Absalom und der Wal

Paulin

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Absalom und der Wal

Es war einmal und es war keinmal.
Es war einer ,der war zweimal da.
Es gab so viele Wirklichkeiten, wie Tropfen in einem Ozean.
Und dennoch nur eine Realität.

Doch wie alle Menschen war Absalom mit offenen Augen blind und er hatte Ohren und hörte doch nicht .
Wenn Absalom nun lebte ,berührte er viele Wirklichkeiten ,die er nicht sehen und fühlen konnte.
Deshalb war Absalom sehr allein .
Denn er hatte vergessen auf das Lied zu hören .

Eines Tages träumte Absalom ,er käme ans Meer. Dort traf er eine Herde Buckelwale.
Es war kalt.
Weiße Gebirge aus Eis, blauschwarze Tiefe, knirschende Festungen der Eisberge unter Wasser.
Und noch weiter drunten :schwarze Tiefe und Wasserdruck.

Absalom war völlig fasziniert von den Tieren ,die schnaubend an die Oberfläche kamen , gleitende zerfurchte Rücken ,Entenmuscheln am Kinn und Bauch und Flossen ,wie lange weiße Flügel.
So ,wie sie kamen ,verschwanden sie auch wieder und ließen eine glatte ,fast ölige Wasseroberfläche zurück.
Und eine Stille ,die in der Ohren dröhnte.

Da durchbrach etwas vor Absalom die Wasseroberfläche, stieg scheinbar endlos in den Himmel empor.
Schwatz und weiß ,wie die scheinbar leblose Landschaft ,wie eine lebendig gewordenen Welle jedoch.
Als der Wal ,mit einem enormen Krach wieder ins Wasser tauchte und es schäumte und spritzte von diesem Sprung , bebte die Eisscholle unter Absalom.

Absalom schrie und schlagartig hörte er. Ein Lachen ,glucksend, perlend ,von überall her.
Absalom rutschte bis an den Rand der Eisscholle und sah in das Auge des Wals, der ihn sichtlich amüsiert betrachtete. Der Wal hob den Kopf ein wenig mehr aus dem Wasser und Absalom sah ein gewaltiges Maul ,mit einer Schnauze ,wie ein frisch gepflügter Ackerfeld. Das Lächeln des Wales war meterlang und enthüllte ein Stück der Zahnbarteln.

Absalom wurde verlegen .
Da half ihm der Wal:
„Guten Tag „sagte er.
„Guten Tag , erwiderte Absalom . Weiter aber schwieg er und sein Kopf war völlig leergefegt

Der Wal wartete auf die Worte Absalom sagen sollte und schaute fragend und wartend. So wartete der Wal weiter, leise schnaubend. Einmal hörte es sich wie ein Seufzer an .
Schließlich ,da Absalom hören konnte ,half ihm der Wal :
„ Ich bin Dein Wal .
Du hast mich geträumt.
Magst Du mit mir kommen ?"
Absalom nickte und fühlte ,das war genau die Sache nach der er sich sein Leben lang gesehnt hatte.

Der Wal wußte was Absalom dachte , den er spürte das Absalom noch blind war für die Realität.
„Ich bin nur ein Bild von dem ,was du suchst." , sagte der Wal leise.

Absalom tauchte mit dem Wal und hörte und hörte.
Das ewige Singen des Eises , das Rauschen des Blutes in seinen Ohren ,das Quieken ,Blubbern und Pfeifen der Wale.
Das ist der Walgesang.
Absalom genoß es unglaublich in diesen Tönen zu schwimmen und ehe er es sich versah - machte er mit.
Sein Wal freute sich .
„Alles ist erfüllt mit einem Singen .
Einem ewigem Singen ,angefüllt mit Freude und Trost vom Ewigem her..."

Und Abalom hörte.
Nicht nur mit den Ohren ,
sondern aus der Mitte seines Lebens heraus.
 



 
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