All inclusive für Gecko Micky

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tinta

Mitglied
Hallo,
mal raus aus den heimischen Gefilden, wo der April mal wieder nur macht, was er will... Hier lest Ihr von Sommer, Sonne, Geckos und mehr, während draußen hoffentlich die Sonne scheint und keine Schneeflöckchen vor dem Fenster tanzen. Über eine zahlreiche Resonanz freue ich mich schon je-hetzt! Lieben Gruß, Tinta

All inclusive für Gecko Micky,

Der Tag, an dem ich meine beiden Männer (37 und 5) mundtot erlebte, begann eigentlich recht friedlich. Wir machten Urlaub auf La Palma. Zufrieden trat ich vor unser
kleines Appartement. Es duftete nach Lavendel, eine Bourgainvillea erfreute mein Gärtnerherz und ein sachter Wind ließ die Drachenbaumpuschel erzittern.

„Ich fasse es nicht!“ kreischte da der Kurze. „Jetzt habe ich ihren Schwanz erwischt.“
„Zeig’ her!“ dröhnte mein Mann.
„Der zappelt noch!“ Hektisches Fußgetrappel. Mit vor Aufregung glühenden Wangen zeigten sie mir einen zappelnden Eidechsenschwanz.
„Igitt!“ entfuhr es mir. „Wo ist das restliche Tier?“ Darauf hatten sie nur gewartet. Stolz präsentierten
sie mir „Micky“. So wurde er nämlich eiligst getauft, der
winzige Gecko. Mit höchster Betriebsamkeit wurde aus Karton, Blumentöpfen, diversen Steinchen, Stöckchen, Blättern und Blüten ein Feriendomizil für unseren neuen Gast gebaut.
All inclusive! Tote Fliegen, lebende Ameisen, ein bisschen
Wasser, kurz: alles was das Geckoherz begehrt.
Den ganzen Tag waren sie mit Micky und seinem neuen
Zuhause beschäftigt. War mir nur recht. Zufrieden räkelte
ich mich mit meiner Lektüre am Pool. Es dauerte allerdings
nicht lange, da pirschten sie sich von hinten an mich heran.

Sodann machten sie sich breit auf meiner Liege. Der Kurze streichelte mir übers Haar, während der Große verliebt in mein Ohr säuselte. So ganz nebenbei erfuhr ich, dass unsere Heimreise ja bald anstünde. Der Micky sei ja so froh, dass
er uns getroffen habe! Sicher würde es ihm bei uns zu Hause
gut gefallen. Vor meinem inneren Auge sah ich mich bereits mit einer Fliegenpatsche bewaffnet auf Essensjagd für Micky. Mit Outdoorhose durchs Feld robben auf der Suche nach Krabbelviechern. Ja, ich sah mich mit McGyver-Überlebensmesser die Gardine im heimischen Wohnzimmer zer-
schnibbeln, weil Micky ständig daran hoch krabbelte.

Und ich sah mich wimpernklimpernd mit den Zöllnern am
Flughafen herumschäkern, während sie mit gestrenger Miene
auf Mickys Karton tippten und meine Männer angelegentlich die Deckenkonstruktion betrachteten.
KOMMT NICHT IN FRAGE! hörte ich mich rufen und meine
Hand klatschte auf die azurblaue Komfortliege. Bevor sie
auch nur Luft holen konnten, sprach ich es aus:
KEINE DISKUSSION!

Ich zog die Stirn in strenge Falten und setzte meine allergrimmigste Miene auf (hatte sie vorsorglich extra für solche Zwecke vor dem Spiegel geübt). Insgeheim aber erfreute ich mich diebisch am Matriachat, das doch durchaus seine Vorteile hat!
 

blaustrumpf

Mitglied
äh, wie jezze?

Hallo, tinta

Eine hübsche, bunt erzählte Geschichte.

Und doch bin ich nicht zufrieden: Der Sprung von der Urlaubsidylle zum Matriarchat ist mir einfach zu weit, so einfach trocken angesetzt aus dem Stand heraus und ohne Anlauf.

