Adventsgebet

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Advent

überfuhr wie gerade
der be-em-weh
einen toten igel
drängler rasen
scheinwerfer aufgeblendet
rechts vorbei fliegt ein
rettungshubschrauber

kahle buchen
verstecken ihre
schwarzen äste
in nebelschwaden
an der tankstelle
wirbt die raststätte
mit adventsmenüs

auf dem parkplatz
schläft im
opel kadett ein
mann mit hut
neben der tür
der autobahnkapelle
stinkts nach männerpisse

und auf dem weg
zu gott steht
ein hölzerner
opferstock
 

maerchenhexe

Mitglied
Hallo Karl,

habe mich gerade von deinem Adventsgebet einfangen lassen. Wenn ich in der Lage wäre, Texte so prägnant und präzise auf den Punkt zu bringen, wie du es hier geschafft hast, wäre ich wohl ein ganzes Stück weiter mit meiner Schreiberei. Dennoch hätte ich, gerade wegen der Dichte des Textes, die Wörter schwarz und weiß weggelassen. Meiner Meinung nach brauchen die Äste und Nebelschwaden kein Adjektiv an ihrer Seite, sie wirken selbst stark genug. Und warum Adventsgebet? Das Wort Gebet stört mich da irgendwie, hätte nicht Advent gereicht?

lieber Gruß
maerchenhexe
 
Hallo Maerchenhexe,
danke für deine Kritik und dein Lob.
"Schwarzen" und "weißen" stehen da eher wegen des Rhythmus', weniger wegen des Bildes. Ich muss dir allerdings zustimmen, das Bild ist ohne die Farben möglicher Weise deutlich genug.
Das "gebet" bezieht sich auf die letzten Zeilen und den Gang in die Kapelle. Du hast allerdings Recht: Advent heißt ja Ankunft. Das reicht eigentlich auch ohne "gebet".
An dem Gedicht siehst du, dass ich es bereits mgeändert habe. Die "schwarzen" Äste habe ich aber gelassen, da sie ja nur schwarz wirken und bei Buche eigentlich eher grün sind.
Noch einmal Dank und herzliche Grüße
Karl
 
D

druckfehler

Gast
finds auch gut gelungen, sehr alltäglich deprimierend

vielleicht steh ich grad etwas auf dem schlauch, aber was meinst du mit "hölzerner opferstock"?
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Druckfehler

Er meint einen hölzernen Opferstock. ;)
(im Zweifel hilft wiki weiter)

Gruss

J.
 
Lieber Druckfehler,
ein hölzerner Opferstock ist eine Kiste aus Holz, in der oben ein Schlitz ist, in den der Autobahnkapellenbesucher Spendengeld hineinwerfen kann/soll.
Jetzt verstanden?

Herzliche Grüße
Karl
 
D

druckfehler

Gast
danke :) da sieht mal mal wieder, was man so alles nicht weiß. davon hatte ich ja noch nie was gehört. dachte das wär irgendeine ganz abgehobene metapher ;)
 

Vera-Lena

Mitglied
Karl, Karl, das ist ja wahnsinnig depressiv, aber wohl leider eine bittere Wahrheit.

Was kann "ankommen" (Advent heißt ja nun einmal Ankunft), wenn die Welt vor Hektik vibriert, das was eigentlich als ein heilbringender Ort gedacht ist, mal eben mit Urin gekennzeichnet wird, (wobei ich mir aber denke, dass der Betreffende es nun mal eilig gehabt hat) und ob der hölzerne Opferstock die Menschen einen Millimter weiter hin zu Gott führt, das weiß ich natürlich auch nicht. Da kommt es auf die Einstellung an, mit der man etwas gibt.

Da Du hier alles in einem Atemzug gänzlich wertfrei beschreibst, erhalten die möglicherweise positiven Dinge (der Opferstock)und die Kapelle ebenfalls einen negativen Anstrich.

Ich denke, das ist so von Dir gewollt, oder, Du möchtest, dass man Deinen Text sehr genau liest und für sich selbst da einige Diffenrenzierungen vornimmt. Ja, eigentlich glaube ich, weil ich Dich schon länger kenne, Letzteres.

Jedenfalls stimme ich meinen Vorrednern zu, dass Du hier sehr präzise vorgegangen bist und ein klares Bild hingestellt hast, an dem nichts tu rütteln ist, lieber Karl.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
Liebe Vera-Lena,
es sind halt meine lyrisch-aufgearbeiten Autobahnerlebnisse.
Dabei sollte das Lyr-Ich gar nicht depressiv sondern eher realistisch daherkommen.
Danke für deine ausführliche und aus meiner Sicht gelungene Analyse.
Ansonsten wünsche ich dir schon einen etwas anderen Advent.
Alles Liebe
Karl
 
B

Beba

Gast
Der Text hat 5 Jahre auf dem Buckel, doch er ist aktuell, denn geändert hat sich nicht nur auf den Autobahnen nichts. Immer noch keine Geschwindigkeitsbeschränkung und SUVs werden als Öko-Autos ausgezeichnet, weil sie relativ zu ihrem (enormen) Gewicht weniger Schadstoffe in die Umwelt pusten als leichte Kleinwagen ...

Gefällt mir, dein Text, lieber Karl. Und ich empfinde ihn als sehr realistisch. Aber auch, das schließt sich gegenseitig doch nicht aus, durchaus depressiv, wie Vera-Lena meinte. Autobahnen und alles um sie herum haben in meinen Augen nichts Menschliches, nichts Fröhliches ... In mir lösen diese Orte immer so etwas wie Angst und depressive Stimmung aus. Außer ich bin ganz gemütlich auf dem Weg in den Urlaub. ;)

LG
Beba
 

Milko

Mitglied
Be-Em.....weh

GEehrter h
hERr Karl ,

Freude über diese Schrift ,
- die Kommentare verstehe ich (fast) nicht
-Sehe keine Autobahn
- klare Deutung des Advents...
- keine Frage des Be-hem...

Vieles ach so vieles mehr...

..............erstaunlich wirklich - das frag ich mich

DEIN BLICK DANACH ( ich meine " deine Antworten.....

Für MICH ganz nah dran

Lieben Gruss an die Kapelle
Rasend
Schwarz
Grau
( leider nicht WEISS ....

Aber .......gut ...so ist
Gruß m
 
Lieber Bernd,
über deinen Kommentar habe ich mich sehr gefreut. Ich denke auch, die Autobahn ist eine Gegend für Autos und nicht unbedingt für Menschen...
Herzliche Grüße und angenehmen Urlaub
Karl
 



 
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