Allein gelassen vor der unbekannten Tiefe

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Veilchen

Mitglied
Allein gelassen vor der unbekannten Tiefe

Ich stehe vor der mir noch so weit entfernten unbekannten Tiefe, einer anderen Welt, weiß in diesem Moment einfach nicht mehr was ich denken soll.
Ich stehe auf einem Stück Rasen, merke, wie sich die warme Sommerluft langsam an diesem Vormittag ausbreitet, höre Vogelgezwitscher, nehme irgendwie noch wahr, dass ich nicht alleine bin, dass die anderen ebenso berührt sind.
Schon in diesem Moment schießt mir ein Gedanke durch den Kopf, der mich in der kommenden Zeit..., nein auch in all den kommenden Jahren beschäftigen und bedrücken wird: ”Mich kann keiner verstehen.” Keiner kann meine Gefühle, dieses Durcheinander nachvollziehen, ich selbst kann es einfach noch nicht begreifen.
Eines Tages bin ich unbekümmert aufgestanden, und mein ganzes Leben hat sich auf einen Schlag geändert. Alle Blicke wenden sich nun mir zu: Was erwarten die anderen von mir?

Ich stehe also vor diesem tiefen Loch, Tränen laufen mir über das Gesicht. Ich höre das Klicken von Fotokameras, Gemurmel und Schluchzen der anderen, mir vertrauten Menschen. Aber der wichtigste mir vertraute Mensch wird von nun an immer fehlen. Die anderen stehen hinter mir, alle ganz in Schwarz, das Wetter dagegen scheint freundlich zu sein. Ich starre immer noch in das Dunkel, halte ein Stück der lebendigen Natur in der Hand -zwei rote Rosen. Nur einige Sekunden sind vergangen, die ich beinah allein verbringen konnte. Ich öffne meine Hand, und die Rosen fallen mit einem dumpfen Ton in das ewige Grab, gefolgt von der mir leblos erscheinenden Erde.
Langsam entferne ich mich vom Grab. Eine Art Abschied, aber ohne Wiedersehen. Die anderen gehen einzeln oder zu zweit zum Grab, langsam, mit hängenden Schultern, tief in ihren Gedanken versunken. Verwandte und Freunde denken wahrscheinlich an gemeinsame Erlebnisse oder auch einfach nur an ihr Aussehen, ihre Stimme und ihr Wesen.

Dann ist plötzlich alles vorbei. Das Grab wird zugeschüttet. Sie wird einfach wie selbstverständlich von uns genommen. Anschließend werden unsere letzten Geschenke, Blumen und Grüße, die sie, wie es von außen scheint, gar nicht sehen oder wahrnehmen kann, auf die Erde gelegt. Eine kurze Weile bin ich nur damit beschäftigt auf die wunderschönenBlumenkränze zu schauen, und spüre, dass ich etwas loswerden muss, dass ich wenigstens einen Teil meiner Gedanken preisgeben muss. Ich schaue zu meinen hilflos aussehenden Freunden und beginne zu reden: ”Sie liebte Rosen, sie liebte überhaupt alle Blumen, auch jedes Unkraut. Deswegen wollte ich, dass sie so viele Blumen wie nur möglich bekommt. Sie war auch für mich wie eine Rose. Blumen sind schön, aber manchmal merken wir gar nicht, wie schnell eine Blume verwelken kann. Man lernt meistens erst dann denjenigen richtig zu schätzen, wenn er fort ist. Sie hat mir unendlich viel bedeutet. Ich habe nur eine Bitte an euch, lernt eure Eltern richtig wertschätzen, auch wenn sie zum Alltag gehören und das Leben mit ihnen ”nur normal” erscheint. Ob ihr sie liebt oder hasst, ihr werdet tief im Inneren immer an ihnen hängen. Schätzt eure Mütter. Sie haben euch geboren, seid ein Teil von ihnen; schenkt ihnen Blumen und zeigt ihnen wie sehr ihr sie mögt.”
Ich schaue zu den vielen Gräbern. Das Grab meiner unerwartet verstorbenen Mutter scheint nun nur noch eins von vielen zu sein, und ich denke nur, ”versteht ihr was ich sagen will?”
 
D

Denschie

Gast
Hallo Veilchen,
ich bin nicht sicher: aus dem Tagebuch wurde
dein Text verschoben, deshalb äußere ich mich
mal kritisch, was ich nicht tun würde, wenn
es sich ausdrücklich um eine persönliche
Erfahrung handeln würde.
Denn als Geschichte bietet dein Text für mich
nicht viel Neues. Die Gefühle der Protagonistin
sind nachvollziehbar, in teilweise holpriger Sprache
wird die Situation auf der Beerdigung geschildert.
Das ist einigermaßen lesbar, aber auch nicht mehr.
Es beginnt und endet, ohne dass in der Zwischen-
zeit etwas passiert. Keine Spannung, keine Dramatik,
wenn man davon absieht, dass ein trauriger Verlust
beschrieben wird. Das ist schrecklich, aber um
mich als Leserin zu fesseln, müsste es darüber
hinaus gehen. Ich muss einen Bezug dazu kriegen
können. Der fehlt.
Viele Grüße,
Denschie
 
B

bonanza

Gast
sprachlich überzeugt der text nicht.
im "tagebuch" hätte er einen besseren platz.
der titel reizte mich zum lesen.
allein gelassen in unbekannter tiefe.
sind wir das nicht alle? dachte ich.
das gefühlswirrwarr der protagonistin angesichts des
todes ihrer mutter ist verständlich.
die rede am grabe kommt platt rüber. ist aber auch
verständlich. von tiefe allerdings keine spur.
alles in allem ziemlich unreif. vielleicht der anfang von
mehr.

bon.
 



 
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