Allzu Menschliches

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ibini

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Ein Mensch, in eine Straßenbahn gezwängt,
der stand dort dicht an dicht, gedrängt.
Die Tram fuhr nicht nur wie eine Schnecke,
sie hielt auch noch an jeder Ecke.
Der Mensch, von des Tages Arbeit geschafft,
döste langsam vor sich hin, erschlafft.
Doch, was das, ungewöhnlich der Druck?
Bis dahin schläfrig, durchfuhr ihn ein Ruck.
Schnell überkam ihm menschliches Begehren,
die Frage aber war, wie sich erwehren?
Auf der Stelle zu tippeln, hatte „nur einen Zweck“ –
er mußte noch immer, doch der Platz war weg!
Der Mensch stand jetzt auf einem Bein,
das Problem war größer als vorher mit zwein.
Er versuchte alles unvoreingenommen,
doch er spürte, Mist, erste Tröpfchen kommen!
Er bog sich hin, er bog sich her, schnitt Grimassen,
ließ einen fahren, schimpfte und fluchte gottverlassen.
Vom halben Wagen verfolgt, hielten viele ihn für krank,
manche meinten, er habe nicht alle Tassen im Schrank.
Zum Glück hatte die Tram sein Ziel erreicht, ein Traum,
der Mensch rannte wie ein Wilder zum nächsten Baum.
Doch weil da keiner war, was machte das aus,
stellte er sich, ohne zu überlegen, an das erstbeste Haus.
Daß das eine Kirche war, störte den Menschen nicht,
sein entladendes Stöhnen drang bis zum jüngsten Gericht.
Selbst der Schöpfer erwachte aus himmlischem Schlafe,
er schaute, lächelte, schlief wieder ein, zählend Schafe.
 



 
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