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Tabasco
Gast
Alte Scheiße!
Als ich letzte Woche Dienstag das Licht anmachte, schien es beinahe heller als sonst. Klar, ich hatte die Fenster geputzt, so kam auch von außen Licht ins Zimmer. Ein kurzes Vergnügen.
Als die Elektriker, die ich am folgenden Morgen konsultierte den Kurzschluss in der Zwischendecke eingekreist hatten, wurde mir, mehr mitleidig als handwerklich, erklärt, dass jenes Malheur nur so beseitigen sei, wenn man die besagte Decke im Wohnzimmer herausreiße. Mit der linken Hand meine Börse befühlend und mit Gedanken an monatelangen Baustellenzustand lehnte ich dankend ab. Die Kosten für die unerfreuliche Botschaft trugen letztendlich Mitbewohner René und meine Person, da der Auftrag zur Stromuntersuchung von uns und nicht vom Vermieter erteilt wurde.
Nachdem schon vor einiger Zeit im Winter die Wasserrohre geplatzt waren, hatte ich meinen inneren Siedepunkt nun endlich erreicht.
Folglich zog ich lustlos eine der herumliegenden Verlängerungsschnüre von der, noch funktionierenden, Steckdose im Bad zu mir ins Zimmer und schloss ein Lämpchen an, damit ich mich lesend im Bett genussvoll allen Varianten des Selbstmitleides hingeben konnte.
Kaum zwei Tage später betrachtete ich mit gleichem Missmut den Inhalt des Briefkastens. Neue Rechnungen warteten abermals auf Bezahlung. Weder René noch ich konnten und wollten uns diesen annehmen und so liegen sie noch heute irgendwo da ganz hinten in der Küchensitzecke.
Und Frühling? Ach, Frühling ist das nicht. Regen, Regen, auf allen Wegen. Oder zumindest Trübsaal. In den Parks, den Kneipen und Gesichtern. Nein, auf kommenden Sommer ließ nichts schließen. Das fuchst! Ungemein! Und macht müde...
Mein Bett brauchte Ausdauer und Energie, trug mich mehrere Tage durch das schreckliche Ambiente um mich herum. Und allen anderen ging es wohl sehr ähnlich. Dann Ostern, ach Ostern. Familiäres Gesülze und Küche wie bei... nein ....von Muddern. Freudenstrahlen trieb mir die Erwartung dessen nicht ins Gesicht. René verflüchtigte sich der Weilen samt Freundin in Richtung Ostsee, verließ das Heim der Trostlosigkeit und hoffte weit über uns küstengerecht auf einige entspannende Tage. Sicher hatte er diese...
Ich hingegen lauschte dem Wetterbericht, hoffte auf nette Anrufe, die mich motiviert aus der Versenkung ziehen sollten, die aber auch ebenso ausblieben wie jede andere Form von zeitgerechter Kommunikation, so wie ich sie in jeder Millisekunde gebraucht hätte, während ich lag, und nichts tat.
Nun, Ostern kam. Zwangsläufig. Wie auch nur hätte ich mich dagegen wehren sollen. Und ja, meine Mutter ist ein lieber Mensch. Und ja, es hätte ihr sicher (wieder einmal) das Herz gebrochen, wäre ich nicht bei ihr aufgeschlagen, am ach-so-gerne-sonnigen Ostersonntag. Tatsächlich zeigte sich Wärme und Sonne, doch der Umstand jenes feiertagsgerecht im elterlichen Umfeld begrüßen zu dürfen, ließ die Freude deutlich schmälern. Aber auch solche Tage, haben Nächte, werden dunkel und gehen vorbei. Und was folgt? Ein Montag. Ein „any given monday“. Mir schaudert’s!
Als ich am Ostermontag wohl vertraut in meinem Bett erwachte, schien die Sonne dem Vortag gleich. Heute sprachen ihre Strahlen Worte und ich dachte ernsthaft darüber nach, aufzustehen. Später am Tage gab ich diesem Gefühl nach und machte mich mit musikalischer Untermalung an das Ausleben meines Pflichtbewusstseins (ha ha). Ich wusch ab. Es muss 18 Uhr gewesen sein, als Ostseeschurke René zur Tür hereinkam. Es folgten Bekannte, ein fröhliches „Wie war’s?“ auf den Lippen. Alles schien freundlicher, motivierter, enthusiastischer als letzte Woche. Alle schienen so. Alle waren so. Ich vielleicht auch.
