Allem zum Trotze

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Vera-Lena

Mitglied
Allem zum Trotze

Aufgebrochen
könnte das trennende Dach sein,
das Ohr von Himmelslauten
umschmeichelt.

Bunte Kiesel liegen am Strand
in symmetrischen Mustern.

Geschwisterlich zieht eine Welle
die andere mit sich.

Blau versinkt tänzelnd im Blau,

wenn die Erde die Rüstung
abstreift,
verletzlich wie ein Kind
Zutrauen schenkt
dem Menschensohne,
die Geliebte dem Liebenden,

Stürme besänftigt ihn umkosen,
die zerteilten Frühnebel
das jauchzende Land
erneut freigeben.

In solchen Träumen
erfindet das Herz
seine Hoffnungen,
winzige Körner
gestreut
in Tränen und Finsternis.
 
Liebe Vera Lena,
ein sehr zärtliches Gedicht mit wunderbaren Bildern.Es gefällt mir sehr.
Allerdings würde ich in der letzten Strophe die Zeile "In solchen Träumen" streichen und die nächste Zeile beginnen:
Das Herz erfindet...

Liebe Grüße
Karl
 

Vera-Lena

Mitglied
Allem zum Trotze

Aufgebrochen
könnte das trennende Dach sein,
das Ohr von Himmelslauten
umschmeichelt.

Bunte Kiesel liegen am Strand
in symmetrischen Mustern.

Geschwisterlich zieht eine Welle
die andere mit sich.

Blau versinkt tänzelnd im Blau,

wenn die Erde die Rüstung
abstreift,
verletzlich wie ein Kind
Zutrauen schenkt
dem Menschensohne,
die Geliebte dem Liebenden,

Stürme besänftigt ihn umkosen,
die zerteilten Frühnebel
das jauchzende Land
erneut freigeben.

Das Herz erfindet
seine Hoffnungen,
winzige Körner
gestreut
in Tränen und Finsternis.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Karl,

danke für Deine Antwort und Dein sorgföltiges Lesen!

Deinen Vorschlag übernehme ich gerne.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
Liebe Vera Lena,
du bist eines der erfreulichen Mitglieder im Forum, da du offenbar gern Kritik annimmst, ohne dabei persönlich ablehnend zu reagieren. Es macht richtig Spaß, mit dir hier zu korrespondieren.
Liebe Grüße
Karl
 

Vera-Lena

Mitglied
Oh, Karl,

die Freude ist ganz meinerseits. Stell Dir doch einmal vor, Du hast meinen Text verbessert. Wenn ich ihn jetzt jemand anderem vorlese, dann weiß er gar nicht, dass nicht alles "auf meinem Mist" gewachsen ist, sondern, dass mir jemand zur Seite stand, aber die Lorbeeren heimse ich ein. Und so ist es mit allen LL-Mitgliedern, die mir konstruktive Vorschläge machen, welche einleuchtend für mich waren. Da sollte ich doch einfach nur dankbar sein.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
L

label

Gast
Liebe Vera Lena

welch eine wunderbare harmonische Stimmung, ich konnte mich hinein begeben, das klingt vielleicht albern ist trotzdem so, himmlische, paradiesische Bilder und Töne für einen Moment wahrnehmen. Danke.
Spötter können das meinethalben auch Harmoniesucht nennen, sei's drum.

Nur an dieser Stelle war ich ein wenig verwirrt
dem Menschensohne,
die Geliebte dem Liebenden,

Stürme besänftigt ihn umkosen,
da verschwimmen für mich die Zuordnungen. Ist das eine Aufzählung? Wer wird nun umkost, das scheint sich ausschließlich um ein männliches Wesen zu handeln. Außerdem schleicht mir hartnäckig das Bild nach, das die Liebeszuwendungen auf einer Einbahnstraße sind.

Vielleicht kannst du diesen Blickwinkel jetzt auch wahrnehmen.

Liebe Grüße
label
 
und dennoch, liebe Vera-Lena,
so selbstverständlich konstruktiv gehen längst nicht alle Forumsmitglieder mit Kritik um. Ich bleibe dabei: Du bist eine von der besonders angenehmen Sorte.
Liebe Grüße
Karl
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe label,

danke, dass Du Dich um ein Verstehen des Textes bemühst!

Es ist ab "Blau versinkt tänzelnd im Blau" tatsächlich eine Aufzählung. Es liest sich etwas mühsam, weil es sich um einen einzigen Satz handelt, der erst bei "erneut freigeben" zu Ende ist.

Die Liebesbeziehung besteht zwischen der Erde und dem Menschensohn. Aber zur Zeit hat die Erde es nötig, eine Rüstung zu tragen und sich zu schützen vor all dem, was ihr angetan wird.

Die letzte Strophe offenbart es, was die Erde tut, um einen Zustand herbeizuführen, in dem es möglich wird, sich wieder ungeschützt zu öffnen, denn sie glaubt unerschütterlich an die Liebe des Menschensohnes. Sie nährt ständig die Hoffnungen, welche sie hegt, damit die Liebe wieder gelebt werden kann.

Ihre Hoffnungen sind groß, geradezu übermächtig, darum habe ich sie auch in dieser Ausführlichkeit an den Anfang gesetzt; und das Problem, das davon noch nichts verwirklicht ist, wird im Titel und in der letzten Zeile überhaupt nur erwähnt.

Ja die Stürme, egal wie man sie inhaltlich versteht, werden, wenn sich die Hoffnung erfüllt, sanft geworden sein und den Menschensohn nicht mehr vernichten, sondern ihn umkosen.

Ich denke, dass ich jetzt Deinem Verstehenwollen eine Unterstützung geben konnte.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Oliver,

ja darum bin ich immer bemüht, am Kitsch knapp vorbeizusegeln. Schön, wenn es wiederum gelungen ist.

Mir war das Herz so voll, als ich diesen Text schrieb und dann ist man ja immer gefährdet, auch einmal daneben zu hauen.

Danke für Deine Antwort!!!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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