Abschied

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Dorothea

Mitglied
Ob du
das harte Rasseln
deines Atems hörst,
das mir vielleicht
mehr Angst erweckt
als dir?

Ist nun
der Atemsegen
bitt’re Not,
oder weiß nur
des Leibes Motor
nichts davon,
dass deine Seele
längst im Aufbruch ist?

Als ich
mich zweifelnd frage,
ob du noch spürst
die leise Nähe
meiner Hand,
die dich nicht halten will,
sagt schon
die sanfte Stille
um dich her,
dass deine stete
Freundlichkeit
an ihren Ursprungsort
gekommen ist.
 
H

HFleiss

Gast
Ja, ein sehr schönes Gedicht zum Thema Tod. Zu meckern habe ich gar nichts, trotzdem ein Vorschlag: Nimm die Zeile "die dich nicht halten will" heraus. Ich finde den Gedanken damit überfrachtet.

Hanna
 

Dorothea

Mitglied
Hallo Hanna,

vielen Dank für's Lesen und für Deine Rückmeldung. Ist nun die Zeile "die dich nicht halten will" überflüssig? Warum war sie mir wichtig?

In der Sterbebegleitung ist es eine häufig erfahrbare Tatsache, dass gelegentlich Menschen von Angehörigen, Freunden, ... emotional "festgehalten" werden, so dass sie nicht gehen können. Diesen Aspekt wollte ich auch integrieren.
 

maerchenhexe

Mitglied
hallo Dorothea,

ein sehr anrührender Text. Ich würde die Zeile "die dich nicht halten will" stehen lassen, denn gerade wir Angehörigen machen es oft dem Sterbenden schwer, weil wir seinem Sterben inneren Widerstand entgegensetzen und ihn nicht gehen lasen wollen.

lieber Gruß

maerchenhexe
 
H

HFleiss

Gast
Dorothea, das ist richtig, wir wollen nicht loslassen in diesem Moment. Warum gönnst du diesem Gedanken aber, wenn er dir so wichtig ist,
nicht an anderer Stelle ein, zwei Zeilen mehr? Mein Eindruck ist, dass er genau im Sterbemoment stört. Da sollte (dramaturgisch) alles auf das Gehen konzentriert sein. Wie gesagt, meine unmaßgebliche Meinung. Was dem Gedicht keinerlei Abbruch tut.

Hanna
 



 
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