Aketime´s Gefangenschaft

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Nimroc

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Aketime´s Gefangenschaft

1666 n.Ch.

1666 n.Ch.

Der Schrei des Matrosen verkündete „Land im Sicht!“
Ein Schiff mit vollem Segel steuerte auf eine Versteckte Bucht der brasilianischen Kolonie zu. Das Andocken raubte den Möwen und die Menschen ihre Ruhe. Gefangenen hielten ihre Hände hoch als Schutz vor der Grelle der Sonne, und angetrieben durch Peitschenhiebe, verließen so schnell ihre Ketten es zuließen das Schiff. Manche der Männer trugen Leichen bei sich. Sie warfen sie rücksichtslos auf dem Strand; Gewaltige bläuliche Krebse beeilten sich aus den Leichen Leckerbissen zu schnappen. Schwarze Geiern und Möwen gesellten sich dazu, und kämpften lautstark um das gruselige Morgenmahl.
Gebunden an lange Hölzer wurden die Ankömmlinge zuerst zum nahen Fluss getrieben und ins Wasser gestoßen. Aketime trank davon gierig. Sie weinte über das Gefühl der Frische. Trotz brennen der Abschürfungen, war sich zu baden, unvergleichlich schon. Die Gefangenen dürften sich in die Hitze der aufsteigenden Sonne eine Weile trocknen. Man warf sie dann in ein einfaches dunkles Loch, in den Boden gegraben und verstärkt mit Holz und Lehm. Die Männer nannten diese Grab „Senzala“. Es war dreckig und erdig, aber dafür angenehm kühl. Die Überlebenden ketteten sie nacheinander auf dem Boden und mit der Schließung der Tür erlosch plötzlich wieder alles Licht. Ein Klagen ertönte in der Dunkelheit; nach dem Gefangen werden und die furchtbare Reise von Afrika nach Brasilien, war es lebensbedrohlich wieder in Dunkeln zu sein.
Aketime tastete mit ihren Händen die kühle nackte Erde. Sie war endlich angekommen. Ihr neues Leben würde hier beginnen auf diesem Boden. Sie überstand bis jetzt alle Prüfungen der Götter. Was jetzt kam, konnte nicht schlimmer sein, oder?
Bilder ihrer alptraumhafte Malungos Reise flackerten durch ihr geistiges Auge bis sie einschlief…

…der Angriff kam überraschend. Aus dem Schlaf aufscheucht versuchten viele erfolglos zu fliehen. Aketime rannte so schnell sie könnte. Sie lief aus ihrem Dorf in die Dunkeln der Wald hinein. Das Klopfen ihres Herzens erschwerte das Atmen und sie verlor immer wieder die Orientierung. Die Schatten der Bäume und das Dunkel der Nacht machten jeden Schritt zu einem halsbrecherischen Manöver. Sie kämpfte hart; Schritt um Schritt, Atemzug um Atemzug. Sie floh um ihr Leben.
Heißes Blei breitete sich in ihren Beinen; länger würde sie dieses Tempo nicht halten können. Sie suchte mit den Augen vergeblich nach einem Versteck, um sich zu erholen. Als sie stolperte, rammte sie ihren Fuß gegen einen Baumstumpf und fiel gestreckt mit einem Fluchen. Orundo half ihr hoch.
„Danke“, wollte Aketime noch sagen aber Orundos Augen weiteten sich warnend aus. Ein Ruf, von Gelächter begleitet, kam aus dem Gebüsch. Er ließ sie los, stellte sich beschützend vor sie und sagte:
„Lauf! Versteck dich! Lauf, Aketime!“ Orundo brachte seinem Speer in Stellung.
„Hier sind sie!“, rief einer der drei bewaffnet Krieger die auf die kleine Lichtung zuliefen. Sie hielten sich geduckt und kreisten mit ihren Speeren Orundo langsam ein. Ihre Absicht war deutlich. Orundo würde sich lieber töten lassen, bevor er sich ergab; das verlangte sein Eid. Aketime, verstört, war den Tränen nahe, und schämte sich dafür, dass sie Angst spürte. Sie schöpfte aus einem Gedankenblitz Kraft.
‚Bedränge nie ein Tier, es wird dich beißen!’ Sie wich ihre Tränen aus den Augen und zog ihr Messer. Sie drehte die Messerspitze nach oben, wie man es ihr beibrachte. Aketime war im Kämpfen trainiert und wollte sich verteidigen. Sie vertraute ihrem Leben der Schärfe des Klinges. Lieber, wie Orundo, sterben als gefangen werden.
Der heiße Schweißgeruch von hinten nahm sie zu spät wahr. Jemand packte sie schon fest am Hals. Durch den harten Druck konnte Aketime nicht atmen und schnappte nach Luft. Sie spürte den Drang ihren Kopf zu bewegen, aber der Stärke des Gegners verhinderte es. Einer Messerspitze an ihrer Kehle ließ sie auf der Stelle erstarren. Sie war kurz davor Ohnmächtig zu werden und sie fühlte kaum mehr den Stich.
„Waffe fallen lassen!“, zischte die leise Stimme eiskalt in ihre Sprache. Orundo ergab sich ohne zögern. Das Geräusch seiner fallenden Lanze besiegelte ihr gemeinsames Schicksal.
Die Männer schnürten Orundos Hände an seinem Rücken. Sie lächelten zufrieden, während sie Aketime in gleicher Weise fesselten. Mit dem Spitze der Waffen führte man sie zurück ins Dorf.

Sie erreichten die Ansiedlung beim ersten Licht. Die Morgennebel vermischt mit dem Rauch erschwerte die Sicht. Das halbe Dorf war abgebrannt. Die Bilder des Massakers stachen ihr ins Auge, wie der Rauch in ihr Lunge stach. Das Ausmaß der Verwüstung war enorm. Überall lagen Leichen; Kinder, Frauen und Greise, viele der Einwohner erschlagen rings um sie. Aketime schloss ihre Augen, aber die Gesichter der Toten verfolgten sie in Gedanken. Sie bezeugten den Schmerz und die Brutalität ihres letzten Augenblicks in dieser Welt. Das Entsetzen um den Raub ihres Lebens, gemalt in Blut und Asche. Ihr Atem geriet ins Stocken, und sie versuchte sich mit ein paar tiefen Atemzügen zu beruhigen. Das Schluchzen befreite ihren Schmerz und aus Aketimes Kehle drang ein verzweifelter Schrei. Ihr Klageton fand überall Antwort; das Wimmern, die Wut und die Verzweifelung widerhallten aus jeder Ecke des zerstörten Dorfes.
Ein Klagelaut stach durch ihren Schrecken.
„Mamuku? Wo bist du?“, schrie Aketime. Sie schüttelte sich von ihren Wächtern frei und kniete sich neben eine alte Frau, die auf dem Boden lag. Ihr Mutter-der-Glaube war am Sterben. Blut rann aus ihrem Mundwinkel, und jeder Atemzug schwächte sie ersichtlich. Das Leben verließ rasch den zerbrochenen Körper. Aketime wollte instinktiv ihre Arme um ihren Mamuku legen, aber ihre Hände waren immer noch gebunden. Das Gefühl der Ohnmacht überfiel sie und sie musste heulen.
„Mamuku! Mamuku!“, rief sie verzweifelt.
Mamuku Augenlider flatterten auf. Ihre Worte quälten sich aus ihr heraus.
„Aketime ... du lebst ...“ „Ja, Mamuku, bitte, bleib bei mir, alles wird wieder gut!“, flüsterte Aketime. „Aketime … ich verlasse dich nicht ... alle deine Ahnen sind bei dir ...“ „Ruhig, Mamuku! Ruhig!“ Mamuku stopfte einen kleinen Beutel in Aketimes Gürtel bevor sie starb.
Einer der Männer zog Aketime grob auf ihre Füße. Sie bebte aus Zorn. Wut stieg in ihr hoch und sie explodierte. Aketime nutzte den kräftigen Zug des Mannes und schmetterte ihren Kopf gegen seinen Kiefer. Er ging zu Boden. Die Härte der Schlag war das was sie noch mitbekam bevor ihre Ohren hämmerten. Ein lauter Knall und Blut sickerte durch ihre Haare.
Alles, was dann geschah, erlebte sie wie in Trance. Weiche Watte hüllte alles ein; der Welt schien gleichzeitig grell und weich gezeichnet. Alles klang zu laut in ihren Ohren, bis sie endlich in der Dunkelheit eines Schiffbauches langsam zu sich kam.
Zusammengepfercht, gekettet auf engstem Raum, konnte sie sich kaum bewegen, ihr Kopf tat höllisch weh und sie fühlte sich innerlich tot, begraben und vergessen. Sie kannte solche Schiffe durch Händler, die ab und zu im Dorf vorbeikamen. Die Sklavenjäger benutzten kleine und überfüllte Fischerboote, die aus allen Fugen zu platzen drohten. Deswegen kam diesmal keine Warnung. Sie griffen an als Fischer getarnt. Diesmal würde kein Fisch sondern ihr versklavtes Volk die Ware sein.
Nach mehrere Stunden Fahrt legten sie in einem größeren Hafen an, jenseits des Flusses wo sie abgeladen wurden. Die Gefangenen trieb man zusammen um sie leichter zu bewachen. Unfähig zu jeglichem Gefühl folgte sie widerstandslos den Anweisungen. Sie nahm das Geschehen um sich wahr wie in einem bösen Traum, den man zu vergessen sucht.
Sie warteten lange Zeit in der Sonne sitzend auf der Schiff in die Geräuschkulisse der Hafenstadt Benin. Fischerweiber rollten ihr Wagen herbei und priesen ihre Waren an. Emsige Matrosen verluden Gepäck aus. Der aufgewirbelte Staub, die Insekten, die man mit gefesselten Händen schlecht verjagen konnte, und die angestaute Hitze des Nachmittags quälten sie. Der Durst trocknete ihre Lippen bis der Nachmittag Regen ansetzte. Zu dieser Jahreszeit kam der Regen immer zur gleichen Zeit.
Später wurden sie auf ein größeres Schiff geladen, in dessen Bauch gezwängt und, Körper um Körper, angekettet. In diesem Schiffskerker lagen bereits gefangene aus anderen Dörfern. Ein alles beherrschender Geruch überwältigte Aketime. Ein Geruch der Gefangenschaft, durchdrungen mit Gestank von Fäkalien, Schweiß, Krankheit, Angst, Tod und Salz. Die nackten Gefangenen müssten schon lange in ihrem eigenen Kot leben. Das verzweifelte Gefühl, das sich in Aketimes Herz bohrte, war diesem Geruch sehr ähnlich. Ein lebendiger Ausdruck ihres Inneren. Sie müsste sich übergeben und den bitteren Geschmack haftete an ihr. Übermüdet, durstig, und im Schock versuchte sie zu schlafen…

… Exú lachte ihr ins Gesicht, mächtig in seinen Farben. Exú in voller Pracht. Rot und Dunkelheit.
’Was willst du wirklich von mir, Exú? Lass mich in Ruhe!’, stöhnte sie im Schlaf. Exú ließ nicht los. Er trug sein Phallussymbol mit schrägem Humor zur Schau. Sein spottendes Grinsen trieb sie zum Weinen. Die Gedanken an die Toten und Verlust kreisten in ihr Kopf herum. Das Rot des Blutes war überall zu sehen, vermischt mit dem Dunkel der Gefühllosigkeit in ihrem Herzen und in ihre Magengrube. Alles, was sie kannte, gehörte jetzt der Vergangenheit an. Ihre Ausbildung zur „Mutter der Götter“, ihr Dorf, ihre Freunde ... Alles innerhalb eines Tages vernichtet. Sie weinte ihren Verlust, und je mehr sie heulte, desto mehr amüsierte sich Exú darüber. Der Orixábote roch ihr Zweifeln, streckte seine lange Zunge und trank aus ihr Tränen. ‚Köstlich!’

