Allein

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Kirschblüte

Mitglied
Meine Augen verfolgen den kleinen Fisch vor mir im Aquarium.

Runde für Runde zieht er um sein kleines Refugium. Immer wieder, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat tut er immer das Gleiche – und doch scheint es ihn nicht zu stören.
Er ist zufrieden mit dem was er hat. Manchmal beneide ich ihn, er hat es leicht. Und manchmal frage ich mich, was er wohl von uns Menschen dachte.

Von uns Menschen, die oberflächlich, profitgeil, ständig gestresst und ignorant sind,
von uns Menschen, die die eigene Welt zerstören,
von uns Menschen die lieben und hassen,
von uns Menschen, die andere Menschen töten.

Runde für Runde zieht er um sein kleines Refugium. Immer wieder, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat tut er immer das Gleiche – und doch scheint es ihn nicht zu stören.
Er ist zufrieden mit dem was er hat. Manchmal beneide ich ihn, er hat es leicht. Und manchmal frage ich mich, was er wohl von uns Menschen dachte.

Den Rücksichtslosen und Egoisten,
den Narzissten,
den Arroganten und Bekannten,
den Sportlern,
den Politikern und Kritikern,
den Chaoten,
den Neuroten und Naiven,
den Depressiven,
den Workaholics und Fanatisten,
den Kriminellen,
den Mördern und Dieben.

Runde für Runde zieht er um sein kleines Refugium. Immer wieder, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat tut er immer das Gleiche – und doch scheint es ihn nicht zu stören.
Er ist zufrieden mit dem was er hat. Manchmal beneide ich ihn, er hat es leicht. Und manchmal frage ich mich, was er wohl von uns Menschen dachte.

Von denen die hoffen und lieben und trotzdem enttäuscht werden,
von denen die nichts tun und trotzdem alles bekommen,
von denen die alles tun und trotzdem nichts bekommen,
von denen die kämpfen und trotzdem verlieren,
von denen die alles haben und sich trotzdem beschweren,
von denen die lachen, obwohl sie weinen wollen,
von denen die schreien, aber ungehört bleiben,
von denen die dumm sind und denken, sie wüssten alles,
von denen die klug sind und von jedem ignoriert werden.

Runde für Runde zieht er um sein kleines Refugium. Immer wieder, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat tut er immer das Gleiche – und doch scheint es ihn nicht zu stören.
Er ist zufrieden mit dem was er hat. Manchmal beneide ich ihn, er hat es leicht. Und manchmal frage ich mich, was er wohl von uns Menschen dachte.

Was er wohl dachte, wenn er uns von seiner kleinen Welt aus beobachtete?
Ob er uns auch beneidete? Oder war er froh, in seiner eigenen kleinen Welt zu sein?
Allein.
 
A

aligaga

Gast
Hallo @Kirschblüte,

zunächst mal: willkommen im Club!

Und dann gleich zu Sache: Besonders lyrisch finde ich diesen Text nicht, und auch das Experimentelle geht mir ab - Anaphern sind keine Neuerfindungen, die erst ausprobiert werden müssten, sondern gängige Praxis.

Wer uns, wie du hier, gleich zu Beginn mit der Moralkeule in der Hand anspringt, muss damit rechnen, dass er Kontra bekommt. Nicht jeder Leser mag es, wenn er per "wir" und "uns" in Sippenhaft für etwas genommen wird, wofür er sich nicht verantwortlich fühlt. "Wir" sind hier nämlich - bis auf @ali, der gaga und ein bekennender Bösewicht ist - zuvörderst und allesamt Gutmenschen.

Doch zurück zum Text! Äußerlich: Die Zeiten stimmen nicht alle. Das Ende der Anapher müsste entweder im Präsens oder im Konjunktiv I stehen, die Fragesätze am Ende des Stückerls im Präsens.

Inhaltlich: Der Guppy übersieht geflissentlich, dass er sein "Refugium" nicht selbst beherrscht, sondern dem guten Willen und der Sorgfalt eines Menschen verdankt, der es eingerichtet hat und unterhält. Böswillig könnte man auch einen Kerker erkennen, der den im Amazonas Geborenen einsperrt, sein Betrachter der Gefängniswärter, der ihn nach Manier eines Pharisäers als Reflektor für all das Negative nutzt, das er im Rest der Menschheit erkennen will.

