Abschiedslied mit Tränen

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Abschiedslied mit Tränen

Auf schwarzem Schiefer schreibt die Nacht,
nein - keine schwarzen Zahlen -
von purpur-lila-roter Pracht
und Leuten, die nur prahlen.

Vielleicht war sie nicht lang genug,
die Nacht, um aufzuräumen
mit all dem Vollglanz-Talmispuk
und aufgesetzten Träumen.

Auf schwarzem Schiefer schreibt die Nacht
ihr Abschiedslied mit Tränen.
Und wenn der Morgen dann erwacht,
folgt sie den schwarzen Schwänen.​
 

Walther

Mitglied
moin Paul,

schade, daß bisher niemand diese kleine "schwarze" lyrikperle entdeckt hat. sie ist nahezu perfekt, ich bin wirklich beeindruckt. hier kann man staunend lesen, wie dem ende der nacht neues wissen abgerungen werden kann. obwohl, von ringen kann keine rede sein, eher von gewinnen.

danke für diesen poetischen text!

lg w.

ps.: es erhebt sich allenfalls die frage, ob in s3v1 nicht evtl. der dativ durch einen akkusativ ersetzt werden sollte. aber das ist mehr geschmacksache als präzisierung durch den hinweis, daß nicht ganz das gleiche gemeint ist.
 
Hallo Walther,
ich bin begeistert von deinem Kommentar und der Sicherheit, mit der du Möglichkeiten der Verbesserung erkennst. Ja, dein Vorschlag trifft es präziser und ich werde ihn übernehmen. Danke auch dir und
Gruß
Paul.
 
Abschiedslied mit Tränen

Auf schwarzem Schiefer schreibt die Nacht,
nein - keine schwarzen Zahlen -
von purpur-lila-roter Pracht
und Leuten, die nur prahlen.

Vielleicht war sie nicht lang genug,
die Nacht, um aufzuräumen
mit all dem Vollglanz-Talmispuk
und aufgesetzten Träumen.

Auf schwarzen Schiefer schreibt die Nacht
ihr Abschiedslied mit Tränen.
Und wenn der Morgen dann erwacht,
folgt sie den schwarzen Schwänen.​
 

Wieselsburg

Mitglied
Fall

Hallo Paul,

ich schließe mich meinem Vorgänger Walther vollinhaltlich an - wenn ich auch die Metapher der Schwäne nicht verstehe - und möchte noch darauf hinweisen, dass auch in S1V1 ein Akkusativ nötig ist (Auf wen oder was schreibt die Nacht?).

MfG, Axel

Ps: Vielleicht ließe es sich auch so darstellen:

[red]In[/red] schwarzen Schiefer [red]kratzt[/red] die Nacht
ihr Abschiedslied mit Träne.
Und wenn der Morgen dann erwacht,
[red]so sammeln wir die Späne[/red].
[red]so stechen uns[/red]
 
Hallo Axel,
danke zunächst für deine inhaltliche Zustimmung. Zu der Metapher: sie geht schon auf Juvenal zurück und du kannst in einschlägigen Werken sehr viel darüber lesen. Es lohnt sich allemal. Das jetzt in das Gedicht hinein zu interpretieren, ist sicher auch nicht so kompliziert. Da gibt es aber jede Menge Ansätze. Wenn ich damit beginne, rücken vielleicht Leute auf den Plan, die ich nicht sehen möchte.
Zum Fall: natürlich kann man auch fragen, wo oder wohin. Und wo verlangt den Dativ. Wo schreibt die Nacht? Mit deinem Gedanken ginge mir die ganze Poesie, vielmehr ein Großteil des lyrischen Elementes verloren.
Dennoch herzlichen Gruß
Paul.
 

Circulo

Mitglied
Lieber Paul,

Macht es in Deinen Augen Sinn, anstelle von "aufzuräumen" "einzuräumen" zu sagen? Der Akzent ist dann beim In und nicht beim Auf wie in den ersten Versen der ersten und letzten Strophe. Auch das "aufgesetzt" würde ich ersetzen. Wobei mir nichts einfällt, sodass der Doppelsinn darin erhalten bleibt.

Liebe Grüße
Circulo
 
Hallo Circulo,
ob es Sinn macht „aufzuräumen“ durch „einzuräumen“ zu ersetzen? Nun, mein Begriff steht dafür, den Spuk zu beenden. Wie man das mit dem anderen Ausdruck hinbekommen will, das kann ich mir nicht erklären. Und mit den aufgesetzten Träumen sehe ich es so, dass es keine Träume sind, die naturgegeben erscheinen, sondern dass man sich glaubt in eine vorgespiegelte Welt versetzen zu können, die es gar nicht gibt bzw. die einem weisgemacht wird oder werden soll. Aber ehrlich, mir ist auch nichts eingefallen, was diesen Begriff ersetzen könnte.
Danke und viele Grüße
Paul.
 



 
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