Adam und Eva - neu erzählt

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Höldereden

Mitglied
Adam und Eva - neu erzählt

Wir sitzen auf einem Ast,
Du und ich, wie es uns eben gerade paßt,
irgendwo im Lebensbaum.
Wir trafen uns, wann? - ich weiß es kaum.
Wir bauten uns ein Haus hier oben,
aus Holz und sind mit Euphorie nun eingezogen.
Täglich sitzen wir davor und baumeln mit den Beinen,
lauschen einem Vogelchor und können uns gut leiden.

Ja was könnt es denn schön´res geben als von der Liebe satt zu werden,
wir teilen uns den Ast und alles Glück auf Erden.
So dacht ich zumindest idealistisch,
aber Du warst nicht so kommunistisch,
wolltest stets unterhalten sein,
dann schlief Dir Dein Bein beim baumeln ein,
Du bekamst Falten ins Gesicht,
Nein- so was macht man nun wirklich nicht.

Schließlich schlug sich Obst und Zeit auf unsere Mägen,
und Du begannst damit an unserm Ast zu sägen.
Ich sagte wir sollten lieber klettern gehen,
aber Du fandest unsern Baum nicht länger schön.
Gerade als ich in Gedanken schwelgte,
warum und seit wann unser Ast nun welkte,
da lachtest Du: „Ich hab´s geschafft !“
und es knarrte unser Ast.

Manche Menschen müssen eben, mit beiden Füssen auf der Erde stehen und fangen an zu schwindeln in solch fantastisch Baumeshöhen.

Unser Fall war hart und schief,
- allein zurück die Säge blieb.
 

Walther

Mitglied
Moin Höldereden,

zu diesem Gedicht: gute Idee schlecht umgesetzt.

Zum Ersten: Ein Reimgedicht benötigt ein Metrum, die sich durch die Strophen zieht. Dieses Schema von Hebungen und Senkungen sollte ein einheitliches Bild abgeben. Das ist in Deinem Werk nicht der Fall.

Zum Zweiten: Unreime Reime sind erlaubt, sie müssen aber stimmig bleiben. Weit hergeholt bleibt weit hergeholt.

Zum Dritten: Spaßgedichte leben vom Wortwitz, der aus den Zusammenhängen schöpft. Gute Beispiele in der LL: Lachmalwieder, Gerd Geiser, Saurau. Das ist klasse, und so leicht zu lesen, aber mordsmäßig schwer zu schreiben. Ich kann's nicht, ehrlich gesagt. Gute Beispiele aus der Literatur: Wilhelm Busch, Robert Gernhardt, um nur einige zu nennen. Loriot vielleicht und sicherlich Heinz Ehrhard.

Ich schlage vor, Du ziehst diesen Beitrag in die Schreibwerkstatt um, wenn Du willst, daß daran richtig gearbeitet wird. Allein die ganzen Holperer aufzuarbeiten, würde hier den Rahmen sprengen. Daneben solltest Du Dich mit dem Thema Jambus und Co. auseinandersetzen, das wäre sicherlich sinnvoll, damit Du weiterkommst. Sehr brauchbar hierfür:

Wolfgang Kayser, Kleine deutsche Versschule, ISBN 3-8252-1727-2
oder auch
Dieter Breuer, Deutsche Metrik und Versgeschichte, ISBN 3-8252-0745-5

Kurz: Als Dichter fällt man nicht vom Himmel. Das scheinen zwar auch in der LL manche (= eine ganze Menge!) zu glauben, aber richtiger wird es dadurch nicht. :) Auch der freie Rhythmus will gekonnt sein, sage ich hier ganz frech, der kommt nicht einfach über einen wie der Blitz von links oben. ;)

Nix für ungut einstweilen. Ich hoffe, Du verträgst ein ehrliches Wort und bleibst der LL und mir dennoch erhalten und gewogen.

Lieben Gruß

W.
 

