Dein Bestes
GrüßDich, revilo!
Man muß ja in der Rumpelkiste suchen, um was von Dir zu lesen.
Ärgerlich. Unfair.
Dazu kommt noch, daß Du meine Gedichte nicht liest, nicht kommentiert, nicht zu verstehen suchst, nicht genießen willst und mit Mißachtung bestrafst, wofür? Das ist ganz einfach: weil sie
gereimt sind. Ungereimte liest Du ja durchaus, aber gereimte sind Dir so verhaßt, daß Du sie nicht einmal liest.
Und damit schwimmst du stromlinienförmig konform mit dem großen Common sense der Wettbewerbsjuroren, der Germanistikprofis, der ewigen Unreimer (mit wenigen Ausnahmen) und der tausend Gedichteeinsender bei den Verlagen, die alle so schreiben wie Du.
Aber mir wird es im Laufe der Monate, und nun schon der Jahre, immer fremder, dieses abgehackte Zeilengebastel. Ich vermisse
1. die Musikalität dichterischer Sprache
2. die assoziative Sinnlichkeit
3. den Schwung
4. den Witz, der mein Begreifen zündet
5. das Unerhörte, das mich mitreißt
6. die ästhetischen Symmetrien
Tief aufseufzend,
grusz, hansz
P.S.:
still
wird meine Haut sein
wahrscheinlich, weil "laut" sich auf "Haut" gereimt hätte
leer das Haus
mit welken Wänden
na klar. Depri ist modern.
sommergrau
der letzte Augenblick
Depri ist noch immer modern.
Und Depri ist immer noch immer modern.
In der Kürze liegt die Würze.
Und deshalb ist es schon gut. Wer wird daran zweifeln? Es ist ja schließlich Dein Bestes, Höchstgewertetes.
Ach, ich kann diese Millionen Deprifetzen nicht mehr lesen. Ich habe die Lust an diesem ganzen Kürzewürzezeug verloren. Ich empfinde nichts mehr bei diesen kargen asketischen Wortmeditationen. Ich muß mühsam dagegen ankämpfen, sie zu hassen. Diese Millionen und Abermillionen Gedichte von Leuten, die meine gereimten Lieder mißachten.
Und in diesem Kampf bin ich nicht immer meinen Gefühlen überlegen. Leider nicht. Es macht mich krank.
grusz, hansz