… Ihre Verzweiflung trieb sie aus dem Schlaf. Sie fühlte sich elend und klammerte sich daran wie ein Matrose bei hohem Seegang. Aketime stellte sich vor, wie dieses Schiff zu sein, frei dem Wind über die Wellen zu folgen, tänzelnd, erleichtert von allen Sorgen, wie ein Kind, das sein Spielzeug dem Wellengang des Strandes anvertraute. Um sie zu necken, begann sich das Schiff geduldig von rechts nach links zu schaukeln.
‚Wohin werden diese Männer mich und mein Volk bringen, Exú?’, sie bekam keine Antwort auf ihre Frage. War Exú nicht der Bote der Götter? Er war verpflichtet, ihre Fragen zu beantworten.
Doch er antwortete nicht. Exú wollte nicht reden. Sie spürte nichts nur diese Leere. Dieser unbeschreibliche Verlust breitete sich wie ein Geschwür in ihrer Magen aus. Wo verlor sie ihr Vertrauen an ihre Orixás?
Sie massierte ihren Bauch, um die Leere zu verbannen, und fand die kleine Tasche, die Mamuku ihr noch einsteckte bevor sie starb. Ein dünnes Lächeln der Sehnsucht breitete sich in ihrem Gesicht aus, als sie den kleinen Lederbeutel liebkoste, der den Ifá enthielt. „Aketime … ich verlasse dich nicht ... alle deine Ahnen sind bei dir ...“ Es war tatsächlich Mamukus Tasche, in der sie ihr Búzios Muschelspiel aufbewahrte. Der Lederbeutel weich vom häufigen Benutzen lag jetzt in ihren Händen. Die Ifá, das Orakel aus Muschel gemacht, wurde von Generation zu Generation der Yalorixás weitergereicht und diente dem Kontakt mit ihren Ahnen und Göttern. Mamuku konsultierte ihr Orakel jeden Tag und warf die Búzios nach Antworten auf die Fragen ihres Kunden. Sie trug diesen kleinen Beutel stets bei sich, wie ein Talisman. Exú wachte über das Orakel. ‚Der Götterbote spricht zu mir!’, dachte sich Aketime.
‚In jeder Kurve oder Kreuzung deines Weges wartet dein Schicksal, dein Axé auf dich. Es gibt keinen Zufall, Aketime. Alles fällt dir zu! Du hast die Wahl selbst schon vor längerer Zeit getroffen!’
Mamukus Stimme zu hören, auch wenn nur im Geist, war für Aketime wie der Anblick eines Regenbogens. Ihre Gesichtszüge erhellten sich. Wenn Mamuku wirklich bei ihr weilte, würde sie ihr, Aketime, den richtigen Weg durch das Orakel zeigen? Aketime öffnete den Beutel, nahm die Muscheln heraus und begann mit den Búzios zu spielen.
Sie klärte ihren Geist von aller Furcht und unnötigen Gedanken mit einem tiefen Atemzug so wie sie es lernte, und bat ihre Ahnen um Hilfe. Gespannt würfelte sie die erste „Welle“.
Nach einiger Zeit begann sie die Muster der Muscheln zu erkennen. Ihre Zukunft breitete sich vor Aketime aus wie ein Buch. Das Muschel-Orakel formte Bilder in ihrem Geist. Je öfter sie würfelte, desto mehr durchblickte sie den trügerischen Willen der Götter und Ahnen. Die Ergebnisse schockierten sie; Aketime, in Afrika geboren, um Königin zu sein, sie, die ihre Ausbildung genoss, um „Mutter-der-Geister“ zu werden, die so viele Männer haben könnte wie sie wollte, sie bekam einen Auftrag; die Orixás brachten sie als Sklavin in neue Länder, um dort wieder Königin und Mutter-der-Geister zu werden. Die Orixás wollten dieses neue Land erobern, und Aketime war ihr Instrument dazu. Sie sollte dort dienen.
Die Prophezeiung der Ifá, nahm ihren Lauf, und Aketime fühlte sich wie ein Blatt im Wind. Durch Gewalt aus ihrem Baum gerissen, geschüttelt und hin und her geworfen. Durch diesen Wind würde sie an einen neuen fruchtbaren Boden gebracht werden. Aketime müsste dort einen neuen Baum ihres Lebens pflanzen.
‚Der Wille meiner Ahnen kostet Blut!’, dachte sich Aketime.
Sie konnte hören, wie Exú über sie lachte. Die Zukunft sprach zu ihr. Sie musste nur genug Kraft besitzen und das Hier und Jetzt überleben! So waren die Spiele von Exú. Das Wissen über den Willen der Götter erleichterte ihr nicht, die Geschehnisse zu ertragen. Aketime war erst sechzehn Jahre alt. Sie weinte sich mit ihren letzten Tränen in den Schlaf…

Exú


Abbild aus dem “Os Orixás“ Buch, Editora Três Anmerkung des Autors: Exú spricht sich ‚Eschú.’ Dieser Teil ist meine Ehrung an den Orixá, welche die Kommunikation mit alle anderen Göttern ermöglicht. Dies musste ich tun, damit sie, die Götter, mir in die Ohren flüstern.

„Exú ist der Bote, auch ein Mittelsmann.
Exú ist der Bote der Orixás.
Exú ist ein Orixá, ein Gott.
Exú ist zuständig für die Kommunikation zwischen den Propheten und dem Orakel der Orixá, welches Rat gibt.
Exú ist auch verantwortlich, die Opfergaben zum Königreich der Orixás zu bringen.
Exú besitzt alle Wegkreuzungen.
Exú ist deshalb der Jüngste der Götter, aber auch der Erste.
Exú wird zuerst verehrt, bevor alle anderen Götter verehrt werden können.
Exú isst zuerst!“


Die alte, leicht übergewichtige Frau rieb mit ihrer Handrücken über ihrer Nieren. Eine leise Kribbeln sprang aus ihrer Hüfte entlang ihrer Bein bis an ihr Fuß wo es pochend verschwand. Ein Schmerz die sie im feuchten Tagen öfters begleitete. Die Einheimischen nannten diese der Zeit wo Maria ihr Wäsche wusch; so oft regnete es. Diese Morgen regnete es noch nicht aber feuchte Wolken zierten schon der Himmel. Das viel Stehen lastete Mamuku auch auf ihr alter Knochen, aber es genügte ihr in die neugierige Augen der Kinder-Des-Glaubens zu blicken um ihr Kräfte zu erneuern. Die Kinder-Des-Glaubens genossen ihr Erziehung. Sie lernten alle geheime Sprachen und heilige Aufrufung für die Götter der Vodun. Später wären die Beste unten ihnen fähig Prophezeiungen durch das Ifá zu lesen um ihre Kunden zu helfen. Sie wurden Ansehen und Verehrung entgegengebracht. Ihrer Schützlingen hörten aufmerksam zu als Mamuku wieder über die Orixás zu erzählen begann:
„Vor langer Zeit wanderte ein Bote in den afrikanischen Ländern von Dorf zu Dorf. Er suchte die Lösungen für schwierige Probleme - Probleme, unter denen alle litten. Die Menschen, die Orixás, die Natur selbst, alle waren davon betroffen. Der Name dieses Boten war Exú.“
„Die Legende sagt, dass Exú die Aufforderung bekam von die Orixás, die Göttern der Vodun, allen Völkern genauestens zu befragen. Allen Lebewesen in dieser Sphäre, mit denen die Menschen die Erde teilten, sollten von Exú gehört werden. Exú befragte allen Orixás, Menschen, Tieren und Pflanzen.“
„Exú lauschte Geschichten voller Leiden und Leidenschaft, Abenteuergeschichten oder Tragödien. Er hörte von Kämpfen oder Schlachten die gewonnen oder verloren wurden, von Ehre und Mut, von Elend und Verlust. Er hörte auch über Krankheiten und Tod, von Schwierigkeiten des Überlebens und dem Erhalt der Gesundheit. Alle Geschichten, die das tägliche Leben und die Gewohnheiten erzählten, auch wenn sie weniger wichtig erschienen, wurden berücksichtigt.“
„Exú zeichnete die abgelegten Zeugnisse genauestens auf. Jede Lösung, Heilung und die Opfergaben, die ausprobiert wurden mit dem Ziel der Klärung des Problems zu finden mußte beschrieben werden. Das tat Exú.“
„Exú trug 301 Geschichten zusammen, was zur damaligen Zeit, mit den damaligen Zahlenkenntnissen, eine gigantische, unvergleichliche Anzahl von Sagen bedeutete. Als Exú, mit dieser enormen und geduldigen Anstrengung fertig wurde, hatte er, der Orixá-Bote, das gesamte Wissen um die Mysterien über den Ursprung des Universums und das Regieren der Welt, des Menschseins und der Natur, über die Entwicklung des Schicksale eines jeden Mannes, Frau oder Kindes, über ihre Wege und ihren täglichen Kampf gegen die Widrigkeiten, die uns alle in jedem Moment gefährden, gesammelt. Widrigkeiten wie Armut, materielle oder soziale Verluste, Niederlage gegen einen verräterischen Feind, Unfruchtbarkeit, Krankheiten und letztendlich der Tod.“
„Es wird erzählt, dass Exú all dieses Wissen an einen Babalaô weitergab, einen Propheten Namens Orunmilá, auch von vielen Ifá genannt.
Schnell hob einer der Kinder ihrer Hand. Mit einen knicken ihres Hauptes ermunterte Mamuku den Junge seine Frage zu erstellen.
„Ifá? Wie der Orakel selbst genannt wird?“
„Ja. So ist es. Dieser Babalaô gab sein Wissen an sein Sazerdotium weiter, das Sazerdotium, der Priester- und Hexenzirkel, wurde dann ebenfalls Babalaô genannt. Babalaô heißt „Vater-Der-Geheimnisse. Das Sazerdotium ist ein Zirkel, der über der Ifá in der Zukunft sehen kann. Später obwohl Orunmilá uns Frauen vorerst die Benutzung seiner Orakel verwehrte, erkämpfte Oxum, die Orixá der Liebe, mit List, uns diese Recht zu. Jetzt ist der Zeit gekommen wo ihr das Orakel und alle Exú Geschichten erlernen wird damit ihr selbst als Propheten dienen könnt.“
Aketime bemühte sich jedes Wort von Mamuku zu verfolgen. Und obwohl sie schon das gleiche oft gehört hatte war es nicht leicht, teilweise verwirrend und mysteriös. Während der Initiation, welche alle Babalaôs und Yalorixás benötigten, um ihrer Berufung zu folgen, um die Orakel zu lesen und um Prophezeiungen zu sprechen, müßten sie alle Sagen Exús auswendig erlernen. Die Geschichten aus dem Ursprung der Zeit enthielten Zeugnisse der Vergangenheit. Diese Geschichten wiederholten sich immer und immer wieder, tagtäglich. ‚Die Hölle im Erdenreich’ für Aketime. Sie stellte sich ein Leben vor die nur um ewiges Wiederholung des Selbes drehte. Das Auswendiglernen, ein Teil ihr Pflichten, war schlimm, aber eins ganzes Leben immer gleich?
Ihr Ehrgeiz eine gute Yalorixá, Mutter-Der-Geheimnisse zu werden holte sie aus ihrer Tagträumen zurück.
„Das heißt daß der Babalaô durch der Einsatz der Orakel erkennen muss, in welchen Exú Geschichte das Problem seines Klienten und seiner Schwierigkeiten, zu finden sind?“, fragte Aketime.
„Ja, du hast es verstanden meine Liebe. Für die antike Kultur der Yorubás ist gar nichts neu, alles was jetzt passiert, gab es auch schon einmal früher. Der Schlüssel der oraklischen Bestimmung liegt in der suchen und finden der Exú Geschichte in deren mystischen Vergangenheit und das Lösen durch das Erkennen dessen in der Gegenwart. Alles ist eine Ebenbild dessen was vergangen ist, und wiederholt sich im Jetzt.“, sagte Mamuku.
„Alle Mythen werden nur mündlich weitergegeben, denn unsere Kultur der Yorubá-Völker benutzt dafür keine Schrift. Die Gestik, die Mimik, und der Tanz sind sehr wichtig. Jede Intonation muss stimmen. Dieser Mythos wird in 16 Kapiteln unterteilt, die selbst wiederum in weitere 16 Teile erzählt werden. Jede Kapitel wird „odu“ genannt. Jeder einzelne „odu“ ist sehr präzise und geduldig ausgeschmückt. Ein bestimmter Teil eines bestimmten Kapitels beinhaltet die vergangene Exú-Geschichte, die ihr mit der Hilfe der Orakel suchen wird. Es zeigt zugleich auf die Erklärung des heutigen Problems und bietet dadurch eine magische Heilung oder Lösung. Diese magische Heilung hat meistens mit Opfergaben an die Götter, die Orixás, zu tun.“
„Der Babalaô weiß, dass die vorgegebenen Lösungen in diese Geschichten zu finden sind, und dafür spielt er sein Ifá, das Orakel-Spiel. Aus Búzios (*Kaurimuscheln), oder eben aus einfacher Kerne. Er wirft 16 Búzios, oder ein anderes Orakelinstrument, welches auf den bestimmten Mythos hinweist. Mit seinem Ifá kann der Babalaô die Essenz des Problems erkennen. Damit kann er auch die gleiche damals benutzte Lösung verwenden, um das heutige Problem seines Klienten zu „heilen“. Der Heilungsprozess hängt heute nach wie vor mit Opfergaben zusammen.“
„Darum sagt man, dass Exú zuerst von den Opfergaben essen darf, damit er zufrieden die Bitte euer Klienten nach Orum - die Sitzt der Orixás - bringt, wo die anderen Orixás leben. Deswegen sagt man: „Iss zuerst, Exú!“
‚Das tue ich!’ spottete Exú. ’Auch deine Leiden!’