Höldereden

Mitglied
Hi walther,

ganz lieben dank für deine ausführliche analyse und deine ratschläge. Ich will es gern in die schreibwerkstatt schicken, allerdings bin ich erst neu und weiß noch nicht wie das da dann funktioniert. Ich versuchs einfach, oder kannst du es mir ein bißchen erklären?
Mit den ganzen jambus und Metrum kenn ich mich wohl aus, das heikle an diesem "gedicht" ist, dass es so ein zwischending von kurzprosa und gedicht ist. deshalb hatte ich es auch erst unter kurzprosa eingestellt. es ist sozusagen nur "zufall" das es sich reimt und daher in richtung gedicht geht. eigentlich wollte ich mich mal an einer kurzen geschichte versuchen.
Aber vielen dank für deine konstruktive meinung!

Liebe grüße,
Höldereden
 

Walther

Mitglied
Moin Höldereden,

einfach den Forenredakteur ansprechen, da müßte extra ein Bedienknopf dafür da sein, der soll das Verschieben arrangieren. Ich kann's nicht (wie so vieles). ;)

Nix für ungut, wie ich schon sagte. Daß das eine lyrische Prosa sein sollte, erschloß sich mir nicht, sorry. Wahrscheinlich hat das Reimbrett vor meinem Kopf schlicht den Blick verstellt. :)

Da denn man tau, wie der Norddeutsche so schön philosophiert, wenn er mal aus sich rausgeht. :D

Gruß W.
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Höldereden,

ich lese gerade Deinen gereimten Text und die Kommentare von Walther dazu. Falls Du Kontakt zu Redakteuren aufnehmen möchtest, sieh nach, wer für das Forum zuständig ist, und schreibe eine Mail oder Online Nachricht. Im Gereimten bin u.A. ich zuständig.

Manche Menschen müssen eben, mit beiden Füssen auf der Erde [strike]leben[/strike] [blue]stehen[/blue]
und fangen an zu schwindeln in solch fantastisch Baumeshöhn.
Beim letzten Reim hast Du Dich vertan, stimmt ´s?

Ich gebe Dir einen link zu Bernds Erläuterungen zu den Reimen, die Gold wert sind. Ich verschiebe den Text in die Werkstatt. Dort kannst Du so lange daran feilen, wie Du meinst. Danach würde ich ihn in die Sonstige Prosa umsiedeln.
http://www.leselupe.de/lw/showthread.php?threadid=51089
Herzliche Grüße

Elke
 

ENachtigall

Mitglied
Verschiebung

hmmm...eine weitere Verschiebung ist im Moment nicht möglich. Wahrscheinlich weil, wie ich gerade sehe, der Text schon einmal aus einem Prosa-Forum hierher verschoben wurde. Ich kümmere mich darum.

Elke
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Höldereden,

ich würde Dein Gedicht doch gern im "Gereimten" behalten. Es gibt eine Menge Texte, die sich im Grenzbereich zwischen Lyrik und Prosa bewegen. Früher gab es dafür das Forum "Prosalyrik". Heute sind sie quasi als Heimatlose vom Verschoben-werden-bedroht. Grund genug ihm ein Bleiberecht hier einzuräumen findet

Elke, mit herzlichen Grüßen.
 

Höldereden

Mitglied
Hallo Elke,

das finde ich aber eine liebe und glückliche wendung für mein "Waisen-Stück" ;-)
Aber wie kann es denn nun beweetet werden, wenn man es nicht richtig einordnen kann?

Liebe grüße,
Höldereden
 

Höldereden

Mitglied
Adam und Eva - neu erzählt

Wir sitzen gern auf einem Ast,
wie es uns gerade paßt,
irgendwo im Lebensbaum.
Wann traf es uns? - ich weiß es kaum.

Wir bauten uns ein Haus hier oben,
die Euphorie: mit eingezogen.
Sitzen davor mit baumelnd Beinen,
lauschen Vögeln und uns beiden.

Ja was könnt es schön´res geben als von der Liebe satt zu werden?
Wir teilen uns den ganzen Ast und alles Glück auf Erden!

So dacht ich zumindest idealistisch,
aber Du warst nicht so kommunistisch,
wolltest unterhalten sein,
Dein Bein schlief Dir beim baumeln ein,
bekamst tiefe Falten ins Gesicht,
Nein, so was macht man nun wirklich nicht.

