Abziehbilder (gelöscht)

B

bluefin

Gast
hallo @gernot,

ich halte deine geschichte trotz ihrer kleinen schwächen vor allem deshalb für bemerkenswert, weil sie etwas höchst seltenes beschreibt: unpathetisches mitgefühl den kleinen gegenüber.

das mit dem geräuschlosen schluchzen passt nicht so ganz und ist vielleicht ein spürchen zu dick aufgetragen; ein auf einen jungenarm gepaustes blümchen jagt einem gestandenen mannsbild bestimmt keinen schauer über den rücken, sondern zwingt ihn höchstens, ernst zu bleiben, und dass ein fremder einen erstklässler so ohne weiteres aus der sandkiste holt und mit ihm zu eisessen geht, ist - zumnindest heute - eher unwahrscheinlich geworden. besser wär wohl, das lyrich brächte das schleckzeug zum jungen.

der letzte satz stimmt nicht ganz in der reihenfolge. das mit dem unvergesslichen lächeln muss an den schluss. und das "heute noch" ist zu fett - die wirtschaftskrise ist ebengerade. besser: "immer noch".

ansonsten: kleins großes kino!

liebe grüße aus münchen

bluefin
 
hallo @bluefin

Erst mal danke für deinen hilfreichen Kommentar. Habe die Geschichte etwas überarbeitet.

dass ein fremder einen erstklässler so ohne weiteres aus der sandkiste holt und mit ihm zu eisessen geht, ist - zumnindest heute - eher unwahrscheinlich geworden. besser wär wohl, das lyrich brächte das schleckzeug zum jungen.
Da hast du genau den Punkt getroffen, der mir im vornherein schon zu denken gab. Darum hab ich das mit der Eisbude auch schon am Anfang erwähnt, also das sie in direkter Nähe war. Ich weiß, heutzutage ist das schier unmöglich einen fremden Jungen zum Eis einzuladen, denn dann wird ja immer gleich alles mögliche gedacht, leider. Aber so bin ich nun mal.

ebenfalls liebe Grüße aus Vorarlberg
Gernot
 
hallo @bluefin zum zweiten.

Bedanke mich auch noch für die private Hilfestellung zur Geschichte und ich glaub, ich hab verstanden was du meintest "unpathetische nächstenliebe". Ich hab das jetzt noch versucht mit einem Satzteil aufzuwerfen
Was wusste der Junge schon vom Leben, aber wenn ich etwas nicht mit ansehen konnte, dann waren es Frauen, die weinten, oder traurige Kinder. Scheiße, der Knirps tat mir leid, mehr leid, als ich mir selbst.
Das "Platte" im Gemüt des Lyrich finde ich aber schon etwas passend, Menschen mit Selbstmitleid halten sich doch so etwas gerne vor Augen.

Auch die Schlussworte, lächle, ist ja egal,- sind nun von dir.

Die Sonne scheint in Vorarlberg und es ist herrlich.
Liebe Grüße nach München- Gernot
 
S

suzah

Gast
abziehbilder

hallo gernot,
ich habe deine geschichte gern gelesen, weil dein prot den kummer des kindes ernst genommen und hilfe angeboten hat.

das abziehbild mit der rose ist ja gut gedacht von der mutter, aber sie ist etwas weltfremd und hat ziemlich autoritär entschieden. sie hätte ja zumindest ihren sohn fragen müssen, was für bilder die anderen haben, was er sich wünscht und dann mit ihm zusammen abbziehbilder kaufen. eine schöne rose neben den drachen und den aktuellen fantasiefiguren hätte dann keinen spott erregt.

obwohl die geschichte gut geschrieben ist, habe ich noch einiges zu "meckern", ich weiß, du nimmst so etwas nicht krumm:

"Verdammt" passt nach meiner meinung hier nicht.
"wegen einem anderen" früher schrieb man hier genitiv.
"wie ansonsten" wie sonst
"gab keinen Laut von sich" vermutlich merkte er es nicht mal," ???
"auf die Brüstung" - wir vorher gesagt "holzumrandung", o.ä., sandkästen haben auf jeden fall keine brüstung.
"gepaust" pause, durchpausen, ist m.e. wenn man mit einem stift ein bild umrandet, auf das man ein durchsichtiges papier gelegt hat, um es hierauf zu übertragen oder es durch daruntergelegtes kohlepapier durchdrückt.