… Von Schmerz erfülltes Weinen rissen sie mit Gewalt aus ihrem unruhigen Schlaf. Das Essen kam begleitet von Kämpfen und Schreie. Den Matrosen war das Überleben der Sklaven nicht wichtig. Einmal am Tag bekamen sie zu essen und zu trinken. Die Matrose gingen durch die hungrige Meute zu Dritt und verteidigen der Topf mit Schläger und Stöcken. Kranke und Ohnmächtige bekamen nichts. Das Wenige, das sie erhielten, wurde direkt auf der Hand verteilt. Gierig leckten die Gefangenen alles was sie erwischen könnten. Keiner wusste zu sagen, was sie hier aßen. Den Geschmack kannten sie nicht. Aketime roch lediglich daran bis sie sah wie manche der Gefangenen ihr Anteil beäugten. Sie zwang sich rasch zu essen.
Aketimes Lippen waren vor Durst aufgeplatzt und geschwollen. Ihre Glieder schmerzten fürchterlich, da die Ketten an ihren Knöcheln und Handgelenken rieben. Ihrer Körper beklagte sich über so viele andere Dinge. Zumindest besserten ihre Kopfschmerzen ein wenig.
Das Leben auf dem Schiff war geprägt von Geräuschen. Holz knirschte oder zerbarst, die Segel sangen mit dem Wind, die Matrosen riefen sich Kommandos zu oder sangen Lieder in unbekannten Sprachen und die Sklaven schrieen ihr Schmerz und Hunger.
Das Leben auf dem Schiff wurde von Tag zu Tag schwieriger. Am Anfang lebte Aketime von einem Tag zum anderen. Langsam füllte der fürchterliche Hunger und Durst alles aus und wich nie aus ihren Gedanken. Je mehr sie das Zeitgefühl verlor, um so mehr trat ihr Hunger in den Vordergrund. Tage, vielleicht Wochen verstrichen bemerkbar nur an ihrem schwächenden Körper. Sie fühlte sich kraftlos und missbraucht, gezwungen, jeden Tag aufs Neue zu beginnen. Die tägliche Essenszeit wurde langsam zum Mittelpunkt ihres Daseins. Schlafen, aufwachen, schlafen, essen, trinken, schlafen und bis zur nächsten Mahlzeit überleben. Ein Rhythmus, der Trost lieferte. Monoton, und doch etwas, an das zu klammern es sich lohnte.
Das Mangel an Essen und Wasser und der feuchte, dreckige, von menschlichen Entleerungen gefüllte Schiffsbauch war Quelle für viele Krankheiten. Manche der Älteren und Schwachen trieb die Hoffnungslosigkeit in den Wahnsinn. Das Schmerzen der Gliedmaßen, die kleinen Abschürfungen, die sich sofort entzündeten und eitrig wurden, zerrte ständig an den verbliebenen Kräften der Gefangenen.
Eines Tages wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie der Gestank nicht mehr wahrnahm. Kurz danach starben die Ersten von ihnen.
Der Tod nahm zuerst die Älteren und die Jüngeren zu sich. Freunde, Familienmitglieder und zusammen gewürfelte Fremde mussten Tag für Tag mit ansehen, wie andere Gefangener ihr Leben aushauchten. Wenn jemand starb, durchbrach dieses Ereignis die Monotonie des Tages. Erst viel Später kamen Seemänner herunter und schleppten die Leiche hoch auf das Deck. Man hörte dann das Wasser platschen.
Aketimes verzweifelten Gedanken spiegelten sich in die Augen aller Gefangenen: „Danke, meinen Ahnen, dass ich noch am Leben bin“, sagte ein Unbekannter.
“Dies ist das Schiff der Untoten! Das Schiff der Verdammten, das uns in die Unterwelt bringt!“, schriee ein Anderer zurück. „Hier hört dich keinen Gott!“
„Dies ist das Schiff der Malungos, der Verwünschten!“, jammerten so manche ohne Hoffnung zu den Wänden, die ihnen sowieso kein Gehör schenkten. Aketime bemühte sich zu schlafen um ihre schwächenden Kräfte zu ersparen…



… Die Schwäche ihres Körpers klärte Aketimes Geist und Visionen holten sie in eine andere glücklichere Welt. Sie sah ihr Dorf, bevor es zum Angriff kam. Die kräftige Stimme ihres Muter-Des-Glaubens erfüllte Aketime mit Freude.
„ … die Orixás sollten der Menschheit zeigen, auf welche Art und Weise sie leben sollen“, lehrte Mamuku sie in ihrer liebevollen Art.
„Aber Mamuku, ist diese Aufgabe nicht erledigt?“, fragte eine viel jüngere Aketime. „Wir leben doch!“
Mamuku lächelte und sagte: „Gewiss, mein Kind, aber die Orixás begleiten uns noch weiter. Damit du das verstehen kannst, benötigst du das Wissen über die verschiedenen Welten. Sie sind alle miteinander verbunden und trotzdem können sie getrennt gesehen werden.“ „Welche Welten Mamuku?“
„Alle anderen Welten, Aketime. Die schnelle und die langsame, die dichte und die luftige, die pflanzliche oder erdige, selbst die der Untoten oder die der Geister.“
„Das verstehe ich nicht.“ „Als du geboren wurdest, Aketime, standen dir gleich drei Orixás zur Seite, und diese begleiten dich dein Leben lang weiter. Der Erste ist mit deinem Körper verbunden. Er hilft dir deinen Charakter zu entwickeln, deine Körperkraft zu steigern, und deine Verbindung zum anderen Geschlecht aufzubauen. Der zweite Orixá ist dein Geist, er gibt dir deine eigene Identität; dein Axé. Der dritte Orixá ist dein Gottesfunke, deine Seele. Du trägst ihn in dir. Er scheint sehr hell. Er lenkt dein Schicksal, und führt dich durch deinen Weg zur Erleuchtung, auch Axé genannt! Jeder trägt diesen drei Funken mit sich.“ Aketime zweifelte Mamuku nicht an. Sie fühlte in ihrem Herzen die Wahrheiten ihr Wörter. Die Stärke und Geborgenheit ihr Mutter-Der-Geister übermannte sie im Schlaf…

…sehnsüchtige Tränen stiegen ihr in die Augen und sie erwachte. Sie stöhnte leise, trocknete sich die Augen und sah Orundo vor sich knien. Er sah schrecklich aus. Sie legte ihre Hand auf seine Stirn und spürte, wie Orundo sich heiß anfühlte. Seine Haut brannte in Feuer. Er hatte viel Gewicht verloren. Der muskulöse Mann war ein Schatten seines Selbst. „Du hast im Schlaf gesprochen“, sagte er. Aketime wurde erst jetzt bewusst, dass viele der Gefangenen sie anstarrten. Die Augen ihres Volkes waren dunkel und traurig geworden, seit sie im Bauch des Schiffes gefangen waren. Wo war der Mut, der Würde und der Freude am Leben geblieben? Sahen sie in Aketimes Augen jetzt ebenfalls die Angst widergespiegelt?
Der Traum mit Mamuku erweckte in ihr das Mitgefühl für die Umwelt und ihre Mitmenschen. „Orundo, ich sprach in meinem Traum mit Mamuku. Sie erzählte mir vieles über die Götter und unsere Ahnen. Es war wunderschön.“ Krampfartiges Husten schüttelte Orundos Körper, bevor er antworten konnte. „Ah, hätte doch ich auch solche Träume“, flüsterte Orundo leise zu Aketime. „Alles, was ich denken kann, ist: atmen und essen. Aketime, wie lang werden wir das noch ertragen können? Wie lange sind wir schon hier drinnen? Eingekerkert wie Tiere, die in ihrem eigenen Dreck schlafen müssen. Ich kann das alles nicht länger durchstehen.“ „Gib die Hoffnung nicht auf, Orundo! Ich brauche dich! Es kann nicht mehr lange dauern, bis wir unser Ziel erreichen. Halte bitte durch!“ Mehrere der Mitgefangenen husteten ebenfalls. Sie benötigten ein Wunder um zu überleben. Sie selbst hatte wenig Kraft. Sie bewegten sich nur noch sparsam, langsam, fast Tot. Menschen mit glasigen Augen, aller Hoffnung und Richtung beraubt. Auch die Essensverteilung verlief anders, manche verweigerten das Essen. ‚Wer singt, verjagt seinen Ängste!’, sprach Mamuku ihr ins Gewissen.
Mamukus Geschichten hatten Aketime stets geholfen. Sie beschloss, dass die Zeit reif für Geschichten und Gesang war.
Aketime begann leise zu singen: „É Babà Ojê ôô é é Rué É Babà Ojê ôô é é Rué È Guni Guni É Babà Ojê ôô é é Rué È Guni Guni“ „Oxalufan Oxá Babá Oxalá Salufan Sabará e Sagrian“ Als Aketime die zweite Strophe wiederholte, stimmten mehrere Stimmen mit ein. Sie klangen schwach, aber trugen noch einen Funken Hoffnung im sich. „É Babà Ojê ôô é é Rué É Babà Ojê ôô é é Rué È Guni Guni É Babà Ojê ôô é é Rué È Guni Guni“ „Oxalufan Oxá Babá Oxalá Salufan Sabará e Sagrian“
“Wieso singst du diese Melodie?“, fragte ein Mann, den Aketime nicht kannte. Sie erzählte über ihre Ausbildung zur „Mutter-der-Geister“. Sie erzählte über ihren Traum und über die Prophezeiung, die sie durch das Búzios-Spiel erführ. Viele hörten gebannt zu. Fetzen eine andere Welt. Der Mann lachte nur sarkastisch.
„Träume weiter viel mehr bleibt uns nicht übrig ...“ Aketime entgegnete leicht verärgert:
„Oxalá, der Orixá, atmete den Menschen durch die Nase und erweckte uns damit zum Leben. Ohne das Atmen von Oxalá wären wir alle nur Puppen aus Schlamm. Er gab uns Leben und Vielfalt. Oxalá gab uns die Fähigkeit, uns zu vermehren und das Leben zu genießen. Wenn ich um mich schaue, sehe ich nur Tote. Wer nicht mehr lebt der verleugnet den Axé. Verliere nicht die Hoffnung!" Der Mann lachte gequält und gab seiner Verzweiflung Ausdruck, indem er seine Ketten schüttelte. „Welche Aussicht können wir hiermit noch haben? Wir sind im Bauch eines Schiffes, das uns irgendwohin verschleppt. Wir sterben eins nach dem Anderen!“, entgegnete er wütend. Viele um ihn herum nickten. Sie gaben dem Mann Recht. „Wie heißt du, mein Freund?“
“Oxaguianketu, ist mein Name“, antwortete er. „Oxaguianketu, ein wahrer Kriegername.“ Aketime lächelte ihn an. „So wie du mich bekriegst, mein Freund, so solltest du die da oben, die uns entführt haben, bekriegen. Diese Wut und das Feuer, das ich in dir entfache, dieses Feuer gab dir Oxalá. Richte es auf die Feige Männer da oben, die unser Volk in Ketten legen.“ “Solange es dauern mag, solange sie uns gefangen halten, solange werden auch wir nicht aufgeben. Das Feuer muss bleiben. Das Feuer muss brennen. Wo Leben ist, gibt es auch Hoffnung! Wer keine Vertrauen hat, ist schon verloren! Das ist die Wille der Götter!“, sagte Aketime.

