Aedh wünscht sich die Purpurlimonade des Bäcker-Hans'.

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San Martin

Mitglied
Aedh wünscht sich die Purpurlimonade des Bäcker-Hans'

Besäße ich Bäcker-Hans' Purpurlimonade
aus gelbem und grünem und blutrotem Licht,
die köstliche, leckere Purpurlimonade
aus blauem, orangenem, lilanem Licht,
ich gösse die Limonade dir über die Füße.
Doch ich, der ich arm bin, hab nur Coca-Cola.
Ich kippe die Cola dir auf deine Füße.
Geh sanft, denn der Boden ist mal ganz schön klebrig.

***

Das ist eine Parodie auf meine Übersetzung von Aedh wünscht sich des Himmels Gewänder ( http://www.leselupe.de/lw/showthread.php?threadid=63255 ), im Original ein Gedicht Yeats' mit dem Titel Aedh wishes for the Cloths of Heaven. Die Purpurlimonade ist eine Referenz auf Jostein Gaarders Das Kartengeheimnis, das Buch, das ich gerade lese. Dort kommt eine unglaublich köstliche Limonade vor, die 1000mal besser schmeckt als jede andere Limonade.

Das führt wohl dazu, dass nur 3 Menschen das Gedicht kapieren, mich schon mit eingeschlossen. Verdammt.
 
D

Denschie

Gast
Hallo San Martin,
eine kreative Idee.
Ich las dieses Buch auch, aber es ist schon
ein bisschen her. Kannst du mir vielleicht
noch einmal sagen, warum diese Purpurlimonade
so wichtig war? Ging es darum, ebenfalls eine
Rolle in der Kartenwelt spielen zu können?
Oder versteht man das Brötchenbuch nur, wenn
man die Limonade getrunken hat?
Oh, ich verfluche mein schlechtes Gedächtnis...
Viele Grüße,
Denschie
 

San Martin

Mitglied
Die Purpurlimonade war der Honig der Kartenwelt. Sie schmeckte sehr gut und machte süchtig, und hat den Joker dumm oder zumindest träge und apathisch gemacht. Ich denke, sie steht für Drogen im allgemeinen und vielleicht auch das mediale Selbstertränken der heutigen Gesellschaft im Trivialen und Hedonistischen. Das ist aber nicht relevant für das Gedicht; dort ist die Purpurlimonade, wie in der realen Welt des Buches, nur etwas unglaublich leckeres und wertvolles.

Die Limonade besteht übrigens angeblich aus allen Farben des Spektrums.
 
E

Edgar Wibeau

Gast
Diese Limonade bereitet mir Magengrimmen, lieber San Martin: „orangenem“, „lilanem“, das ist schon derb. Zum Glück blieb einem Rosanes erspart. Sollte es nicht ganz einfach „orange“ und „lila“ heißen? „Orange-„ und „lilafarben“ oder "-farbig" ginge natürlich auch.

Ganz hübsch das gewagte Productplacement http://www.coca-cola.com/flashIndex1.html .
„The Kinks“ bekamen nach der Erwähnung besagter Lifestyle-Lorche in ihrem Song „Lola“ wegen der Verletzung von Marken- und Urheberrechten Probleme. Um den angedrohten Unterlassungs- und Schadenersatzklagen aus dem Weg zu gehen, wurden die betreffende Originalzeilen abgewandelt in „I met her in a club down in old Soho, where you drink champagne and it tastes just like cherry-cola.“
http://midi.club.st/lyrics/lyww/w39/lyrics39_18.htm

Recht drollig die Darstellung übrigens, wie das mittellose und vom Zugang zu den Produktionsmitteln für die Purpurbrause des Monopolisten Bäcker-Hans ausgeschlossene lyrische Ich Anstrengungen unternimmt, die Begehrte mit braun-klebrigem Imperialistengebräu auf den Leim zu locken. Darin, aber auch in dem schon zu Anfang geäußerten Besitzwunsch ("Besäße ich Bäcker-Hans' Purpurlimonade")zeigt sich das mangelnde Klassenbewusstsein des lyrischen Ichs. Es strebt keine Befreiung vom Klassenfeind an, sondern neidet diesem die Möglichkeit, durch den Einsatz von Purpurbrause, einer Art Opium fürs Volk, Abhängigkeiten zu schaffen und auszunutzen und imitiert den Feind im Rahmen der eigenen beschränkten Möglichkeiten.
 