liebe grüße aus berlin, suzah
 
hallo @suzah

Freu mich mal, das dir die Geschichte gefallen hat.

das abziehbild mit der rose ist ja gut gedacht von der mutter, aber sie ist etwas weltfremd und hat ziemlich autoritär entschieden. sie hätte ja zumindest ihren sohn fragen müssen,
Also über eine Rose habe ich kein Wort verloren, außerdem find ich ein simples Margarittchen hundertmal schöner. Doch ja, es ist eine Blume auf den Abziehbildchen. Aber die Blume hatte dem Jungen gefallen, eigentlich ist es sogar so geschrieben, dass man meinen könnte, der Junge wär beim Kauf mit dabei gewesen, was ich eigentlich auch im Sinn hatte.
obwohl die geschichte gut geschrieben ist, habe ich noch einiges zu "meckern", ich weiß, du nimmst so etwas nicht krumm:
lächle, ich bin ein Azubi würde wohl @bluefin sagen, und der hat nichts krumm zu nehmen, sondern sollte genau lesen, was in einem Kommentar geschrieben wird, und manches vieleicht beherzigen.

"Verdammt" passt nach meiner meinung hier nicht.
"wegen einem anderen" früher schrieb man hier genitiv.
"wie ansonsten" wie sonst
"gab keinen Laut von sich" vermutlich merkte er es nicht mal," ???
"auf die Brüstung" - wir vorher gesagt "holzumrandung", o.ä., sandkästen haben auf jeden fall keine brüstung.
Liebe suzah, du darfst nicht vergessen, ich schreibe mit der Sprache des Mannes da (vermutlich ist es sogar meine eigene).
Der nennt halt die Sachen so, wie sie ihm in den Sinn kommen. Das "Verdammt" sowie das "Scheiße" passen gut zum Helden da, denn so ist er, und das sollte ein wenig seinen Charakter näherbringen.

"gepaust" pause, durchpausen, ist m.e. wenn man mit einem stift ein bild umrandet,
Ja, da hast du vollkommen Recht, aber bitte, bitte, lass mir dieses Wort, denn es gefällt mir so gut und es passt zum Lyrich.

Liebe Grüße nach Berlin
Gernot
 
L

label

Gast
hallo Gernot Jennerwein,

mir gefällt deine Geschichte. Ich konnte so sehr eintauchen und mitgehen, dass mir nichts nachteiliges oder unstimmiges auffiel.
gerne gelesen
label
 

FrankK

Mitglied
Hallo Gernot

Nur ein paar winzige Anmerkungen:
... ausgesetzten Straßenköter ...
Straßenköter sind in der Regel schon ausgesetzte Viecherl bzw. auf der Straße geboren. ;)

... setzte mich neben ihn auf die Brüstung.
Brüstung ist ein bisserl was anderes. (Ich weiß, hatte suzah auch schon angemerkt)
"... setzte mich neben ihn." würde ausreichen.

Der Junge hatte sich eine Blume auf den Arm gepaust.
Das "gepaust" ist nicht ganz geläufig und fällt besonders auf, da Du es zweimal kurz hintereinander verwendest.
"Der Junge hatte eine Blume auf dem Arm." würde ausreichen.

Als ich mich heute zur Agentur für Arbeit aufmachte, hatte ich sein Lächeln immer noch in mir.
Du schreibst mit der Sprache des Mannes, glaubst Du nicht auch, er würde immer noch "Arbeitsamt" sagen?


Ansonsten:
Klasse.
Einfühlender Text, kleine Sorgen sind für kleine Leute schon große Sorgen. Dies wird heutzutage viel zu oft vergessen.
Wunderbar, dass er das Lächeln bei sich behielt.
In einer lebendigen Sprache erzählt.


Viele Grüße aus Westfalen
Frank
 
hallo Frank

Ich freu mich riesig über dein Lob. Deine Textanmerkungen haben wirklich was an sich, und daher hab ich nochmals geändert.

Straßenköter sind in der Regel schon ausgesetzte Viecherl bzw. auf der Straße geboren.
aus "ausgesetzter" wurde "verbitterter"

Brüstung ist ein bisserl was anderes. (Ich weiß, hatte suzah auch schon angemerkt)
"... setzte mich neben ihn." würde ausreichen.
Da habt ihr, @suzah und du, wohl beide Recht - geändert.