Aketime versuchte ab nun an ihr Schicksal und das ihrer Mitreisenden, vor allem der Kinder, zu erleichtern, indem sie Geschichten erzählte oder sie auch zum Singen animierte, manchmal mit mehr, manchmal mit geringerem Erfolg.
Umso erschreckender war für alle Verschleppten, als es eines Tages plötzlich ganz still um sie wurde. Kein Geräusch war mehr zu hören. Man hörte außer schmerzvollen Seufzern und dem Atmen der Gefangenen nicht viel. Die Welt oben an Deck schien zu warten. Aber worauf?
„Der Wind! Sie warten auf den Wind. Wir stehen inmitten einer Flaute.“
Spät am Nachmittag, durch die Flaute beunruhigt und auch um ihre Langeweile zu bekämpfen, begannen die Matrosen sich zu betrinken. Sie wurden laut, es gab ein Handgemenge, das man sich unter Deck nur durch die Kampfgeräusche vorstellen konnte. Ein Mann wurde auf dem Oberdeck ausgepeitscht. Seine Schmerzschreie fügten sich nahtlos an die der Sklaven. Spät am Abend kamen die Matrosen in ihr Gefängnis getorkelt, um holten sich eine Frau. Dann wurde jedem klar, dass es doch noch schlimmer kommen könnte. Jeder verdrängte die Gedanken an das Schlimmste. Jeder wusste, was gerade geschah. Ihr Schreien der Furcht blieb unbeantwortet. Sie hatten selber Angst, und Aketime wurde sich wieder ihre Scham gewahr. Sie war froh nicht zum Vergnügen der Matrosen ausgewählt zu sein. Beschämung brannte sich in ihre Seele wie Feuer. Ihre Wut bekämpfte ihre Angst und verlor.

Die Flaute dauerte noch mehrere Tage an. Es waren merkwürdige Tage; zu grübeln, weshalb man eine solche Prüfung bestehen müsste. Aketime schwebte dauernd zwischen Angst und Vertrauen an ihr Glaube. Nur, es machte alles keinen Sinn. Sie nahmen in Ohnmacht alles hin, wie es kam. Orundos Zustand verschlechterte sich erheblich und Aketime befürchtete das Schlimmste.
Auch die Mädchen und die Jungen, die den Matrosen Nacht für Nacht nach oben zum „Spielen“ holten, waren Grund genug für Aketime, sich zu sorgen. Sie kamen zurück, apathischer, melancholischer, verrückter, als sie schon zuvor waren. Jedes Mal wünschte sich Aketime irgendetwas tun zu können, aber was? Sie hatte noch nie solche Gefühle der Bedeutungslosigkeit erlebt. Waren die Schreie der Lust den schmerzvollen so ähnlich? Oder bildete sie sich das ein? Tag für Tag wurden die Opfer der Vergewaltigungen mehr und ließen Aketime befürchten, dass sie selbst bald an der Reihe sein musste. Umso mehr wuchs ihre Grauen davor.
Was würde sie tun? Was taten diese Männer da oben? Sie sah die geschwollenen Münder und die blauen Flecken im Gesicht der Opfer, die bezeugten, wie brutal diese Matrosen die Gefangenen benutzten. Sie verglich in Gedanken, wie liebvoll ihre Einweihung in das Erwachsenenalter war, nachdem sie ihre ersten Blutungen gehabt hatte. Sie musste zwar die Tage der Blutungen allein in einer Hütte mit den anderen Mädchen verbringen, aber danach erlebte sie die Wollust mit einem älteren Mann ihrer Wahl. Der Mann war sehr zärtlich zu Aketime gewesen, und sie genoss an diesem gemeinsamen warmen Sommerabend ihren ersten Höhepunkt. Welche Freude war dieses Erlebnis gewesen. Die Wonne, zwischen Mann und Frau geteilt, wenn sie sich gegenseitig rücksichtsvoll verhielten. Damit war ihre Kindzeit vorbei und sie wurde ein angesehenes Mitglied des Frauenrates. Eine Candomblé Eingeweihte, die zukünftige „Mutter–Der–Geister“. Mächtiger als jeder anderer Mann außer dem König.
Welch ein Unterschied zu den Erlebnissen dieser Mädchen hier. Von einem Fremden mit Gewalt gezwungen, etwas zu tun, was Mann und Frau nur freiwillig tun sollten. Es war für Aketime entsetzlich darüber nachzudenken.

Die Windflaute endete plötzlich. Sie spürten, wie das Schiff wieder in Bewegung kam. Sie hörten wie die Segel der Ankunft der Wind pfiff. Die Geschäftigkeit der Schiffsbesatzung über ihren Köpfen nahm wieder ihren gewohnten Lauf. Aketime hoffte, als sie den Wind in den Segeln hörte, sich dieses Schicksal zu ersparen.
Der Abend kam, und obwohl der Wind in einer stetigen Brise wehte, erkannten alle im Schiffsbauch, dass sich oben etwas veränderte. Die Matrosen betranken sich weiterhin. Sie spielten grob miteinander und amüsierten sich vorerst auf Kosten der Schiffsjungen. Doch es dauerte nicht lange, und schon kamen besoffene Matrosen unter Deck. Ihre ehemaligen Opfer versuchten sich tot zu stellen. Vielleicht waren sie wirklich tot. Alle hatten große Angst.
Aketime verachtete diese Männer. Sie würde jeden Einzelnen zusammenschlagen und die Ohren abschneiden. Sicher nicht nur die Ohren. Sie würde alles klein zerhacken und den Fischen vorwerfen. Ihr Hass war mittlerweile so groß, dass es förmlich aus ihr sprudelte.
Die Männer bemerkten die Feindseligkeit ihren Blick und antworteten mit roher Gewalt. Sie packten Aketime und zerrten sie lachend an Deck. Dieses „Spiel“ war für sie einfach.
Aketime wehrte sich kaum. Es hatte ja doch keinen Sinn. Wie oft dachte sie darüber nach? Wie oft malte sie sich aus, wie diese Männer sie mit Gewalt nahmen? Wie oft stellte sie sich vor, wie sie diese Männer, einen nach dem anderen, umbringen, das Schiff kapern und alle Mitgefangenen befreien würde? Wie oft müsste sie enttäuscht erkennen, dass dies alles nur eine Fantasie war. Vielleicht war die Realität weniger erschreckend als ihre Vorstellungskraft. Sie wollte endlich diese Furcht hinter sich bringen und sich nicht Tag für Tag quälen, ob und wann es passieren könnte.
Sie gewann durch ihren Hass etwas Abstand. Die Männer sahen viel kleiner als in ihren Alpträumen aber nicht hässlicher. Während Männer sie an Armen und Beinen festhielten, den Erste dann den Zweite über sie herfielen, benutzte Aketime ihren Hass wie eine Rüstung. Wie viel Positives würde in ihrem Leben geschehen, nach solchen Prüfungen! Sie klammerte sich an ihr Hassgefühl wie ein Schiffsbrüchiger an eine Planke.
‚Das wird dich teuer zu stehen kommen, Exú! Das sollst du wissen!’, Aketime schrie ihren Zorn, ihre Wut und Ohnmacht laut aus sich. So laut sie könnte, damit Exú es hörte. Die Matrosen, durch ihre Schreie aufgestachelt, feuerten sich gegenseitig an. Aketimes Schreie schürte ihre Wollust noch mehr.
In ihrer Not erkannte sie, dass diese Männer nur ihrem Körper Gewalt antun konnten, ihre Seele jedoch, ihr wahres Ich, blieb unbefleckt. Dieser Teil trieb ihre Wut an, Ohnmacht in Macht umzuwandeln. Sie bediente sich ihre Fähigkeiten als Mutter-Der-Geister. Sie benutzte ihre eigene sexuelle Energie wie einen Schwamm und beraubte mit jedem Stoß die Männer ihrer Lebensenergie. Die Matrosen waren diejenigen die vergewaltigt wurden. Nachdem sie sich befriedigten, fühlten sie sich kraftlos und müde, und manche Schreie von Aketime waren eher kriegerisch als schmerzvoll. Sie setzte die angesammelte sexuelle Energie um. Sie blickte den Matrosen der Reihe nach und ließ wie einen Schlangenbiss ihre Energie auf den nächsten von ihnen los. Zur Belustigung seiner Kameraden bekam er keine Erektion.
Aketime verspottete ihn in ihrer eigenen Sprache. Nur ihre Zeichen waren den anderen verständlich.
Der Matrose, sichtlich durcheinander und erniedrigt, verpasste Aketime einen Schlag ins Gesicht. Er wollte nun allen seine Männlichkeit zeigen. Ihr rechtes Auge begann sofort zu bluten. Der Matrose zog bedrohlich sein Messer. Es war unglaublich lang und spiegelte sich scharf im Licht. Als er sich näherte, um sie zu erstechen, trat Aketime mit voller Wucht in seine Geschlechtsteile. Er fiel mit einem leisen Aufschrei zu Boden. Seine Schiffskameraden wussten nicht, ob sie lachen oder sich vereint auf Aketime stürzen sollten. Manche zogen ihre Messer. Ein riesiger schwarzer Matrose drängte sich vor und baute sich vor Aketime auf. Er schrie ihr Drohungen ins Gesicht, dass die Spucke flog, hob sie aber danach vorsichtig auf und trug sie aus dem Raum zurück in den Schiffskerker. Die anderen Männer waren ermüdet und zu überrascht oder betrunken, um zu reagieren.
Auch Aketime überraschte es. Jemanden wie ihn, als freien Mann, als Matrosen, auf so einem Schiff arbeiten zu sehen, war völlig außerhalb ihrer Vorstellungskraft. Wie konnte einer ihrer eigenen Rasse bei so etwas mitmachen? Wie konnte er die Versklavung ihres Volkes zulassen?
Als sie das Klicken ihrer Eisenketten hörte, ließ die Neugier ihre Zunge endlich frei.
„Wie heißt du?“
Der schwarze Matrose zögerte, senkte seinen Blick zu Boden und rang sichtlich innerlich aufgewühlt und zerrissen um Worte. Sie wiederholte ihre Frage:
„Wie heißt du?“
„Ich weiß was du gerade denkst. Aber es ist besser, du vergisst das schnell wieder. Ich heiße Baga. Ich bin ein Sklave, so wie du. Ich darf da oben nur mein Leben riskieren, weil ich stark bin und ein anderer Seemann während meiner „Malungo“ Reise starb. So wurde ich gezwungen hier zu arbeiten. Während ihr bald wieder Festland sehen werdet, werde ich noch lange Jahre hier Gefangener sein und dienen.“
„Baga, schau dich hier um. Mach deine Augen auf. Das sind Kinder hier! Mein Freund dort stirbt gerade, weil keine Medizin vorhanden ist! Ha! Keine Medizin, kein Wasser, kein Essen, nichts außer Tod, Wahnsinn, Vergewaltigung und Krankheit. Du musst für uns etwas unternehmen.“ Aketime blickte ihn eindringlich an.
„Ich kann nichts für euch tun.“
Daraufhin drehte sich Baga um und verließ verstört das Unterdeck. Leichte Regen trommelte über ihren Köpfen. Wer könnte fand eine Ritze und stillte ihr Durst mit frischem Regenwasser.

