Ahmed ist Sieben

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Rodolfo

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Ahmed ist Sieben.

Als Ahmed Vier war, wurde sein Vater von den Schergen des Präsidenten verhaftet. Seither hat niemand mehr etwas von ihm gehört. Ahmed kann sich kaum mehr an seinen Vater erinnern. Dann sind die fremden Krieger von weit her gekommen und haben den Präsidenten gestürzt.

Aber Ahmeds Vater kam nicht zurück.

Ahmed bewundert die fremden Krieger mit ihren grossen Fahrzeugen und ihren glänzenden Waffen. Sie sind überall in den Strassen. Manche von ihnen sind freundlich und geben Ahmed Schokolade oder Büchsen mit Cola. Andere sind barsch und jagen ihn fort. Die meisten haben ganz weisse oder rote Gesichter. Einige auch schwarze. Mutter sagt, er soll sich von ihnen fern halten. Mutter sagt, sie rauben uns unser Land, sie sind schlecht.

Ahmed versteht das nicht.

Früher hat Mutter gesagt, die Fremden seien gekommen, um sein Land von einem Diktator zu retten. Sie seien wie Engel.

Ahmed weiss, was Engel sind. Aber er weiss nicht, was ein Diktator ist.

Vor einem Monat sind einige der fremden Krieger zu Ahmeds Haus gekommen und haben seinen Onkel und seinen ältesten Bruder mitgenommen. Ob die jetzt auch nicht mehr wiederkommen?

Ahmed hat jetzt Angst, wenn er die fremden Krieger sieht.

Mutter sagt, die fremden Krieger wollen jetzt die Widerstandsnester bombardieren. Ahmed fragt, wo es solche Nester gibt und ob er schon solche gesehen hat. Aber Mutter sagt, er soll schweigen, er versteht das nicht.

Ahmed versteht nicht viel vom Krieg.

Gestern haben Die Fremden ein Widerstandsnest bombardiert. Ahmeds Familie wohnte dort.

Ahmed war Sieben.
 

Montgelas

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lieber rodolfo,

ich danke dir für diesen text.

der alltag mit allen seinen kleinen und großen
mühen und freuden ist ein großer verdränger,
hält er doch seine tagesordnung geschickt
frei
von katastrophen, die uns tief erschüttern.

dies mag man bedauern !

dein text hat mich eindringlich
auf diese alltagsschwäche hingewiesen.

dir eine gute zeit

montgelas
 



 
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