Das "gepaust" ist nicht ganz geläufig und fällt besonders auf, da Du es zweimal kurz hintereinander verwendest.
"Der Junge hatte eine Blume auf dem Arm." würde ausreichen.
Der Satz wurde ersetzt durch: "Der Junge hatte eine kleine Blume auf dem Arm abgebildet."

Du schreibst mit der Sprache des Mannes, glaubst Du nicht auch, er würde immer noch "Arbeitsamt" sagen?
Auch hier hast du mich überzeugt, "Agentur" klingt ein bisschen zu hochgestochen für den Lyrich da, der ansonsten gerne Verdammt und Scheiße sagt. Ersetzt durch:
"Als ich heute Morgen die Stufen zum Arbeitsamt hochging, hatte ich sein Lächeln immer noch in mir."

Ich danke dir Frank. Liebe Grüße nach Westfalen
Gernot
 
S

suzah

Gast
abziehbilder

hallo gernot,

du hast natürlich recht mit der "blume", weiß nicht, wieso ich auf "rose" kam.
finde den text jetzt noch besser, nachdem du kleinigkeiten, die auch frankk anmerkte, geändert hast.

freue mich auf die nächste geschichte.

liebe grüße suzah
 
K

KaGeb

Gast
Hallo Gernot,

schöner "warmer-Regen"-Text. Sehr angenehm - und gern gelesen.

Habe noch ein paar Vorschläge:

Verdammt, wenn ich ein Mädchen [strike]gewesen[/strike] wäre, [strike]dann[/strike] hätte ich vermutlich [red]bestimmt[/red] geheult. Die Wirtschaftskrise brachte mir [red]und vielen anderen im Betrieb[/red] [strike], wie vielen anderen auch in unserem Betrieb,[/strike] [strike]ein[/strike] [red]dass[/red] Bedauern der Geschäftsleitung und die Kündigung ein[strike], und [/strike][strike]z[/strike][red]Z[/red]u allem Überfluss hatte [strike]mich[/strike] meine Freundin [red]mich[/red] am Wochenende wegen einem anderen [strike]auch noch[/strike] verlassen. [blue]("Cut" = "Neue Zeile)[/blue]
Es ging mir [strike]einfach[/strike] beschissen und ich bemitleidete mich selbst, [strike]wie einen verbitterten Straßenköter, der den Glauben an die Menschheit verloren hatte.[/strike] Ich brauchte frische Luft und schlenderte [red]mit Frust im Bauch[/red] ziellos [strike]und mit meinem gewaltigen Frust im Bauch[/strike] durch den Park. [blue](Cut)[/blue]
Der schnauzbärtige Italiener in seiner Eisbude sah mir die seelischen Qualen wohl an, denn er verzichtete darauf, sein Gelati [strike]wie ansonsten[/strike] [red]sonst immer[/red] [strike]in den Himmel[/strike] [red]an[/red]zupreisen. [blue](Cut)[/blue]
Wenn man keine Arbeit hat[strike]te[/strike], dann hat[strike]te[/strike] man eine Menge Zeit, soviel Zeit, dass sie bedeutungslos [strike]wurde[/strike] [red]werden kann[/red].
[blue](Hier handelt es sich m.M.n. um eine Feststellung, die nicht nur die Vergangenheit betrifft[/blue]

