Alte Liebe

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Ustrarisa

Mitglied
Leise fällt ein altes Bild im würdevollen Flug, schaukelnd und langsam in meine Zeit,
um mich in nicht vergessene Erinnerungen abzuholen, als wären sie heute wieder auferstanden.
Die Gegenwart verblasst und das schwarzweiße Bild bekommt wieder strahlend schöne Farben, nur sichtbar für mich.
Ein junges Paar schlendert fröhlich tänzelnd und scheinbar ein wenig ziellos am Waldrand dahin. Beim näheren Betrachten sind sie äußerlich sehr verschieden. Er ist ein ziemlich großer, fast zwei Meter langer junger Mann, fast schlaksig mit um die Beine wedelnden Hosen, weil sie den braunen Stoff nicht ausfüllen. Sein schmales Gesicht mündet in einem rotbraunen Vollbart. Er scheint um die dreißig zu sein und sie daneben, immer plaudernd, trägt ein beiges Kleidchen im helenischen Stil und ihre Haare flattern hellblond und wellig um ihre schmalen Schultern. Sie ist jünger, wesentlich kleiner als er, Anfang zwanzig und mit noch fast kindlichen Gesichtszügen. Sie unterhalten sich angeregt, als sie plötzlich lachend wie verrückt hin und herspringen, so, als würden sie etwas unbedingt und mit kindlichem Eifer fangen wollen. Schmetterlinge können es um diese Zeit nicht mehr sein, dazu ist es einfach schon zu dunkel. Mückenjagen aber kann es auch nicht sein, dazu schlagen sie nicht hektisch genug um sich.
Er hält in seinen Händen einen kleinen Strauß von eigenhändig gestohlenen Heckenröschen und fuchtelt damit wild umher. Ein bisschen seltsam mutet diese Szene doch an und die wenigen vorbeiziehenden Spaziergänger drehen sich noch einige Zeit amüsiert um, um das Schauspiel nicht zu verpassen.
Doch sie erfahren nie, was für ein schönes Geschenk hier für immer in dem Gedächtnis der Beiden eingebrannt bleiben wird.
Zu Hause angekommen stellen sie das Sträußchen in eine kleine Vase und machen das Licht aus.
Und da ist es!
Die Heckenrosen fangen punktförmig an zu glühen und die Punkte bewegen sich! Was ist das denn?
Viele, ganz viele kleine Glühwürmchen schwirren um die Röschen herum und suchen ihr Zuhause oder ihre Geliebte! Dieses Taumeln und Glühen lässt sie mit angehaltenem Atem stillstehen, damit die fliegenden Liebesboten nicht verschreckt werden, aber bald tun sie es den Glühwürmchen gleich...
In dieser, meiner Erinnerung tauchen sie wieder auf, dreißig Generationen vor den heutigen, kleinen, glühenden Wesen, und sie tanzen noch einmal vor mir, ihren vergangenen Hochzeitstanz.
 

Ustrarisa

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Leise fällt ein altes Bild im würdevollen Flug, schaukelnd und langsam in meine Zeit,
um mich in nicht vergessene Erinnerungen abzuholen, als wären sie heute wieder auferstanden.
Die Gegenwart verblasst und das schwarzweiße Bild bekommt wieder strahlend schöne Farben, nur sichtbar für mich.
Ein junges Paar schlendert fröhlich tänzelnd und scheinbar ein wenig ziellos am Waldrand dahin. Beim näheren Betrachten sind sie äußerlich sehr verschieden. Er ist ein ziemlich großer, fast zwei Meter langer junger Mann, fast schlaksig mit um die Beine wedelnden Hosen, weil sie den braunen Stoff nicht ausfüllen. Sein schmales Gesicht mündet in einem rotbraunen Vollbart. Er scheint um die dreißig zu sein und sie daneben, immer plaudernd, trägt ein beiges Kleidchen im helenischen Stil und ihre Haare flattern hellblond und wellig um ihre schmalen Schultern. Sie ist jünger, wesentlich kleiner als er, Anfang zwanzig und mit noch fast kindlichen Gesichtszügen. Sie unterhalten sich angeregt, als sie plötzlich lachend wie verrückt hin und herspringen, so, als würden sie etwas unbedingt und mit kindlichem Eifer fangen wollen. Schmetterlinge können es um diese Zeit nicht mehr sein, dazu ist es einfach schon zu dunkel. Mückenjagen aber kann es auch nicht sein, dazu schlagen sie nicht hektisch genug um sich.
Er hält in seinen Händen einen kleinen Strauß von eigenhändig gestohlenen Heckenröschen und fuchtelt damit wild umher. Ein bisschen seltsam mutet diese Szene doch an und die wenigen vorbeiziehenden Spaziergänger drehen sich noch einige Zeit amüsiert um, um das Schauspiel nicht zu verpassen.
Doch sie erfahren nie, was für ein schönes Geschenk hier für immer in dem Gedächtnis der Beiden eingebrannt bleiben wird.
Zu Hause angekommen stellen sie das Sträußchen in eine kleine Vase und machen das Licht aus.
Und da ist es!
Die Heckenrosen fangen punktförmig an zu glühen und die Punkte bewegen sich! Was ist das denn?
Viele, ganz viele kleine Glühwürmchen schwirren um die Röschen herum und suchen ihr Zuhause oder ihre Geliebte! Dieses Taumeln und Glühen lässt sie mit angehaltenem Atem stillstehen, damit die fliegenden Liebesboten nicht verschreckt werden, aber bald tun sie es den Glühwürmchen gleich...
In dieser, meiner Erinnerung tauchen sie wieder auf, dreißig Generationen vor den heutigen, kleinen, glühenden Wesen, und sie tanzen noch einmal vor mir, ihren vergangenen Hochzeitstanz.
 



 
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