrem Baum herum.

Erschöpft aber glücklich, gelangte die mutige Herde ins Lager. "Seid willkommen, seid willkommen," krächzte die Eule ihnen so laut sie konnte entgegen. "Nun erzählt schnell wie es war, ich halte es vor Neugierde kaum noch aus. War der Sturm bei euch auch so heftig? Habt ihr die Löwen in die Flucht geschlagen? Wieviele waren es?" Sie überschlug sich fast. Alle lachten und schrieen durcheinander. Jeder von ihnen wollte ihr gleichzeitig von diesem Abenteuer erzählen. "Ruhe," rief jemand, so geht das nicht. Lasst uns einen auswählen, der ihr die ganze Geschichte erzählt." Damit waren sie einverstanden, und so wählten sie den Anführer der Elefanten, der sich sehr geschmeichelt fühlte, als ihren Sprecher aus. Der fing nun an und schilderte der Eule den ganzen Hergang, bis in die kleinste Einzelheit. Als er seinen Bericht beendet hatte, rief die Eule begeistert: "Du meine Güte, hab ich was verpaßt, ich hätte doch mitkommen sollen. Wie gut, dass ihr alle gesund zurückgekehrt sein," und zu den Jungen in der Herde sagte sie mahnend: "Euch sollte das Ganze eine Lehre für's Leben sein. Wer weiß wie alles gekommen wäre, wenn wir unsere tapferen Freunde hier nicht gehabt hätten. Doch genug davon. Ich hatte euch ja versprochen, dass ich euch ein paar von meinen eigenen Abenteuern erzählen wollte. Also, da war das damals mit meinem Kampf gegen..." Plötzlich hatten die Elefanten es sehr eilig. "Haben leider keine Zeit mehr," riefen sie, "wir wollen noch vor der Dämmerung an unserem Wasserloch sein, vielleicht ein andermal." "Oh, nicht so schnell," beeilten sich die Kuhreiher zu sagen, "nehmt uns mit, wir haben den gleiche Weg." Auch die Antilopen hatten keine Lust, nach diesem aufregenden Tag den alten Erzählungen zu lauschen, zumal sie diese schon viele Male gehört hatten. "Lass es uns verschieben," baten sie die Eule, "wir sind einfach zu müde heute und müssen uns ein wenig erholen." Enttäuscht darüber das niemand, aber auch niemand etwas von ihren Abenteuern hören wollte, krächzte sie: "Dann eben nicht. Später will ich nicht mehr, selbst dann nicht, wenn ihr mich noch so bittet." Sprach's und flog auf den höchsten Ast ihres Baumes.

Als die Elefanten mit den Kuhreihern davon gingen, rannten die Antilopen ihnen nach. "Halt, wartet," riefen sie, "wir möchten euch noch einmal danken für das was ihr für uns getan habt, wir werden es nie vergessen." Gerührt blieben die Dickhäuter stehen. "Ach, das war doch selbstverständlich," sagten sie, "dafür sind Freunde doch da." Verlegen sagte der Anführer der Elefanten: "Schon gut Leute, außerdem hatten wir ja auch noch unseren Spaß an der ganzen Sache. Habt ihr gesehen wie ich diese Oberbestie angebrüllt habe? Der hat gekuscht wie ein Hauskätzchen. Und seine Kumpanen erst, die haben sich fast in den Sand gegraben vor lauter Angst." "Ja, und als wir alle zusammen auf sie zuliefen, stand ihnen das nackte Entsetzen in den gelben Augen, schrieen die anderen," sie schüttelten sich aus vor Lachen. "So, meinte ihr Anführer, "nun müssen wir aber weiter. Sicher begegnen wir uns eines Tages wieder irgendwo in der Savanne. Passt gut auf euch auf."

Die Antilopen sahen dankbar hinter ihnen her, bis sie aus ihrem Sichtfeld verschwanden. Sie kehrten um und liefen zu ihrem Lager zurück um zu fressen, und sich von den Strapazen des vergangenen Tages zu erholen.

Zwei kleine Antilopen drückten sich an ihre Mutter, die vor Glück leise in sich hineinweinte.
Allmählich wurde es ringsum immer ruhiger , und die Nacht senkte sich über das weite Land.

D.B.
 



 
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