Gewagt ist die These, der Fisch sei zufrieden mit seinem Schicksal. Er hat doch gar keine Alternative! Er bekam lebenslänglich, mit einer Begnadigung ist kaum zu rechen. Außer, er hieße Nemo (nach dem Siegeszug des gleichnamigen Films verendeten Hundertausende von Aquarienfischchen in den örtlichen Kanalisationen ...).

Augenzwinkernder Tipp: Beim Beitritt in ein Literaturforum nicht sofort über die gesamte Menschheit herfallen. So schlecht ist sie nämlich gar nicht. Schließlich gibt's ja noch die Kinder, die Kunst, die Liebe und den Suff.

Gruß

aligaga
 

Kirschblüte

Mitglied
Hallo @aligaga

Danke für die Tips :)
Ich weiß, dass es vielleicht nicht der allerbeste Einstieg ist, aber manchmal überkommt mich meine zynische Seite - wie in diesem Text.;)Hahaha (Natürlich bin ich nicht immer so und sehe mich selbst nicht als Moralapostel oder sonst was :) )
Klar sind manche Sachen vielleicht etwas überspitzt dargestellt, das weiß ich selbst und ich wollte keineswegs jemand bestimmten damit angreifen :)

Natürlich weiß ich, dass die Menschheit gar nicht sooo schlecht ist, wie ich sie hier beschreibe, aber du kannst auch nicht abstreiten, dass in unserer Gesellschaft einiges falsch läuft.
Ich denke, jeder von uns ist mal egoistisch, ignorant oder sonst was, das ist doch eigentlich ziemlich menschlich. Ich schließe mich hier schließlich auch selbst nicht aus.
Nur weil ich hier die guten Seiten der Menschheit nicht beschreibe, heißt es natürlich nicht, dass sie nicht existieren.

Und der Fisch- naja - stellt sich die Frage, ob er sich dessen überhaupt bewusst ist, dass er von den Menschen abhängig ist? Immerhin haben Fische eine relativ kurze Aufmerksamkeitsspanne (nicht alle, aber die meisten) und werden sich dessen wahrscheinlich gar nicht so richtig bewusst, was außerhalb ihres Aquariums los ist.

LG

Kirschblüte
 
A

aligaga

Gast
Natürlich weiß ich, dass die Menschheit gar nicht sooo schlecht ist, wie ich sie hier beschreibe, aber du kannst auch nicht abstreiten, dass in unserer Gesellschaft einiges falsch läuft.
Ich denke, jeder von uns ist mal egoistisch, ignorant oder sonst was, das ist doch eigentlich ziemlich menschlich. Ich schließe mich hier schließlich auch selbst nicht aus.
Nur weil ich hier die guten Seiten der Menschheit nicht beschreibe, heißt es natürlich nicht, dass sie nicht existieren.

Und der Fisch- naja - stellt sich die Frage, ob er sich dessen überhaupt bewusst ist, dass er von den Menschen abhängig ist? Immerhin haben Fische eine relativ kurze Aufmerksamkeitsspanne (nicht alle, aber die meisten) und werden sich dessen wahrscheinlich gar nicht so richtig bewusst, was außerhalb ihres Aquariums los ist.
Wenn du das alles weißt - warum unterstellst du "uns" alles Negative dieser Welt?

Den Fisch als Projektionsfläche hast du eingeführt - es macht keinen Sinn, ihn jetzt zu degradieren, nachdem die Geschichte gepostet ist.

Daher nochmal der Rat: Obacht geben mit pauschalen Verwürfen der Menschheit gegenüber. Damit wird man nicht zum Schriftsteller, sondern erst zum Moralapostel und dann zum Eiferer. Tipp: nicht die Russen und die Deutschen in toto zu Deppen erklären, sondern konkret sagen, welchen Personen dieser Völker man was vorwirft. Dann kann sich das Individuum selbst zur Wehr setzen und braucht keinen @aligaga als kritischen Fürsprecher.

Gruß

aligaga
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
zitat aus star wars 1

was für ein netter schutzraum
dieses aquarium
menschengemacht
künstlich
in der natur aber gilt

es gibt immer
einen größeren fisch
der den kleineren
und einen noch größeren
der den kleineren
und immer noch einen größeren
der den kleineren
und so weiter immer noch einen größeren
der den kleineren

frißt
 



 
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