Obst und Zeit schlug sich auf Mägen,
Du begannst an uns zu sägen.
Ich wollte lieber klettern gehn,
doch unser Baum war nicht mehr schön.

Als ich in Gedanken schwelgte,
warum, wieso der Ast nun welkte,
da lachtest Du: „Ich hab´s geschafft !“
und es knarrte unser Ast.

Manche Menschen können eben,
besser bodenständig leben.
Unser Fall war hart und schief,
- allein zurück die Säge blieb.
 

Höldereden

Mitglied
So, ich hab das Gedicht nun mal nach langer Pause einer intensiven Kosmetik ausgesetzt, würde mich freuen, wenn jemand was zur Äanderung sagen könnte! Verschlimmbesserung? Bleibt der Inhalt weiterhin klar? Kommt es immernoch krampfhaft rüber? Stimmt das Metrum?

Danke!

Alex
 

Höldereden

Mitglied
Adam und Eva - neu erzählt

Wir sitzen gern auf einem Ast,
wie es uns gerade paßt,
irgendwo im Lebensbaum.
Wann traf es uns? - ich weiß es kaum.

Wir bauten uns ein Haus hier oben,
die Euphorie: mit eingezogen.
Sitzen davor mit baumelnd Beinen,
lauschen Vögeln und uns beiden.

Ja was könnt es schön´res geben als von der Liebe satt zu werden?
Wir teilen uns den ganzen Ast und alles Glück auf Erden!

So dacht ich zumindest idealistisch,
aber Du warst nicht so kommunistisch,
wolltest unterhalten sein,
Dein Bein schlief Dir beim baumeln ein,
bekamst tiefe Falten ins Gesicht,
Nein, so was macht man nun wirklich nicht.

Obst und Zeit schlug sich auf Mägen,
Du begannst an uns zu sägen.
Ich wollte lieber klettern gehn,
doch unser Baum war nicht mehr schön.

Als ich in Gedanken schwelgte,
warum, wieso der Ast nun welkte,
da lachtest Du: „Ich hab´s geschafft !“
und es knarrte unser Ast.

Manche Menschen müssen eben,
direkt bodenständig leben.
Unser Fall war hart und mies,
- die Säge anders Schlange hieß.
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Hallo Höldereden,

ich hab Dein Gedicht mal versucht, in eine metrisch lesbare Form zu bringen. Dabei musste ich den Text an einigen Stellen etwas "anpassen", was nicht gefallen muss, sondern nur als Vorschlag zu werten ist.
Vielleicht kannst Du ja damit was anfangen.

Wir saßen gern auf einem Ast,
so wie es uns gerade passt,
im Blätterwerk vom Lebensbaum.
Wann es uns traf? Ich weiß es kaum.

Wir bauten uns ein Haus dort oben,
von Frust und Alltag abgehoben.
Und Beine baumelnd lauschten wir
uns selbst und Vögeln da und hier.

Was könnt es denn auch Schön’res geben
als ein erfülltes, liebes Leben.
Wenn man gemeinsam teilt den Ast,
das Glück der Welt und manche Last.

So dachte ich, ganz hoffnungsvoll,
doch du fand’st das wohl nicht so toll.
Wollt’st lieber unterhalten sein.
Dein Bein schlief dir beim Baumeln ein.
Bekamst bald Falten im Gesicht
und mochtest meine Nähe nicht.

Die Zeit schlug uns auf uns’re Mägen
und du begannst am Ast zu sägen.
Ich wollte weiter klettern geh’n
doch unser Baum schien nicht mehr schön.

Und wie ich in Gedanken schwelkte,
warum das Glück so schnell verwelkte,
da lachtest du: „Ich hab’s gehasst!“
Und kurz darauf brach unser Ast.

Tja, manche Schlangen können eben
nur auf dem festen Boden leben.
Der Fall vom Lebensbaum war hart,
doch bliebst du mir danach erspart.
Viele Grüße
Sta.tor
 



 
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