Wenn ich schon gerade beim Maulen bin: Du schreibst "Den ganzen Tag warensie (...) beschäftigt. War mir nur recht. Zufrieden räkelte ich mich mit meiner Lektüre am Pool. Es dauerte allerdings nicht lange, da pirschten sie..."

Ja, bitte, was denn nun? Frag' ich mich. Nein, doch lieber dich. So du da noch mal ran gehst: Der Umbruch macht, was er will. Und die Bougainvillea schreibt sich ohne r.

Schöne Grüße vom blaustrumpf
 

tinta

Mitglied
Gecko Micky

Hallo, Blaustrumpf,
ups! Das ist mir tatsächlich nicht aufgefallen. Habe versucht, die Story zu ändern, weiß leider nicht, wie ich es anfangen soll. Du hast recht, ich sollte vielleicht besser schreiben: Am frühen Abend pirschten sie sich von hinten an mich ran... Vielen Dank für den Tipp. Den Umbruch und die Schlussfolgerung habe ich allerdings bewusst so krass gewählt. Aber das ist sicher Geschmackssache.

Lieben Gruß, Tinta
 
K

kaffeehausintellektuelle

Gast
liebe tinta

mir gings ein bisschen wie blaustrumpf. auch ich hab mich gefragt. so, das ist also matriarchat? es reicht schon, einmal im leben nein zu sagen? noch dazu zu einem gecko?

und bösartig wie ich bin, unterstelle ich der protagonistin, dass sie nur deshalb NEIN zum gecko sagt, weil diesem ein wichtiges maskulines merkmal fehlt, nämlich der schwanz.

ansonsten hab ich die geschichte pfiffig geschrieben und kurzweilig zu lesen gefunden.

die k.
 

blaustrumpf

Mitglied
das also war des geckos kern!

Geschätzte Kaffeehausintellektuelle

Nun wird mir klarer, warum mich die Geschichte nicht zufrieden stimmen konnte!

Danke sagt blaustrumpf
 

majissa

Mitglied
Die Sache mit dem Schwanz...

...ist so eindeutig nun auch nicht. Spontan dachte ich zwar zuerst an einen abgerissenen Schwanz, verwarf den Gedanken aber gleich wieder, denn man könnte das kleine Tier ja auch so halten, daß vorerst nur der Schwanz zu erkennen ist. Und wer schon mal versucht hat, einen dieser überaus flinken Geckos zu fangen, wird feststellen, daß man ihn entweder ganz oder gar nicht erwischt. Ich lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen. ;)

Zur Geschichte: Mir ist sie zu kurz, Tinta. Gerade liest man sich ein und schon ist das Ende erreicht. Wir sind uns ja schon mal bei einer deiner längeren Erzählungen über den Weg gelaufen. Von daher weiss ich noch gut, wie detailliert und durchdacht du schreiben kannst, ohne es je langweilig werden zu lassen. Nun, öde wird es hier dank der flüssigen Dialoge, dem Witz und der angenehmen Textaufteilung nicht, aber die Story endet tatsächlich viel zu abrupt. Es scheint, als hättest du urplötzlich keine Lust mehr gehabt und wolltest nur noch schnell zum Ende kommen.

Liebe Grüsse
Majissa
 

tinta

Mitglied
Gecko Micky

Hallo Majissa,

der Schwanz war tatsächlich ab! Ganz ehrlich! Herzlichen Dank für Deine konstruktive Kritik, ich werde drüber nachdenken. Lieben Gruß, Tinta
 

tinta

Mitglied
Geckos Schwanz

Liebe Kaffeehausintellektuelle, lieber Blaustrumpf,
erst jetzt bemerke ich den weiteren regen Austausch. Wahnsinn! Ich bin überwältigt von den überaus bissigen Schlussfolgerungen und der wirklich rasant schnellen Reaktion! Auch, wenn ich die Sache mit Geckos Schwanz natürlich überhaupt nicht so gesehen hab... Lieben Gruß, Tinta :)
 

Zarathustra

Mitglied
Matriachat

ha ha ha,
mir hat die Geschichte ganz gut gefallen; irgendwie originell.
Wer hat das mit seiner Familie noch nicht erlebt...
Der Papa lässt sich von den Gören breitklopfen, die Mamma haut auf den Tisch (Liege)
 



 
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