Alltag und andere Verbrechen

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Alex Knov

Mitglied
Ich zerdrückte den Zigarettenstummel im Aschenbecher und ging zurück ins Wohnzimmer. Erschöpft ließ ich mich aufs Sofa fallen und schaute in das Flimmern meines Flatscreens.

„Attentäter von Paris: Der dritte Mann vom Bataclan identifiziert“, hallte es aus dem Gerät.

Ich stand wieder auf, schaltete den Fernseher aus und ging zum Kühlschrank um mir ein Bier zu holen. Nach ein Paar großen Schlucken ging ich zur Toilette, schaute wieder in den Kühlschrank und setzte mich dann an den Laptop.

„Diese scheiß terroristen sollte man alle köpfen damit sie mal sehen wie sowas ist!!“
Gefällt mir.

„Ich wusste ja das der islam eine radikale religion ist aber das die so weit gehen würden…“
Gefällt mir.

Es klingelt. Endlich.

„Hi, einen großen Döner mit extra Knoblauch und ´ne große Pommes? Macht dann 8,90€ bitte“.

Ich holte einen 10€ Schein aus meinem Portemonnaie und reichte ihn dem jungen Pizzaboten.

„Mach mal 9“.

Gemütlich pflanzte ich mich mit meinem Essen aufs Sofa und machte den Fernseher erneut an. Während ich Köln 00000 schaute und aß, vibrierte mein iPhone. Eine neue Nachricht in meiner WhatsApp- Gruppe von der Arbeit: „Gerade gehört das wir noch mehr flüchtlinge aufnehmen. Nicht zu fassen..“

„Klar, lass uns die in noch mehr turnhalen stecken. Aber wer denkt daran wo die kinder sport machen sollen??“

Ich antwortete: „Wir können auch nicht die ganze welt retten. Ich muss selbst gucken wie ich über die runden kome. da kann ich mein geld nicht für teroristen rausschmeißen“.

Nach dem Essen war ich so voll, dass ich erst mal 10 Minuten bei ´ner Zigarette entspannen musste. Als ich aufgeraucht hatte, holte ich mir ein neues Bier und ging ins Schlafzimmer.
Ein paar Minuten später schlief ich in meinem Boxspringbett ein.
 
S

steky

Gast
Dieser Text klagt den "Reichtum" an, den sich ein Mittelklassebürger im Westen hart erarbeitet. Die Arbeit zerrt ihn sogar so aus, dass er ohne Kippen und Feierabendbier nicht mehr auskommt. Willst Du wirklich solchen Menschen vorwerfen, dass sie ein Boxspringbrett besitzen? Das ist in meinen Augen Moralverschiebung.

Schuld an dem Flüchtlingszustrom sind Assad und Co, und niemand sonst. Europa hätte eingreifen können, hat es aber aus unerfindlichen Gründen nicht getan. Jetzt kommen sie halt, die Flüchtlinge.

Aber das kennen wir ja schon vom Balkankrieg. Damals kamen sehr viele fleißige Arbeiter zu uns, die sich sehr gut integriert haben.

Der Grund, warum das Volk so gespalten ist, ist vermutlich das Bilderberger-Treffen. Dort hat man den Medien wohl gesagt, wie sie das Volk zu "behandeln" haben. Und nun wird hier in der LL eifrig diskutiert ...

Qualmend
Steky
 
G

Gelöschtes Mitglied 17359

Gast
Hallo Alex!

Ich sehe deinen Text als bitterböse Satire; als Schilderung eines wirklichen Lebens kann er doch nicht gemeint sein, oder?
Ein Typ, dessen (Freizeit)-Aktivitäten sich zwischen Kühlschrank, Fernseher, Lap top, Zigaretten und Döner-Service abspielen und dessen Teilnahme am Weltgeschehen sich im Absondern von dumpfen Parolen und dem Drücken des Like it-Bottoms erschöpfen, bietet ein Zerrbild des Deutschen, bei dem einem das Lachen im Halse stecken bleibt.

In der Kürze sehr prägnant geschrieben; selbst die Tippfehler halte ich für (von dir) beabsichtigt.

Gruß, Hyazinthe
 

Alex Knov

Mitglied
Danke für die Antworten!

@Steky Ich werfe gewiss niemandem vor ein Boxspringbett oder irgendetwas anderes zu besitzen. Mein Versuch war es, die Absurdität darzustellen, mit welcher wir diesen Reichtum (welchen wir uns mit Sicherheit auch alle verdient haben, keine Wertung hier) benutzen und uns im gleichen Zug als "zu arm" ausgeben um Menschen zu helfen, welchen es an den grundlegendsten Bedürfnissen fehlt. Außerdem wollte ich zeigen, dass meiner Meinung nach der "Flüchtlingsstrom" mehr in den Medien und den Köpfen der Menschen als in der Wirklichkeit existiert. An einer Diskussion über die Ursachen oder Schuld dieser Situation bin ich nicht interessiert, ich kritisiere lediglich den Umgang damit.

@Hyazinthe Es ist in der Tat sehr zugespitzt geschrieben. Nichtsdestotrotz weiß ich aus eigener Erfahrung, dass ein solcher Abend bei einigen (wenigen) Individuen auch Alltag bedeutet. Ich habe mich außerdem für einen Ich-Erzähler entschieden, um anzudeuten, dass wahrscheinlich fast jeder sich mit der ein oder anderen Sache, die der Protagonist ausübt, identifizieren kann. Ob man nun raucht, Döner isst oder Nachrichten schaut, der Großteil der Menschen in Deutschland besitzt großen Luxus und ist sich diesem oft nicht bewusst. Im Idealfall reflektiert der Leser ja sogar eventuell sein eigenes Verhalten.
 
S

steky

Gast
Außerdem wollte ich zeigen, dass meiner Meinung nach der "Flüchtlingsstrom" mehr in den Medien und den Köpfen der Menschen als in der Wirklichkeit existiert.
Davon steht leider rein gar nichts im Text.

Gruß
 

Alex Knov

Mitglied
Naja, von Flüchtlingen ist ja nur in den Nachricht oder auf sozialen Netzwerken die Rede. Eine wirkliche Begegnung oder direkt zu sehende Nachteile sind ja nicht erzählt.

Grüße
 



 
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