Dann ein Anruf: Patrick, mein liebster Brandenburger Blödelbarde meldete sich zum Besuch an. Auch er schien recht selbstzufrieden. „Schön, dass er herkommt. Heute ist Konzert im Archiv.“, dachte ich in mich hinein. Wenig später ein weiterer Anruf: Anne, meine Lieblings-Potsdamerin. „Schön zurück?“, dachte ich und auch sie hatte Pläne für den Abend, wollte mich einbeziehen. Ich ließ es gerne zu. „Es könnte nett werden.“, hoffte ich zurückhaltend aber selbstsicher.
Das Konzert war grandios. Ja, ich gebe zu, ich habe mich beim Kopfnicken erwischt. Hart, schnell und laut. Lecker! Es hätte länger dauern können. 3 Stunden länger hätte es dauern können. Anschließend begab ich mich samt Anne, Wein und Schlafsack Richtung Park am Heiligen See um am nächsten Sonnenaufgang teilhaben zu können. Es gelang uns trotz Leerung der Flasche. Ein paar Stündchen Schlaf im Freien folgten und als wir erwachten, waren die „Draußen-Tische“ der Boulevard-Kneipen schon wieder randgefüllt mit Menschen und solchen, die es einmal werden wollen. Zum Frühstück gab es Börek, artgerecht vom Dönerstand, verputzt auf der großen Eiche am Bassinplatz. Folgend fanden Anne und ich uns einige Sonnengenüsse später im „Lapiz Lapuli“ zum Milchshake wieder. Erst gegen 15 Uhr machte Müdigkeit die Runde und man entschied, die Wege vorerst zu trennen, um sich vielleicht später des Tages nüchtern und ausgeruht wieder über den Weg zu laufen.
Jetzt ist es 17:15 Uhr. Ich schreibe diesen Text. Fast ist er fertig. Sicher werde ich fortgeschrittenen Abends wieder aufwachen, um erneut festzustellen, wie schön doch manchmal einiges zwischen all der Scheiße sein kann.
Und während ich hier so schwafele, wurmt es mich...
Alte Scheiße, Ilja, sag bloß...
Du lebst doch nicht etwa???
Tabasco 22.04.03
Als ich letzte Woche Dienstag das Licht anmachte, schien es beinahe heller als sonst. Klar, ich hatte die Fenster geputzt, so kam auch von außen Licht ins Zimmer. Ein kurzes Vergnügen.
Als die Elektriker, die ich am folgenden Morgen konsultierte den Kurzschluss in der Zwischendecke eingekreist hatten, wurde mir, mehr mitleidig als handwerklich, erklärt, dass jenes Malheur nur so beseitigen sei, wenn man die besagte Decke im Wohnzimmer herausreiße. Mit der linken Hand meine Börse befühlend und mit Gedanken an monatelangen Baustellenzustand lehnte ich dankend ab. Die Kosten für die unerfreuliche Botschaft trugen letztendlich Mitbewohner René und meine Person, da der Auftrag zur Stromuntersuchung von uns und nicht vom Vermieter erteilt wurde.
Nachdem schon vor einiger Zeit im Winter die Wasserrohre geplatzt waren, hatte ich meinen inneren Siedepunkt nun endlich erreicht.
Folglich zog ich lustlos eine der herumliegenden Verlängerungsschnüre von der, noch funktionierenden, Steckdose im Bad zu mir ins Zimmer und schloss ein Lämpchen an, damit ich mich lesend im Bett genussvoll allen Varianten des Selbstmitleides hingeben konnte.
Kaum zwei Tage später betrachtete ich mit gleichem Missmut den Inhalt des Briefkastens. Neue Rechnungen warteten abermals auf Bezahlung. Weder René noch ich konnten und wollten uns diesen annehmen und so liegen sie noch heute irgendwo da ganz hinten in der Küchensitzecke.
Und Frühling? Ach, Frühling ist das nicht. Regen, Regen, auf allen Wegen. Oder zumindest Trübsaal. In den Parks, den Kneipen und Gesichtern. Nein, auf kommenden Sommer ließ nichts schließen. Das fuchst! Ungemein! Und macht müde...