Resignierend setzte ich mich auf eine abgewetzte Parkbank und stützte schwermütig [strike]die Kinnlade[/strike] [red]mein Kinn[/red] ab, [strike]damit sie mir nicht hinunterklappen konnte[/strike]. [blue](Cut)[/blue]
Den Jungen bemerkte ich erst [red]später[/red], [strike]als ich mich wieder etwas gefangen hatte[/strike]. Er saß ein wenig abseits von mir auf der Holzumrandung des Sandkastens und allem Anschein nach ging es ihm genau so dreckig wie mir. Ich beobachtete ihn eine Zeit lang und sein Weinen entging mir nicht. [strike]Er weinte und gab keinen Laut von sich, [/strike]vermutlich merkte er es nicht mal, so abwesend schien er mir. Was wusste der Junge schon vom Leben, aber wenn ich etwas nicht [strike]mit ansehen[/strike] [red]sehen[/red] konnte, dann [red]weinende[/red] [strike]waren es[/strike] Frauen[strike], die weinten, [/strike]oder traurige Kinder. Scheiße, der Knirps tat mir leid, mehr leid, als ich mir selbst.
Ich ging zum Sandkasten und setzte mich neben ihn. Mit einer Unbeholfenheit, das ich mich hätte ohrfeigen können, fragte ich plump: „Na, mein Kleiner, wie geht es dir denn?“ Er hob den Kopf[red],[/red] [strike]und[/strike] ich blickte in die traurigsten Augen, die ich je gesehen hatte. [red](Cut)[/red]„Warum weinst du[red],[/red] mein Junge?“ Ich merkte, wie es ihn schüttelte, als er [strike]anfing [/strike]zu sprechen [red]begann[/red].
Und dann erzählte er mir von der Schule, von der ersten Klasse[strike], in die er ging[/strike] und von seinen Klassenkameraden, die ihn nur mehr hänselten und so richtig gemein zu ihm waren. Der Grund dafür wären diese neuen Abziehbildchen, die man in den Geschäften kaufen konnte. [blue](Cut)[/blue]
Ich kannte sie noch [strike]von[/strike] [red]aus[/red] meiner eigenen Kindheit [strike]her[/strike]. Man [strike]befeuchtete[/strike] [red]feuchtet[/red] die Haut mit Wasser oder Spucke, legt[strike]e[/strike] das Bildchen drauf und [strike]zog[/strike] [red]zieht[/red] es nach kurzer Zeit wieder ab, zurück [strike]blieb[/strike] [red]bleibt[/red] die Tätowierung für den kleinen Mann. [blue]("Cut")[/blue]
In der Klasse des Jungen waren die Unterarme voll von Drachen, Schwertern und anderen Fantasyfiguren, erzählte er mir. Und seine Mama hätte ihm auch zwei Stück gekauft, die ihm so sehr gefallen [strike]hätten[/strike] [red]haben[/red], dass er eines dann gleich auf seinen dünnen Unterarm gepaust hatte. Als er dann aber in der Schule voller Freude sein Bildchen zeigte, da wurde er nur ausgelacht und ein großer Junge gab ihm sogar noch einen Boxer.
„Zeig mal her“, sagte ich und deutete auf seinen Unterarm, den er bisher mit der anderen Hand zugedeckt hielt. Er nahm die Hand weg und das, was ich sah, berührte mich [strike]ernsthaft[/strike] [red]tief[/red]. [strike]Der Junge hatte eine kleine Blume auf dem Arm abgebildet[/strike] [red]Eine kleine Blume[/red]. Er sah mich in diesem Moment so offen und ehrlich an, dass es mir beinahe das Herz brach. Was hatte ich Idiot schon für [strike]große[/strike] Probleme. Ich [strike]war[/strike] [red]bin[/red] ein gestandener Mann und konnte damit umgehen, aber dieser Junge da, [strike]da war eine Welt[/strike] [red]dessen Welt war[/red] zusammengebrochen.
„Hast du das zweite Bildchen noch?“, fragte ich.
Er nickte und holte es aus seiner Schultasche hervor.
„Darf ich es haben?“
Er nickte abermals und zu seinem Erstaunen machte ich meinen Unterarm mit der Zunge nass und legte das Bildchen drauf, als ich es wegnahm, hatte ich ebenfalls eine Blume als Tattoo.
„Ich finde Blumen schön“, sagte ich, und zum ersten Mal in meinem Leben fand ich Blumen wirklich schön. In den Augen des Jungen meinte ich so etwas ähnliches wie ein kleines Glück zu sehen.
"Komm, ich spendier d[red]D[/red]ir ein Eis, da drüben", sagte ich und reichte ihm die Hand.
Als ich heute Morgen die Stufen zum Arbeitsamt hochging, hatte ich sein Lächeln immer noch in mir.


Nur so paar Ideen, vielleicht kannst Du was davon gebrauchen.

LG, KaGeb
 
hallo KaGeb

Ich bedank mich mal für die Zeit, die du dir genommen hast, um meine stilistischen Eigenschaften so intensiv zu behandeln.

Änderungen habe ich nach deinem Kommentar keine größeren Vorgenommen, denn in dieser Geschichte ist die Eigenart meiner Sprache für mich sehr wichtig. Aber trotzdem Danke.
, dann weinende waren es Frauen,
hier hab ich geändert.
Zwei, drei Zeilenumbrüche (Cut´s) hab ich auch von dir übernommen, die ich als Stilmittel verwenden sollte, da hast Recht.

Liebe Grüße aus Vorarlberg
Gernot
 



 
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