Abschied von M.

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memo

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Stundenlang bin ich dagesessen und habe ihre dünne, weiße Hand gehalten.
Manchmal wollte ich gehen, aber ich konnte nicht.
Ich musste sie immer ansehen, während sie schlief.
„Wann war denn die Todeszeit?“ fragte sie plötzlich leise aus dem Nichts.
„Welche Todeszeit?“
„Na, da wo ich gestorben bin.“
„Aber du bist doch noch da. Schau, ich sitze bei dir.“
Sie blickte mich mit großen, dunklen Augen an.
„Mir kommt es vor, als wäre es um halb sieben gewesen. Das muss stimmen, wegen des Totenscheins.“
„Mach dir doch deswegen keine Sorgen.“
Ich hielt sie fest bis sie wieder ruhig wurde.
„Irgendwie kenne ich mich nicht mehr aus.“
Das ist gut, dachte ich und küsste sie auf die knochige Wange bevor ich ging.

(Das war 2 Tage vor ihrem Tod am 13. Nov. 05.
Im Garten schien die Sonne, das kam mir unwirklich vor.)
 

Zarathustra

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Was soll ich sagen:

schön ist sie nicht, deine Geschichte, aber sie ist wahrhaftig, und macht betroffen. Nicht Gefühle, sondern die Wahrheit vermittelt sie.

Ein paar kosmetische Empfehnungen möchte ich trotzdem loswerden:


Ursprünglich veröffentlicht von memo
Stundenlang bin ich [strike]dagesessen[/strike][blue]bei ihr[/blue] und habe ihre dünne, weiße Hand gehalten.
Manchmal wollt[blue]e[/blue] ich [blue]aufstehen und weggehen[/blue], aber ich konnte nicht.
Ich musste sie immer ansehen, während sie schlief.
„Wann war denn die Todeszeit?“ fragte sie plötzlich leise aus dem Nichts.
„Welche Todeszeit?“
„Na, da wo ich gestorben bin.“
„Aber du bist doch noch da. Schau, ich sitze bei dir.“
Sie blickte mich mit großen, dunklen [blue]und fragenden [/blue]Augen an.
„Mir kommt es vor, als wäre es um halb sieben gewesen. Das muss stimmen, wegen des Totenscheins.“
„Mach dir doch [strike]wegen dem [/strike][blue]deswegen[/blue] keine Sorgen.“
Ich hielt sie fest bis sie wieder ruhig wurde.
„Irgendwie kenne ich mich nicht mehr aus.“
Das ist gut, dachte ich und küsste sie auf die knochige Wange bevor ich ging.

(Das war 2 Tage vor ihrem Tod am 13. Nov. 05.
Im Garten schien die Sonne, das kam mir unwirklich vor.)
 

memo

Mitglied
Im Augenblick kann ich nur wahre, klare Worte finden.
Um Gefühle auszudrücken, ist vieles noch zu nah bei mir und die Realität ist zu sehr um mich.
Danke für deine konstruktive Antwort,
greta
 

anemone

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hallo memo

Es wird ihr schwer gefallen sein, zu gehen (beiden)
Ich denke oft, ..wenn ein lieber Mensch stirbt, muss die Sonne scheinen.. Doch es war auch schon umgekehrt:
bei Rosi goss es in Strömen.

liebe Grüße
 

memo

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Es gibt Augenblicke in denen man nur mehr ratlos, staunend und berührt zurückbleibt.
Und manche Dinge geschehen und man denkt sich, das kann nicht die Realität sein - das ist nur ein Traum und wenn du erwachst, ist alles wieder gut.
Aber ich hatte schon Alpträume und musste erkennen, dass es die Wirklichkeit war.
Es fällt mir aber immer noch schwer manches anzunehmen,
da ich zu gerne das Gute und Schöne sehe.
Platon sagt, es gibt nichts Böses, nur das nicht vorhanden sein des Guten.
memo
 



 
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