Alte Säcke

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Anonym

Gast
Ein alter Sack kann man schon mit 38 sein. Alte Säcke sind Männer, die sich an Frauen aufgeilen, die ihre Töchter sein könnten. Mein Mann ist so einer. Zum ersten Mal ist es mir aufgefallen, als diese russische Austauschschülerin da war. Wir saßen mit unserer Tochter und diesem Russenmädchen, Oxana, auf der Couch vor dem Fernseher. Es war in dem heißen Sommer 2003. Mein Mann sah nicht geradeaus, Richtung Bildschirm, sondern glotzte nach links in das tiefe Dekolleté des „gutentwickelten“ Mädchens. Ich konnte es einfach nicht glauben. Einige Tage später erwischte ich ihn dabei, dass er meiner Tochter und ihr beim Baden im Pool Gesellschaft leistete. Eigentlich hasst er es, untätig in der Sonne zu liegen und zu faulenzen. Doch die junge, großbusige Bikini-Schönheit in unserem Garten ließ ihn seine Abneigung vergessen.

Mein Mann ist eher feinsinnig angehaucht. Er liebt Literatur, gute Weine und intensive Gespräche. Gerne gibt er auch den Frauenversteher, der sich inbrünstig für die Emanzipation stark macht. Emanzipation heißt für ihn, dass die Frau Geld verdienen und dem Mann nicht auf der Tasche liegen soll. Ansonsten muss eine Frau das sein, was sie für Männer immer schon sein musste: Jung, schlank, sexy, unbeschwert. Was für ein Drama, als ich nach der Geburt unserer Tochter etwas zugenommen hatte. Der Sex mache ihm keinen Spaß mehr, ließ er verlauten. Ihm fehle das Biegsame, Durchtrainierte. Zudem mache ihn Bauchansatz überhaupt nicht an.

Drecksau! Das ist momentan die einzige Vokabel, die mir zu meinem Mann einfällt. Auch in diesem Sommer kann er sich nicht zusammenreißen. Ich bemerke im Supermarkt, wie er nervös wird, wenn junge Mädchen in knackigen Outfits an ihm vorübergehen. Mir wird schon regelrecht schlecht, wenn eine Kindfrau mit langem Haar, schmalen Hüften und jugendlichem Teint vorbeigeht. Ich bin so beschämt. Mit wem sollte ich darüber reden?

Aber nicht nur er ist so. Ich beobachte die Kerle nun intensiv. Es gibt viele von ihnen. Mir passiert es auch, dass mich Männer um die 60 umgarnen. Was bilden die sich denn ein? Kürzlich hatte ich einen Geschäftstermin, bei dem mich so ein alter Sack unverhohlen anmachte. Ein gutaussehender, reicher, charmanter alter Sack – zugegeben. Doch ich fragte mich, ob er sein Reflexionsvermögen an der Garderobe abgegeben hatte. Was würde man sagen, wenn ich unseren 17jährigen Auszubildenden anmachen würde? Dieser alte Sack erzählte mir stolz, seine letzte Partnerin sei 25 Jahre jünger gewesen. Ach, sagte ich daraufhin, ich fände es seltsam, wenn mein Vater mit einer Frau zusammen sei, die seine Tochter sein könne. Oh, welche Genugtuung! Das Geschäft kam nicht zustande.

Ich denke nun über die Trennung von meinem Mann nach. Es ist mir unangenehm, wenn unsere Tochter Freundinnen mit nach Hause bringt. Ich unternehme nichts mehr mit ihm, es sei denn, ich weiß, dass wir nur auf Frauen jenseits der 35 treffen. Ich spüre, sie sind nicht mehr attraktiv für ihn: kein nervöses Sich-am-Kopf-Kratzen, kein unruhiges Hin-und-Her-Zappeln. Kürzlich erzählte er etwas über die Macht der Schönheit und den Glanz der Jugend. Pseudowissenschaftlich verpackt, das Ganze. Doch mir kann er nichts mehr vormachen, der alte Sack. Es widert mich nur noch an. Vielleicht verlasse ich ihn aber doch nicht. Es gibt ja auch andere Methoden, alte Säcke loszuwerden.
 
B

bonanza

Gast
mehr ein aufmacher zum plaudern als eine gelungene
kurzprosa. zwischendurch ein paar ironische passagen,
die etwas unterhaltungswert bieten. ansonsten inhaltlich
mager und sprachlich plauderdurchschnitt.

die welt ist voll alter säcke. selbst viele priester sind
nur alte säcke. die protagonistin fühlt sich durch das
verhalten ihres ehemannes als frau herabgesetzt.
diese demütigung ist nachvollziehbar. sicher kein einzel-
fall, dass ehen erotisch absterben.
da es aber genug alte säcke gibt, besteht für die frau
noch hoffnung. es gibt auch welche, die einen bauchansatz
hinnehmen und ein anderes ästhetikempfinden haben.
eine menge männer suchen reife frauen für die liebe.
alte säcke sind die auf ihre weise aber auch.
schön, dass man einen mann einen alten sack nennen kann.
das paßt so gut.
wie müßte ich denn eine frau nennen, die jüngeren, knackigen
männern hinterherschaut?

bon.
 
M

Melusine

Gast
Hallo A.,
ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass das einer von "denen" geschrieben hat. Ein alter Sack eben.
Womöglich ein verheirateter alter Sack, der eine Tochter hat, gern hübschen jungen Mädchen nachschaut, sich manchmal erschrocken dabei ertappt, dass diese jungen Mädchen im Alter seiner Tochter sind - und sich noch erschrockener fragt, ob das wohl bereits die Midlifecrisis ist ...?

LG Mel
 

Anonym

Gast
Hallo Melusine,

ich bin die Tochter eines solchen Mannes und leide bis heute darunter. Hätte ich die Gewähr gehabt, straffrei "davonzukommen", hätte ich ihn vergiftet. Ernsthaft!

Bonanza, natürlich ist das keine überragende Prosa. Der Text ist innerhalb von 10 Minuten entstanden, nachdem ich zufälligerweise meinem Dad begegnet bin. Normalerweise vermeide ich Begegnungen mit ihm, weil mich das immer aus der Bahn wirft. Daher handelt es sich hier um Gefühlsprosa ohne jeglichen großen Anspruch.

Übrigens finde ich ähnlich agierende FRAUEN auch nur peinlich und unzivilisiert.

LG
A
 
S

Saurau

Gast
man kann halt den menschen schwer vorschreiben, für welchen typ sie sich zu interessieren haben. das recht auf freiheit besteht für die protagonistin ebenso wie für den alten sack. es ist auch der nicht besser dran, den junges gemüse aufgeilt. wenn junge frauen auf alte säcke stehen, ist das deren sache ebenso wie es sache der prot ist, sich zu trennen von ihm. der letzte satz macht mich nachdenklich. kastration würde helfen, aber wäre das im sinne des freien willens? mord wäre hier nichts weiter als ein eingeständnis, selbst versagt zu haben.

lg daniel
 



 
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