Absturz

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peaches

Mitglied
Wir waren beide alleine unterwegs
und Solisten im Orchester des Lebens.
Wir fanden zueinander
und halfen uns durch schwere Zeiten.
Wir umschifften alle gefährlichen Klippen
und überstanden jede Feuersbrunst.
Wir sicherten uns und gaben uns Halt,
wenn einer Gefahr lief abzustürzen.
Wir halfen uns auf, wenn einer hinfiel
und stützten uns, wenn wir schwach waren.
Wir überquerten so manche Schlucht
und wärmten uns in eisiger Nacht.
Wir hangelten uns an Abgründen vorbei
und fanden unseren Weg durch jeden Sturm.
Wir erreichten den Gipfel des Glücks
und dachten niemals an einen späteren Abstieg.
Wir wollten noch viel höher hinauf
und den Himmel im Sturm erobern.
Wir wollten mit den Wolken ziehen
und in Lufttraumschlössern leben.

Doch jetzt hast du mich vom Gipfel unseres Glücks gestoßen
und ich stürze in den dunklen, tiefen Abgrund der Einsamkeit.
Ich weiß, diesmal fängt mich niemand auf
und ich werde zerbrechen an dem, was einmal unser Glück war...
 
H

Holger

Gast
Lieber Thorsten,
Du bist einer der "reiferen" ;) Kollegen hier im Forum und schon eine ganze Weile dabei. Ich tue mich meist schwer, Menschen, die ich nicht kenne, mit dererlei Kritik gegenüber zu treten.

Gut finde ich an Deinem Text, ihn strukturiert zu präsentieren, ihn aufbauen zu wollen und immer wieder mit dem selben Satzlayout neue Gedanken in den Text fließen zu lassen.
Nur leider kommen zwar eine Anzahl von Schildungen von Klippen und Flüssen (und Du führst uns sogar bis in die Wolken, um besser abstürzen zu können) - nur ist das alles nicht neu und nicht originell. Im Gegenteil: Du hast eben kein Klischee ausgelassen.

Dein Gefühl für die Dramaturgie eines Textes ist gut bis zum letzten Teil, wo Du in Prosa erläuterst, dass Du nun vom Gipfel des Glücks gestoßen wurdest.

Auch fehlt mir da der Hintersinn einer Beziehung. Dieser Hintersinn, den Du bei Erich Fried so magst. Wenn einer vom Sockel gestoßen wird, so hat er doch irgendwie mitgeholfen, dass der andere ihn stoßen kann.
Ein Pubertätsgedicht hast Du doch wirklich nicht nötig. ;)

In der Hoffnung, dass Du jetzt nicht auf den Kriegspfad ziehst für Dich die besten Grüße

Holger
 

peaches

Mitglied
Klischees und Kriegspfade...

Lieber Holger,

das mit dem "reiferen" Kollegen sehe ich jedenfalls mal als Kompliment an :) und Kriegspfade sind nicht so die Wege auf denen ich mich wohl fühle...

Ich denke, bei den Klischees kann ich dir nicht widersprechen und will es auch gar nicht versuchen, aber manchmal gehören solche Klischees wohl zur Liebe dazu, schließlich müssen sie ja auch irgendwo hergekommen sein, oder?
Mag sein, dass es wie ein "Pubertätsgedicht" klingt, aber ändert das was an der Aussage oder an den Gefühlen, die dahinter stecken? Ist es nicht eigentlich ganz schön, wenn man sich solche "kitschigen" Gefühle bewahren kann und sie auch so aussprechen kann, wie man sie empfindet, ohne lange nach künstlerisch und sprachlich wertvollen oder einmaligen Formulierungen zu suchen?

Eines versteh ich nur nicht ganz so: "Wenn einer vom Sockel gestoßen wird, so hat er doch irgendwie mitgeholfen, dass der andere ihn stoßen kann."
Ich denke, der einzige Vorwurf, den man dem Gestoßenen machen kann, ist der, dass er überhaupt mit auf den Sockel gekommen ist. Aber kann man ihm das wirklich vorwerfen?

Lieben Gruß,
Thorsten
 
T

theubner

Gast
...nun - ich weiß zwar nicht, was Holger mit "reifer" meint - nichtsdestotrotz kann man dem Text keine pubertierende Verklärtheit aber doch ein erhöhtes Maß an Langeweile, Trägheit an Worten und Bildern vorwerfen...

...klar - man könnte dies ständige "wir..., und..." zum strategischen Merkmal, zum Hintersinn dieses Textes stilisieren - aber nach 10 Wiederholungen ist dann wirklich jeder Spaß am Lesen verflogen, jeder Hauch von Originalität geplättet...

...und wenn Du DARAUF schon wert legst, so ist ein angemessener Schluss doch das Mindeste... vielleicht etwas mit der eleganten Wendung hin zu "und..., wir..."?.. *g*...

...soso - theubner...
 



 
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