Spät am Abend des nächsten Tages, öffnete sich die Luke wieder. Alle warteten gespannt, wer diesmal zum Opfer gemacht werden würde. Anstatt dessen tauchte Baga wieder auf. Er trug ein Wasserfass mit sich. Er kam zu Aketime und streckte ihr getrocknete Kräuter und Knoblauch entgegen.
„Das sollte deinem Freund helfen, diese Reise zu überleben. Lang kann es nicht mehr dauern, wir haben gerade das Äquatorfest gefeiert. Wenn der Kapitän nicht besoffen ist, traut sich keiner der Mannschaft mehr solche Spiele zu betreiben. Bete nur zu deinen Orixás, dass es keine Windflaute mehr gibt. Dann ist alles nur mehr halb so schlimm.“ Ohne weitere Versprechungen ging Baga, der schwarze Matrose, wieder.
Aketime war ihren Göttern dankbar. War Baga der Grund, weshalb sie soviel über sich ergehen lassen musste?

Das Leben der Sklaven wurde mit der Hilfe dieses Mannes von nun an ein wenig erträglicher. Sie bekamen regelmäßiger zu essen und hatten gerade ausreichend zu trinken, um zu überleben. Immer, wenn es regnete, und das tat fast jeder Abend, brachte Baga danach ein frisches Wasserfass hinunter.
Orundo ging es mit Bagas Kräutern besser. Langsam fing sein Fieber an zu sinken, seine Augen wurden klarer, und er fühlte sich weniger schwächlicher. Sein Körper war noch energielos, aber er wusste, dass er überleben würde. Orundo war ein Krieger; gewohnt, wie ein Löwe um sein Leben zu kämpfen.
Orundo sah Aketimes geschundenen Körper und ihr geschwollenes Gesicht. Er fühlte sich elend, aber wie würde Aketime sich jetzt fühlen?
Orundo wusste es nicht. Sie war für ihn wie eine jüngere Schwester oder Tochter. Er liebte sie wie ein Vater. Er war ihr Beschützer fürs Leben. Er würde bereitwillig sein Leben für das ihre geben. Das verlangte von ihn seinen Eid. Das, was diese Männer ihr angetan hatten, war ein Frevel. Orundo brannte innerlich darauf, sie alle in seine Finger zu kriegen. Er brannte nicht mehr aus Fieber, sondern aus Hass, aus gerechtem Zorn. Diese Wut würde seine Rettung sein. Er konnte unmöglich sein Leben aufgeben, solange Aketime hier war und selbst weiter kämpfte. Sie ging diesem schrecklichen Schicksal mit einer Würde entgegen, die Orundo nur von Erzählungen kannte. Sie war wie eine Königin der Legenden und Mythen, aber hier war sie und lebte auf diese Weise, direkt vor seinen Augen. In ihre tiefste Not dachte Aketime nur an ihre Mitmenschen und an ihn. Der ganze Dreck, der ihre lieblichen Gesichtzüge verdeckte, war nicht genug, um ihre Würde und ihren Mut vor Orundo zu verstecken. Er wurde seines eigenen Stolzes auf sie noch nie so bewusst wie in diesem einen Moment.
Er hasste diese Männer für das, was sie Aketime angetan hatten. Er versprach sich insgeheim, das ganze Besatzung, einen nach dem anderen, zu töten. Zu Ogum, dem Orixá der Eisen, besiegelte er seinen Schwur mit einen Kuss auf die Ketten, die ihn gefangen hielten.

Ihre Reise kam zu Ende, so plötzlich, wie sie begann. Ein ferner Ruf, der Land ankündigte, die Vorbereitungen, die für das Einlaufen des Schiffes getroffen wurden, und das Andocken mit lautem Getöse im Hafen der Kolonie.
Da der Sklavenhändler sich die Steuern an die Krone ersparen wollte, gingen sie nicht gleich in Olinda, dem Haupthafen, an Land, sondern steuerten ihr Schiff etwas südlicher in eine Bucht namens „Porto de Galinha“ – der Hühner-Hafen. Bald würde den Ruf erhört werden: „Es sind Hühner aus Angola eingetroffen!“ Die Händler aus Pernambuco wussten dann, dass neue Sklaven in „Porto de Galinha“ angekommen waren. Diese spezielle Art der Hühner, „Galinhas“ auf Portugiesisch, kam aus Angola, Afrika. Sie wussten, dass sie hier Sklaven günstiger kaufen konnten. Es war ein wohlbekanntes Geheimnis.
 

Nimroc

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Sie kannte solche Schiffe durch Händler, die ab und zu im Dorf vorbeikamen. Die Sklavenjäger benutzten klein und überfüllte Fischerboote die aus jeder Nähte zu platzen drohten. Diesmal wurde ihr Volk die Ware dieser Händler sein. Gepfercht auf einander in kleinsten Raum, konnte sie sich kaum bewegen, ihren Kopf tat höllisch weh und sie fühlte sich innerlich tot, begraben und vergessen.
Sie landeten an einem größeren Hafen an, jenseits des Flusses. Dort wurden sie abgeladen. Unfähig jegliches Gefühl folgte sie widerstandslos der Anweisungen. Sie nahm das Geschehen um sich wahr, wie in einem bösen Traum, den man zu vergessen suchte. Sie und alle anderen Gefangenen wurden zusammen getrieben und zum Hafen gebracht. Sie warteten lange Zeit in der Sonne sitzend auf irgendetwas. Die Geräuschkulisse einer Hafenstadt erfüllte jeder Kanten und Winkel. Fischerweiber und Töchtern rollten ihr Wagen herbei und priesen ihre Waren. Emsige Matrosen luden Gepäck aus ihrem Schiffen auf und ab. Der aufgewirbelte Staub, die Insekten, die man mit gefesselten Händen nicht verjagen konnte und die angestaute Hitze des Nachmittags quälten sie. Der Durst trocknete ihre Lippen. Später wurden sie auf ein größeres Schiff geladen, in dessen Bauch wieder gezwängt und angekettet. Das alles wurde zu einem einzigen Nebel in ihrem Kopf. Die Pumpe in ihren Ohren übertönte das Geschrei und den Schmerz um sie herum.
Im neuen Schiffsbauch saßen bereits gefangene Bantos aus anderen Flussdörfern. Einem alles beherrschenden Geruch überwältigte Aketime. Ein Geruch der Gefangenschaft, durchdrungen mit Gestank von Fäkalien, Schweiß, Krankheit, Angst, Tod und Salz. Die Gefangenen lebten schon lange in ihrem eigenen Kot. Das verzweifelte Gefühl, das sich in Aketime’s Herz bohrte, war diesem Geruch sehr ähnlich. Ein lebendiger Ausdruck ihres Inneren. Übermüdet versuchte sie zum schlafen …
… Exú lachte ihr ins Gesicht, mächtig in seinen Farben. Das Rot des Blutes war überall zu sehen, vermischt mit dem Dunkel der Gefühllosigkeit in ihrem Herzen und in der Magengrube. Er trug seine Hörner mit schrägem Humor zur Schau. Exú in voller Pracht.
’Was willst du wirklich von mir Exú? Lass mich in Ruhe!’, sie stöhnte im Schlaf. Exú ließ ungern los. Sein spottendes Grinsen trieb sie zum Weinen. Sie weinte ihren Verlust hinaus, und je mehr sie weinte, desto mehr schien sich Exú darüber zu amüsieren. Der Orixábote beschnupperte ihr Zweifeln, streckte seine lange Zunge und trank aus ihr Tränen. ‚Köstlich!’
… Ihre Verzweiflung schmeckte bitter, unerträglich und scharf genug, um sie doch noch aus ihrer Gefühllosigkeit zu wecken. Sie fühlte sich elend und klammerte sich daran, wie ein Matrose bei hohem Seegang. Die Gedanken an die Toten und Verlust kreisten in ihr Kopf herum. Alles was sie kannte gehörte jetzt der Vergangenheit an. Ihre Ausbildung zur „Mutter der Götter“, ihr Dorf, ihre Freunde ... Alles was sie bis dahin kannte, vernichtet innerhalb eines Tages. Aketime stellte sich vor, wie dieses Schiff zu sein, dem Wind folgend über die Wellen fahren, tänzelnd, befreit von allen Sorgen, wie ein Kind, das sein Spielzeug dem Wellengang des Strandes anvertraute. Wie um sie zu necken, begann sich das Schiff geduldig von rechts nach links zu schaukeln.
‚Wohin werden diese Männer mich und mein Volk bringen Exú?’, sie bekam keine Antwort auf ihre Frage. War Exú nicht der Bote der Götter? Er war verpflichtet ihre Fragen zu beantworten.
Doch er antwortete nicht. Exú wollte nicht reden. Wo verlor sie ihr Vertrauen an ihre Orixás? Sie spürte nur diese Leere. Dieser unbeschreibliche Verlust breitete sich wie ein Geschwür in ihrer Magengrube aus.
Sie massierte ihren Bauch, um diese Leere zu verbannen und fand die kleine Tasche, die Mamuku ihr noch einsteckte bevor sie starb. Ein dünnes Lächeln der Sehnsucht breitete sich in ihrem Gesicht aus, als sie den kleinen Lederbeutel, der Mamuku’s Ifá enthielt, liebkoste. Es war tatsächlich Mamuku’s Tasche, in der sie ihr Búzios Muschelspiel aufbewahrte, und der weich von Benützung in ihren Händen jetzt lag. Die Ifá, das Muschelspiel, wurde von Generation zu Generation der Mamuku’s weitergereicht und diente dem Kontakt mit ihren Ahnen und Göttern. Exú wachte über das Spiel. Mamuku konsultierte ihr Orakel jeden Tag, und die Búzios nach Antworten auf die Fragen ihres Kunden zu werfen. Sie trug diesen kleinen Beutel stets bei sich, wie ein Patuá.
‚In jeder Kurve oder Kreuzung deines Weges wartet dein Schicksal, dein Axé auf dich. Es gibt keinen Zufall, Aketime. Alles fällt dir zu! Du hast die Wahl selbst schon vor längerer Zeit getroffen!’
Mamuku’s tadelnde Stimme zu hören, auch wenn nur im Geist, war für Aketime wie der Anblick eines Regenbogens. Ihre Gesichtszüge erhellten sich. Wenn Mamuku’s Geist wirklich bei ihr weilte, würde sie ihr, Aketime, den richtigen Weg durch das Orakelspiel zeigen? Aketime öffnete den Beutel, nahm die Muscheln heraus und begann mit den Búzios zu spielen.
Sie klärte ihren Geist von aller Furcht und unnötigen Gedanken, so wie sie es gelernt hatte, und bat ihre Ahnen um Hilfe. Gespannt würfelte sie die erste „Welle“.
Ständig begleitet von Mamuku’s Stimme suchte Aketime über das Ifá die Antwort auf ihre Fragen. Nach einiger Zeit begann sie die Muster der Muscheln zu erkennen. Es breitete sich vor Aketime aus wie ein Buch. Das Muschel-Orakel formte Bilder in ihrem Geist. Je öfter sie würfelte, desto mehr durchblickte sie den trügerischen Willen der Götter und Ahnen. Die Ergebnisse schockierte sie. Aketime, in Afrika geboren, um Königin zu sein, sie die ihre Ausbildung genoss, um „Mutter-Der-Götter“ zu werden, die so viele Männer haben könnte wie sie wollte, sie hatte einen Auftrag. Die Orixás brachten sie als Sklavin in neuen Ländern, um dort wieder Königin und Mutter-Der-Götter zu werden. Die Orixás wollten dieses neue Land erobern, und Aketime war ihr Instrument dazu. Sie sollte dort dienen.
Die Prophezeiung, der Ifá, nahm ihren Lauf, und Aketime fühlte sich wie ein Blatt im Wind. Durch Gewalt aus ihrem Baum gerissen, geschüttelt und hin und her geworfen. Durch diesen Wind würde sie an einen neuen fruchtbaren Boden gebracht werden. Aketime müsste dort einen neuen Baum ihres Lebens pflanzen.
‚Der Wille meiner Ahnen!’, dachte sich Aketime.
Sie konnte hören wie Exú über sie lachte. Die Zukunft sprach zu ihr. Sie musste nur genug Kraft besitzen und das Hier und Jetzt überleben! So waren die Spiele von Exú. Das Wissen über den Willen der Götter erleichterte ihr nicht, die Geschehnisse zu ertragen. Aketime war erst sechzehn Jahre alt. Sie weinte sich mit ihren letzten Tränen in den Schlaf. Von Schmerz erfülltes Weinen und Schreie hatten sie mit Gewalt aus ihrem unruhigen Schlaf gerissen. Sie erwachte mit schmerzenden Gliedern. Die Ketten rieben unerträglich an ihren Knöcheln und Handgelenken. Ihre Lippen waren mittlerweile vor Durst geschwollen und aufgeplatzt. Sie stellte überrascht fest, dass sich zumindest ihre Kopfschmerzen gebessert hatten, da ihrer Körper sich über so viele andere Dinge zu beklagen hatte.
Es dauerte sehr lange, bis irgendeine Form der Verpflegung kam. Den Matrosen schien das Überleben der Sklaven nicht so wichtig zu sein. Einmal am Tag bekamen sie zu essen und zu trinken. Keiner wusste zu sagen, was sie hier aßen. Den Geschmack kannten sie nicht. Das Wenige, das sie erhielten wurde verteilt. Manche der Gefangenen beäugten gierig ihren Anteil. Aketime zwang sich, so rasch wie es ihr die Ketten erlaubten, zu essen. Am Anfang lebte Aketime von einem Tag zum anderen. Je mehr sie das Zeitgefühl verlor, um so mehr trat ihr Hunger in den Vordergrund. Tage, vielleicht Monaten verstrichen, und Aketime fühlte sich körperlich immer schwächer. Die tägliche Essenszeit wurde langsam zum Mittelpunkt ihres Daseins. Schlafen, aufwachen, schlafen, essen, trinken, schlafen und bis zur nächsten Mahlzeit überleben. Ein Rhythmus der seinen Platz fand. Monoton, und doch etwas, an das zu klammern es sich lohnte. Langsam füllte der fürchterliche Hunger alles aus, und wich nie aus ihren Gedanken. Sie fühlte sich kraftlos und missbraucht, gezwungen jeden Tag aufs Neue zu beginnen.
Das Leben am Schiff war geprägt von fremdartigen Geräuschen. Holz knirschte oder zerbarst, die Segel sangen mit dem Wind, die Matrosen riefen sich Kommandos zu, oder sangen Lieder in unbekannten Sprachen. Das Leben auf dem Schiff wurde nicht leichter, sondern von Tag zu Tag schwieriger. Das Wenige an Essen und Wasser und der feuchte, dreckige, von menschlichen Ausdünstungen gefüllte Schiffsbauch war Quelle für viele Krankheiten. Manche der Älteren und Schwachen trieb die Hoffnungslosigkeit in den Wahnsinn. Das Schmerzen der Gliedmaßen, die kleinen Abschürfungen, die sich sofort entzündeten und eitrig wurden, zerrte ständig an den verbliebenen Kräften der Gefangenen.
Eines Tages bemerkte sie dass der Gestank war so abgestumpft, dass sie den Geruch nicht mehr wahrnahm. Es wurde ihr nicht mehr bewusst. Kurz danach fingen die Ersten zu Sterben. Der Tot nahm zuerst die Älteren und die Jüngeren zu sich. Freunde, Familienmitglieder und zusammen gewürfelte Fremde mussten Tag für Tag mit ansehen, wie andere „Malungos“, in diesen Tagen der Reise ins neue Land ihr Leben aushauchten. Malungos, das Wort für die Verdammten in ihrer Sprache.
Wenn jemand starb, durchbrach dieses Ereignis die Monotonie des Tages. Oft erst nach Stunden kamen die Matrosen hinunter und schleppten die Leiche hoch auf das Deck. Später hörte man etwas Großes ins Wasser platschen. Die Augen der Gefangenen spiegelten ihre verzweifelten Gedanken: „Danke, meinen Ahnen, dass, ich noch am Leben bin“, sagte ein Unbekannte.
“Dies ist das Schiff der Untoten! Das Schiff der Verdammten, das mich in die Unterwelt bringen soll!“, schrie ein Anderen.
„Dies ist das Schiff der Malungos, der Verdammten!“, schrieen so manche ohne Hoffnung zu den Wänden die ihnen sowieso kein Gehör schenkten.
 

