Abschied (erneut eingestellt)

4,40 Stern(e) 8 Bewertungen

Vera-Lena

Mitglied
Abschied

Die Wege sind dir zugebogen,
verkürzen sich jetzt Schritt um Schritt,
und allen Leidens überhoben
nimmt dich der Frühwind leichthin mit.

Du hast dich aus dem Zeitgelände
herausgelöst, hinweggewandt.
Als ob sie keinen Halt mehr fände,
ruht unbemüht die bleiche Hand,

in ihrer Zartheit fest entschlossen,
jetzt reglos träumend auf der Brust
von sanftem Frieden übergossen,
trägt meinen Kuss schon unbewusst.
 

noel

Mitglied
witzig das

die überschrift habe ich kurze zeit später auch....


ein feines gedicht an die sone, den sommerherbst und die beginnende bleichzeit.

gern gelesen

noel
 

Dorothea

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

sehr stimmig und anrührend dieser Abschied von einem verstorbenen Menschen (falls ich es richtig verstehe).
Die Zeilen spiegeln etwas von der Würde und dem letzten Frieden eines Menschen, und daher halte ich sie für sehr gelungen.
Liebe Grüße.
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe noel, liebe Dorothea,

vielleicht kann man diesen Text tatsächlich zwiefach interpretieren.
Ich selbst meine allerdings den Abschied von einem Verstorbenen.

Ich danke Euch beiden herzlich für Eure Antworten und Eure Textauslegungen.

Einen schönen herbstlichen Oktobersonnentag wünscht Euch
mit lieben Grüßen Vera-Lena
 
K

Klopfstock

Gast
Liebe Vera-Lena,
dieses Thema so gut in Verse zu legen, das will gekonnt
sein und Du hast es geschafft. Hierin liegt Trauer,
aber auch wie ich es empfinde, ein Wissen ums "Mehr"
- daher mutet mich dieses Gedicht auch
so leicht an. Wie ein Entschweben - des Verstorbenen Entschweben in eine ersehnte Heimat und des Zurückgebliebenen Wissen um dieses "Danach"
Ausgezeichnet ist Dir dieses Gedicht gelungen!!!

Dir einen schönen Abend
und ganz liebe Grüße
Irene:)
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Irene,

danke für Deinen einfühlsamen Kommentar! Ja, so habe ich es wohl gemeint, dass es ja nur um eine Trennung für einige Zeit geht. Dieser Abschied ist schmerzhaft, aber der "Heimweg", wie Du sagst, ist ja allen die zurückbleiben auch gewiss, und darin liegt sicher ein Trost, dass man einander wiederfinden wird.

Auch Dir einen schönen Abend!:)
Ganz liebe Grüße von Vera-Lena
 

presque_rien

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

ein sehr schönes, berührendes Gedicht. Ich bin immer wieder fasziniert, wie weich deine Verse fließen, wie unbemüht du reimst und wie gut deine Wortschöpfungen dir gehorchen. Deine traurigen Gedichte sind wahrhaft traurig ohne Effekthascherei und zugleich erfüllt von einer Wärme, wie man sie heute selten findet, in der Literatur wie im Leben.

Ähem.. doch noch'n Bisschen Textarbeit, sonst werde ich noch ausgeblendet ;-). Ich bin einmal leicht gestolpert:

Über die Hand, "als ob sie keinen Halt mehr fände". Das ist das einzige Mal, dass deine Beschreibung ins Negative geht; obwohl der Konjunktiv ja impliziert, dass die Hand eben doch Halt findet - dennoch bleibt das "hilflose" hängen, und im Rest des Gedichtes betonst du ja gerade, dass es nicht "ins Nichts" geht, dass es diese "Heimat" gibt...

Aber ansonsten...
Lieben Gruß von einer begeisterten
presque_rien
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Julia,

danke für Deinen Kommentar, der mir Viel bedeutet.

"als ob die Hand keinen Halt mehr fände", diesen Gedanken legt der Betrachter, der Angerhörige in diese Hand, denn eigentlich möchte er ja doch, dass die Person noch lebt. Danach ringt er sich dann durch, den Frieden wahrzunehmen, der gerade auf dieser Hand ruht.
Ich denke, so ein Abschied ist sehr zwiespältig, aber ich habe das Festhaltenwollen ansonsten ganz weggelassen.

Dir noch einen schönen Abend!
Ganz liebe Grüße von Vera-Lena
 
B

bonanza

Gast
es wirkt unfertig und überfrachtet, vera.
künstlich. das würde ich sagen.
kein wirklicher abschied wurde da transportiert.
nur ein geschwollenes gähnen lyrischer kunststückchen
in der landschaft.

bon.
 
B

bonanza

Gast
Abschied

Die Wege sind dir zugebogen,
verkürzen sich jetzt Schritt um Schritt,
und allen Leidens überhoben
nimmt dich der Frühwind leichthin mit.

Du hast dich aus dem Zeitgelände
herausgelöst, hinweggewandt.
Als ob sie keinen Halt mehr fände,
ruht unbemüht die bleiche Hand,

in ihrer Zartheit fest entschlossen,
jetzt reglos träumend auf der Brust
von sanftem Frieden übergossen,
trägt meinen Kuss schon unbewusst.



die wege sind dir zugebogen?
der erste lapsus.
schritt um schritt. das wirkt total konstruiert.
der frühwind? den spüre ich nicht.

aus dem zeitgelände herausgelöst - das ist fatal.
"zeitgelände" klingt total an den haaren herbeigezogen.
das hinweggewandt rettet das auch nicht.
als ob sie keinen halt mehr fände, ruht
die bleiche hand. das ist mäßiger als mäßig
im lyrischen kontext.
in ihrer zartheit fest umschlossen - macht dort
weiter, ohne wirklich sinntragend zu sein.
und so verfährst du weiter:
von sanftem frieden übergossen
trägt meinen kuss schon unbewusst.
wobei ich dir den letzten vers noch hoch anrechne.

das gedicht ist aus der mottenkiste entsprungen
oder einer langweiligkeit.

es fehlt nicht nur die sprache. es fehlt an form
und inhalt. der stil guckt dabei noch nett aus
der wäsche.

vera, das nächste wird bestimmt besser.

bon.
 
B

bonanza

Gast
vera, du bist klasse! ich schätze die menschlichkeit,
mit der du dich mit den unterschiedlichsten kritiken auseinandersetzt.
"abschied" ist ein großes thema, und die lyrische
verabeitung desselben ist nicht einfach.

lieben gruß
bon.
 



 
Oben Unten