San Martin

Mitglied
„orangenem“, „lilanem“, das ist schon derb. Zum Glück blieb einem Rosanes erspart.
Tut mir leid, dass die Farben dir Bauchgrimmen bereiten, aber so stehen die Farben im Buch.. *schulterzuck*

Sollte es nicht ganz einfach „orange“ und „lila“ heißen?
Da die Adjektive dort im Dativ stehen müssen, wüsste ich nicht, wie und warum. Ähm... danke für die Information über Coca Colas grimmigen Imperialismus. Das werde ich bedenken, sollte ich eine Veröffentlichung anstreben.

Recht drollig die Darstellung übrigens, wie das mittellose und vom Zugang zu den Produktionsmitteln für die Purpurbrause des Monopolisten Bäcker-Hans ausgeschlossene lyrische Ich Anstrengungen unternimmt, die Begehrte mit braun-klebrigem Imperialistengebräu auf den Leim zu locken. Darin, aber auch in dem schon zu Anfang geäußerten Besitzwunsch ("Besäße ich Bäcker-Hans' Purpurlimonade")zeigt sich das mangelnde Klassenbewusstsein des lyrischen Ichs. Es strebt keine Befreiung vom Klassenfeind an, sondern neidet diesem die Möglichkeit, durch den Einsatz von Purpurbrause, einer Art Opium fürs Volk, Abhängigkeiten zu schaffen und auszunutzen und imitiert den Feind im Rahmen der eigenen beschränkten Möglichkeiten.
Endlich versteht jemand meine hehren Gedankenläufe! Anstatt sich dem Ideal des Arbeiter- und Bauernstaates unterzuordnen, blickt das lyrische Ich neidvoll zu seinen vormaligen Brüdern, um ihnen die Frucht des Himmels abspenstig zu machen. Warum hat der Herr, oder zumindest die Partei, zugelassen, dass der eine Bruder wohlwollend mit Gaben überschüttet und der andere gescholten wird? In dieser kleinen lyrischen Fabel reklektiert sich der erste Mord, der Bruderstreit, und in der paradoxen Symbiose von Kommunismus und Christentum zeigen sich die tief verwurzelten Gegensätze der heutigen Mentalitäten der deutschen Völer, auch noch Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung. Deshalb diese harsche ökumenische, ökologische und grammatikalische Kritik an der Gesellschaft, verpackt in eine scheinbar harmlose Parodie.
 
E

Edgar Wibeau

Gast
rosa ist rosa ist rosa

Aber San Martin, bei allem Respekt, "orange", "lila" und "rosa" bleiben auch im Dativ "orange", "lila" und "rosa": Brause aus orange Licht oder, wie bereits erwähnt, aus orangefarbenem oder -farbigem Licht. Isso, auch wenn die Farben so im Buch stehen. Selbst ein Blick durch die rosa Brille dürfte da nichts an den auch im Anschlussgebiet geltenden Grammatikregeln ändern.

Venceremos!

EW
 

San Martin

Mitglied
Bei allem Respekt, das ist mir schnuppe. Mir kringeln sich likewise die Fußnägel, wenn ich "Ich fuhr an dem orange Kegel vorbei" höre. "In dem lila Kleid siehst du gut aus, in dem grünen Kleid nicht." Wozu übernimmt man fremde Adjektive, wenn sie nicht in die Grammatik integriert werden? Mir gefallen sie so besser, tut mir leid.
 



 
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