Mein Bett brauchte Ausdauer und Energie, trug mich mehrere Tage durch das schreckliche Ambiente um mich herum. Und allen anderen ging es wohl sehr ähnlich. Dann Ostern, ach Ostern. Familiäres Gesülze und Küche wie bei... nein ....von Muddern. Freudenstrahlen trieb mir die Erwartung dessen nicht ins Gesicht. René verflüchtigte sich der Weilen samt Freundin in Richtung Ostsee, verließ das Heim der Trostlosigkeit und hoffte weit über uns küstengerecht auf einige entspannende Tage. Sicher hatte er diese...
Ich hingegen lauschte dem Wetterbericht, hoffte auf nette Anrufe, die mich motiviert aus der Versenkung ziehen sollten, die aber auch ebenso ausblieben wie jede andere Form von zeitgerechter Kommunikation, so wie ich sie in jeder Millisekunde gebraucht hätte, während ich lag, und nichts tat.
Nun, Ostern kam. Zwangsläufig. Wie auch nur hätte ich mich dagegen wehren sollen. Und ja, meine Mutter ist ein lieber Mensch. Und ja, es hätte ihr sicher (wieder einmal) das Herz gebrochen, wäre ich nicht bei ihr aufgeschlagen, am ach-so-gerne-sonnigen Ostersonntag. Tatsächlich zeigte sich Wärme und Sonne, doch der Umstand jenes feiertagsgerecht im elterlichen Umfeld begrüßen zu dürfen, ließ die Freude deutlich schmälern. Aber auch solche Tage, haben Nächte, werden dunkel und gehen vorbei. Und was folgt? Ein Montag. Ein „any given monday“. Mir schaudert’s!
Als ich am Ostermontag wohl vertraut in meinem Bett erwachte, schien die Sonne dem Vortag gleich. Heute sprachen ihre Strahlen Worte und ich dachte ernsthaft darüber nach, aufzustehen. Später am Tage gab ich diesem Gefühl nach und machte mich mit musikalischer Untermalung an das Ausleben meines Pflichtbewusstseins (ha ha). Ich wusch ab. Es muss 18 Uhr gewesen sein, als Ostseeschurke René zur Tür hereinkam. Es folgten Bekannte, ein fröhliches „Wie war’s?“ auf den Lippen. Alles schien freundlicher, motivierter, enthusiastischer als letzte Woche. Alle schienen so. Alle waren so. Ich vielleicht auch.
Dann ein Anruf: Patrick, mein liebster Brandenburger Blödelbarde meldete sich zum Besuch an. Auch er schien recht selbstzufrieden. „Schön, dass er herkommt. Heute ist Konzert im Archiv.“, dachte ich in mich hinein. Wenig später ein weiterer Anruf: Anne, meine Lieblings-Potsdamerin. „Schön zurück?“, dachte ich und auch sie hatte Pläne für den Abend, wollte mich einbeziehen. Ich ließ es gerne zu. „Es könnte nett werden.“, hoffte ich zurückhaltend aber selbstsicher.
Das Konzert war grandios. Ja, ich gebe zu, ich habe mich beim Kopfnicken erwischt. Hart, schnell und laut. Lecker! Es hätte länger dauern können. 3 Stunden länger hätte es dauern können. Anschließend begab ich mich samt Anne, Wein und Schlafsack Richtung Park am Heiligen See um am nächsten Sonnenaufgang teilhaben zu können. Es gelang uns trotz Leerung der Flasche. Ein paar Stündchen Schlaf im Freien folgten und als wir erwachten, waren die „Draußen-Tische“ der Boulevard-Kneipen schon wieder randgefüllt mit Menschen und solchen, die es einmal werden wollen. Zum Frühstück gab es Börek, artgerecht vom Dönerstand, verputzt auf der großen Eiche am Bassinplatz. Folgend fanden Anne und ich uns einige Sonnengenüsse später im „Lapiz Lapuli“ zum Milchshake wieder. Erst gegen 15 Uhr machte Müdigkeit die Runde und man entschied, die Wege vorerst zu trennen, um sich vielleicht später des Tages nüchtern und ausgeruht wieder über den Weg zu laufen.
Jetzt ist es 17:15 Uhr. Ich schreibe diesen Text. Fast ist er fertig. Sicher werde ich fortgeschrittenen Abends wieder aufwachen, um erneut festzustellen, wie schön doch manchmal einiges zwischen all der Scheiße sein kann.
Und während ich hier so schwafele, wurmt es mich...
Alte Scheiße, Ilja, sag bloß...
Du lebst doch nicht etwa???
Tabasco 22.04.03