Nimroc

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Die Schwäche ihres Körpers schien jedoch ihren Geist zu klären. Visionen holten sie in eine andere Welt. Sie sah ihr Dorf bevor es zum Angriff kam. Mamuku erklärte ihr manches über das Feuer, Wasser, Erde, und Himmel. Und über das Land der Geister und ihrer Ahnen. Mamuku erzählte, wie Gott den Orixás befahl, Teile der Erde zu regieren. Die kräftige Stimme Mamuku’s erfüllte Aketime mit Freude und hinterließ sie in nostalgischen Träumen. Diese etwas dickliche gedrungene bunt gekleidete alte Frau war nicht wirklich ihre Mutter, aber diente ihr als Mamuku, ihre Mutter in der Spirituellen Welt. Sie erzählte ihr, wie Gott den Orixás Aufgaben zuteilte.
„Die Orixás sollten der Menschheit zeigen, auf welche Art und Weise sie überleben sollen.“, lehrte sie Mamuku in ihrer liebevollen Art.
„Aber Mamuku, ist diese Aufgabe nicht erledigt?“ fragte Aketime. Selbst in ihren Ohren klang ihre kindliche Stimme fremdartig. „Wir überleben doch!“
Mamuku lachte und sagte: „Gewiss mein Kind, aber die Orixás begleiten uns noch weiter. Damit du das verstehen kannst, benötigst du das Wissen über die verschiedenen Welten. Sie sind alle miteinander verbunden, und trotzdem können sie getrennt gesehen werden.“ „Welche Welten Mamuku?“
„Aller anderen Welten Aketime. Die schnelle und die langsame, die dichte und die luftige, die pflanzliche oder erdige, selbst die der Untoten oder die der Geister.“ „Als du geboren wurdest Aketime, standen dir gleich drei Orixás zur Seite, und diese begleiten dich dein Leben lang weiter. Der Erste ist mit deinem Körper verbunden. Er hilft dir deinen Charakter zu entwickeln, deine Körperkraft zu steigern, und deine Verbindung zum anderen Geschlecht aufzubauen. Der zweiten Orixá ist dein Geist, er gibt dir deine eigene Identität. Dein Axé. Der dritte Orixá ist dein Gottesfunke, deine Seele. Du trägst ihn in dir. Jeder trägt diesen Funken mit sich. Er scheint sehr hell. Er lenkt dein Schicksal, und führt Dich durch deinen Weg zur Erleuchtung, auch Axé genannt!“ Aketime, sah, hörte, und fühlte diese ewigen Wahrheiten in ihrem Herzen, ohne daran zu zweifeln. Ihr Gefühl von Stärke und Geborgenheit wurde in diesem Moment allmächtig. Ungewollte Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie erwachte als ihrem Traum denn Orundo sie schüttelte. Sie stöhnte leise, öffnete die Augen, und sah Orundo vor sich knien. Er sah schrecklich aus. Seine Augen brannten in Feuer. Sie legte ihrer Hand auf seine Stirn und spürte wie Orundo sich heiß anfühlte. Seine Stimme war sehr schwach. Er hatte viel Gewicht verloren. Der muskulöse Mann war zur Hälfte seines Körperbaus geschrumpft. „Du hast im Schlaf gesprochen.“, sagte er. Aketime wurde erst jetzt bewusst, dass viele der Gefangenen sie anstarrten. Die Augen ihres Volkes waren, seit sie im Bauch des Schiffes gefangen waren, dunkel und traurig geworden. Der Traum mit Mamuku öffnete ihre Augen erneut für ihre Umwelt und ihre Mitmenschen. Wo war ihre Mut, Würde und Freude geblieben?
Sahen sie in Aketime’s Augen jetzt ebenfalls die Angst widerspiegelt? „Orundo, ich sprach in meinem Traum mit Mamuku. Sie erzählte mir Vieles über die Götter und unsere Ahnen. Es war wunderschön.“ Husten schüttelte Orundo's Körper bevor er antworten konnte. „Ah, hätte doch ich auch solche Träume.“, flüsterte Orundo leise zu Aketime. „Alles was ich denken kann ist weiteratmen und weiter essen. Aketime, wie lang werden wir das noch ertragen können? Wie lange sind wir schon hier drinnen? Eingekerkert wie Tiere, die in ihrem eigenen Dreck schlafen müssen. Ich kann das alles nicht länger ertragen.“ „Gib die Hoffnung nicht auf Orundo! Ich brauche Dich! Es kann nicht mehr lange dauern, bis wir unser Ziel erreichen. Halte bitte durch!“ Aketime merkte, dass mehrere der Mitgefangenen die selber Husten hatten. Wenn sie alle das hier überlebten, wäre das wirklich ein Wunder. Sie hatte selbst wenig Kraft. Alle bewegten sich nur noch sparsam, langsam. Menschen mit glasigen Augen, aller Hoffnung und Richtung beraubt. Auch die Essensverteilung verlief anders, manche verweigerten das essen. Sie beschloss dass der Zeit reif für Geschichten und Gesang war. Mamuku's Geschichten hatten Aketime stets geholfen.
‚Wer singt, verjagt seinen Ängste!’, Aketime begann leise zu singen: „É Babà Ojê ôô é é Rué É Babà Ojê ôô é é Rué È Guni Guni É Babà Ojê ôô é é Rué È Guni Guni“ „Oxalufan Oxá Babá Oxalá Salufan Sabará e Sagrian“ Als Aketime die zweite Strophe wiederholte, stimmten mehrere Stimmen mit ein. Sie klangen schwach, aber man fühlte noch einen Funken Hoffnung dahinter. „É Babà Ojê ôô é é Rué É Babà Ojê ôô é é Rué È Guni Guni É Babà Ojê ôô é é Rué È Guni Guni“ „Oxalufan Oxá Babá Oxalá Salufan Sabará e Sagrian“ Nachdem der Gesang abstarb fühlte sich Aketime etwas besser.
“Wieso singst du diese Melodie?“, fragte ein Mann, den Aketime nicht kannte.
Sie erzählte über ihren Traum, und über die Prophezeiung, die sie durch das Búzios-Spiel gesehen hatte. Sie erzählte über ihre Ausbildung zur „Mutter-Der-Geister“. Der Mann lachte.
„Träume weiter, liebliche Aketime, viel mehr bleibt uns nicht mehr übrig ...“ Aketime entgegnete:
„ Ist Oxalá nicht der Orixá, der den Menschen in die Nase atmete und sie alle zum Leben erweckte? Ohne Oxalá wären wir alle nur Puppen aus Lehm. Er gab uns Leben und Vielfalt. Oxalá gab uns die Fähigkeit, uns zu vermehren und das Leben zu genießen. Wenn ich um mich schaue, sehe ich nur Tote. Ihr lebt nicht mehr. Ihr verleugnet den Oxalá in euch. Ihr habt eure Hoffnung verloren." Der Mann lachte gequält und gab seiner Hoffnungslosigkeit Ausdruck, indem er seine Ketten schüttelte. „Welche Hoffnung können wir hiermit noch haben? Wir sind im Bauch eines Schiffes, das uns irgendwohin verschleppt. Wir schlafen in unserem eigenen Kot!“, entgegnete er wütend. Alle um ihn herum nickten. Sie gaben dem Mann Recht. „Wie heißt du, mein Freund?“
“Oxaguianketu, ist mein Name.“, antwortete er. „Oxaguianketu, ein wahrer Kriegername.“ Aketime legte ihre Hand auf Oxanguianketu’s Schulter und lächelte ihn an. „So wie du mich bekriegst, mein Freund, so solltest du die da oben, die uns entführt haben, bekriegen. Diese Wut und das Feuer, das ich in dir entfache, dieses Feuer gab dir Oxalá. Richte es auf die da oben, die unser Volk in Ketten legen. „Solange es dauern mag, solange sie uns gefangen halten, solange werden auch wir nicht aufgeben. Das Feuer muss brennen. Das Feuer muss bleiben. Wo Leben ist, gibt es auch Hoffnung! Wer keine Hoffnung hat, ist schon verloren! Das ist die Wille der Götter!“, sagte Aketime.
 

