Alltagsglosse

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Mitglied
Krumme Pfennigfuchser

Es ist diese Frau, die mich mit ihrer Pedanterie zur Weißglut treibt. Jede ihrer Kolleginnen pauschalisiert den Obolus für meine tägliche Leberkäsesemmel auf einen Euro. Und dieser Sargnagel von Metzgereifachverkäuferin macht sich anscheinend einen Spaß daraus, die Wurstscheibe vor dem Einlegen in die Semmel abzuwiegen. Mit einem sadistischen Blick reicht sie mir die Ware über die Theke. Und dann zückt sie das verbale Fleischermesser: „Einen Euro und 7 Cent macht es bitte“. Dazu gibt es einen Kassenbon, der zu flüstern scheint: „Mit Mehrwertsteuer – versteht sich“.
Während ich nach meinem Portemonaie greife, bemühe ich mich, ein freundliches Lächeln aufzusetzen. In Gedanken, aber, binde ich diese beschürzte Pfennigfuchserin an einen Fleischerhaken und zeichne ihr mit Senf Hörner auf die Stirn. Sie bedient mich nun schon mehrere Tage hintereinander. Diesmal verschaffe ich meinem Ärger Luft: Pass auf, denke ich mir und drücke ihr mit einem demütigen Blick einen 500-Euro-Schein in die Hand. \"Leider habe ich es nicht kleiner“, sage ich auffallend mitfühlend. Während die Mittvierzigerin hinter mir, des Wartens überdrüssig die Nase rümpft, weide ich mich genüsslich daran, wie sie mit rotem Kopf 498 Euro und 93 Cent aus der Kassenlade kramt.
Und dann gibt es die Situationen, in denen man nicht auf die Beträge schaut. Neulich, als mein Wagen nachts auf der Autobahn plötzlich keinen Mucks mehr gemacht hat, was war ich froh um die fixe Hilfe des Mechanikers. Und dabei kam sein Einsatz gar nicht teuer: Mit wohlwollendem Blick drücke ich ihm einen 50-Euro-Schein in die Hand. Er bedankt sich und will abziehen. „Halt!“, rufe ich. „Da bekomme ich noch vierzig Cent.“
 



 
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