Nimroc

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Aketime versuchte nachdem ihr Schicksal, und das ihrer Mitreisenden, vor allem der Kinder, zu erleichtern, indem sie Geschichten erzählte, oder sie auch zum Singen animierte, manchmal mit mehr, manchmal mit geringerem Erfolg.
Umso erschreckender war für alle Verschleppten, als es eines Tages plötzlich ganz still um sie wurde. Kein Geräusch war mehr zu hören. Man hörte außer schmerzvollen Seufzern und dem Atmen der Gefangenen nicht viel. Die Welt oben an Deck schien zu warten. Aber worauf?
„Den Wind! Sie warten auf den Wind. Wir stehen inmitten einer Flaute.“
Spät am Nachmittag durch die Flaute beunruhigt, und auch um ihre Langeweile zu bekämpfen, begannen die Matrosen sich zu betrinken. Sie wurden laut, es gab ein Handgemenge, die man unter Deck nur durch die Kampfgeräusche sich vorstellen konnte. Ein Mann wurde in Oberdeck ausgepeitscht. Seinen Schmerzschreien fügte nahtlos an dem der Sklaven. Spät am Abend kamen die Matrosen in ihr Gefängnis getorkelt, um holten sich eine junge Frau. Dann wurde jedem klar, dass es doch noch schlimmer kommen könnte. Jeder verdrängte die Gedanken an das Schlimmste. Jeder wusste, was gerade geschah. Ihr Schreien der Furcht blieb unbeantwortet. Sie hatten selber Angst und jeder wurde sich seiner Scham gewahr. Aketime war froh, dass sie nicht zur Vergnügung der Matrosen ausgewählt wurde. Scham brannte sich in ihre Seele wie Feuer. Ihre Wut bekämpfte ihre Angst und verlor.
Die Flaute dauerte noch mehrere Tage an. Es waren merkwürdige Tage. Zu grübeln, weshalb man eine solche Prüfung zu bestehen hatte, war in solchen Momenten ein ständiger Begleiter. Aketime schwebte dauernd zwischen ihr Angst und ihr Glaube. Nur, es machte alles keinen Sinn. Sie nahmen es in Ohnmacht wie es kam. Aketime sorgte sich viel mehr um Orundo weil sein Zustand sich erheblich zu verschlechtern schien.
Auch die Mädchen und die Jungen, die von den Matrosen Nacht für Nacht nach oben zum „Spielen“ geholt wurden, waren Grund genug für Aketime sich zu sorgen. Sie kamen zurück, apathischer, melancholischer, verrückter als sie schon zuvor waren. Jedes Mal wünschte sich Aketime irgendetwas tun zu können, aber was? Sie hatte noch nie solche Gefühle der Bedeutungslosigkeit erlebt. Waren die Schreie der Lust den schmerzvollen so ähnlich? Oder bildete sie sich das ein? Tag für Tag wurden die Opfer der Vergewaltigungen mehr und ließen Aketime erkennen, dass sie selbst bald an der Reihe sein musste. Umso mehr wuchs ihre Angst davor.
Was würde sie tun? Was taten diese Männer da oben? Sie sah die geschwollenen Münder und die blauen Flecken im Gesicht der Opfer, die bezeugten wie brutal diese Matrosen die Gefangenen benutzten. Sie verglich in Gedanken wie liebvoll ihre Einweihung in das Erwachsenenalter war, nachdem sie ihre ersten Blutungen gehabt hatte. Sie musste zwar die Tage der Blutungen allein in einer Hütte mit den anderen Mädchen verbringen, aber danach erlebte sie die Wollust mit einem älteren Mann ihrer Wahl. Damit war ihre Kindzeit vorbei und sie wurde ein angesehenes Mitglied des Frauenrates. Eine Candomblé Eingeweihte, die zukünftige „Mutter–Der–Geister“. Mächtiger als jeder Mann. Der Mann war sehr zärtlich zu Aketime gewesen und sie genoss an diesem gemeinsamen warmen Sommerabend ihren ersten Höhepunkt. Welche Freude war dieses Erlebnis gewesen. Die Wonne, zwischen Mann und Frau geteilt, wenn sie sich gegenseitig rücksichtsvoll verhielten.
Welch ein Unterschied zu den Erlebnissen dieser Mädchen hier. Von einem Fremden mit Gewalt gezwungen, etwas zu tun, was Mann und Frau nur freiwillig tun sollten. Es war für Aketime entsetzlich darüber nach zu denken.
Die Windflaute dauerte fast einen ganzen Monat. Aketime hoffte, als sie eines Tages aufwachte und den Wind in den Segeln hörte, sich dieses Vergewaltigungsschicksal zu ersparen. Sie spürte wie das Schiff endlich wieder in Bewegung kam. Die Geschäftigkeit der Schiffsbesatzung über ihren Köpfen nahm wieder ihren gewohnten Lauf. Der Abend kam, und obwohl der Wind in einer stetigen Brise wehte, erkannten alle im Schiffsbauch, dass sich oben etwas geändert hatte. Die Matrosen betranken sich weiterhin. Sie spielten grob miteinander, und amüsierten sich vorerst auf Kosten der Schiffsjunge. Es dauerte nicht lange, und schon kamen Matrosen unter Deck. Ihre ehemaligen Opfer versuchten, als sie die Gier in ihren Augen erkannten, sich tot zu stellen. Alle hatten große Angst.
Aketime mittlerweile verachtete diese Männer. Ihr Hass war so groß, er sprudelte förmlich aus ihr heraus. Wenn sie könnte, würde sie jeden einzelnen dieser Männer zusammenschlagen und ihre Ohren abschneiden. Sicher nicht nur ihre Ohren. Sie würde alles klein zerhacken und den Fischen vorwerfen.
Die Männer bemerkten ihren hasserfüllten Blick, dieses Feuer das aus ihren Augen leuchtete. So manchen von ihnen ängstigte dieser Blick, der soviel Kälte und Hass verströmte, doch sie überwanden ihre Angst und antworteten mit roher Gewalt. Sie packten Aketime und zerrten sie lachend an Deck.
Dieses „Spiel“ war einfach.
Aketime wehrte sich nicht. Es machte keinen Sinn. Sie wollte endlich diese Furcht hinter sich bringen, und sich nicht Tag für Tag quälen, ob und wann es passieren könnte. Vielleicht war die Realität weniger erschreckend als ihre Vorstellungskraft. Wie oft hatte sie darüber nachgedacht? Wie oft hatte sie sich ausgemalt, wie diese Männer sie mit Gewalt nahmen?
Wie oft hatte sie sich vorgestellt wie sie diese Männer, einen nach dem anderen, umbringen, das Schiff kapern und alle Mitgefangenen befreien würde? Wie oft hatte sie enttäuscht erkennen müssen, dass dies alles nur in ihrer Vorstellung möglich war.
Die Männer waren viel kleiner als in ihren Alpträumen aber nicht hässlicher. Sie gewann durch ihren Hass etwas Abstand. Während diese Männer sie an Armen und Beinen festhielten, und einer nach dem anderen über sie herfiel, benutzte Aketime ihren Hass wie eine Rüstung. Wie viel Positives würde in ihrem Leben geschehen, nach solchen Prüfungen! Sie klammerte sich an ihren Hass wie ein Schiffbrüchiger an eine Planke.
‚Das wird dir teuer zu stehen kommen, Exú! Das sollst du wissen!’, Aketime schrie ihren Zorn, ihre Wut und Ohnmacht laut aus sich heraus. So laut damit Exú es hörte. Die Matrosen, durch ihre Schreie aufgestachelt, feuerten sich gegenseitig an. Sie dachten, Aketime schrie aus Angst. Das schürte ihre Wollust noch mehr.
In ihrer Not erkannte sie, dass diese Männer nur an ihrem Körper Gewalt üben konnten, ihre Seele jedoch, ihr wahres Ich, blieb unbefleckt. Dieser Teil trieb ihre Wut an, Ohnmacht in Macht umzuwandeln. Sie hatte gelernt mit Magie umzugehen. Sie musste sie jetzt einfach nur nutzen! Mit jedem Stoß beraubte Aketime die Matrosen ihrer Lebensenergie. Sie benutzte ihre eigene sexuelle Energie wie einen Schwamm. Die Matrosen erkannten nicht, dass sie die jenige waren die vergewaltigt wurden. Aketime raubte sie ihre Lebensenergie.
Nachdem sie sich befriedigt hatten, fühlten sie sich kraftlos und müde, und manche Schreie von Aketime waren eher kriegerisch als schmerzvoll. Als ihr das Spiel der Magie kein Vergnügen mehr bereitete, setze Aketime die angesammelte sexuelle Energie um. Sie blickte den Matrosen der Reihe nach genau in die Augen, und ließ wie einen Schlangenbiss ihre Energie auf den letzten von ihnen, der an der Reihe war, los. Zur Belustigung seiner Kameraden bekam er keine Erektion.
Aketime verspottete ihn in ihrer eigenen Sprache. Nur ihre Zeichen waren den anderen verständlich.
Der Matrose, sichtlich durcheinander und erniedrigt, entschied allen seine Männlichkeit zu zeigen, und verpasste Aketime einen Schlag ins Gesicht. Ihr rechtes Auge begann sofort zu bluten und sie konnte kaum noch sehen. Der Matrose zog sein Messer und als er sich näherte um ihres zu erledigen, trat Aketime mit voller Wucht in seine Geschlechtsteile. Er fiel mit einem leisen Aufschrei zu Boden. Sein Schiffskameraden wussten nicht, ob sie lachen, oder sich vereint auf Aketime stürzen sollten. Manche zogen ihre Messer. Ein riesiger schwarzer Matrose drängte sich vor und baute sich vor Aketime auf. Er schrie ihr Drohungen ins Gesicht das es spuckte, hob sie aber danach vorsichtig auf, und trug sie aus dem Raum zurück in den Schiffsbauch. Die anderen Männer waren ermüdet und zu überrascht oder betrunken um zu reagieren.
Auch Aketime überraschte es. Jemanden wie ihn, als freien Mann, als Matrosen, auf so einem Schiff arbeiten zu sehen, war völlig außerhalb ihrer Vorstellungskraft. Wie könnte einen ihre eigene Rasse bei so etwas mitmachen? Die Versklavungen ihr Volk zulassen?
Als sie das Klicken ihrer Eisenketten hörte, ließ die Neugier ihre Zunge endlich frei.
„Wie heißt du?“
Der schwarze Matrose zögerte, senkte seinen Blick zu Boden und rang sichtlich innerlich aufgewühlt und zerrissen um Worte.
„Ich heiße Baga. Und ich weiß was du gerade denkst. Aber es ist besser du vergisst das schnell wieder. Ich bin ein Sklave, so wie du. Ich darf da oben nur mein Leben riskieren, weil ich stark bin, und ein anderer Matrose während meiner „Malungo“ Reise starb. So wurde ich gezwungen hier zu arbeiten. Während ihr bald wieder Festland sehen werdet, werde ich noch lange Jahre hier Gefangener sein.“
„Baga, schau dich hier um. Mach deine Augen auf. Das sind Kinder hier! Mein Freund dort stirbt gerade, weil keine Medizin vorhanden ist! Ha! Keine Medizin, kein Wasser, kein Essen, nichts außer Tod, Wahnsinn, Vergewaltigung und Krankheit. Du musst für uns etwas unternehmen.“ Aketime blickte ihn eindringlich an.
„Ich kann nichts für euch tun.“
Daraufhin drehte sich Baga um und verließ den Raum.

Orundo sah Aketime’s geschundenen Körper und ihr geschwollenes Gesicht. Er fühlte sich elend, aber wie würde Aketime sich jetzt fühlen?
Orundo wusste es nicht. Sie war für ihn wie eine jüngere Schwester, oder Tochter. Er liebte sie wie ein Vater. Er war ihr Beschützer fürs Leben. Er würde bereitwillig sein Leben für das Ihre geben. Das was diese Männer ihr angetan hatten war unerträglich. Orundo brannte innerlich darauf sie alle in seine Finger zu kriegen. Er brannte nicht aus Fieber, sondern aus Hass, aus gerechtem Zorn. Diese Wut würde seine Rettung sein. Er konnte unmöglich sein Leben aufgeben, solange Aketime hier war und selbst weiter kämpfte. Sie ging diesem schrecklichen Schicksal mit einer Würde entgegen, die Orundo nur von Erzählungen kannte. Sie war wie ein König der Legenden und Mythen, aber hier war sie und lebte auf diese Weise, direkt vor seinen Augen. Der ganze Dreck, der ihre lieblichen Gesichtzüge verdeckte war nicht genug, um ihre Würde und ihren Mut vor Orundo zu verstecken. Er wurde seines eigenen Stolzes auf sie noch nie so bewusst, wie in diesem einen Moment.
Er hasste diese Männer für das was sie Aketime angetan hatten.
Er versprach sich stumm, alle diese Männer, einen nach dem anderen, zu töten. Zu Ogum, den Orixá der Eisen besiegelte er seinen Schwur mit einen Kuss auf die Ketten die ihn gefangen hielt.
Spät am Abend des nächsten Tages, öffnete sich die Lücke wieder auf. Alle warteten gespannt wer diesmal zum Opfern gemacht werden wurde. Anstatt dessen tauchte Baga wieder auf. Er trug ein Wasserfass mit sich. Er kam zu Aketime und streckte ihr zerstampfter Kräuter und Knoblauch entgegen.
„Das sollte deinem Freund helfen diese Reise zu überleben. Lang kann es nicht mehr dauern, wir haben gerade das Äquatorfest gefeiert. Wenn der Kapitän nicht besoffen ist, traut sich keiner der Mannschaft mehr solche Spiele zu spielen. Bete nur zu deinen Orixás, dass es keine Windflaute mehr gibt. Dann ist alles nur mehr halb so schlimm.“ Ohne weitere Versprechungen ging Baga, der schwarze Matrose, wieder.
Aketime war ihren Göttern dankbar. War Baga der Grund, weshalb sie soviel über sich ergehen lassen musste?
Das Leben der Sklaven wurde mit der Hilfe dieses Mannes von Zeit zu Zeit ein wenig erträglicher. Sie bekamen regelmäßiger zu Essen und hatten gerade ausreichend zu trinken, um zu Überleben. Immer wenn es regnete, brachte Baga danach ein frisches Wasserfass hinunter.
Orundo ging es mit Baga’s Kräutern langsam besser. Orundo war ein Krieger. Gewohnt wie ein Löwe um sein Leben zu kämpfen. Langsam fing sein Fieber an zu sinken, seine Augen wurden klarer, und er fühlte sich besser. Sein Körper war noch schwach, aber er wusste, dass er überleben würde.
 

Nimroc

Mitglied
Ihre Reise kam zu Ende, so plötzlich wie sie begann. Ein ferner Ruf, der Land ankündigte, die Vorbereitungen, die für das Einlaufen des Schiffes getroffen wurden, und endlich das Andocken mit lautem Getöse im Hafen der Kolonie. Da der Sklavenhändler sich die Steuern an die Krone ersparen wollte, gingen sie nicht gleich in Recife, dem Haupthafen, an Land, sondern steuerten ihr Schiff etwas südlicher in eine Bucht namens „Porto de Galinha“ – der Hühner Hafen. Die Händler aus Pernambuco wussten, wenn es hieß: „Es sind Hühner aus Angola eingetroffen“, dass neue Sklaven in „Porto de Galinha“ angekommen waren. Sie wussten auch, dass sie hier Sklaven günstiger kaufen konnten. Es war ein wohlbekanntes Geheimnis.
Die Sklaven, angetrieben durch Peitschenhiebe, verließen so schnell ihre Ketten es zuließen, das Schiff. Ihre Hände als Schutz vor der Sonne vor den Augen haltend, atmeten sie gierig die erste frische Luft in Monaten. Es fühlte sich an, als hätte ihre Reise sehr lange gedauert. Zwei, drei Monate? Aketime schätzte diese Reise durch die Hölle auf Erden auf drei Monate.
‚Was wird jetzt passieren?’, dachte sich jeder, der noch bei Sinnen war.
Sie wurden in zwei Reihen aufgestellt. Die Stärksten unter ihnen mussten die Leichen aus dem Schiffsbauch tragen, die respektlos direkt am Strand in den Sand geworfen wurden. Riesige bläuliche Krebse mit einer einzigen großen Schere begannen gleich an den Leichen zu fressen. Manche der Matrosen fütterten gerne diese „Guaiamuns“, wie sie die Krebse nannten. Aketime ekelte beim Gedanken, dass diese Krebse auch gefangen, gekocht und verspeist wurden. Sie würde sich hüten einen von denen jemals wieder zu essen. Schwarze geierartige Vögel und weiße Möwen gesellten sich dazu, um das gruselige Bankett zu genießen.
Aketime fühlte wie ihre Kraft langsam schwand. Die Hitze stieg im Verlauf des Tages an, und sie fürchtete sich vor der Distanz des Weges, den sie zu gehen hatten. Zu ihrer größten Überraschung war ihr neues „Zuhause“ aber nicht weit von der Andockstelle entfernt. Gleich rechts nach der Straße, die zur Bucht führte, befand sich, in weißen Mauern erbaut, eine Farm. Dort gab es Kühe, und sogar Schweine und Hühner zu sehen.
Sie wurden zuerst zum nahen Fluss getrieben, und unsanft in das Wasser gestoßen, um sich zu waschen. Das Wasser war kalt und sehr erfrischend. Aketime weinte über dieses Gefühl. Das erste Mal durfte sie sich wieder reinigen, und obwohl die von Ketten verletzten Stellen auf ihrem Körper brannten wie der Teufel, war das Gefühl unvergleichlich. Sie sog dieses Gefühl der Frische und Klarheit gierig in sich ein. Sie trank das Wasser bis ihrem Bauch pantschte. Danach trockneten sie sich in der Sonne, und sie bekamen leichte Bekleidung aus weicher Wolle, die ihren Oberkörper frei ließ. Dann brachte man sie erneut zur Farm, wo sie in ein unterirdisches Gefängnis getrieben wurden. Die Männer nannten diese Behausung „Senzala“. Allein der Eingang war einladend wie ein Grab. Ein dunkel Loch in Boden gegraben verstärkt mit Putz und Lehm. Es war dunkel, dreckig und erdig, aber dafür angenehm kühl. Sie machten sich auf dem nackten Boden bequem, und als die Tür verschlossen wurde, erlosch alles Licht. Ein Klagen ertönte in die Dunkelheit. Nach dem langen Erlebnis wieder die Sonne zu spüren, im Fluss zu baden und sich zu reinigen, war es nicht leicht, wieder in ein finsteres Verlies zu verweilen. Aketime tastete die kühle nackte Erde mit ihren Händen, fühlte sich trotz allem geborgen und schlief ein. Sie war endlich angekommen. Sie hatte alle ihre Prüfungen bis jetzt überstanden. Ihr neues Leben würde hier beginnen. Was jetzt kam, konnte nicht schlimmer sein, oder?
 
H

HFleiss

Gast
Aketimes Gefangenschaft

Lieber Nimroc, das ist ein Stück Geschichte, nämlich eine Erzählung darüber, wie die Schwarzen nach Brasilien kamen: als Rechtlose, als Sklaven, als "Hühner". Du hast einen Ausschnitt gewählt: wie Aketime von der freien Afrikanerin zur Sklavin wurde. Du hast glaubwürdig erzählt, was geschah: dass das Dorf überfallen wurde, dass man tötete, wessen man habhaft wurde, dass man die Überlebenden auf Schiffe brachte, die nach Amerika fuhren, dass man ihr Leben, ihre Freiheit und ihre Würde mit Füßen trat - es gab ja so viele Afrikaner, den Weißen zu viele. Allein die Vorstellung dieses dunklen Punktes in der europäischen Geschichte relativiert alles, was man über die europäische Zilisation sagen kann: Unsere Vorfahren waren zivilisierte Barbaren. Über die Frage, ob sie sich inzwischen geändert haben, will ich lieber schweigen.

An dieser Erzählung habe ich gar nichts auszusetzen, im Gegenteil, es sind ein paar sehr schöne Formulierungen darunter (wahrscheinlich direkte Übersetzungen aus dem Portugiesischen), von denen ich mir noch mehr wünschte. Ein bisschen schwierig wird es für den europäischen Leser bei den afrikanischen Begriffen. Ich weiß aber auch nicht, wie man das ändern könnte. Vielleicht braucht die Erzählung einen Anhang. Der Text müsste allerdings einen guten Lektor haben, um Längen herauszunehmen, und es gibt ein paar Formulierungen, die man so im Deutschen nicht sagt. Das einzige, das man dieser Geschichte zum Vorwurf machen könnte, wäre: Dass sie sich nicht von anderen Geschichten unterscheidet, das "Hühnermachen" geschah überall auf dieselbe Weise. Vielleicht brauchst du aus dramaturgischen Gründen eine Verzögerung: Lass Aketime doch erst mal wieder in Freiheit gelangen, und dann wird sie hinterrücks durch Verrat erneut eingefangen. Das bringt mehr Spannung in die Erzählung und man versteht voll und ganz das afrikanische Desaster dieser Zeit. Gib auch ein paar Sätze zur Rolle der afrikanischen Kollaborateure dazu, denn nur mit ihrer Hilfe konnte es den wenigen Europäern gelingen, einen ganzen Kontinent zu überwältigen (vielleicht kannst du eine solche Figur einführen?). Das wäre so ziemlich alles, was ich dir hier aus meiner Sicht zu deinem Text sagen kann. Es hat mich sehr gefreut, ihn lesen zu dürfen.

Viele herzliche Grüße
Hanna
 

Nimroc

Mitglied
Hallo Hanna,
Bist du die Hanna Fleisch mit Zimtzicke?
Vielen Dank für dein Kommentar.Die Geschichte von Aketime streckt sich über 800 Seiten.Diese ist ein kleine Ausschnitt der ganzen.
Es wurde mir helfen wenn du ein paar konkrete Hinweise geben könnte. Ich bin schon langsam betriebsblind.
LG und alles Liebe in neue Jahr!
Nimroc
 
H

HFleiss

Gast
Aketimes Gefangenschaft

Ja, Nimroc, ich bin die von "Zimtzicke". Ein paar Hinweise habe ich dir schon gegeben: Es ist wichtig, dass der Ablauf einer Geschichte nicht allzusehr vorhersehbar ist. Deshalb "unterbricht"
man die laufende Erzählung mit Erschwernissen für den Helden, ich habe dir vorgeschlagen, Aketime sich noch einmal befreien zu lassen (vielleicht hilft ihr sogar ein Matrose?). Sie sucht Schutz in einem anderen, noch nicht überfallenen Dorf, dort wird sie von den Bewohnern freundlich aufgenommen, aber der Häuptling (der vielleicht ein Trinker oder Freund von glitzernden Glasperlen ist) verrät sie an die Weißen. Der Leser fiebert dann mit, ob es Aketime gelingt, sich doch noch zu befreien, und er stöhnt auf, wenn sie erneut in Gefangenschaft gerät. Außerdem erhält er einen Einblick in den Mechanismus des Sklavenbetriebs. Wenn es dir angenehm ist, schreib ich dir die Korrekturen von denjenigen Stellen, die dir nicht ganz hochdeutsch gelungen sind, bist du einverstanden? Aber warte erst mal ein paar Antworten ab, vielleicht kriegst dort auch noch Tipps. Schreib mir per E-Mail.

Lieben Gruß
Hanna
 

Nimroc

Mitglied
Hallo Hanna,
Danke für das Email mit die Korrekturen.
Ich bin leider eine Woche unterwegs aber sobald ich beim Pc wieder sitze werde ich mich darum kümmern. Du bist wie dein Name sagt FLEISSig! 8)
lg
Nimroc
 



 
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